Die Kahlehöhenkirche war eine im Mittelalter erbaute Kirche, die sich unweit der auf 568,8 Meter über N.N. ansteigenden Kahlen Höhe im Ortsteil Reichstädt der Stadt Dippoldiswalde im sächsischen Osterzerzgebirge (25 Kilometer südlich von Dresden) befunden hat und 1872 abgerissen wurde. In einem Zeitabschnitt vor der Reformation war die Kahlehöhenkirche eine regional bekannte Wallfahrtskirche und den Vierzehn Nothelfer geweiht, weshalb man sie vor der Reformation auch Nothelferkirche nannte. Neben dem nur durch eine leichte Bodenerhöhung noch erkennbaren Standort der Kahlehöhenkirche, befindet sich heute eine im Jahre 1902 errichtete Gruft mit einer darüberliegenden Kapelle. Dieser Platz ist von einem kleinen Hain umgeben. An der Stelle der abgerissenen Kirche befindet sich ein Gedenkstein, deren rückseitige Inschrift lautet:

Zum Gedächtnis an das hier Jahrhunderte lang gestandene und im Jahre 1872 abgebrochene Kahlehöhenkirchlein zu den Vierzehn Nothelfer errichtete dieses Denkmal im Jahre 1874 die Kirchengemeinde zu Reichstädt.

In einer Lithographie aus Sachsens Kirchen-Galerie von 1835 findet sich die älteste bekannte Darstellung der Kahlehöhenkirche. Der Natursteinbau deutet aufgrund seiner Schlichtheit und der wenigen Fenster auf ein hohes Alter der Kirche hin. Das Dach mit seiner barocken Turmhaube ist dagegen jüngeren Datums und wurde auf Veranlassung des damaligen Kirchenpatrons Adam Rudolph von Schönberg zwischen 1790-1793 erbaut. Erhalten geblieben sind eine Reihe von Einrichtungsgegenständen dieser Kirche:

1968 entdeckte der Dresdener Denkmalschützer Gerhard Ebeling (1899-1981) bei einem Streifzug durch Röthenbach bei Pretzschendorf, den ehemaligen romanischen Taufstein der Kirche wieder.
Die älteste Kirchenglocke befindet sich im Dachreiter eines ehemaligen Schulhauses in Reichstädt. Sie enthält als Glockenzier in der Schriftform der Majuskel die Umschrift Maria und Ich bin eine Sprache des Trostes. Der Guß der Glocke dürfte zwischen dem Ende des 13. Jahrhunderts oder im 14. Jahrhundert vorgenommen worden sein.
Die zweite Glocke wurde 1507 gegossen und zählt zu den seltenen mit „T“ gekennzeichneten mittelalterlichen Glocken. Sie wiegt 467 Kilogramm, hat einen Durchmesser von 94 cm am unteren Rand und erfüllt ihre Leutepflichten heute in der Martin-Luther-Kirche in Sornzig bei Döbeln.
Aus der Barockzeit ist das Altarretabel der Kahlehöhenkirche erhalten geblieben, welches am 3. November 1726 in den Dienst der Kirche gestellt wurde. Es schmückt heute den Chorraum der Niederkirche in Reichstädt/ Dippoldiswalde.

Verschollen sind die zur jeder Nothelferkirche im Mittelalter gehörenden Bildnisse oder Figuren der Vierzehn Nothelfer, die meist als Figurengruppe im Altarbereich aufgestellt wurden. In verschiedenen Quellen wurde darüber spekuliert, wo sie hingeraten sind. Die unterschiedlichen Überlieferung reichen von einer im Zuge der Reformation vorgenommenen Wegnahme durch böhmische Katholiken, über das Abhandenkommen der Figuren in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, bis hin zu der ebenfalls nicht belegten Überlieferung, die Bilder seien erst nach der Schlacht bei Kesselsdorf am Ende des Zweiten Schlesischen Krieges am 15. Dezember 1745 durch fliehende österreichische Truppen nach Böhmen verbracht oder im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) geraubt worden.

Literatur:

Klengel, Arthur: Die Kirche zu den Vierzehn Nothelfern auf der Kahlen Höhe bei Reichstädt, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Mitteilungen, Band XI/ 1922, Heft 4-6, S. 101 ff.
Schulte, Ulrich W.: Über Menschen Gedencken erbauet… Die ehemalige Kahlehöhenkirche zwischen Reichstädt, Sadisdorf und Hennersdorf, in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Mitteilungen, Heft 2/2006, S. 42 ff.