Zum Inhalt springen

Liste deutscher Redewendungen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Dezember 2006 um 11:14 Uhr durch Pfaerrich (Diskussion | Beiträge) (T: link). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Diese Baustelle befindet sich fälschlicherweise im Artikelnamensraum. Bitte verschiebe die Seite oder entferne den Baustein {{Baustelle}}.

Die Liste deutscher Redewendungen führt Wortlaut, Bedeutung und Herkunft deutscher Redeweisen, geflügelter Worte, Sprichwörter etc. auf, deren Sinn sich dem Leser nicht sofort erschließt bzw. die in verfälschter Form verwendet werden. (Beispiel: die Gretchenfrage). Einige Redewendungen haben mehrere Deutungsversuche, von denen nicht jeder wiedergegeben werden kann.

Der Wortlaut dieser Beiträge wird alphabetisch nach dem ersten Substantiv (wo vorhanden) sortiert, darunter die Bedeutung und die regionale Verbreitung möglichst knapp erläutert. Ausführliche Informationen sind auf eigens angelegten Seiten unterzubringen, da sonst die Übersichtlichkeit zu stark litte.

Unterschiedliche Redewendungen zum gleichen Objekt, z.B. "Hund", sollten in eine separate Seite unter dem Titel Hund (Redewendung) eingestellt und verlinkt werden. Dort können auch die unterschiedlichen (z.B. regionalen) Varianten und mutmaßlichen Entstehungsdaten erläutert werden.

A

Das A und O

das Wesentliche. Das griechische Alphabet beginnt mit A=Alpha und endet mit O=Omega.

Jemand eine Abfuhr erteilen

ihn in der Rede/in einer Auseinandersetzung schlagen, aber auch, ihm eine Bitte abschlagen. Aus der Studentensprache, wo der in der Mensur unterlegene „Paukant“ aus dem Saal geleitet/abgeführt wird.

Jemand zur Ader lassen

ihn finanziell „erleichtern“, ausbeuten. Bader beherrschten die Kunst des Aderlasses und des Schröpfens, die sie sich gut honorieren ließen.

Der Amtsschimmel wiehert

Die Bürokratie zeichnet sich durch Umständlichkeit und Prinzipienreiterei aus. Hat nichts mit dem Pferd zu tun, sondern ist eine Verballhornung des Wortes „Simile“ (lat. similis= ähnlich) für ein Musterformular in Österreich, nach dem die einzelnen Vorgänge bearbeitet wurden. Dieses musste vielen Situationen gerecht werden und war daher entsprechend umfangreich.

In den sauren Apfel beißen

etwas Unangenehmes notgedrungen (und mit viel Überwindung) tun. Selbsterklärend

Etwas für einen Apfel und ein Ei kaufen.

etwas spottbillig erwerben. Äpfel und Eier kosten relativ wenig.

Einen Augiasstall ausmisten.

großen Dreck oder Unordnung beseitigen. Herakles brachte es nach der griechischen Sage fertig, einen Kuhstall in kürzester Zeit von allem Unflat zu reinigen.

Etwas ausbaden müssen.

für etwas über Maßen bestraft werden. Bis in die Neuzeit war es nicht unüblich, dass mehrere Personen nacheinander das gleiche Badewasser benutzen mussten. Der Letzte musste es ausbaden, d.h. die Badewanne reinigen und an Ort und Stelle zurück bringen.

Ein Ausbund von/an Frechheit (Schlechtigkeit, Tugend, Güte, Gelehrsamkeit) sein

sich in der besagten Disziplin besonders hervor tun. Als Waren noch in undurchsichtigen und häufig unbedruckten Behältnissen verkauft wurden, wurde oft ein für das Auge besonders hübsches Warenmuster daran angebunden.

Jemanden ausstechen

jemand übertreffen oder verdrängen. In den Ritterturnieren wurde Sieger, wer seinen Gegner aus dem Sattel stach.

B

Sich wie ein Backfisch benehmen

albern oder noch unreif sein. Vom engl. Wort backfish, also Fischen, die wieder ins Wasser geworfen wurden, weil sie als Fang noch zu klein waren.

Nur Bahnhof verstehen

nichts verstehen oder verstehen wollen. Aus der Soldatensprache, wo nach Jahren des Krieges die Soldaten nur noch das Wort Bahnhof = Heimfahrt hören wollten.

Jemandem einen Bären aufbinden

ihn anlügen oder ihm etwas vormachen. Vom altdeutschen Wort bar, was so viel wie Last oder Abgabe bedeutete.

Jemand einen Bärendienst erweisen

eine schlechte Hilfe erweisen, die häufig das Gegenteil des Angestrebten bewirkt. Vermutlich nach einer Tierfabel, wo ein gezähmter Bär seinen Herrn erschlug, weil er ihm die lästigen Fliegen abwehren wollte.

Wissen, wo der Barthel den Most holt

Bescheid wissen. Aus der Gaunersprache, wo Barzel=Eisen oder Stemmeisen bedeutet und Most=Geld (vgl. Moos). Also wissen, wo man mit dem Stemmeisen Geld holen kann.

Kämpfen wie ein Berserker

sich ungestüm und eher unvernünftig verhalten. Aus den nordischen Sagen abgeleitet, wo die „Bärenhäuter“ ohne Schild und Vernunft drauf los schlugen.

Gut beschlagen in etwas sein

kenntnisreich sein in einer Sache. Pferde erhalten vom Hufschmied ihr Hufeisen angepasst, sie werden beschlagen.

blaumachen

ohne triftigen Grund nicht zur Arbeit/Schule erscheinen. Aus der Färberei: Die Farbe Blau benötigte eine längere Ruhezeit, so dass die Belegschaft montags frei hatte.

Blaustrumpf

Spottname für eine sich gelehrt tuende Frau, die ansonsten ihre weiblichen Vorzüge in den Hintergrund treten lässt.

Er geht ran wie Blücher

offensiv, mutig, ungestüm. Nach dem Beispiel von Gebhard Leberecht von Blücher, preußischer Generalfeldmarschall, der durch seine Bereitschaft zur Offensive viele Schlachten zu seinen Gunsten entschied.

Blümchenkaffee

sehr dünn geratener Kaffee, bei dem man noch das am Grund der Kaffeetasse aufgemalte Blümchen gut erkennen kann. Variante ist der „Schwerterkaffee“, bei dem man sogar das Signum der Meißner Porzellanfabrik auf der Unterseite der Tasse erkennen kann.

Durch die Blume

etwas nur andeutungsweise oder kryptisch kund tun. Beispielsweise sagen rote Rosen der Angebeteten manchmal mehr als Worte.

Einen Bock schießen

einen Fehler begehen, eine Dummheit machen. Aus der Schützensprache, wo ein Fehlschuss als „Bock“ bezeichnet wird.

Den Bock zum Gärtner machen

den Ungeeignetsten für eine Position auswählen.

Das sind “böhmische Dörfer“ für mich

Das ist mir ganz und gar unbekannt oder das verstehe ich nicht. Als Böhmen noch zur Donaumonarchie gehörte, verstanden die meisten Landeskinder nicht das in entlegenen Gegenden noch gesprochene Tschechisch.

Darauf gebe ich dir Brief und Siegel

du kannst sicher sein, dass es stimmt. Brief leitet sich ab vom lat. Wort „breve“ = kurz. Als amtliches Dokument taugte ein Brief vor Gericht nicht, wenn er nicht auch ein Siegel trug.

Den Brief wird er sich nicht hinter den Spiegel stecken.

jemand einen unangenehmen Brief schreiben. Angenehme Briefe wurden früher gerne halbverdeckt hinter dem schräg gestellten Spiegel aufbewahrt, damit auch andere einen Blick darauf werfen konnten.

In die Brüche gehen

zu Ende gehen, in Schwierigkeiten geraten. Bruch bedeutet hier Sumpf oder Moor, in dem man leicht untergehen konnte. Flüchtete angeschossenes Wild in die Brüche, war es für den Jäger meist verloren.

Jemand goldene Brücken bauen.

ihm die Möglichkeit bieten, unbeschadet aus einer misslichen Situation zu entkommen.

Alle Brücken hinter sich abbrechen.

Alle Verbindungen dauerhaft brechen, indem man sich den Rückweg bewusst selbst verbaut.

Er redet wie ein Buch

Er redet ununterbrochen. Es ist, als ob er aus einem Buche vorliest.

Wie es im Buche steht.

mustergültig, vorbildlich. Mit Buch ist die Bibel gemeint, in der viele Weisheiten versammelt sind.

Bei jemand auf den Busch klopfen

Etwas vorsichtig zu ergründen versuchen. Aus der Jägersprache, wo die Treiber durch Schläge gegen die Büsche das Wild aufscheuchen und vor die Flinte der Jäger zu treiben versuchen.

Jemand die Butter vom Brot nehmen

sein wesentliches Argument oder Grund hinfällig/wertlos machen.

C

Einen Canossagang machen

unter demütigenden Bedingungen Abbitte leisten. Im Jahre 1077 musste König Heinrich IV. in die italienische Stadt Canossa reisen, um dort von Papst Gregor VII. die Aufhebung des Kirchenbannes zu erbitten

Er hat nicht alle auf dem Christbaum

er ist nicht richtig im Kopf.

D

Das kannst Du halten wie der auf dem Dach

mach, was Du willst, es ist mir egal.

Jemandem aufs Dach steigen

jemand schelten oder bestrafen. Wurde jemand im Mittelalter aus der Gemeinschaft ausgestoßen oder sollte bloßgestellt werden, deckte man ihm sein Dach ab.

Unter Dach und Fach bringen

Das wesentliche fertigstellen. Dach und Fach waren ursprünglich die wesentlichen Teile eines (Fachwerk)-Hauses.

Unter einer Decke stecken

Im Geheimen mit jemandem zusammenarbeiten. Aus dem germanischen Eherecht, wonach die Ehe als geschlossen galt, wenn sich die Neuvermählten in Gegenwart von Zeugen unter eine gemeinsame Decke begaben.

E

Etwas aus dem Effeff beherrschen

etwas perfekt können. Zwei Erklärungen bieten sich an: f stand in der italienischen Kaufmannssprache als Abkürzung für fino, ff für finissimo, also „sehr fein“. Andere vermuten ff als falsche Schreibweise des griechischen Buchstabens „π“ (pi), der bei der Zitierung von altrömischen Rechtsgrundsätzen verwendet wurde.

Ein gehörnter Ehemann

gehörnt bedeutet „betrogen“, sprich, seine Frau geht fremd.

Das Ei des Kolumbus

einfache Lösung für ein verzwickt erscheinendes Problem. Nachdem es niemand gelungen war, ein Ei auf die Spitze zu stellen, gelang dies Kolumbus, indem er es leicht anklopfte.

Die graue Eminenz spielen

Person, die im Hintergrund die Fäden zieht. Übernommen vom Französischen „l'Eminence grise“. Der Titel wurde erstmals einem geistlichen Berater von Kardinal Richelieu Ruf schädigend zugesprochen. Heute schwingt auch ein gewisser Respekt mit.

Er ist ein Entenklemmer

er ist sehr geizig. Er ist bereit, Enten das Hinterteil zu pressen, damit das Ei schneller gelegt wird.

Er ist voll wie eine Eule

er ist stockbetrunken. Eule ist hier die Verballhornung von „Aule“ = Steinkrug

Das bedeutet, Eulen nach Athen zu tragen

Etwas Unsinniges tun. Die Münzen des antiken Athen trugen auf der Rückseite das Abbild einer Eule und wurden daher auch „Eulen“ genannt. Geld in diese reiche Stadt zu bringen, erschien aberwitzig.

F

Den Faden verlieren

(in seiner Rede etc) nicht mehr weiter wissen.

Sein Fähnlein nach dem Winde drehen.

sich opportunistisch verhalten. Aus der Windmüllersprache, wo das Windrad immer in den Wind gestellt wurde, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.

Farbe bekennen

ehrlich seine Meinung sagen. In vielen Kartenspielen muss die Farbe der ausliegenden Karte nachgespielt werden („Farbzwang“).

Jemand den Fehdehandschuh hin werfen

mit ihm Streit anfangen, ihn herausfordern. Im Mittelalter waren Tätlichkeiten unter Rittersleuten verpönt. Zum Zeichen der Beleidigung oder des beleidigt Seins warf man dem Gegner einen Handschuh vor die Füße. Hob er ihn auf, war dies das Signal zum Duell.

Einen Fehler ausmerzen

etwas gut machen, ausbügeln. Im Monat März wurden Schafe aussortiert, die zur weiteren Zucht nicht taugten.

Jemandem das Fell über die Ohren ziehen

einen Anderen betrügen oder übervorteilen. Aus der Bauern- oder Metzgersprache, wo die abgezogene Haut den Tod des Tieres bedeutete.

Er ist weg vom Fenster

er hat nichts mehr zu sagen bzw. er ist tot. Rentner standen in den Bergwerkssiedlungen gerne am Fenster, um alles mitzubekommen, was sich auf der Straße abspielte, und ihren Kommentar dazu zu geben.

Fersengeld geben

sich davon machen, flüchten. Schon 1250 bezeugter Ausdruck aus der Rechtssprache, wo man für das Verlassen des Ehepartners der Obrigkeit "Fersengeld" bezahlen musste. Auch Deserteure konnten so Absolution erhalten.

Sein Fett bekommen

seine Rüge oder Strafe erhalten. Im Volksmund bekam man „eine geschmiert“, also eine Ohrfeige. Ursprünglich aber bekam jeder Helfer bei einer Schlachtung als Belohnung (s)ein Stück Fett ab.

Ins Fettnäpfchen treten

es mit jemand durch eine Ungeschicklichkeit verderben bzw. jemanden kränken oder verstimmen. Im Erzgebirge stand zwischen Tür und Ofen ein Fettnapf, mit dem nasse Stiefel wieder eingefettet wurden. Wehe, man warf sie aus Versehen um...

Die Feuertaufe erhalten

das erste Mal ins Gefecht ziehen. Aufgrund der fehlenden Erfahrung war das oft auch das letzte Gefecht.

Weder Fisch noch Fleisch

Nichts Halbes, nichts Ganzes, ein lauer Mensch. Entstanden in der Reformationszeit, als man Wankelmütige bloßstellen wollte, die nicht so recht wussten, ob sie katholisch bleiben oder evangelisch werden wollten.

Fisimatenten machen

Ausflüchte oder nichtige Einwände machen. Hierfür gibt es mehrere Entstehungsvarianten

Flasche

jemand ist unfähig. Übernahme aus dem Italienischen Wort fiasco=Flasche. Sängern und Schauspielern wurde nach misslungenen Aufführungen zum Spott eine Flasche um den Hals gehängt.

Die Flitterwochen verbringen

die (auch übertragen) ersten Wochen nach einer Hochzeit beisammen sein. „vlittern“ bedeutete im Mittelhochdeutschen kichern, flüstern, liebkosen.

Fremd gehen

außerehelichen Verkehr haben, den Partner sexuell betrügen.

Er ist wahrscheinlich mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden

er ist schlecht gelaunt oder nicht konzentriert

In jemandens Fußstapfen treten

jemand (im Amt etc) nachfolgen, und dabei seine Konzepte übernehmen/kopieren.

G

Ihm läuft die Galle über

er gerät in Zorn, ist wütend. Bei Erregung erhöht die Leber ihre Galleproduktion.

Er kann leicht sterben, er hat nur wenig Geist aufzugeben.

er ist ein absoluter Dummkopf. Nach der Bibel gab Jesus seinen Geist erst nach Stunden der Qual auf.

Jemand auf den Geist gehen

jemanden nerven bzw. ärgern oder allergisch reagieren

Dann kannst du mit den Gemalten essen!

dann bleibst du eben hungrig! Anspielung auf Bilder vom Letzten Abendmahl, wo die Jünger Jesu keinen Bissen zu sich nehmen.

Jemand mit Glacéhandschuhen anfassen

ihn sehr behutsam und taktvoll behandeln, aber auch: mit spitzen Fingern anfassen. Während in ersterer Bedeutung das gebotene Taktgefühl im Umgang mit Überempfindlichen gemeint ist, will man sich bei der letzteren nicht die eigenen Finger schmutzig machen.

Er hat Glas auf dem Dach

er kann niemand beschuldigen, weil er selbst Dreck am Stecken hat. Entstanden in Anlehnung an das Sprichwort „Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen schmeißen“.

Zu tief ins Glas blicken

zu viel trinken. Mit Glas ist das Trinkgefäß gemeint.

Er kann keine leeren Gläser sehen

wie vorstehend

Etwas auf die Goldwaage legen

sehr empfindlich reagieren. Die Goldwaage war eines der genauesten Messgeräte, das schon bei kleinsten Mengen anschlug.

Den lieben Gott einen guten Mann sein lassen

sich wenig um etwas kümmern oder einer Sache unbekümmert ihren Lauf lassen, wo Eingreifen erforderlich wäre.

Ins Gras beißen.

sterben, untergehen. Aus der Soldatensprache. Schwer Verwundete bissen vor Schmerzen buchstäblich ins Gras.

Die Grätsche machen

kaputt gehen, wie eben z.B. die Stuhlfüße nach außen driften und dann keinen Halt mehr bieten.

Gretchenfrage

ursprünglich in Goethe's Faust die Frage an Heinrich: Wie hast Du's mit der Religion? Heute dagegen eher die Frage nach dem Wesentlichen.

H

Jemand die Hammelbeine lang ziehen

jemand scharf angehen oder schikanieren. Aus der Soldatensprache seit dem Ersten Weltkrieg

Sich die Hände in Unschuld waschen.

sich für unschuldig erklären. Aus der Bibel (Matthäus 27,24) wo Pilatus gegen seine innere Überzeugung Jesus kreuzigen ließ.

Jemand ins Handwerk pfuschen

Ohne Befugnis und Fertigkeit eine Tätigkeit ausüben. Ein „Pfuscher“ war im Mittelalter jemand, der im Verborgenen Arbeiten verrichtete, die nur einem von der Zunft anerkannten Handwerker vorbehalten waren.

Mit Hängen und Würgen etwas schaffen, (z.B. sein Examen)

etwas sehr mühsam zustande bringen. Vermutlich von der Hinrichtung per Erhängen, die früher ohne Fallstrick vollzogen und daher selten zum sofortigen Tod des Delinquenten führte.

Er ist ein Hansdampf in allen Gassen

Er ist auf den verschiedensten Gebieten sehr rührig (eher negativ angehauchte Bedeutung).

Der Hecht im Karpfenteich sein

eine belebende oder auch störende Rolle in einer wenig aktiven Gemeinschaft spielen. Der Hecht sorgt als Raubfisch dafür, dass die Karpfen nicht zu fett werden.

Es zieht wie Hechtsuppe

es weht ein kalter Wind durch den Raum. Ursprung ungeklärt. Einige Experten vermuten eine Verballhornung des Jiddischen "hech supha" = starker Sturm

Das Heft in der Hand haben bzw. behalten bzw. aus der Hand geben

über Macht verfügen bzw. verlieren. Mit Heft ist hier der Schwertgriff gemeint.

Jemandem heimleuchten

jemanden (bzw. seine Vorschläge) zurückweisen. Ehedem wurde den guten Gästen nachts ein Diener mit Laterne für den Heimweg zur Verfügung gestellt. Die vormals positive Aufmerksamkeit wechselte später ins Spöttische.

Keinen Heller wert sein.

von sehr niedrigem Wert sein. Der „Heller“ , eine ursprünglich in Schwäbisch Hall geschlagene Kupfermünze, war nur den Bruchteil eines Batzens oder Guldens wert.

Es sieht hier aus wie bei Hempel unterm Sofa / Wohnwagen

hier herrscht absolute Unordnung/Unsauberkeit. Ein Schausteller namens Hempel soll es um 1900 nicht besonders genau mit der Reinlichkeit gehalten haben und daher des Platzes verwiesen worden zu sein.

Die Henkersmahlzeit

scherzhaft für das Abschiedsessen. Früher konnten die Delinquenten eine Mahlzeit wünschen, die ihnen vom Henker vor ihrer Hinrichtung persönlich aufgetischt wurde.

Jemand die Hennen eintreiben (schwäbisch)

ihm lautstark die Meinung sagen. Geflügel in den Stall zu treiben, geht meist nicht geräuschlos ab.

Aus seinem Herzen keine Mördergrube machen

offene Worte finden, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg halten. Aus der Bibel, Matthäus 21,13.

Blinder Hesse

Schimpfwort für einen kurzsichtigen oder geistig behinderten Menschen. Es kursieren zwei Versionen über dessen Entstehung. Die wahrscheinlichere davon ist, dass während des thüringisch-hessischen Erbfolgekrieges (1247-1264) ein hessisches Heer in der Dämmerung Heu- und Misthaufen angegriffen hatte, weil es diese für ein feindliches Heer hielt.

Ins Hintertreffen geraten

an Einfluss verlieren, Nachteile erleiden. Aus der Soldatensprache, wo in der alten Schlachtordnung die erste Reihe entscheidend für den Ausgang des Treffens war.

Du kannst mir den Hobel blasen!

weniger vulgäre Ausdrucksweise für das Götz-Zitat.

Holzauge sei wachsam!

aufpassen! Stadtmauern hatten Wehrgänge. Mehrere kreisrunde Löcher in der Mauer, mit Holz umkleidet, Holzaugen genannt, erlaubten den wachhabenden Soldaten einen prüfenden Blick nach draußen, ohne selbst von dort gesichtet zu werden.

Er kam vom Hölzchen aufs Stöckchen.

er verlor sich immer mehr in den Nebensächlichkeiten des ursprünglichen Themas.

Auf dem Holzweg sein

Falsch liegen, im Irrtum sein. Holzwege enden im Wald und führen nicht weiter.

Bei ihm ist Hopfen und Malz verloren

aus ihm wird nichts (mehr). Aus der Brauersprache, wo diese beiden Zutaten als die wichtigsten bei der Bierproduktion galten. War das Brauergebnis bescheiden, dann war eben Hopfen und Malz verloren.

Das geht aus wie das Hornberger Schießen

ein groß angekündigtes Unternehmen geht klanglos zu Ende. Nach einer Episode, wonach die Bürger von Hornberg (Schwarzwald) hohen Besuch erwarteten, aber bei dessen Eintreffen schon alles Pulver verschossen hatten.

Dem Ehemann Hörner aufsetzen

einen Seitensprung machen, also den Ehemann betrügen. Redewendung, die im Prinzip schon die Griechen kannten. Merkt er den Betrug nicht, ist der dumm wie ein gehörnter Ochs.

Mit ihm habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.

mit ihm habe ich noch einen Streit auszutragen bzw. ihm werde ich noch die Meinung sagen. "Rupfen" bedeutete im Mittelalter so viel wie "tadeln".

Hummeln im Hintern haben

nicht ruhig sitzen bleiben können, immer in Bewegung sein. Schon von Martin Luther verwendete Redewendung, die selbsterklärend ist.

Auf den Hund kommen

Scheitern, verarmen. Dazu gibt es viele Erklärungsversuche, alle könnten stimmen. Siehe Deutung

Da liegt der Hund begraben

Das ist die Ursache bzw. das ist das Wichtige an der Geschichte/Sache. "Hunde" bedeutete im Mittelhochdeutschen "Beute" oder "Schatz". Die Assoziation mit dem Haushund ist hier also fehl am Platz.

Mit allen Hunden gehetzt

gleichbedeutend: mit allen Wassern gewaschen. also gewieft oder schlau. Wild, das über entsprechende Erfahrung verfügt, entkommt mit der erworbenen List vielen weiteren Gefahren.

Damit lockt man keinen Hund vom Ofen oder hinter dem Ofen hervor

das taugt nichts, damit lässt sich nichts gewinnen. Selbsterklärend.

Von ihm nimmt kein Hund ein Stück Brot

er wird von allen gemieden und verachtet. Selbsterklärend.

Vor die Hunde gehen

verkommen, verludern. Kranke oder schwache Tiere werden schnell zur Beute von Jagdhunden

Er will gerne mit den großen Hunden pinkeln (meist ergänzt: aber kriegt das Bein nicht hoch)

mit Höheren mitmischen wollen, ohne die notwendigen Voraussetzungen zu haben. Rüden heben zum Pinkeln demonstrativ ein Bein.

Am Hungertuch nagen

hungern, darben, ärmlich leben. Verballhornung des religiösen Brauches, in der Fastenzeit ein Altartuch für die Kirche zu nähen.

Das geht über die Hutschnur

das geht zu weit. Nach einer Urkunde von 1356 aus Eger sollte dort der Strahl aus einem Wasserhahn nicht dicker als eine Hutschnur sein, um einer Vergeudung von Wasser vorzubeugen.

I

Da fehlt noch das Tüpfelchen auf dem I

es ist noch nicht rund bzw. vollständig. Das i ohne Tüpfelchen ist kein i.

J

Das ist Jacke wie Hose

das ist egal, macht keinen Unterschied, spielt keine Rolle. Vermutlich nach dem Stoff, der sowohl für die Jacke als auch für die Hose verwendet wurde.

Jägerlatein

das ist erfunden oder aufgebauscht. Mancher Jäger brüstete sich mit Dingen, die unwahr oder stark übertrieben waren.

Das ist der wahre Jakob

das ist der richtige Mann oder das richtige Mittel. Der Streit, wo nun der Apostel Jakobus wirklich begraben ist, spaltete lange die Christenheit.

Das kommt nur alle Jubeljahre vor

ziemlich seltenes Ereignis. Vom hebräischen Wort jobel = Widderhorn. In Israel wurde nur etwa alle 50 Jahre das Land unter den Siedlern neu verteilt. Diese "Jubeljahre" wurden durch das Blasen dieses Instruments angekündigt.

K

Kadavergehorsam leisten

Blind allen Anweisungen folgen, ohne diese in Frage zu stellen. Soll auf Ignatius von Loyola, den Gründer des Jesuitenordens zurück gehen, der diesen von seinen Ordensbrüdern einforderte.

Jemand durch den Kakao ziehen

sich (meist in dessen Abwesenheit) über jemanden lustig machen.

Das ist kalter Kaffee

überflüssiger Disput, bei dem kein Ergebnis herauskommt. Abgestandener Kaffee hat kein Aroma mehr.

Alles über einen Kamm scheren

nach einem einheitlichen Verfahren vorgehen, ohne auf Unterschiede Rücksicht zu nehmen. Es wird vermutet, dass es aus dem germanischen Recht abgeleitet ist, wo das Scheren des Kopfhaares eine Entehrung bedeutete. Im Bayerischen wird heute noch abschätzig von „Gescherten“ gesprochen.

Jemand an die Kandare nehmen

Jemand zu Gehorsam zwingen (wollen). Die Kandare ist Teil des Zaumzeuges bei Pferden. Mit ihrer Hilfe kann ein Tier auf schmerzhafte Weise zur Disziplin gebracht werden.

Unter aller Kanone

miserables Ergebnis. Hat nichts mit der im Militär gebräuchlichen Kanone zu tun. Die Notenskala (heute von 1 bis 6) lautete in Lateinschulen „Canon“. Total verhauene Arbeiten wurden schlicht mit „sub omni canoni“ (=unterhalb des Kanons) gewertet, von den Schülern bewusst verballhornt.

Mit Kanonen auf Spatzen schießen

vollkommen überreagieren, die Verhältnismäßigkeit nicht wahren.

Er ist ein unsicherer Kantonist

auf ihn ist kein Verlass, ihm ist nicht zu trauen. Preußen war bezüglich der Aushebung von Soldaten in Kantone aufgeteilt. Wer sich dem Waffendienst entziehen wollte, tat dies am Besten durch Emigration.

Er steht (oder ist) neben der Kapp

er ist geistesabwesend, etwas verwirrt oder hilflos. Umgangsprachlich aus Hessen.

Das Karnickel sein

Verantwortung für etwas übernehmen oder der Sündenbock sein. Nach einer in Verse gebrachten Berliner Anekdote, wo ein Schusterjunge sich erbot, gegen Entgelt vor Gericht eine der Partei genehme Zeugenaussage zu machen.

Jemand in die Karten sehen

die geheimen Absichten des Anderen mit unlauteren Mitteln zu ergründen versuchen. Vom Kartenspiel, wo das Wissen über die Karten des Gegners große Vorteile mit sich bringt, aber nur durch Scharfsinn oder illegal zu erlangen ist.

Mit offenen Karten spielen

nichts verheimlichen. Beim Nullouvert werden von einem Spieler die Karten offen auf den Tisch gelegt, was die Taktik der beiden Gegner sehr erleichtern kann.

Ab nach Kassel!

Verschwinde oder scher dich! Der Kurfürst von Hessen verkaufte Landeskinder an die englische Krone, die als Söldner im amerikanischen Freiheitskrieg eingesetzt wurden. Sammelstation war Kassel.

Die Kastanien aus dem Feuer holen

Einem anderen die unangenehmen Dinge abnehmen. Nach einer Fabel von Jean de La Fontaine, in der ein Affe einen Kater bat, für ihn die gerösteten Esskastanien aus dem Feuer zu holen.

für die Katz sein.

Vergeblich sein. (nach einer Fabel von Burkard Waldis)

Die Katze im Sack kaufen

unüberlegt oder ungeprüft ein Risiko eingehen.

Die Katze aus dem Sack lassen

Offenbaren, welche (häufig auch bösen) Absichten man hatte, ehe man das Geheimnis lüftete.

Der Katze die Schelle umhängen

etwas publik machen, ein Geheimnis ausplaudern. Nach einer Tierfabel, wo Mäuse einer Katze eine Schelle umhängten, um rechtzeitig vor ihrem Nahen gewarnt zu werden.

Die Katze lässt das Mausen nicht

eine bestimmte Eigenart liegt ihm im Blut, er kann davon nicht lassen.

Katzenjammer haben

sich elend fühlen, meist nach einer übel durchzechten Nacht mit anschließendem „Kater“. Eigentlich müsste es „Kotzenjammer“ heißen. Das häufig darauf folgende „Katerfrühstück“ soll die Kopfschmerzen verschwinden lassen. Der Ausdruck Katzenjammer wird auch im übertragenen Sinne gebraucht, beispielsweise nach verlorenen Wahlen.

Am Katzentisch sitzen

abseits stehen, nicht beteiligt werden. Katzentische werden denen zugewiesen, die man nicht für gleichberechtigt hält.

Etwas in Kauf nehmen

Unangenehmes akzeptieren, weil beispielsweise daraus auch Vorteile entstehen, oder weil man seine Grundsätze nicht preisgeben will.

In die selbe Kerbe hauen

Jemand bei einem Vorhaben unterstützen. Als die Kettensäge noch unbekannt war, erzielten Holzfäller die optimale Wirkung, wenn Axthieb für Axthieb in der gleichen Kerbe landete.

Etwas auf dem Kerbholz haben

Etwas verbrochen oder ausgefressen haben. Zu Zeiten des Analphabetentums wurden Schulden häufig durch Kerben in einem Holzstab dokumentiert (wie heute noch im Restaurant die Getränke auf dem Bierdeckel). Meist wird die Ausdrucksweise für Straftäter verwendet.

Das Kind mit dem Bade ausschütten.

etwas voreilig komplett ablehnen, ohne die möglichen negativen Konsequenzen oder Vorteile genügend zu bedenken.

Er wurde als Kind zu heiß gebadet.

er ist nicht normal, er hat einen Dachschaden.

Mit Kind und Kegel

mit großer Begleitung. „Kegel“ wurden die unehelichen Kinder genannt.

Für jemand die Kindsmagd spielen.

jemand alle Klein- oder Drecksarbeiten abnehmen müssen. Die Kindsmagd hatte die Kinder zu beaufsichtigen und u.a. all das aufzuräumen, was beim Spielen liegen geblieben war.

Mit der Kirche ums Dorf gehen.

umständlich sein, einen unnötigen Umweg machen. Die Kirche war früher meist der Mittelpunkt des Dorfes, konnte also auf kürzestem Weg erreicht werden.

Lass die Kirche im Dorf!

übertreibe nicht oder handele umsichtig.

Komm mir auf die Kirchweih!

dezente Umschreibung des berühmten Götz-Zitates

Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen

Warnung, mit jemand ohne Not vertraulichen Umgang zu pflegen. Uralte Volksweisheit: "wer mit Herren Kirschen esse, dem würfen sie danach die Stiele in die Augen".

Jemand über die Klinge springen lassen

jemand zu Fall bringen, ihn stürzen oder beseitigen. Mit Klinge war das Henkerschwert gemeint, das den Kopf vom Rumpf trennte.

Knall und Fall

Plötzlich, ohne Vorankündigung. Wohl aus der Jägersprache stammend, wo das Wild im gleichen Moment wie der Schuss fällt.

Eine Sache übers Knie brechen

etwas vorschnell und zu wenig überlegt durchführen. Das Knie wird spontan zu Hilfe genommen, das Ergebnis ist aber wenig professionell.

Einen Knopf dran machen

fertigstellen, abschließen. Die Knöpfe anzunähen sind die letzten Handarbeiten bei der Produktion von Anzügen.

Es geht um Kopf und Kragen (1) bzw. Er redet sich um Kopf und Kragen (2)

Es geht um Leben und Tod. Es geht ums Ganze (1) bzw. er verliert mit seiner Aussage alle Chancen auf ein mildes Urteil (2). Kragen bedeutet hier so viel wie Hals.

Einen Korb bekommen

(mit seiner Bitte) abgelehnt werden. Troubadoure erhofften sich , von ihrer Angebeteten erhört zu werden. Wenn aber von der Burg ein Korb ohne Boden herab gelassen wurde, schlug die Hoffnung in Enttäuschung um.

Etwas oder jemanden aufs Korn nehmen

bildlich auf jemand oder etwas zielen. Beim Gewehr bildet das Korn zusammen mit der Kimme die Zielvorrichtung

Es sieht hier aus wie Kraut und Rüben

es herrscht ein wildes Durcheinander/eine heillose Unordnung. Aus der Küchensprache, wo Kraut und Rüben in einen Topf zusammen gemengt werden.

Bei jemand in der Kreide stehen

Schulden haben. Wirte und Krämer pflegten Forderungen mit Kreide an eine Tafel zu schreiben, bis sie erfüllt wurden. vgl. „Kerbholz“.

Wie Krethi und Plethi.

wild zusammen gewürfelte Mannschaft. Nach der Bibel, 2.Sam. 8,18 quasi eine „Fremdenlegion“ von König David

jemand zu Kreuze kriechen

um Abbitte nachsuchen oder unterwürfig um Vergebung bitten

Das ist überflüssig wie ein Kropf.

darauf kann man leichten Herzens verzichten. Der Kropf ist eine Erkrankung der Schilddrüse, auf dessen Existenz man keinerlei Wert legt.

Eine Kröte schlucken müssen

Etwas Unangenehmes akzeptieren müssen.

Der Kuckuck soll dich holen! (auch „zum Kuckuck nochmals“)

Scher dich zum Teufel! Böser Fluch. Kuckuck war nämlich einst ein Synonym für Teufel.

Eine ruhige Kugel schieben

sich nicht durch große Aktivitäten oder Fleiß bemerkbar machen.

Das ist eine Kugelfuhr

das ist sehr schwierig zu bewerkstelligen. Munitionstransporte an die Front stellten eine gewaltige logistische Herausforderung dar und mussten gut vorbereitet bzw. abgesichert werden.

Das geht auf keine Kuhhaut

das überschreitet die Grenze des Zumutbaren. Verbrecher wurden im Mittelalter häufig auf einer Kuhhaut zur Richtstätte geschleift. Andere Auslegungen besagen, dass das Volk glaubte, der Teufel würde ihre Sünden auf einer Kuhhaut notieren, um sie den Verstorbenen später präsentieren zu können.

Den Kürzeren ziehen

verlieren, unterliegen. Schon bei den Griechen übliche Form des Losentscheids, wonach das Ziehen des kürzeren Halmes bedeutete, dass man leer ausging.

L

Durch die Lappen gehen

entwischen, verschwinden. Um Wild im Jagdrevier zu halten, wurden bunte Tücher zwischen die Bäume gespannt. In seiner Todesangst kümmerte sich das Wild aber nicht darum und „ging durch die Lappen“.

Da bin ich mit meinem Latein am Ende.

hier weiß ich nicht mehr weiter bzw. das kenne ich zu wenig.

Er ist einer, der gerne lau badet.

er hat keinen Mumm, er scheut Konflikte. Herbert Wehner hat diese gegen Willy Brandt gemünzte Redewendung populär gemacht, als er ihm damit vorwarf, keinen eigenen Standpunkt zu haben.

Jemand den Laufpass geben

jemand entlassen oder mit ihm brechen. Soldaten erhielten im 18. Jahrhundert bei ihrer Entlassung einen Laufpass, d.h. ein Papier, das ihnen bei Bewerbungen um Arbeit helfen sollte.

Ihm ist eine Laus über die Leber gelaufen

Er ist verärgert.

Er spielt die gekränkte Leberwurst

Er tut, als ob er gekränkt wäre. Die "wurst" wurde spöttisch der ursprünglich solitären "Leber" als verletzlichem Organ hinzu gefügt.

Frei von der Leber weg

freimütig, ohne Scheu sprechen. Leber und Galle galten lange Zeit als Sitz des Zorns und Ärgers.

Alles über einen Leisten schlagen

keinen Unterschied machen, alles nach dem gleichen Schema bearbeiten. Aus der Schuhmachersprache.

Ich mach dir doch nicht den Leo

ich lasse mich dafür nicht auch noch einspannen. Bezieht sich auf die Kultfigur "Leo" im Bayerischen (Werbe-)Fernsehen, die für Alles herangezogen wurde.

Jemand die Leviten lesen

ihn heftig tadeln. Aus der Kirchensprache, wo die Geistlichen der Diözese Metz einst durch ihren Bischof angewiesen wurden, sich zur Besserung ihres Benehmens täglich Teile aus dem Levitikus und andere Lektionen anzuhören.

Sein Licht unter den Scheffel stellen.

sich unter Wert verkaufen. Aus der Bibel: (Bergpredigt)

Er pfeift auf dem letzten Loch

er ist am Ende. Das letzte Loch auf der Flöte ist deren höchster Ton, weiter geht es nicht mehr.

Den Löffel abgeben

sterben. Als Besteck noch wertvolles Erbstück war, übernahm der Jüngste den Löffel vom Verstorbenen.

Jemand über den Löffel balbieren

jemand betrügen oder benachteiligen. Barbiere, heute sagt man Friseure, steckten bei der Rasur den Kunden manchmal einen Löffel in den Mund, um die schlaffen Wangen zu spannen. In dieser Zeit war der Kunde zum Widerstand kaum in der Lage.

Im Lot sein.

richtig bzw. in Ordnung sein. Aus der Maurersprache, wo das Bleilot anzeigt, ob die Mauer wirklich senkrecht steht.

Den Lückenbüßer spielen

mangels Alternativen eingesetzt werden. „büßen“ bedeutet in diesem Zusammenhang „ausbessern, flicken“, es handelt sich also um eine Person, die eine entstandene Lücke (in einer Mauer etc) ausbessern sollte.

Die Lunte riechen.

Verdacht schöpfen. Die Lunte, also die Zündschnur, konnte man häufig weit hin riechen und sich rechtzeitig vor dem Schuss in Sicherheit bringen.

Jemanden lynchen

jemand ohne Gerichtsverfahren töten. John Lynch, amerikanischer Farmer, wartete im 17. Jahrhundert in Carolina nicht auf den Sheriff, sondern tötete Diebe und Schwerverbrecher auf eigene Faust, ohne dafür jemals zur Verantwortung gezogen zu werden.

M

Makulatur reden

Unsinn von sich geben. Makulatur ist unbrauchbares Druckpapier, das man nur noch für minderwertige Zwecke benutzen kann.

Jemand in die Mangel nehmen

ihn mit Nachdruck befragen oder verhören.

Mit Mann und Maus untergehen.

mit allem in den Fluten versinken. Die Maus ist die Verballhornung des niederländischen „Meisje“ = Mädchen bzw. Weib.

Vor jemand Manschetten haben

Angst oder Respekt haben. Im 18. Jahrhundert trugen die edleren Herren Spitzenmanschetten, aber Manschetten wurden auch die Handschellen genannt, die dem Delinquenten angelegt wurden.

Den Mantel des Schweigens über etwas legen

nichts verraten, etwas verheimlichen. Sinnbildlich etwas unsichtbar machen.

Da beißt die Maus keinen Faden ab

das ist nicht mehr zu ändern. Nach einer Tierfabel, in der eine dankbare Maus den in der Falle gefangenen Löwen rettet, indem sie das Netz zernagt. Eine andere Version führt zur Hl. Gertrud von Nivelles, die im Mittelalter zum Schutz vor Mäuse- und Rattenplagen angerufen wurde. Danach durfte ab ihrem Namenstag (17. März) nicht mehr gesponnen werden, weil sonst die Mäuse den Faden abbeißen würden.

Einen Metzgersgang machen

etwas erfolglos unternehmen. Fleischer gingen früher von Hof zu Hof auf der Suche nach Arbeit. Kehrten sie am Abend ohne Auftrag zurück, hatten sie einen „Metzgersgang“ gemacht.

Das ist nicht auf meiner Miste gewachsen

stammt nicht von mir, ich habe damit nichts zu tun. Der Misthaufen, aus dem bei längerem Warten guter Humus wird, ist Nährboden für Pflanzen und Tiere.

Der letzte der Mohikaner

der letzte Euro, der mir verblieb, die letzte Zigarette die ich rauchte, etc. Nach dem Roman "The last of the Mohicans" von James Fenimore Cooper.

Hinter dem Mond leben

wirklichkeitsfremd sein. Bis 1959 hatte kein Mensch die Rückseite des Mondes zu sehen bekommen, ehe die Sowjets mit ihrem Lunik 3 für Aufklärung sorgte. Eigentlich müsste also heute die Redensart das Gegenteil der ursprünglichen Auslegung bedeuten.

In den Mond gucken

das Nachsehen haben, den Kürzeren ziehen. „Mondgucker“ war ein Schimpfwort für dumme Leute, vergleichbar mit einem „Hansguckindieluft“.

Aus einer Mücke einen Elefanten machen

eine unbedeutende Sache ungemein aufbauschen bzw. übertreiben.

Das schmeckt nach Muckefuck

das ist geringwertiger Kaffee. Verballhornt aus dem französischen Begriff „Mocca faux“ = falscher Mokka für einen Kaffee, der keine oder kaum Kaffeebohnen enthält. siehe auch „Blümchenkaffee“.

Etwas für bare Münze nehmen

etwas ernst nehmen, obwohl nur im Scherz gesprochen.

N

Er ist eine (alte) Nachteule

Er ist besonders nachts aktiv und kommt dann spät heim. Eulen sind Nachtvögel und lassen sich bei Tag kaum blicken.

Die Nadel im Heuhaufen suchen

etwas Unmögliches versuchen müssen. Es ist praktisch ausgeschlossen, dass die Suche erfolgreich sein wird.

Den Nagel auf den Kopf treffen.

Genau das Richtige sagen oder erraten. Aus der Schützensprache, wo mit Nagel der Mittelpunkt der zu treffenden Scheibe gemeint war.

Etwas an den Nagel hängen (z.B. den Beruf)

mit etwas aufhören. Schneider hängten den noch nicht fertiggestellten Anzug bis zur Weiterarbeit an den Nagel.

Sich etwas unter den Nagel reißen.

sich etwas (auch widerrechtlich) aneignen. Raubtiere pflegen ihre Beute unter ihre Krallen zu nehmen, daher auch „sich etwas krallen“.

Es brennt ihm auf den Nägeln

er hat es sehr eilig oder er ist in Nöten. Mönche klebten sich Kerzen auf den Daumennagel, um genügend Licht zum Lesen des Gebetbuches zu haben. Irgend wann waren die Kerzen heruntergebrannt.

Die Nagelprobe bestehen

die Prüfung erfolgreich absolvieren. Es rührt her von einem Brauch unter Handwerksgesellen, sein auf das Wohl eines Anderen geleertes Glas umgestülpt auf den Daumennagel zu stellen, um zu beweisen, dass kein Tropfen mehr drin ist.

Wir arbeiten ohne Netz

mit vollem Risiko des Scheiterns oder der Blamage. Aus der Zirkuswelt, wo der "Salto mortale" nur dann die Zuschauer begeistert, wenn kein gespanntes Netz ein Misslingen glimpflich ausgehen lässt.

O

Oberwasser haben bzw. bekommen

Im Vorteil sein bzw. die Oberhand gewinnen. Aus der Müllersprache. Das im Mühlteich angestaute Wasser trieb als Oberwasser das Mühlrad an, das von ihm abfließende Unterwasser war wesentlich weniger kraftvoll.

Wie ein Ochs vor dem Scheunentor stehen (alternativ: wie ein Ochs vor der Apotheke bzw. vorm Berg stehen)

dumm oder unwissend, wie es weiter gehen soll.

Eine Odyssee mitmachen

eine aufregende Geschichte erleben. Odysseus, der Held von Troja, kehrte erst nach vielen Jahren und nach Überstehen vieler Gefahren wieder in seine Heimat zurück.

Sie ist nicht ohne

sie ist pfiffig / intelligent (positiv), sie ist zickig bzw. unberechenbar (negativ).

Sich etwas hinter die Ohren schreiben.

sich etwas gut merken. Zu wichtigen Ereignissen zogen unsere Vorfahren ihre Kinder als Zeugen bei und gaben ihnen einen Klaps hinter die Ohren, damit sie sich an den Vorgang besser erinnern und das Wissen an spätere Generationen weitergeben könnten.

Es faustdick hinter den Ohren haben

durchtrieben oder raffiniert sein. Nach Volksmeinung hatte die Verschlagenheit ihren Sitz hinter den Ohren.

Öl auf die Wogen gießen

besänftigend einwirken. Schon im Altertum war bekannt, dass Öl die stürmische See glätten kann. Dagegen

Öl ins Feuer gießen

anstacheln, ein Übel noch vermehren. Selbst erklärend.

Dastehen wie Ölgötzen

stumm oder dumm herum stehen. Als Ölgötzen bezeichnete man die in heidnischer Zeit aufgestellten Götterpfähle, später die hölzernen Tierformen, an denen die Öllampen zur Beleuchtung des Anwesens aufgehängt waren. Martin Luther scheint die Bezeichnung als Schimpfwort populär gemacht zu haben.

auf dem Olymp sitzen

sich über alle Anderen erhaben fühlen, überheblich sein. Der Olymp war nach der griechischen Sage Sitz der Götter.

P/Q

Das sind zwei Paar Schuh

das verhält sich ganz anders, das sind zwei unterschiedliche Dinge.

Zu Paaren treiben

in die Flucht schlagen, in die Enge treiben. Paar ist abgeleitet von „Barn“ =Futterkrippe, zu dem man ausgerissene Herden zurück trieb.

Das ist kein Pappenstiel bzw. etwas für einen Pappenstiel kaufen

das ist keine Kleinigkeit bzw. das ist spottbillig. Der Löwenzahn heißt im Niederdeutschen auch Papenblume, lateinisch „pappus“, der ob seines häufigen Vorkommens gering geachtet wird.

Jemand in die Parade fahren

seine Pläne durchkreuzen oder abblocken. Aus der Fechtsprache abgeleitet.

Du kannst da hin gehen, wo der Pfeffer wächst

Verpiss dich! (..möglichst nach Französisch Guayana, Pfefferanbaugebiet und frz. Kolonie, die wegen des mörderischen Dschungelklimas auch Verbannungsort für Schwerstverbrecher war)

Die Sache hat einen Pferdefuß

Man ahnt, dass der Teufel hinter der Sache steckt, der nach früherem Glauben einen Pferdefuß hatte. U.a. die Hexe zu Mephisto in Goethe's Faust: "O Herr, verzeiht den rohen Gruß! Seh ich doch keinen Pferdefuß".

Pleite machen

bankrott gehen. Pleite kommt vom hebräischen Wort „Peletah“ =Flucht. Der Geier im Pleitegeier kommt vom jiddischen Wort für Geher, also ist ein Pleiegeier eine Person, die in die Flucht geht.

Von Pontius zu Pilatus laufen

(meist erfolglos) von einer Stelle/Behörde zur anderen laufen. Aus der Bibel, wo Jesus mehrfach von König Herodes zum römischen Statthalter Pontius Pilatus und von dort wieder zurück geschickt wurde, ehe sein Todesurteil bestätigt wurde.

An den Pranger gestellt werden /angeprangert werden

in aller Öffentlichkeit gedemütigt werden. Leichtere Vergehen wurden noch bis in die Neuzeit damit bestraft, dass man längere Zeit am Pranger stehen musste, verspottet, beschimpft und beworfen von den Mitbürgern.

Als Prügelknabe herhalten

für einen Dritten bestraft werden. An Edelleuten durfte, so sehr sie es auch verdient hatten, die Prügelstrafe nicht vollzogen werden. Statt dessen standen Kinder zur Verfügung, die dann in Anwesenheit des eigentlich zu Bestrafenden die schmerzhafte Prozedur über sich ergehen lassen mussten.

Das also ist des Pudels Kern

der wahre Grund. Aus Goethes Faust.

Der springende Punkt

das Wesentliche, die Hauptsache. Aristoteles glaubte, der Ursprung des Lebens sei in dem Blutfleck angesiedelt, der sich im Eiweiß befindet und sich dort bewegt.

Er redet ohne Punkt und Komma

er redet ununterbrochen, ohne jemand Anderen zu Wort kommen zu lassen.

Bis in die Puppen

übertrieben lang oder weit. Entstanden in Berlin, wo der weite Weg vom Zentrum zum Tiergarten mit Statuen gesäumt war, die im Berliner Mutterwitz als Puppen bezeichnet wurden.

R

Mit etwas zu Rande kommen

mit etwas fertig werden bzw. umgehen können. Ursprünglich das Ufer erreichen.

Die Rechnung ohne den Wirt machen.

Sich täuschen, nicht die Folgen bedenken. Die Rechnung des Wirts fällt häufig höher aus als erwartet.

Vom Regen in die Traufe kommen

ein noch schlimmeres Unglück erleiden. In der Traufe sammelt sich der Regen vom ganzen Dach.

Einen Reibach machen

Gewinn machen. Das jiddische Wort „rewach“ bedeutet Zins.

Durch die Röhre schauen

das Nachsehen haben, den Kürzeren ziehen. Mit Röhre ist das Fernrohr gemeint, mit dem man auf den Mond schaut. Nicht zu verwechseln mit...

In die Röhre schauen

fernsehen, vor der Glotze sitzen.

Alle Register ziehen

Ein Orgelspieler hat durch das Ziehen an den Registern der Orgel die Möglichkeit, den Klang zu verändern. Zieht er alle Register, schöpft er alle Möglichkeiten aus.

S

Eine andere Sau durchs Dorf treiben

von einer Sache ablenken, indem man ein neues Thema hochstilisiert.

Er hat seine Schafe bzw. Schäfchen im Trockenen

er ist gesichert, sicher. Hat nicht mit Tieren, sondern den „Schepken“, also den Schiffen, zu tun

Das stellt alles Bisherige in den Schatten

das ist ein neuer Rekord (auch negativ). Dinge, die im Schatten stehen, gelten gegenüber denen in der Sonne als zweitrangig.

Nach Schema F verfahren

nach einer festgeschriebenen Struktur etwas abarbeiten. F war im preußischen Heer die Abkürzung für „Frontrapport“, mit dem ab 1861 in regelmäßigen Abständen die wichtigen Daten bezüglich Ausrüstungsstand und Mannschaftsstärke der Einheiten etc. an das Kriegsministerium zu melden waren.

Da bist Du schief gewickelt

da liegst Du daneben oder bist falsch informiert. Hebammen und Ammen verstanden sich auf die Kunst, Kleinkinder richtig zu wickeln, um spätere Haltungsschäden zu vermeiden.

Böses im Schilde führen

schlechte Absichten haben. Die feindlichen Ritter konnte man meist nur noch an den Wappen auf ihren Schilden identifizieren, da das Gesicht durch das heruntergelassene Visier verdeckt war.

Jemand auf die Schippe nehmen

ihn verspotten oder mit ihm einen Scherz treiben.

Auf dem Schlauch stehen

etwas im Augenblick nicht verstehen. Tritt jemand auf den Garten- oder seinerzeit auf den Feuerwehrschlauch, wird der Wasserfluss vorerst gestoppt.

Schmiere stehen

bei einer verwerflichen Tat den Übeltäter durch rechtzeitige Warnung unterstützen. Aus dem hebräischen Wort „schemirah“ = Bewachung.

Sich freuen wie ein Schneekönig

sich sehr (auch übermäßig) freuen. Der Zaunkönig wird gelegentlich auch Schneekönig genannt, weil er auch im tiefsten Winter ein Lied anstimmt.

Er ist aus dem Schneider

Schlimmeres vermieden haben. Beim Skat benötigt man 31 Augen, um aus dem Schneider zu sein, hat damit aber noch längst nicht gewonnen. Gelegentlich auch als Redewendung gebraucht, um zu erklären, dass man älter als 30 geworden ist.

Einen Schnitzer machen

einen Fehler begehen. Vom Beruf des Kunsthandwerkers abgeleitet, der mit einer einzigen falschen Bewegung ein Kunstwerk nachhaltig schädigen kann.

Über die Schnur hauen

sich daneben benehmen. Aus der Zimmermannsprache, wo eine gespannte Schnur angab, welche Teile des Holzbalkens abzuschlagen waren.

Da wird ein Schuh daraus

das ist stimmig, das passt, das ist die Lösung des Problems.

Das sind zwei Paar Schuhe

das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge.

Jemand etwas in die Schuhe schieben

ihn vorsätzlich für etwas beschuldigen, was er nicht getan hat.

Einen Schuss ins Blaue abgeben

Auf reine Vermutung hin einen Verdacht äußern, ohne den Beweis dafür antreten zu können. Beliebte und meist bewusst angewandte Methode, um über das ausgelöste Echo einer Sache auf die Spur zu kommen, aber auch, um (z.B. politische) Gegner ins Zwielicht zu rücken.

Schuster bleib bei deinen Leisten

mische dich nicht in fremde Dinge ein. Von einem Schuhmacher, Meister seines Faches, wird nicht erwartet, dass er sich in fachfremden Dingen kompetent äußert.

Auf Schusters Rappen

zu Fuß. Eine Anspielung auf die schwarzen Schuhe = Rappen, die der Schuhmacher herstellt.

Ins Schwabenalter kommen

40 Jahre alt werden. Im Schwäbischen gibt es das Sprichwort: „Ein Schwabe wird mit vierzig gscheit, die Andern nicht in Ewigkeit“.

Der Schwanengesang

das letzte Werk eines dem Tode nahen Dichters. Bereits die Griechen glaubten, dass sterbende Schwäne melodische Töne von sich gäben.

Jemand (nicht einmal) das Schwarze unter den Fingernägeln gönnen

nichts gönnen bzw. alles neidisch sein. Selbsterklärend.

Jemandem den Schwarzen Peter zuschieben.

jemand etwas Böses antun. Vom Kartenspiel, wo derjenige verliert, der als letzter die Spielkarte „Schwarzer Peter“ in der Hand hält.

Wir haben doch keine Schweine zusammen gehütet.

starke Zurückweisung plumper Vertraulichkeit. Nach einer Anekdote aus Schilda, wo ein ehemaliger Schweinehirt Bürgermeister der Stadt wurde und sich das Geduztwerden durch einen ehemaligen Kompagnon mit diesen Worten verbat.

Seemannsgarn

phantastische, erdichtete oder unwahre Geschichten. Aus der Seemannssprache, wo während der Reparaturarbeiten am Reep manche Schrulle zum besten gegeben wurde.

Jemand auf den Senkel gehen

jemanden nerven, ihm lästig fallen.

Bei mir ist jetzt Sense

ich steige aus, mache Schluss. Die Sense bedeutet den Tod vieler Pflanzen. Auch eine Allegorie auf den „Sensenmann“, die bildliche Darstellung des Todes.

Das ist eine Sisyphusarbeit

trotz großer Anstrengungen nicht zu einem Ende kommen. Nach der griechischen Sage musste König Sisyphos zur Strafe für seine Schuld einen schweren Stein den Berg hinaufrollen, der stets kurz vor Erreichen des Gipfels wieder zu Tal stürzte.

Sich auf die Socken machen.

schnell verschwinden/verduften. Socken waren einst leichte Schuhe, die auf die Schnelle ausreichten.

Ich bin von den Socken.

ich bin überrascht. Es ist, als wären einem plötzlich die Schuhe ausgezogen worden.

Das kommt mir spanisch vor.

Das ist seltsam. Manche unter Kaiser Karl V. aus Spanien nach Deutschland eingeführte Sitten sorgten hier für Aufsehen und Verwirrung.

Spießruten laufen.

kritischen oder höhnischen Blicken der Nachbarn ausgesetzt sein. Noch bis zum 2.Weltkrieg wurden Vergehen gegen die Kameradschaft wie Diebstahl dadurch bestraft, dass der Delinquent mitten durch zwei Reihen von Soldaten gejagt wurde, die mit spitzen Ruten auf ihn einschlugen.

Den Stab über jemand brechen

jemand verurteilen oder hart über ihn reden. Bis in die Neuzeit wurde über dem Delinquenten ein Stab zerbrochen, was symbolisierte, dass er sein Leben verwirkt hatte.

Wider den Stachel löcken.

ungehorsam sein, Widerworte geben. Ochsen wurden mit einem Stock getrieben, indem eine metallene Spitze für Gefügigkeit sorgte. „löcken“ war ein gebräuchliches Wort für Ausschlagen.

Aus dem Stegreif

spontan, ohne Vorbereitung. Königskuriere verlasen die Botschaften ihres Herrn, ohne vom Pferd zu steigen, sondern, um noch größere Aufmerksamkeit zu erzielen, erhoben sie sich aus dem Sattel, sie standen in den Stegreifen.

Jemand im Stich lassen

ihn in Gefahr verlassen, ihm nicht helfen. Möglicherweise aus der Rittersprache, wo ein verwundeter Kämpfer ohne Hilfe blieb, aber auch denkbar in Anlehnung an eine Biene, die durch ihren Stich ihr Leben verliert.

Jemand zur Strecke bringen

jemand besiegen, vernichten, töten. Aus der Jägersprache, wo erlegtes Wild in Reih und Glied ausgestreckt abgelegt wird. Dieser Platz wird die Strecke genannt.

Einen Streit vom Zaun brechen.

unvermittelt/ohne Vorwarnung Streit anfangen. Landstreicher rissen schon mal eine Latte aus dem Zaun, wenn ihnen etwas nicht passte.

Jemandem einen Strich durch die Rechnung machen

seine Absicht durchkreuzen. Vermutlich vom Lehrer, der die Rechenlösung des Schülers als falsch durchstreicht.

Jemand einen Strick drehen

Jemand wegen einer Äußerung/einer Tat zu Fall bringen. Dürfte einen Hinweis auf den Strick bedeuten, mit dem Verbrecher zu Tode kamen.

Er spielte den Strohmann für jemand

Die Interessen eines Dritten, der sich nicht zu erkennen gibt, vorgeblich in Eigenregie oder aber als Treuhänder wahrnehmen. Strohmann ist auch gleichbedeutend mit Vogelscheuche.

Er ist derzeit Strohwitwer

er ist (meist kurzfristig) von seiner Frau getrennt. „Strohbraut“ wurde früher eine Frau genannt, die schon vor der Hochzeit Geschlechtsverkehr hatte und deshalb bei der Trauung statt des Myrtenkranzes nur einen Strohkranz tragen durfte.

Sich auf die Strümpfe machen.

eilig verschwinden. Man hat bildlich keine Zeit mehr, sich in Ruhe Schuhe anzuziehen.

Große Stücke auf jemand halten

jemand hoch einschätzen, ihm voll vertrauen. Große Stücke waren die wertvolleren Münzen, die man brauchte, um eine begehrte Ware zu erwerben.

Den Sündenbock spielen.

für Verfehlungen Dritter bestraft werden. An Jom Kippur wurde ein Sündenbock in die Wüste gejagt, nachdem ihm der Hohepriester die Sünden des Volkes auferlegt hatte.

Die Suppe auslöffeln, die ein anderer eingebrockt hat.

für die Taten eines Dritten (mit)bestraft werden.

Jemand in die Suppe spucken

seine Pläne durchkreuzen, sein Vorhaben vereiteln.

Süßholz raspeln

auf plumpe Art schmeicheln. Süßholz ist eine Staude, deren Wurzel Zuckersaft enthält, der u.a. für die Herstellung von Lakritze verwendet wird.

T

Das ist eine Tatarennachricht

das ist eine Lüge, Ente, Falschmeldung. Nach einer Erzählung aus Russland, wonach die Festung Sewastopol ein Jahr vor ihrem endgültigen Fall bereits als erobert gemeldet wurde.

Den Teufel durch Beelzebub austreiben.

Ein Übel durch noch ein größeres ersetzen. Aus der Bibel, Matthäus 12,27

Mal den Teufel nicht an die Wand!

erschrecke uns nicht mit deinen Vorahnungen. Man ging davon aus, dass der Teufel kommt, wenn man seinen Namen ausspricht oder ein Bild von ihm malt.

Bis auf Teufel komm raus

mit aller Gewalt, bis aufs Äußerste. So lange an einem Projekt fest halten, bis sogar der Teufel auf den Plan tritt.

Das Tischtuch zerschneiden

jemand die Freundschaft aufkündigen. Im Mittelalter wurde bei der Ehescheidung das von den beiden Partnern gehaltene Tischtuch in der Mitte zerschnitten. Siehe auch Ludwig Uhlands Gedicht „Die Schlacht bei Reutlingen“.

Treppenwitz (häufig „Treppenwitz der Geschichte“)

treffliche Antwort, aber zu spät (auf der Treppe, beim Weggehen) eingefallen, um sie noch los zu werden.

Trick 17

eine sofort wirkende Lösungsmöglichkeit für ein ungewöhnliches Problem. Abgeleitet von einem englischen Kartenspiel, bei dem 17 die höchste Punktzahl war.

Einen Türken bauen

etwas vormachen, hinters Licht führen. Bei der Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals 1895 fand in Kiel eine Parade von Kriegsschiffen vieler Nationen statt. Jedes wurde mit seiner Nationalhymne begrüßt. Leider hatte der Kapellmeister keine Partitur für die osmanische Hymne und intonierte statt dessen „Guter Mond du gehst so stille“.

Das kommt mir nicht in die Tüte

das dulde oder akzeptiere ich nicht. Vermutlich Händlersprache, wo der Kunde bestimmte Waren ablehnt.

U

Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall

Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall - über Geschmack lässt sich (nicht) streiten.

fröhliche Urständ feiern

fröhliche Auferstehung feiern (meist negativ gemeint).Urstand ist ein veraltetes Wort für Urzustand.

V

Vetternwirtschaft z.B. hier herrscht üble Vetternwirtschaft oder Schluss mit der Vetternwirtschaft

illegal Spezis oder Verwandte begünstigen. Eine seit Urzeiten beklagte Untugend, Verwandte und Freunde zu bevorzugen.

W

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

sich verheddern oder sich verzetteln, sich vom Wesentlichen durch Nebensächlichkeiten ablenken lassen.

Auf der Walz sein

auf Wanderschaft sein. Handwerksburschen gingen (und gehen wieder) nach Beendigung ihrer Lehre auf mehrjährige Wanderschaft, wo sie sich weitere Fertigkeiten in ihrem Beruf aneignen konnten, ehe sie Meister werden konnten.

Hausen wie die Wandalen

sinnlos zerstören, große Unordnung hinterlassen. Der germanische Stamm der Wandalen eroberte und plünderte 455 n.Ch. die Stadt Rom. Es gibt berechtigte Zweifel, dass er dabei grausamer vorging als andere Heere.

Zieh dich warm an!

mach dich auf etwas Unangenehmes gefasst! (Drohworte, aber auch scherzhaft verwendet)

nahe am Wasser gebaut haben (oder sein)

schnell zum Weinen neigen (auch „Heulsuse“)

Du gehst (oder fällst) mir auf den Wecker

du nervst mich. Wecker pflegen in der Morgenstunde echt zu nerven.

Er hat die Weisheit mit Löffeln gefressen

er dünkt sich gescheit, ist aber im Grunde ein Dummkopf. Weisheit lässt sich eben nicht per Nahrung zuführen.

in ein Wespennest greifen/stechen

eine gefährliche Sache aufgreifen, die noch für ziemlich viel Aufruhr sorgen wird. Selbsterklärend für Leute, die mal ein Wespennest zerstören wollten.

Mit den Wölfen heulen.

des Vorteils wegen oder um Nachteile zu vermeiden etwas eher Verwerfliches tun. Schon bei den Römern bekannte Redewendung.

In der Wolle gefärbt sein.

durch und durch treu/echt/redlich sein. Wird die Wolle vor ihrer Verarbeitung gefärbt, hält sich die Farbe wesentlich länger, als wenn erst das fertige Gewebe eingefärbt wird.

Über die Wupper gehen

sterben bzw. bankrott gehen. Zwischen dem Gefängnis in Wuppertal und dem Hinrichtungsplatz lag die Brücke über den Fluss Wupper.

Ihm muss man die Würmer (einzeln) aus der Nase ziehen.

durch geschicktes Fragen seine Geheimnisse entlocken. Gaukler versprachen, die sich angeblich im Gehirn von Kranken

befindlichen Würmer durch die Nase heraus zu holen (gegen Bezahlung natürlich).

Mit der Wurst nach der Speckseite werfen

Sich mit einer kleinen Gefälligkeit einen großen Vorteil schaffen wollen. Die Speckseite wurde wesentlich höher bewertet als die Wurst. Konnte man mit einer Wurst den meist unerreichbar weit oben hängenden Schinken herunterholen, hatte man für wenig Einsatz viel erreicht.

X/Y/Z

jemandem ein X für ein U vormachen

jemanden betrügen wollen. Die römische Zahl V (die im Lateinischen auch für U stand) konnte leicht durch Verlängerung zu X manipuliert werden.

Jemand auf den Zahn fühlen

Schnell und gründlich dessen Wissen und Können überprüfen. Ein Rosshändler erkannte durch einen Griff ins Maul schnell das wahre Alter des ihm angebotenen Pferdes.

Einen Zahn zulegen.

schneller werden. Aus der mittelalterlichen Küche, wo die großen Töpfe an gezackten, einem Sägeblatt ähnlichen Eisenschienen hingen, mit denen man den Abstand zum Feuer regulieren konnte. Je näher am Feuer, desto schneller war das Essen gar.

Unter dem Zaun durch weiden

außerehelichen Verkehr pflegen (Allgäu). Weidetiere finden das Gras auf Nachbars Wiese besonders lecker.

Zeter und Mordio schreien

Bewusst viel Lärm um eine (meist kleine) Sache machen. In germanischen Gerichtssitzungen wurde die Anklage mit dem Wort „Zêter“ (= zieht her!) laut angekündigt, gefolgt von dem Klagegrund, wobei „mordio“ für Mord und Totschlag stand.

Wie Zieten aus dem Busch

urplötzlich, überraschend. General Hans Joachim von Zieten wurde berühmt für seine Taktik, den Gegner mit seiner Reiterei unvermittelt aus dem Hinterhalt anzugreifen und so die Schlacht für sich zu entscheiden.

Er hat eine Zigarre verpasst bekommen

er wurde zurechtgewiesen/getadelt. In der kaiserlichen Marine wurde der zu Tadelnde häufig in die Schiffsmesse beordert, wo ihm der Vorgesetzte erst einmal eine Zigarre anbot, ehe das Donnerwetter über ihn nieder ging. Das blieb der Mannschaft meist nicht verborgen.

Einem zeigen, wo der Zimmermann ein Loch gelassen hat.

ihn vor die Türe setzen. Eigentlich hat der Maurer dort ein Loch gelassen und der Zimmermann später eine Türe eingesetzt.

Er steckt in der Zwickmühle.

er ist in einer schwierigen bis ausweglosen Situation. Abgeleitet vom Mühlespiel, wo ein Spieler bei jedem seiner Züge eine Mühle schließen kann, was den Gegner stets einen Stein kostet.

Zwischen den Jahren

der Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr. Stammt wohl aus der Zeit, als in katholischen Gegenden der Gregorianische Kalender galt, in evangelischen aber noch immer der Julianische Kalender. Die katholischen Weihnachten fanden früher statt als die evangelischen oder orthodoxen.

Literatur

  • Kurt Krüger-Lorenzen: „Das geht auf keine Kuhhaut“ Econ-Verlag, Düsseldorf 1960 antiquarisch

Überschrift