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Berlin-Gatow

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Dorfkirche Gatow

Gatow ist der kleinste Stadtteil von Berlin mit 5.532 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2002). Gatow liegt im Süden von Spandau. Im Süden grenzt er an Kladow, im Norden an Wilhelmstadt, im Osten verläuft die Havel und im Westen die Stadtgrenze von Berlin, die Gatow von den angrenzenden Ortschaften Groß-Glienicke und Seeburg trennt.

Gatow wird auch als Dorf in der Großstadt beschrieben, es hat sich den ländlichen Charme eines Straßendorfs erhalten. Das ist vor allem auf die landwirtschaftlich genutzten Felder und die Art der Bebauung zurückzuführen. So gibt es viele Einfamilienhäuser mit Gärten, einige Mehrparteienwohnhäuser und Reihenwohnhäuser.

Trotz dieser ruhigen Lage kann man innerhalb von 30 Minuten mit der BVG den Bahnhof Zoo in Berlin erreichen.

Geschichte

Im Jahr 1258 wurde das Dorf erstmals urkundlich unter dem Namen Gatho erwähnt.

1558 wurde Gatow Spandau unterstellt. Es gehörte vor dem Mauerfall zum britischen Sektor von West-Berlin. Die Briten betrieben dort ihren Militärflugplatz. Um dessen Gleichwertigkeit mit Tegel (Franzosen) und Tempelhof (Amerikaner) zu betonen achteten sie sehr darauf, dass Königin Elizabeth II., wenn sie West-Berlin besuchte, in Gatow landete. 1969 wurde auch ein Golfplatz angelegt und The British Golf Club Gatow gegründet.

Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche Gatow

Teile der Dorfkirche wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut. Damit ist sie das älteste noch erhaltene Bauwerk in Gatow und hat den Status eines Baudenkmals. Ursprünglich war sie eine Feldsteinkirche. Über die Jahrhunderte wurde die Kirche immer wieder erweitert. Die letzten großen Restaurierungen erfuhr die Kirche in den Jahren 1935 (Fertigstellung am 22. Dezember 1935) und 1953. Im Inneren hängt über dem Altar ein auf Holz gemaltes Gemälde; die um 1495 entstandene "Beweinung Christi", die der Werkstatt des Nürnberger Malers Michael Wolgemut zugeordnet wird.

Villa Lemm

Villa Lemm, Garten
Villa Lemm, Bedienstetenhaus

Die Villa Lemm ist eine Villa in Berlin Gatow und liegt direkt an der Havel. Das Anwesen hat eine Größe von 23 632 Quadratmeter und wird als eins der schönsten Grundstücke in Berlin bezeichnet. 1907 ließ sich der Schuhfabrikant Otto Lemm die Villa von dem Berliner Architekten Max Werner erbauen. Die Villa entspricht dabei dem Stil englischer Landhäuser. Der Terrassengarten hingegen entspricht dem italienischen Stil. Von 1945 bis 1990 wurde die Villa vom britischem Stadtkommandanten bewohnt. Als Berlin den Vier-Mächte-Status verloren hatte, ging die Villa Lemm in den Besitz des Landes Berlin über. Zu dieser Zeit wurde die Villa unter Denkmalschutz gestellt. Im Jahr 1995 wurde die Villa von dem Unternehmer und Kunstsammler Hartwig Piepenbrock gekauft und saniert. Leider ist das Gelände der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Jaczo-Schlucht

Jaxa auf der Flucht vor Albrecht dem Bären, Ausschnitt Relief Jaczo-Turm

Auf Höhe der Gatower Str. 199 beginnt ein Weg durch die Jaczo-Schlucht zur Havel. Nach nur wenigen Metern begegnet man einem kleinen, runden, unscheinbaren und verwahrlosten Turm. Der Turm wurde 1914 mit privaten Mittel eines anonymen Spandauer Bürgers zur Erinnerung an den slawischen Fürsten Jaxa von Köpenick errichtet, der auch der Schlucht den Namen gab. Jaxa oder auch Jaczo ging in die Geschichte ein als Gegenspieler von Albrecht dem Bären bei der Gründung der Mark Brandenburg im Jahr 1157. Ein schon weit zerfallenes Relief am Turm zeigt Jaxa auf der Flucht vor Albrecht dem Bären und zweier seiner Reiter. Der Legende und der lateinischen Inschrift nach soll Albrecht den Slawenfürsten am Ende der Schlucht in die Havel getrieben haben. Das rettende gegenüberliegende Ufer bei Schildhorn erreichte er nur mit Hilfe des in letzter Not angerufenen, bislang verhassten Christengottes, dem er zum Dank die Treue schwor. Bei Schildhorn ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1845 zur Erinnerung an Jaxas wundersame Bekehrung ein Denkmal errichten. (Siehe ausführlich: Jaxa von Köpenick.)

Weitere Sehenswürdigkeiten

Die Havel an der Badewiese neben der Villa Lemm
  • Badewiese - Gatow hat drei sehr schöne Havelbadewiesen. Die beiden prominentesten sind die "Große Badewiese" in Höhe Hohengatow gegenüber vom Grunewaldturm und die "Kleine Badewiese" in der Nähe des alten Gatower Dorfkerns. Eine weitere kleinere Badewiese befindet sich neben der Villa Lemm (in Richtung Heerstraße).
Ein typisches Bild für die Rieselfelder
  • Rieselfelder Gatow - Die Rieselfelder sind ein Relikt aus den früheren Zeiten der Abwasserentsorgung. Früher wurden hier die Abwässer aus einem größeren Teil von (West-)Berlin im Sandboden versickert. Obwohl die Schlämme abgeschöpft wurden, ist der Boden bis heute mit unzähligen Rückständen verseucht. Seit vielen Jahren nun sind die Rieselfelder außer Betrieb und haben sich zu einer sehr schönen Heidelandschaft entwickelt (Naturschutzgebiet). Die Berliner Wasserbetriebe führen heutzutage immer noch Elutionsstudien durch, in denen untersucht wird, inwieweit Schwermetalle aus dem Boden herausgewaschen werden und inwiefern sich der Boden erholt. Zu diesem Zwecke werden fertig geklärte Abwässer versickert. Ein Spaziergang in den Rieselfeldern, die keilförmig zwischen der Gatower Straße und der B2 (Potsdamer Chaussee) liegen, lohnt sich nicht nur für gestresste Städter, sondern allemal auch für Berlin-Touristen. Insbesondere in den Abendstunden kann viel Wild beobachtet werden. Im Sommer laden die zahllosen Obstbäume am Wegesrand regelrecht zur Selbstbedienung ein. Parkmöglichkeiten gibt es in der Gatower Straße.
  • Katholische Kirche
  • Teile der ehemaligen Grenzanlagen (dort auch als Berliner Mauer und nicht nur als Zaun) im Originalzustand befinden sich sehr versteckt im Gestrüpp am nördlichen Ende des Groß-Glienicker Sees, wo ein Fuß- und Fahrradweg Groß-Glienicke mit Gatow verbindet und die ehemalige Grenze überquert.

Zum nach Schwedt/Oder eingemeindeten Ort Gatow siehe unter Gatow (Oder).


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