Zum Inhalt springen

Purgiernuss

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Dezember 2006 um 20:32 Uhr durch Ies~dewiki (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Purgiernuss
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Subclassis: Rosenähnliche (Rosidae)
Vorlage:Ordo: Malpighiales
Vorlage:Familia: Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)
Vorlage:Subfamilia: Crotonoideae
Vorlage:Tribus: Jatropheae
Vorlage:Genus: Jatropha
Vorlage:Species: Purgiernuss
Wissenschaftlicher Name
Jatropha curcas
L.

Die Purgiernuss (Jatropha curcas) ist eine Pflanzenart in der Gattung Jatropha aus der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Der deutsche Name der Art verweist auf die frühere Verwendung der Samen als Abführmittel (Purgativ). Der ebenfalls verwendete Name Brechnuss ist mehrdeutig, da er auch für die Brechnuss Strychnos nux-vomica L. verwendet wird. Auch der botanische Name verweist auf die frühere medizinische Verwendung (Kurmittel).

Beschreibung

Die Purgiernuss ist ein sukkulenter Strauch von bis zu 8 m Höhe. Ihre Zweige, die einen leicht milchigen, rosa gefärbten Saft enthalten, sind von einer abschälenden Rinde bedeckt. Die auf 10 bis 15 cm langen Stielen gebildeten, leicht fünflappigen Blätter sind etwa 15 cm lang und breit. Die Nebenblätter sind winzig.

Die mehrfach verzweigten Blütenstände bilden meist ebenene Köpfe. Männliche Blüten tragen 3 mm lange Kelchblätter, 6 mm lange, zur Hälfte miteinander verwachsene Kronblätter und acht Staubblätter. Weibliche Blüten tragen 5 mm lange Kelchblätter und 6 mm lange, frei stehende Kronblätter. Alle Kron- und Kelchbletter sind gelblich. Die bis 3 x 2 cm, dreilappigen Kapselfrüchte werden bei Reife schwarz und entlassen elliptische, 1,7 x 1 cm große Samen mit kleiner Caruncula.

Verbreitung

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Art liegt im tropischen Amerika, in der Karibik und von Mexiko bis Chile. Von dort wurde sie durch portugiesische und holländische Seefahrer nach Asien und Afrika gebracht.

Kultivierung und Nutzung

Die Purgiernuss ist sehr robust, genügsam und wenig krankheitsanfällig. Da sie durch ihre Sukkulenz auch länger anhaltende Trockenheit gut übersteht und wegen ihres giftigen Saftes kaum von Tieren gefressen wird, ist sie in tropischen Ländern eine ideale Pflanzen zur Aufforstung kahler Landstriche oder zur Wiederaufforstung wegen Dürre oder Bodenerosion aufgegebener Agrarflächen. Häufig wird sie auch als Schutzhecke um andere Nutzpflanzungen gesetzt. Schätzungen nach liegt die potenzielle Anbaufäche der Purgiernuss weltweit zwischen 2 und 3 Millionen Quadratkilometer.

Jatropha curcas Samen

Von großem wirtschaftlichen Interesse ist das aus den Samen gewonnene Öl. Roh kann es als Lampenöl oder zum Kochen verwendet werden. Weiter verarbeitet wird es zu Seife. Der nach der Extraktion des Öls verbleibende Presskuchen stellt einen sehr guten Dünger dar. Ein besonderes Interesse gilt jedoch der Verarbeitung zu Biodiesel, der insbesondere finanzschwachen tropischen Ländern den Import teuren Erdöls erspart. In einer beispielhaften Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Universität Stuttgart-Hohenheim wird daher in einem Forschungs- und Produktions-Projekt im indischen Gujarat der Anbau dieser Pflanze forciert. Der dort erzeugte Kraftstoff erfüllt schon jetzt Euro-Diesel-Norm 3

Die Weltbank unterstützt den Anbau von Jatropha curcas mittlerweile unter vier Bedingungen, die alle in Indien gegeben sind:

  • keine Nutzung von fruchtbarem Land
  • geringe Transportkosten
  • angemessene Löhne
  • Vermeidung von Erdölimporten

Ein noch ungelöstes Problem stellen die in den Samen und dem daraus gewonnenen Öl enthaltenen Giftstoffe dar. Da diese scharf brennend schmecken und drastisch abführend und brecherregend wirken, ist das Öl nicht zum Verzehr geeignet. Versuche, die Giftstoffe mit einer in tropischen Ländern praktikablen Methode zu entfernen, blieben bisher erfolglos. Neue Hoffnung wird daher in eine erst kürzlich in Mexiko entdeckten Form der Jatropha curcas gesetzt, die die Giftstoffe nicht oder nur in äußerst geringer Konzentration enthält.

Bei uns als Zierpflanze gehalten benötigt die Purgiernuss einen warmen und vollsonnigen Stand. Die Vegetationsperiode dauert etwa von April bis Oktober. Wenn im Herbst die Blätter welken, muss die Pflanze bis zum Frühling warm (min. 15°) und trocken gehalten werden. Wird im Winter gegossen, vergeilt die Pflanze oder kann faulen.

Galerie

Literatur

  • Carl von Linné: Species Plantarum (ed.1) 1: 1006, 1753
  • Alph. Steger, J. van Loon: Das fette Öl der Samen von Jatropha curcas, Fette und Seifen, 49(11: 769-840, 1942
  • J. Heller: Physic nut Jatropha curcas L., 1996 ISBN 92-9043-278-0
  • N.D. Prajapati & Tarun Prajapati (Ed.): A handbook of Jatropha curcas Linn. (physic nut), Asian Medicinal Plants and Health Care Trust, 2005 ISBN 81-89070-05-3
  • Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Sonderheft 294: Möglichkeiten der Dekontamination von "Unerwünschten Stoffen nach Anlage 5 der Futtermittelverordnung (2006)", 2006
  • Michael Schwelien: Treibstoff aus der Giftpflanze, DIE ZEIT, 31.12.2004
  • Ranty Islam: Indisches Nuß-Öl soll Autos antreiben, DIE WELT, 02.12.2006