Spiel des Jahres
Der Kritikerpreis Spiel des Jahres ist ein seit 1979 vergebener Spielepreis für deutschsprachige Brett- und Kartenspiel-Neuheiten. Er gilt als die weltweit bedeutendste Spieleauszeichnung. Die Siedler von Catan und Carcassonne gelten mit ihren Millionenauflagen als die beiden populärsten Spiele des Jahres.
Jury
Der Preis wird von einer Jury vergeben, die sich aus (zur Zeit zehn) Fachjournalisten zusammensetzt, die für deutschsprachige Publikumsmedien als Spielekritiker arbeiten. Die Jury-Mitglieder werden von der Jury selbst berufen. Vorsitzender der Jury ist seit Mai 2006 der Bielefelder Stefan Ducksch. Der 1967 geborene Ducksch arbeitet als freier Journalist für den WDR und schreibt Spielebesprechungen für mehrere Tageszeitungen, unter anderem die Neue Westfälische und die Rheinische Post. Sein langjähriger Vorgänger war Uwe Petersen.
Die Entscheidungen der Jury haben einen sehr großen Einfluss auf den Brettspielemarkt. Der Bekanntheitsgrad der Spiel-des-Jahres-Auszeichnung führt dazu, dass sich vom prämierten Spiel innerhalb eines Jahres regelmäßig zwischen 200.000 und 400.000 Exemplare verkaufen lassen. Das bedeutet jeweils mindestens eine Verzehnfachung der ursprünglichen Auflage des Spiels.
Die ausgezeichneten Spiele tragen einen roten Pöppel (der auch als Halmakegel bezeichnet wird), der 2001 eingeführte Kinderspielpreis einen blauen Pöppel. Für die Verwendung dieses Logos nimmt die Jury eine Lizenzgebühr, die sich an der Zahl der verkauften Spiele bemisst. Die Jury ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Einnahmen in erster Linie der Öffentlichkeitsarbeit für das Spiel im Allgemeinen und für die ausgezeichneten Spiele im Besonderen zukommen. Dazu gehören Messeauftritte, bei denen Besucher firmenunabhängig beraten werden, Ausstellungen, Vorträge und Symposien. Auch das Deutsche Spiele-Archiv in Marburg profitiert von den Lizenzeinnahmen.
Über die Auswahl der Preisträger gab und gibt es regelmäßig Diskussionen, die im Jahr 2001 zum Rücktritt von drei Mitgliedern der Jury geführt haben. Kern der Debatte sind die Chancen komplexer Spiele, die sich an eine kleinere Zielgruppe richten, gegenüber Familienspielen, die keine längere Einarbeitung in Regelwerk und Strategien erfordern und auch von Kindern der Altersgruppe um zehn Jahren gespielt werden können. Die Jury versucht beiden Gruppen gerecht zu werden, in der Nominierungsliste sind jedes Jahr auch aufwändige Spiele enthalten, das Spiel des Jahres selbst muss aber für Familien und lockere Spielrunden geeignet sein.
Das Wahlverfahren
Bis 1998 stellte die Jury zunächst eine Bestenliste auf, die zwischen fünf und zwölf Titel umfasste. Aus diesen Spielen wurde dann ein Spiel als Spiel des Jahres ausgewählt, die übrigen nominierten Spiele wurden mit einem Platz auf der Auswahlliste Spiel des Jahres ausgezeichnet.
Zwischen 1999 und 2003 wurde als erstes eine Auswahlliste mit bis zu 13 Spielen erstellt. Jeweils drei dieser Titel wurden für das Spiel des Jahres nominiert, einer davon schlussendlich zum Sieger gekürt.
Seit 2004 gibt es keine Auswahlliste mehr. Stattdessen gibt es – sowohl beim Spiel des Jahres als auch beim seit 2001 vergebenen Kinderspiel des Jahres – eine Nominierungsliste mit fünf Titeln. Zusätzlich wird eine Empfehlungsliste veröffentlicht.
Prämiert werden Spiele des aktuellen Jahrgangs, das heißt in der Regel Titel, die zwischen Mitte des Vorjahres und März des laufenden Jahres erschienen sind. Maßgebend für die Bewertung eines Spieles sind Spielidee, Spielregel sowie Layout und Funktionalität des Spieles und Spielmaterials.
Neben den Hauptpreisen kann die Jury Sonderpreise (s. u.) vergeben.
Die Preisträger
Kritikerpreis Spiel des Jahres
Kinderspiel des Jahres
Seit 2001 prämiert die Jury ein „Kinderspiel des Jahres“. Drei der Jurymitglieder und ein vierköpfiger Beirat entscheiden über den jeweiligen Preisträger. Zwischen 1989 und 2000 wurde jeweils ein „Sonderpreis Kinderspiel“ vergeben.
Sonderpreis Kinderspiel
- 1989: Gute Freunde (Alex Randolph/Selecta) (aktuelle Neuauflage bei Drei Magier)
- 1990: Das Geisterschloss (Virginia Charves/F.X. Schmid)
- 1991: Corsaro (Wolfgang Kramer/Herder)
- 1992: Schweinsgalopp (Heinz Meister/Ravensburger) (aktuelle Neuauflage bei Abacus)
- 1993: Ringel Rangel (Geni Wyss/Haba)
- 1994: Looping Louie (Carol Wiseley u.a./MB)
- 1995: Karambolage (Heinz Meister/Haba)
- 1996: Vier zu mir! (Heike Baum/ASS)
- 1997: Leinen Los! (Alex Randolph/Haba)
- 1998: Zicke Zacke Hühnerkacke (Klaus Zoch/Zoch)
- 1999: Kayanak (Peter-Paul Joopen/Haba)
- 2000: Arbos (Martin Arnold/Armin Müller/M+A)
Kinderspiel des Jahres
- 2001: Klondike (Stefanie Rohner/Christian Wolf/Haba)
- nominiert für das Kinderspiel des Jahres:
- Im Märchenwald (Markus Nikisch/Adlung)
- Rüsselbande (Alex Randolph/Drei Magier)
- 2002: Maskenball der Käfer (Peter-Paul Joopen/Selecta)
- nominiert für das Kinderspiel des Jahres:
- Bärenstark (Heinz Meister/Goldsieber)
- Höchst verdächtig (Manfred Ludwig/Haba)
- 2003: Viva Topo (Manfred Ludwig/Selecta)
- nominiert für das Kinderspiel des Jahres:
- Lauras Sternenspiel (Kai Haferkamp/Rüdiger Husmeier/Amigo)
- Robbys Rutschpartie (Wolfgang Kramer u.a./Kosmos)
- 2004: Geistertreppe (Michelle Schanen/Drei Magier)
- nominiert für das Kinderspiel des Jahres:
- Macius – Achtung, fertig, los (Wolfgang Kramer u.a./Kosmos)
- Mare polare (Roberto Fraga/Selecta)
- Schatz der Drachen (Reiner Knizia/Winning Moves)
- Schnelle Welle (Dirk Hanneforth/Hajo Bücken/Ravensburger)
- 2005: Das kleine Gespenst (Kai Haferkamp/Kosmos)
- nominiert für das Kinderspiel des Jahres:
- Daddy Cool (Heinz Meister/Huch)
- Mago Magino (Reiner Knizia/Selecta)
- Schildi Schildkröte (Ronald Hofstätter/Haba)
- Schildkrötenrennen (Reiner Knizia/Winning Moves)
- 2006 Der schwarze Pirat (Guido Hoffmann/Haba)
- nominiert für das Kinderspiel des Jahres:
- Giro Galoppo (Jürgen P. K. Grunau/Selecta)
- Los Mampfos (Rüdiger Dorn/Maja Dorn/Zoch)
- Nacht der Magier (Kirsten Becker/Jens-Peter Schliemann/Drei Magier)
- Piratissimo (Manfred Ludwig/Selecta)
Sonderpreise
Sonderpreis Schönes Spiel
- 1979: Seti (Bütehorn)
- 1980: Spiel (Reinhold Wittig/Edition Perlhuhn) (aktuelle Neuauflage bei Abacus)
- 1981: Ra (Marco Donadoni/Intelli)
- 1982: Skript (Henri Sala/Jumbo)
- 1983: Wir füttern die kleinen Nilpferde (Reinhold Wittig/Edition Perlhuhn)
- 1984: Uisge (Reinhold Siegers/Hexagames)
- 1985: Die drei Magier (Johann Rüttinger/Noris)
- 1986: Müller & Sohn (Reinhold Wittig/Franckh-Kosmos)
- 1987: Tatort Nachtexpress (Jeff Smets/Jumbo)
- 1988: Inkognito (Alex Randolph/Leo Colovini/MB) (aktuelle Neuauflage bei Winning Moves)
- 1989: Henne Berta (Geni Wyss/Haba)
- 1990: Lifestyle (Ravensburger)
- 1991: Das Labyrinth der Meister (Max Kobbert/Ravensburger)
- 1993: Kula Kula (Reinhold Wittig/Blatz)
- 1994: Doctor Faust (Reinhold Wittig/Blatz)
- 1995: Tribalance (Michael Sohre/Theta)
- 1996: Venice Connection (Alex Randolph/Drei Magier)
- 1997: Aztec (Niek Neuwahl/Zoch)
Sonderpreis Bestes Solitärspiel
- 1980: Rubik’s Cube (Ernő Rubik/Arxon) (aktuelle Neuauflage bei Jumbo)
Sonderpreis Kooperatives Familienspiel
- 1988: Sauerbaum (Johannes Tranelis/Herder) (aktuelle Neuauflage bei Zoch)
Sonderpreis Puzzle
- 1995: 3D Krimi-Puzzle (MB)
Sonderpreis Geschicklichkeitsspiel
- 1996: Carabande (Jean du Poël/Goldsieber)
- 1997: Husarengolf (Torsten Marold/Abacus)
Sonderpreis Geschichte im Spiel
- 2001: Troia (Thomas Fackler/Eigenverlag)
Sonderpreis Literatur im Spiel
- 2001: Der Herr der Ringe (Reiner Knizia/Kosmos)
Sonderpreis Fantastisches Spiel
- 2006: Schatten über Camelot (Serge Laget/Bruno Cathala/Days of Wonder)
Sonderpreis Komplexes Spiel
- 2006: Caylus (William Attia/Ystari)
(Sonderpreis Kinderspiel siehe oben)
Andere Spielepreise im deutschen Sprachraum
Neben dem Spiel des Jahres gibt es den Deutschen Spiele Preis, der auf einer breit angelegten Experten- und Fachpublikums-Abstimmung beruht, die Spiel der Spiele-Auszeichnung für Titel, die auf dem österreichischen Markt erhältlich sind, und den Schweizer Spielepreis, vergeben von den schweizerischen Ludotheken.
Weblinks
- Spiel des Jahres – offizielle Website des eingetragenen Vereins