Phonologie
Die Phonologie als Teil der Lautlehre (hier spez. "Sprachgebilde-Lautlehre") ist ein Teilgebiet der Linguistik. Sie untersucht Systeme von Phonemen, den kleinsten bedeutungsunterscheidenden Elementen von Sprachen (die kleinsten bedeutungstragendenen Elemente einer Sprache werden Morpheme genannt und fallen vornehmlich in den Aufgabenbereich der Morphologie). Die Phonologie beschäftigt sich mit den Lauten als Einheiten im System einer Sprache, während sich die Phonetik ("Sprechakt-Lautlehre") mit der detaillierten Beschreibung dieser Laute (Phone) unabhängig von Systemüberlegungen befasst.
Aufgabengebiete
Ein Ziel der Phonologie ist es, ein Phoneminventar einer Sprache zu erstellen. Dabei bedient man sich u.a. so genannter Minimalpaare (Wörter, die sich nur in einem Laut unterscheiden wie z.B. dt.: [kʊtːɐ] („Kutter“) und [fʊtːɐ] („Futter“)), dann ein Phonem einer Sprache darstellen. Im Beispiel vorher wären dies z.B. /k/ und /f/. Ein weiterer Punkt ist, Allophone, d.h. phonetische Realisierungen eines zu Grunde liegenden Phonems in bestimmten, lautlichen Umgebungen, zu finden. Ein Beispiel dafür stellen der deutsche „ich“- ([ç]) und „ach“-Laut ([x] bzw. auch [χ]) dar, die phonetische Realsierungen ein und des selben Phonems in unterschiedlichen Umgebungen ([ç] nach vorderen Vokalen und Diphtongen wie [i], [ɪ], [e], u.a.; [x] nach hinteren und zentralen wie [a], [u], [ʊ], u.a) sind.
Ein anderer Aufgabenbereich der Phonologie ist die Entwicklung von phonologischen Regeln, die lautliche Erscheinungen erklären, so z.B. die oben erwähnte Verteilung von [ç] und [x] oder die Vokalharmonie im Türkischen oder Finnischen. Weiters sollen phonologische Prozesse, wie Assimilation, Dissimilation, Epenthese, Syn- und Apokope u.a. erklärt werden.
Ein anderer, wichtiger Bereich der Phonologie beschäftigt sich mit den distinktiven Merkmalen. Dabei unterscheidet man z.B. die „Oberklassenmerkmale“ wie „konsonantisch“ oder „sonorantisch“ von den „laryngalen Merkmalen“ (bspw. Stimmhaftigkeit oder Aspiration), den Merkmalen der Art der Artikulation und den Merkmalen des Ortes der Artikulation. Merkmale können entweder binär (z.B. Stimmhaftigkeit kann [+sth] oder [-sth] sein) oder, nach manchen Theorien, auch privativ (entweder vorhanden oder nicht, v.a. bei den Ortsmerkmalen wie [labial], [dorsal], etc.) sein. Laute können demnach als Matrix von verschiedenen Merkmalen dargestellt werden (linear). Allerdings gibt es auch eine nicht-lineare Phonologie, die Merkmale in Merkmalsbäumen darstellt und versucht, Tonsprachen (Sprachen, in denen die Tonhöhe bedeutungsunterscheidend ist wie Chinesisch) adäquat zu beschreiben.
Zur Darstellung von Phonemen wird ebenso wie in der Phonetik das Internationale Phonetische Alphabet benutzt.
Siehe auch
- Allophonie
- Aussprache der deutschen Sprache
- Minimalpaar
- Neutralisation
- Nikolai Sergejewitsch Trubezkoi
- Silbenstruktur
- Wortakzent
Literatur
- Hall, T. Alan: Phonologie. Eine Einführung. Walter de Gruyter Verlag, Berlin, 2000 ISBN 3-11-015641-5