Benutzer Diskussion:Tvwatch
Guten Abend, ich habe Deine an sich lobenswerte Erweiterung des genannten Artikels erstmal wieder rückgängig gemacht. Zum einen sind einige triviale Informationen enthalten, auf die auch verzichtet werden kann. Zum anderen sind viele Aussagen subjektiv und wertend, was dem neutralen Standpunkt widerspricht, dem Wikipedia-Artikel verpflichtet sind. Zitate sollten klar als solche gekennzeichnet werden (inklusive Person und Quelle), um diese inhaltlich vom eigentlichen Artikelinhalt abgrenzen zu können. Ich möchte Dich deshalb bitten, Deine Version unter diesen Gesichtspunkten zu überarbeiten und dann nochmal neu abzuspeichern. --Uwe 20:28, 26. Nov. 2006 (CET)
Seh ich mir noch mal an.
Danke für deinen Kommentar. Vorab: Ich halte die Behandlung der Geschichte des Theaters für wichtig, da erst dadurch die Bedeutung des Hauses im deutschen Theaterleben erkennbar wird. Insbesondere die 80er Jahre lassen das Theater einzigartig in der Theatergeschichte der DDR dastehen. Dazu gehört m.E. auch die Nennung von Regisseuren, Autoren und Schauspielern.
Pkt. "subjektiv und wertend":
"Wertend" ist jeder Artikel. Das fängt schon mit dem Wort "wichtig" an. Die Auseinadersetzung Castorf/Bordel ist mittlerweile Theatergeschichte. Ich habe in dem Artikel lediglich beide Standpunkte referiert ("Dilletant"/"Theaterretter"). Das ist so üblich, wenn sich eine einheitliche "historisch" Bewertung noch nicht gebildet hat. Meiner Einschätzung nach wird sich die in diesem Fall auch nicht bilden. "Neutral" heißt für mich in einem solchen Fall, dass man beide Seiten zu Wort kommen läßt. Bordel hat sich auch zur beschriebenen Ausgangssituation bekannt und erklärt, "er habe sich mißbrauchen lassen" (Pressearchiv Theater-Homepage). Im übrigen schätze ich seine Arbeit durchaus.
"Strafkolonie", "Sibirien" stammt - wie angegeben - aus einer Spiegel-Reportage. Beide Begriffe werden auch im Pressearchiv der Theater-Homepage (in anderen Artikeln) erwähnt. Ferner haben zwei Darsteller des damaligen Ensembles diese Einschätzung in Gesprächen mit mir übermittelt. Damit halte ich das für objektiv ausreichend abgesichert.
"latend nazianfällig": Ich halte das für ausreichend belegt. Die damalige Situation haben mir Ensemblemitglieder geschildert. Außerdem beschreibt sie der in Anklam aufgewachsene Anwalt Heinrich Hannover in seinen Lebenserinnerungen. Der Einschätzung der heutigen Situation habe ich die allgemein zugänglichen Wahlergebnisse: "In der Gegend um Anklam holten die Rechtsextremen in jedem zweiten Wahlbezirk mehr als elf Prozent", eine Artikelauswahl im Archiv der "Ostsee-Zeitung", einem Arikel der "Mut gegen rechte Gewalt"-Stiftung, der Pressesammlung Anklam von www.links-lang.de und einen ARD-Bericht über die Arbeit von rechtsradikalen "Bürgerinitiativen" in und um Anklam zugrunde gelegt. Vielleicht wäre aber "latent diktaturanfällig" oder "antidemokratisch" treffender?
Pkt. "trivial": Ist damit die Geschichte des SED-Parteisekretärs gemeint? Sie dient zur Schilderung der - wirklich eigenartigen - Anklamer Situation. Die Person ist namentlich bekannt, Gerhard Schönerstedt, und hat das selbst dem SPIEGEL gegenüber geschildert. Ferner wurde mir die Geschichte von insgesamt 4 ehemaligen Anklamer Regisseuren und Schauspielern übermittelt. Auch in den Materialien, die zum Tod von Heiner Müller an der Schaubühne erschienen sind, taucht diese Geschichte auf. Ich halte sie nicht für trivial, sondern für erschreckend bezeichnend.
Ich lass das hier erst einmal stehen und warte auf Reaktionen. -- Tvwatch 13:36, 27. Nov. 2006 (CET)
- Mit wertend sind Ausdrucksweisen wie z.B. "Die Anklamer Bevölkerung, die man schon zu DDR-Zeiten als kulturuninteressiert und latent nazianfällig bezeichnen konnte" gemeint. Dadurch übernimmt der Artikeltext die Einschätzung einiger Personen, durch die Formulierung entsteht der Eindruck, dass diese Einschätzung ein objektiver Fakt wäre. Nach Deinen obigen Aussagen sind es einige damalige Mitglieder des Theaters, auf deren Aussagen diese Einschätzung beruht. Insofern wäre eine angemessene Formulierung dieser Aussage beispielsweise "Die Anklamer Bevölkerung, die man nach Aussagen damaliger Mitarbeiter des Theaters schon zu DDR-Zeiten als kulturuninteressiert und latent nazianfällig bezeichnen konnte" oder ähnlich. Und kulturuninteressiert würde ich in Anklam aufgrund der sozioökonomischen Situation der Stadt sowohl damals als auch heute noch eine gewisse Berechtigung zugestehen, "latent nazianfällig" ist aber auf die gesamte Bevölkerung bezogen schlichtweg eine Verzerrung, ebenfalls "latent diktaturanfällig" oder "antidemokratisch". In den beiden Wahlkreisen für Ostvorpommern lag die NPD jeweils bei rund 11%, in Anklam-Stadt bei 15%. Das ist erschreckend hoch, bedeutet aber immer noch, dass 85% der Anklamer Bevölkerung eine demokratische Partei gewählt haben. Oder anders gesagt, auf jeden NPD-Wähler in Anklam kommen sechs Bürger, die nicht NPD gewählt haben. Hier im Bezug auf die gesamte Bevölkerung von "latent nazianfällig" zu schreiben entspricht also schlicht nicht den Tatsachen.
- Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob die Geschichte mit dem SED-Parteisekretär und dem Singen des „Horst-Wessel-Liedes“ relevant ist. Aber wenn, dann sollte sie anders formuliert werden, nämlich nüchterner und neutraler. Also in der Form "Durch Aussagen mehrerer ... ist überliefert, dass der damalige SED-Parteisekretär ..." und so weiter. Formulierungen wie "Starker Tobak." oder "so behaupten böse Zungen" oder "Eine zuviel für das kleine Theater. Bordel blieb. Castorf musste weichen und wurde in Berlin berühmt." sind hingegen essayhafter Schreibstil. Auch eine möglichst genaue Zeitangabe, also zumindestens das Jahr, besser noch der Monat, wäre für eine angemessene Darstellung notwendig.
- Wie gesagt: Standpunkte und wertende Aussagen möglichst präzise einer Person oder einem Personenkreis zuweisen, konkrete Episoden oder Vorfälle möglichst zeitlich präzisieren, alle diese Aussagen (wenn möglich) mit Quellennennung belegen (gedruckte Quellen sind besser als Onlinequellen und diese besser als mündliche Überlieferungen), nur wirklich objektive und überprüfbare Fakten in einem verallgemeinerndem Sprachstil dem Artikel selbst zu eigen machen - und alle Aussagen in einem sprachlich neutral-nüchternen Stil formulieren - dann klappt es mit einem guten Wikipedia-Artikel. Ich stimme voll und ganz zu, dass gute Hintergrund-Informationen zur Geschichte eines Theaters essentielle Informationen sind. Die Nennung von Regisseuren, Autoren und Schauspielern ist dabei ohne Zweifel wichtig, kein Widerspruch dazu von mir. --Uwe 14:15, 27. Nov. 2006 (CET)
Über die schnelle Reaktion habe ich mich gefreut und ich stimme deinen Argumenten weitestgehend zu und werde sie berücksichtigen.
Nur noch kurz zum Verständnis: „Latent“ habe ich im wissenschaftlichen Sinne gebraucht um Haltungen zu benennen, „die sich dem Selbstverständnis ... durch die betreffenden soziologischen Gebilde oder Personen entziehen bzw. von diesen nicht beabsichtigt ... waren“ (Wörterbuch der Soziologie, S. 371). „Unterschwellig“ oder „unbewusst“ würde man wohl im Volksmund sagen. Zwischen offenen Manifestationen und latenten Haltungen gibt es einen messbaren Zusammenhang. Von daher weist das beschriebene Wahlverhalten in der Tat auf ein erschreckend hohes „latentes“ Potential hin. Da das aber schon bei dir zu Missverständnissen geführt hat, sollte ich das wohl besser weglassen. Und ein Theaterartikel ist auch wirklich nicht der richtige Ort, um über unterschwellige politische Haltung von Bevölkerungsteilen zu reden. Ich hatte an der Stelle nur ein Castorf-Zitat vermieden, der das „braune Anklam“ durch den Ausspruch „Faxenmacher vergasen“ beschrieben hat („Theater heute“ 1994).
Parteisekretär: Werde ich in einer neuen Fassung sicher weglassen.
Zu den „Zeitzeugen“: Es wurden (und werden) für eine Dokumentation seit etwa 18 Monaten Interviews und Gespräche mit Theatermachern und Schauspielern über DDR-Theater geführt, die in der Regel mitgeschnitten und oft durch die Beteiligten schriftlich ergänzt werden. Diese Aussagen dienen als Korrektiv der zeitgleichen Veröffentlichungen, die überwiegend den Prozess der (Selbst-) Zensur durchlaufen haben. Wie sich in der modernen Zeitgeschichte eingebürgert hat, hat diese Art von Zeugnissen einen relativ hohen Quellenwert.
Zur Sprache: Uns hat man im Studium beigebracht eine möglichst „lebendige“ Sprache zu schreiben, im Gegensatz zur „toten“ Wissenschaftssprache, die bis dahin vorgeherrscht hat. Die „essayistischen“ Ausrutscher hast du allerdings richtig erkannt. Die Passage ist aus dem Gedächtnis geschrieben, da ich die Dissertation, die das Zahlenmaterial liefern sollte, gerade verliehen hatte. Wird geändert.
Noch einmal vielen Dank für deine Kritik. Irgendwann in den nächsten Tagen werde ich eine überarbeitete Fassung fertig haben. -- Tvwatch 12:23, 28. Nov. 2006 (CET)
Vielen Dank für deine sehr informative Überarbeitung, die ich mit großem Vergnügen gelesen habe. ;-) Schade nur, daß du das kleine "Fall-Gedicht" entfernt hast. Meinst du nicht, daß ein Beispiel passend wäre? Ich denke, vier Zeilen Zitat verletzen nicht das Urheberrecht. Hybscher 13:50, 3. Dez. 2006 (CET)
Danke. Das Gedicht hatte ich gar nicht entfernt. War nur etwas blöd formatiert. Habe ich geändert. -- Tvwatch 16:28, 3. Dez. 2006 (CET)