Ägyptische Hieroglyphen
Die ägyptische Hochkultur entwickelte schon vor knapp 4000 Jahren eine Schrift um alltägliche Dinge festzuhalten. Ging es nun um die Regularien der Religion oder nur um profane Dinge wie das Eintreiben von Steuern und die Einlagerung der Abgaben. War es in der Vergangenheit schwierig gewesen, über all diese Dinge zu wachen, so erleichterte die Entwicklung der Schrift dieses ungemein. In der Anfangsphase kam es jedoch noch nicht zu Bildung von Buchstaben, wie wir es aus dem lateinischen Alphabet kennen. Vielmehr dienten Symbole, Hyroglyphen als erste Schriftform. Die Hieroglyphen waren völlig ausreichend, solange die Ägypter hauptsächlich auf Steinen schrieben. Später, als die Ägypter begannen, auch anderes Schreibmaterial zu benutzen, entwickelten sich zwei neue Schriftformen, die kursive Charaktere hatten.
Die hieratische Schrift oder die Priesterschrift, die fast ebenso alt ist wie die Hieroglyphen-Schrift. Sie war eine vereinfachte Abbart derselben, die zum schnelleren Schreiben mit dem Pinsel auf Holz oder einer Rohrfeder auf Papyrus geeignet war. Außer für religiöse Zwecke wurde sie auch für weltliche Angelegenheiten genutzt. Die „zweite“ Schriftart, die „demotische“ oder volkstümliche Schrift, war eine Weiterentwicklung der hieratischen. Sie wurde verhältnismäßig spät, etwa im 7. Jh. v. Chr. entwickelt und hauptsächlich für Briefe, Berichte und Urkunden benutzt. Wie die hieratische Schrift wurde sie hauptsächlich auf Papyrus geschrieben. Die Hieroglyphenschrift begann in frühgeschichtlicher Zeit als Bilderschrift. Als die frühen Ägypter mit einer Idee konfrontiert wurden, die sich nur schwer in Bildern ausdrücken ließ, entwickelten sie eine Methode, um das gewünschte Wort buchstabieren zu können. Dieses System erwies sich als bemerkenswert wirksam, auch ohne den Versuch Vokale zu symbolisieren. Durch die Verbindung von Lautbildern konnte man so eine grobe Form jedes Wortes herstellen. Die Literatur dieser Zeit beschäftigte sich vor allem mit folgenden Bereichen:
- der wissenschaftlichen Literatur, sie umfaßte vor allem die Medizin, Astronomie und die Mathematik;
- der schönen Literatur mit einer Fülle von Erzählungen und Märchen.
Verbreitung der Hieroglyphen und der hieratischen Schrift
Doch mit dem Reichtum der Ägypter kamen auch die Kriege. So wurde Unterägypten um 1650 v. Chr. vom asiatisch, semitischen Stamm der Hyksos (Fürsten der Fremdländer) überfallen und besetzt. Die Hyksos führten Pferd und Wagen in Ägypten ein. Die neuen Herrscher übernahmen die Hieroglyphen-Schrift entwickelten sie weiter, indem sie neue eigenständige Elemente mit in die Schrift einbrachten. Als sie knapp 100 Jahre später aus dem wieder erstarkten Ägypten vertrieben wurden, nahmen sie das Wissen um die Schrift mit sich und verbreiteten sie weiter.
Die ägyptische Schrift, die Hieroglyphen, in der Fremde
Das neu erstarkte Ägypten hingegen unternahm nun immer mehr Feldzüge in die benachbarten Gebiete und brachte sie unter seine Kontrolle. Im Zuge dessen brachten nun auch die Ägypter selbst ihre Kultur und somit auch ihre Schrift in fremde Gebiete und verbreiteten sie so in weiten Teilen des Mittelmeerraumes. Zu einem der eroberten Gebiete gehörte auch die, im 3. Jahrtausend v. Chr. entstandene, westsemitische Stadt Byblos [gr. "Schreibmaterial"] im heutigen Libanon, die im phönizischen Herrschaftsgebiet lag und sich schnell zur Handelsmetropole zwischen den einheimischen Stämmen und dem reichen Ägypten entwickelte. Die ägyptischen Beamten nutzten auch hier ihre heimatliche Schrift weiter.
Doch die fremden Einflüsse, ließen sich in einer heimatfremden Stadt, die zudem noch ein Zentrum des Handels darstellte, nicht gänzlich ausschalten. Durch diese Tatsache und der Suche nach einer Vereinfachung der hieratischen Schrift der Ägypter wurden die Symbole meist nur noch verstümmelt eingesetzt. Schließlich machte eine neue Form der Schrift Platz, einer Silbenschrift.
Mit dem Wegfall der Hieroglyphen aus dem allgemeinen Gebrauch verfiel auch das Wissen um seine Entzifferung.
Die Entzifferung der Hieroglyphen gelang 1822 Jean-François Champollion mit Hilfe des Steins von Rosetta. Bis heute sind rund 6000 Symbole bekannt.