Bückeburg
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Die Stadt Bückeburg im Landkreis Schaumburg war die Residenzstadt des ehemaligen Fürstentums und Landes Schaumburg-Lippe, welches jetzt Teil des Bundeslandes Niedersachsen ist. Bückeburg liegt etwa 50 Kilometer westlich von Hannover am Höhenzug Harrl. Die Stadt ist heute der Sitz des Niedersächsischen Staatsgerichtshofes.
Geographie
Bückeburg liegt unmittelbar nördlich des Weserberglandes am Rande der Norddeutschen Tiefebene. Der tiefste Punkt der Stadt liegt mit 45 Metern ü. NN im Ortsteil Cammer, der höchste Punkt ist mit 211 Metern ü. NN der Harrl, auf dem der Idaturm steht.
Geschichte
Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit
Die Spuren erster Besiedlung weisen in die Zeit um 4000 v. Chr. zurück. Im Heimatmuseum zeugen kugelförmige Mühlenläufer (Hand-Mühlsteine) sowie auch die zahlreich im Raum Bückeburg gefundenen Steinbeile von den Menschen der Jungsteinzeit. Diese lebten in den damals lichten Wäldern und betrieben bei mildem Klima eine eher dem Gartenbau vergleichbare Ackerwirtschaft – waren die Böden erschöpft, so zogen die Menschen weiter.[1] (S.18)
Mit Beginn der Bronzezeit um das Jahr 2000 v. Chr. war das Klima trockener und wärmer geworden, die Menschen lebten vor allem von der Waldweide. Mit Einsetzen der Eisenzeit gegen 800 v. Chr. wurde das Klima spürbar feuchter. In der Folge wurden die Wälder dichter und sumpfiger. Die geringe Anzahl an Funden aus Bronze- und Eisenzeit werten Wissenschaftler als Hinweis darauf, dass die natürlichen Bedingungen eine längere Besiedlung nicht mehr zuließen. Bekannt ist auch, dass der hier ansässige germanische Stamm der Cherusker um 200 n. Chr. dieses Gebiet kampflos aufgab. [1] (S.19)
Mittelalter
Später nannten die Menschen diese sich bis etwa zur Leine hin erstreckende sumpfig-moorige Waldlandschaft „Bukkigau“ – die Bezeichnung stand Pate beim Namen der Stadt. Dieser überliefert bis in die heutige Zeit das längst verklungene Wort „buk“, welches „Moder, Moor, Sumpf“ bedeutet [2] (S. 63). Mit den in den damaligen Wäldern häufig wachsenden Rotbuchen hat der Name Bukkigau, wie des Öfteren zu lesen ist, nichts zu tun.
Zur Zeit der Sachsen wird das Bukkigau erstmals urkundlich erwähnt. Karl der Große zog im Jahr 775 nach einem Feldzug gegen die Ostfalen auf der durch dieses Gebiet führenden Heerstraße Hellweg vor dem Santforde zurück zum Rhein. Zu dieser Zeit und in den folgenden Jahrhunderten beherrschten mehrere Edelherren die Gegend. Die Arnheimer beispielsweise kontrollierten von ihrer Wasserburg Hus Aren bei Nordholz im heutigen Raum Bückeburg insbesondere die altsächsischen Siedlungskerne in Petzen, Röcke, Jetenburg, Müsingen, Scheie, Warber und Achum – allesamt Plätze, die auch schon in der Jungsteinzeit bewohnt waren. Die Schaumburger Grafen dagegen herrschten bei Rinteln über weite Landstriche rechts und links der Weser. Letztlich setzte sich das Adelsgeschlecht der Schaumburger auch im Bückeburger Gebiet durch. [1] (S. 12, 18f) [3] (S. 120f, 212f)
Die Wasserburg
Adolf VI. Graf von Schauenburg und Holstein-Pinneberg ließ nahe der schon länger bestehenden, kleinen Siedlungen „Sutherem“ und „Jetenburg“ um das Jahr 1300 herum eine Wasserburg errichten: Die 1304 erstmals erwähnte Bückeburg sowie Sutherem und Jetenburg sind die Keimzellen der heutigen Stadt. Nach und nach ließen sich rund um die Wasserburg Bauern, Handwerker und Lehnsleute der Schaumburger Grafen nieder. 1365 erhielt Bückeburg das Fleckenrecht. In dieser Zeit entstanden vier Burgmannshöfe: an der Langen Straße (heute: Landesmuseum), am Sablé-Platz (heute: Hubschraubermuseum), an der Trompeterstraße (nur noch ein Torbogen ist erhalten) und der vierte an der Stelle der heutigen Stadtkirche. Der mit Wall und Graben gesicherte Flecken wuchs in den nächsten drei Jahrhunderten nur schleppend. 1510 wurde die Marienkirche errichtet, die aber nach dem Brand von 1541 nicht wieder aufgebaut wurde. Graf Otto IV. ließ in der Mitte des 16. Jahrhunderts das Schloss zu einer vierflügeligen Anlage erweitern. Bückeburg hatte im Jahr 1561 gerade einmal etwa 300 Einwohner, 40 Jahre später waren es rund 500. [4] (S. 2) [3] (S. 120f) [5] (S. 2) [1] (S. 59)
Erster Wachstumsschub
Das Bild änderte sich mit Graf Ernst (später Fürst Ernst), der im Jahr 1606 den Stammsitz der Schaumburger von Stadthagen nach Bückeburg verlegte. Seither ist die Entwicklung der Stadt eng mit der des Hauses Schaumburg verknüpft. Unter Ernst wurde das Schloss ein weiteres Mal umgebaut und um die Hofkammergebäude samt Marstall, Reithaus und Schlosstor erweitert. Neue Straße, Sackstraße und die südliche Bahnhofstraße entstanden, die Straßen wurden gepflastert. An der Schulstraße entstand die Knabenschule (heute: Stadtbücherei), nicht weit vom Schlosstor das alte Rathaus (Vorgängerbau des heutigen Rathauses) und das gegenüber liegende Renthaus (heute: Stadthaus). An der Hauptverbindungsachse, welche die gut gesicherte Festung durchzog, wurden zu dieser Zeit Torhäuser gebaut: im Westen im Bereich Mindener Straße/Lange Straße das „Untere Tor“ (auch „Mindener Tor“), im Osten das „Obere Tor“ im Bereich Obertorstraße/Lange Straße.
Zwei Daten markieren den Höhepunkt, den Bückeburgs Entwicklung in dieser Zeit nahm. Im Jahr 1609 verlieh Ernst dem Flecken das Stadtrecht. Auf damals noch freier Ackerfläche wurde in den Jahren 1611 bis 1615 die Stadtkirche errichtet. Sie gilt als zweites nach der Reformation gebautes protestantisches Gotteshaus überhaupt. [1] (S. 62 ) [3] (S. 121) [5] (S. 2-12)
Dreißigjähriger Krieg
Es folgten die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. In der Stadt gab es wie anderswo auch Zerstörungen, Verwüstungen und Einquartierungen von Söldnertrupps, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie beispielsweise in der Nachbarstadt Rinteln. Bückeburg überstand diese Phase halbwegs unbeschadet – eine Zeit lang als Außenstelle der Festung Minden. Eine Kriegsfolge: Die bisherige Grafschaft Schaumburg war zweigeteilt worden, ihr nördlicher Teil wurde zur Grafschaft Schaumburg-Lippe. Dort hatten seit Philipp I. nun Adlige aus einer Nebenlinie des Hauses Lippe das Sagen, welche die Stadt erneut zur Residenz wählten.[4](S. 5f)
Geistiges Leben
Mit der architektonischen Prachtentfaltung wie unter Graf Ernst war es zwar vorbei, dafür blühte in den folgenden 150 Jahren das geistige Leben auf. Der Denker der Aufklärung, Voltaire, war Gast am Bückeburger Hof; der Philosoph Thomas Abbt, der Theologe und Philosoph Johann Gottfried Herder sowie der Musiker und Komponist Johann Christoph Friedrich Bach lebten in der Stadt. Eine wichtige Figur dieser Zeit war Graf Wilhelm. Der Militärtheoretiker ließ im Steinhuder Meer die Festung Wilhelmstein und im Schaumburger Wald das Schloss Baum und sein Mausoleum (in Form einer Stufenpyramide) errichten. Die zweite Frau seines Nachfolgers Philipp II., Gräfin Juliane, holte den hessischen Arzt Bernhard Christoph Faust als Leibarzt und Hofrat nach Bückeburg, der sich um die Gesundheit der Landbevölkerung Verdienste erwarb. Die Stadt profitierte von dieser kulturellen Blüteperiode durch die Anwesenheit zahlreicher zahlungskräftiger Bewohner ökonomisch.[4](S. 7ff)
Zweiter Wachstumsschub
Aus der Zeit Napoleons und des Wiener Kongresses ging die kleine Grafschaft Schaumburg-Lippe unter dem Grafen Georg Wilhelm gestärkt hervor. Dessen wirtschaftliches Geschick verwandelte das bis dahin finanzschwache Haus Schaumburg-Lippe – 1807 war es in den Fürstenrang aufgestiegen – in ein „steinreiches Unternehmen“[4](S. 11). Georg Wilhelm beteiligte sich mit einer Million Reichstaler am Bau der Eisenbahnstrecke Minden-Hannover, die daraufhin am Stadtrand Bückeburgs vorbei geführt wurde. Bahnhofsgebäude (im Schinkel-Stil) und Schlosskomplex wurden über die herrschaftlich breite Bahnhofstraße miteinander verbunden. Der einstige Stadtwall hatte seine Funktion eingebüßt, die Stadt war über ihn hinaus gewachsen. Unter Georg Wilhelm wurden die drei Stadttore und der Brunnen auf dem Marktplatz abgerissen – Tribut auch an den zunehmenden Verkehr.[4](S. 11f) Der weithin sichtbare Idaturm auf dem Harrl entstand 1847. Georg Wilhelm ließ ihn auf Bitten seiner Gattin Ida errichten, damit die Ärmsten der Armen Lohn und Brot hatten. Noch kurz vor dessen Tod wurde 1858 der Grundstein für das Krankenhaus Bethel gelegt – eine Stiftung der Beamtentochter Luise von Vincke.[3](S. 127)
Zur Zeit seines Nachfolgers Adolf Georg wurde Bückeburg preußische Garnison. Zwischen Ulmenallee und Bergdorfer Straße entstand 1867 ein Kasernenkomplex für das Westfälische Jägerbataillon Nr. 7 – die „Bückeburger Jäger“, deren Name heute in den Bezeichnungen zweier Orchester weiterlebt. [6][7] Nicht weit davon entfernt wurde an der Ulmenallee in den Jahren 1874 bis 1876 das Gymnasium Adolfinum errichtet. Im Todesjahr Adolf Georgs begannen zwei weitere Großbauprojekte. Das Schloss wurde erheblich erweitert und erhielt seine heutige Gestalt. Gegenüber dem Krankenhaus wurde das so genannte Herminen-Palais gebaut, ein umfangreicher Komplex mit repräsentativem Wohnhaus, Orangerie und – erst 2004 wieder hergerichteten und öffentlich zugänglichen[8] – Park im englischen Landschaftsgartenstil. Unter seinem Nachfolger Georg erhielt das Landesparlament im Jahr 1894 an der Herminenstraße ein neues Regierungsgebäude; heute ist dort das Justizzentrum untergebracht. Am Nordharrl entstand zwischen Ulmenallee, Adolfstraße, Lülingstraße und Herminenstraße ein Wohnviertel mit großen Villen für wohlhabende Bürger. 1906 wurde am Marktplatz das neue Rathaus eingeweiht.
Bückeburg wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf diese Weise zwar zu einem kulturellen Zentrum Norddeutschlands, zur Garnisonsstadt und als Residenz zu einer repräsentativen Regierungs- und Behördenstadt, in der im Jahr 1904 bereits 5625 Menschen lebten. [9](S. 110). Auswirkungen auf die industrielle Entwicklung hatte all das jedoch kaum. Trotz Ansiedlung einiger Betriebe fiel Bückeburg hinter die wirtschaftlich prosperierenden Nachbarstädte Stadthagen (Bergbau), Obernkirchen (Bergbau, Glashütte) und Rinteln (Glashütte) zurück. Auch der Bau des Mittellandkanals, der die Stadt im äußersten Norden durchquert, wirkte sich ökonomisch nicht aus.[4](S. 14-17)
Letzte Prachtentfaltung
Adolf II., der 1911 an die Macht kam, veränderte das Gesicht der Stadt erheblich. Rund um den Schlosspark ließ er das Mausoleum, die Orchesterschule (später Heeresmusikschule), das Palmenhaus und die „Fürst-Adolf-Werkstätte“ errichten. Im östlich gelegenen Bad Eilsen entstand das neue Kurzentrum mit dem mondänen „Fürstenhof“, der damals eines der elegantesten und größten Hotels Europas war. Die Kurfrische wurde 1918 mit der 6,7 Kilometer langen Kleinbahnlinie des Bad Eilser Minchens an die Residenzstadt angebunden. Im Eveser „Gevatterfeld“ sollte eine riesige Pferderennbahn entstehen. Das Projekt wurde nach der Novemberrevolution aufgegeben. Nicht so das Projekt einer weiteren Kleinbahn, mit der die herrschaftlichen Besucher direkt vom Mindener Bahnhof über die 12,5 Kilometer lange, mitten durch das Dorf Petzen führende Trasse zur Rennbahn gelangen sollten. Der erste Zug fuhr am 29. Juli 1919 – der letzte nur anderthalb Jahre später, denn ohne Rennbahnpublikum konnte die Bahn wirtschaftlich nicht überleben.[10]
Um 1900 lebten und arbeiteten einige bekannte Persönlichkeiten in der Stadt. Richard Sahla galt als einer der besten Geiger seiner Zeit. Im Jahr 1888 kam er an den Bückeburger Hof und leitete bis 1918 als Chefdirigent die fürstliche Hofkapelle.[11] Die Schriftstellerin Lulu von Strauß und Torney machte mit Gedichten und Novellen auf sich aufmerksam. Der schon damals als Heidedichter bekannte Schriftsteller und Journalist Hermann Löns war von 1907 bis 1909 Chefredakteur der Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung;[12] seine Erfahrungen in der provinziellen Residenz mündeten in Duodez, einer bissigen Satire über die Kleinstaaterei. Als Prinzenerzieher war Adolf Holst von 1901 bis 1913 am Bückeburger Hof tätig, von 1915 bis 1918 leitete er die Hofbibliothek. Nach seiner Bückeburger Zeit wurde er als Autor von Kinderliedern und -erzählungen bekannt.
Weimarer Republik
Als Adolf II. 1918 abdankte, übernahm zunächst ein Arbeiter- und Soldatenrat die Regierungsgewalt. In den folgenden 15 Jahren lenkten sozialdemokratisch beeinflusste Regierungen die Geschicke des in seiner Selbstständigkeit eingeschränkten, kleinen Landes. Dennoch wurde die Stadt weiterhin vom konservativen Bürgertum geprägt. Pensionäre, die aus den Großstädten zuzogen, ließen Bückeburg weiter wachsen. Zum 1. April 1928 wurde Jetenburg nach Bückeburg eingemeindet. Das nordöstlich der Stadt gelegene Dorf blockierte deren Entwicklung. Adolf II. kehrte 1927 nach Bückeburg zurück, er wurde begeistert empfangen.[13] Als Großinvestor war er jedoch innerhalb der demokratischen Strukturen ausgefallen. So stagnierte die Entwicklung der wirtschaftlich ohnehin rückständigen Stadt. Unzufriedenheit in der Bevölkerung war die Folge.[14][4](S. 18f)
Nazizeit und Zweiter Weltkrieg
Die Stadt war längst eine NSDAP-Hochburg, als die Nazis 1933 die Macht übernahmen.[4](S. 19) Einer der ersten, die das zu spüren bekamen, war Karl Wiehe: Der seit der Kaiserzeit regierende deutschnationale Bürgermeister wurde 1935 entmachtet, nachdem er sich schützend vor die Bückeburger Juden gestellt hatte.[15] Auch andere erfuhren den neuen Geist. Im Röcker Feld wurde am 1. Oktober 1936 ein „Exerzierplatz“ (der heutige Truppenübungsplatz) für die Deutsche Wehrmacht eingerichet. Die dort gelegenen Höfe der Dörfer Röcke und Nammen wurden zwangsweise umgesiedelt, die meisten zur „Kornmasch“ im Nordwesten der Stadt, wo innerhalb eines halben Jahres mit den „Maschhöfen“ ein neuer Ortsteil entstand.[16] Die Dörfer Knatensen und Selliendorf wurden 1939 nach Bückeburg eingemeindet.
Wiehes Nachfolger, der NSDAP-Bürgermeister Albert Friehe, tat sich dadurch hervor, dass er politische Gegner und Juden schärfer als anderswo verfolgen und drangsalieren ließ.[17] Am 9. November 1938 brannte auch Bückeburgs Synagoge, ohne dabei völlig zerstört zu werden. Ab 1939 wurden viele jüdische Familien in aus jüdischem Besitz beschlagnahmten Gebäuden – darunter auch die Synagoge – zwangsweise einquartiert.[18] Das auf einen Wert von 22.000 Reichsmark geschätzte Gotteshaus ging später für 8300 Reichsmark in den Besitz der Stadt über.[19] Die Bückeburger Juden, die sich nicht rechtzeitig hatten absetzen können, wurden ab Dezember 1942 deportiert. Von 71 Verschleppten überlebten nur fünf den Holocaust.[20]
Ein ganz anderes Beispiel als Friehe gab der Petzer Gemeindepastor Wilhelm Mensching. Er versteckte von Oktober 1943 bis März 1944 in seinem Pfarrhaus eine Jüdin vor den Nazihäschern.[21]
Bei drei Bombenangriffen auf Bückeburg gab es 55 Tote. Der Angriff am 26. Oktober 1944 galt der Jäger-Kaserne. Getroffen wurden einige Nebengebäude, 29 Menschen starben. Am 5. November 1944 hatten die Bomber eine Gruppe Arbeitsdienstleistender auf dem Weinberg im Visier, es gab 20 Tote. Am 31. Dezember 1944 folgte ein dritter Angriff, der wohl ebenfalls der Jägerkaserne galt. Die Luftmine ging jedoch in Bergdorf nieder, zerstörte etliche Häuser und tötete sechs Menschen.[22]
Das Kriegsende nahte für Bückeburg am 7. April 1945. Ein amerikanischer Truppenverband stand vor der Stadt und nahm diese zur Vorbereitung des Einmarsches unter mehrstündiges Artilleriefeuer. Am frühen Morgen des 8. April gingen der Hofapotheken-Pächter Dr. Wilhelm Kroseberg, der Kaufmann Herbert Jöns, der Gastwirt Albert Schütz und der Schuhmachermeister Karl Schütte dem auf dem Weinberg postierten Kampfverband mit einem weißen Bettlaken entgegen. Gleichzeitig begann der Zimmermeister Friedrich Steinhof damit, die in Sichtweise der Soldaten an der Zufahrt zur Stadt errichteten Panzersperren von der Straße zu räumen. Die US-Soldaten konnten die Stadt kampflos einnehmen.[23]
Religionen
Die Stadt ist Sitz der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe. In Bückeburg befindet sich auch die Verwaltung der Evangelisch-reformierten Kirchen zu Bückeburg und Stadthagen. Daneben befindet sich in Bückeburg eine gemeinsam auch für Bad Eilsen zuständige Römisch-katholische Kirchengemeinde. Die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas hat ihren Sitz in der ehemaligen Synagoge.
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat hat 35 Mitglieder: 34 Mandatsträger der politischen Gruppierungen und Parteien sowie kraft seines Amtes der im Jahr 2005 erstmals direkt gewählte hauptamtliche Bürgermeister. In dem Gremium sind seit der letzten Kommunalwahl am 10. September 2006 sieben Parteien und Wählergemeinschaften vertreten.
Seither ergibt sich folgende Sitzverteilung:
- SPD: 15 Sitze
- CDU: 12 Sitze
- Bündnis 90/Die Grünen: 2 Sitze
- FDP: 2 Sitze
- UWG („Unabhängige Wählergemeinschaft Bückeburg“): 1 Sitz
- WIR (Wählergemeinschaft „WIR für Bückeburg“): 1 Sitz
- BfB (Wählergemeinschaft „Bürger für Bückeburg“): 1 Sitz
Die nächsten Kommunalwahlen sollen im Jahr 2011 stattfinden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr

Die Stadt ist über die Bundesstraßen 65 und 83, an deren nordwestlichen Ende sie liegt, an das deutsche Bundesfernstraßennetz angebunden. Über die B 83 erreicht man in wenigen Minuten auch die Ost-West-Fernverbindung der Bundesautobahn A2, die wenige Kilometer südlich an der Stadt vorbei führt.
Seit dem Jahr 1847 ist Bückeburg ans Eisenbahnnetz angebunden [1] (S. 175). Die Trasse am Nordrand des Stadtzentrums führt in südwestlicher Richtung bis nach Köln und von dort weiter nach Paris sowie in östlicher Richtung nach Hannover und weiter über Berlin bis nach Warschau. Der Bahnhof Bückeburg wird im Stundentakt von RE-Zügen nach Hannover–Braunschweig und Minden–Löhne (weiter alle zwei Stunden bis Bielefeld oder Osnabrück–Rheine) bedient. Seit dem Expo-Jahr 2000 ist Bückeburg zudem ans Netz der S-Bahn Hannover angeschlossen.
Der in diesem Bereich 1916 eröffnete Mittellandkanal führt etwa fünf Kilometer nördlich am Stadtzentrum vorbei [1] (S. 275). Bückeburg ist an diese Wasserstraße über zwei Binnenhäfen angeschlossen, die sich in den Ortsteilen Rusbend und Berenbusch befinden.
Flugreisende erreichen Bückeburg am schnellsten über den Internationalen Flughafen Hannover-Langenhagen, der über die Bundesautobahn A 2 sowie über die S-Bahn schnell erreicht werden kann. Verkehrslandeplätze für kleinere Sportflugzeuge befinden sich in den Nachbarstädten Rinteln (in zehn Kilometer Entfernung) und Porta Westfalica (20 Kilometer entfernt).
Öffentliche Einrichtungen
Staatliche Einrichtungen
- Heeresflieger-Waffenschule der Bundeswehr mit dem Militärflugplatz Achum
- Jägerkaserne der Bundeswehr
- Niedersächsischer Staatsgerichtshof
- Landgericht Bückeburg
Bildungseinrichtungen
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- Grundschule Am Harrl
- Grundschule Evesen
- Evangelische Grundschule Meinsen-Warber
- Grundschule Im Petzer Feld
- Immanuel-Schule – Grundschule, freie christliche Schule
- Graf-Wilhelm-Schule – Hauptschule
- Herderschule – Realschule
- Gymnasium Adolfinum Bückeburg
- Marienschule – Sonderschule
- Musikschule Schaumburger Märchensänger
- Blindow-Schulen
Städtepartnerschaften
- Nieuwerkerk aan den IJssel (Niederlande, seit 1974)
- Sablé-sur-Sarthe (Frankreich, seit 1966)
Stadtgliederung
Die Stadt hat 13 Ortsteile: Achum, Berenbusch, Bergdorf, Cammer, Evesen, Meinsen, Müsingen, Nordholz, Petzen, Röcke, Rusbend, Scheie und Warber. In der Stadt sind ferner die vorher eigenständigen Orte Jetenburg und Kornmasch aufgegangen. Die Gemeinde Knatensen wurde 1939 eingemeindet.
Einwohnerentwicklung
(jeweils zum 31. Dezember)
Nachbargemeinden
Östlich von Bückeburg befindet sich der Kurort Bad Eilsen. Ansonsten grenzt die Stadt in drei Himmelsrichtungen an Nordrhein-Westfalen. Südlich grenzt Bückeburg an die Stadt Porta Westfalica, westlich wird Bückeburg von der Stadt Minden begrenzt, nördlich schließt sich die Stadt Petershagen an.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Sehenswert sind das „Landesmuseum für schaumburg-lippische Geschichte, Landes- und Volkskunde“ sowie das „Hubschraubermuseum“.
Bauwerke
Bückeburg besitzt eine malerische Innenstadt mit Schloss im Stil der Weserrenaissance und einer Stadtkirche im gleichen Stil. Das Schloss liegt in einem ausgedehnten Park, in dem sich auch das Mausoleum (erbaut 1911-1915) des Fürstenhauses Schaumburg-Lippe befindet.
Das (neue) Palais wurde als Fürstensitz 1896 erbaut. Im Zweiten Weltkrieg diente es als Reservelazarett. Die britischen Besatzungstruppen nutzten es als Offizierskasino. Heute sind hier die berufsbildenden Schulen Dr. Blindow untergebracht.
Ferner befindet sich in Bückeburg die alte Jetenburger Kirche. Nördlich von Bückeburg im Schaumburger Wald befindet sich das Jagdschloss Baum.
Musik
Bückeburg ist Heimat des bekannten Kinder- und Jugendchores Schaumburger Märchensänger, der 1954 mit dem Lied „Der fröhliche Wanderer“ („The Happy Wanderer“) einen weltweiten Überraschungserfolg erzielte. Das Lied konnte sich sogar in den Single-Charts von Großbritannien platzieren.
Persönlichkeiten
- Johann Christoph Friedrich Bach, Musiker und Komponist, wurde 1750 Mitglied er Hofkapelle, übernahm 1755 deren Leitung und war ab 1755 bist zu seinem Tod im Jahr 1795 als Hofkapellmeister am Bückeburger Hof tätig.
- Thomas Abbt, Schriftsteller und Philosoph, ab 1765 schaumburg-lippischer Hof-, Regierungs- und Konsistorialrat sowie Patronus scholarum.
- Johann Gottfried Herder, Dichter, Theologe und Philosoph, wirkte von 1771 bis 1775 als Hauptprediger, Superintendent und Konsistorialrat in Bückeburg.
- Bernhard Christoph Faust, Mediziner, war von 1788 bis 1842 Hofrat und Leibarzt des Fürstenhauses.
- Josef Heyne, der Großvater Heinrich Heines, betrieb ab 1799 das Gasthaus „Zur Falle“.
- Baronin Louise Lehzen, von 1814 bis 1842 Gouvernante Queen Victorias, lebte von 1842 bis zu ihrem Tod im Jahr 1870 in Bückeburg.
- Richard Sahla, Violinist und Dirigent, war von 1888 bis 1918 Chefdirigent der fürstlichen Hofkapelle; er starb 1931 in Bückeburg.
- Wilhelm Külz, Politiker, war 1904 bis 1912 Bürgermeister, ab 1909 Oberbürgermeister in Bückeburg und 1926 Reichsinnenminister in den Kabinetten der Kanzler Hans Luther und Wilhelm Marx.
- Hermann Löns, Journalist und Schriftsteller, war von 1907 bis 1909 Redakteur der Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung.
- Wilhelm Mensching, Pastor in Petzen (1920 bis 1952), versteckte von 1943 bis 1944 im Pfarrhaus eine Jüdin vor den Nazis und wurde dafür 2001 von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Titel „Gerechter unter den Völkern“ geehrt; gründete 1948 am Bückeburger Weinberg das Internationale Freundschaftsheim.
- Hugo Strasser, Klarinettist und Bandleader, wurde an der Heeresmusikschule ausgebildet.
- Karl Lieffen, Schauspieler, wurde an der Heeresmusikschule in Bückeburg ausgebildet.
- Roy Etzel, Trompeter, wurde an der Heeresmusikschule in Bückeburg ausgebildet.
- James Last, Bassist, Komponist und Bandleader, wurde an der Heeresmusikschule in Bückeburg ausgebildet.
- Horst „Hackl“ Fischer, Trompeter, wurde an der Heeresmusikschule in Bückeburg ausgebildet.
Söhne und Töchter der Stadt
- Philipp I. Graf zu Schaumburg-Lippe (1601-1681), Begründer der selbstständig regierenden Linie des Hauses Schaumburg-Lippe.
- Albrecht Wolfgang Graf zu Schaumburg-Lippe (1699-1748), Militär- und Heerführer, Landesherr von Schaumburg-Lippe.
- Wilhelm Friedrich Ernst Bach (1759-1845), deutscher Musiker und Komponist.
- Friedrich Accum (1769-1838), Chemiker.
- Sigismund August Wolfgang von Herder (1776-1838), Geologe und Mineraloge, Sohn von Johann Gottfried Herder.
- Georg Wilhelm Fürst zu Schaumburg-Lippe (1784-1860), erster Fürst zu Schaumburg-Lippe, sorgte uner anderem dafür, dass die Stadt an die Bahnlinie Minden-Hannover angeschlossen wurde[4](S. 11).
- Heinrich Strack (1805-1880), Architekt der Schinkel-Schule, baute unter anderem die Berliner Siegessäule.
- Lulu von Strauß und Torney (1873-1956), Schriftstellerin.
- Kurt von Plettenberg (1891-1945), Forstmann und Angehöriger des engeren Kreises des deutschen Widerstandes vom 20. Juli 1944.
- Massimilian Porcello (* 1980), Fußballspieler des Bundesligavereins Karlsruher SC.
Literatur
- Hartmut Rust, Wilfried Feindt, Helga Warschewski: Unbekanntes Bückeburg – Die Residenzstadt und Ihre Bürger. 2. Auflage in zwei Bänden, Residenz Publishers, Bückeburg 2006.
- Brage bei der Wieden: Bückeburg. Driftmann, Bückeburg 1995. ISBN 3-924700-12-5
- Gerd Steinwascher, Matthias Seeliger: Bückeburg. Droste, Düsseldorf 1986. ISBN 3-7700-0714-X
- Thorsten Albrecht: Die Bückeburger Stadtkirche. Imhof, Petersberg 2006. ISBN 3-932526-25-2
- Schaumburger Landschaft e.V. (Hrsg.): Schaumburger Land – eine kleine Landeskunde. Westermann, Bückeburg 2006. ISBN 3-07-509703-9
- Schaumburger Landschaft e.V. (Hrsg.): Gegen den Strom – Widerstand und Zivilcourage im Nationalsozialismus in Schaumburg. Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2005. ISBN 3-89534-571-7
- Schaumburger Landschaft e.V. (Hrsg.): Geschichte Schaumburger Frauen. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2001. ISBN 3-89534-440-0
Bilder
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Weblinks
- Landesmuseum für schaumburg-lippische Geschichte, Landes- und Volkskunde – Homepage des Schaumburg-Lippischen Heimatvereins
- Schaumburg-Lippe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 412.
Quellen
- ↑ a b c d e f g Walter Siebert: Schaumburg-Lippe im Wandel der Zeit. Hugo Welge Verlag, Stadthagen, 1971.
- ↑ Hans Bahlow: Deutschlands geographische Namenswelt. Suhrkamp.
- ↑ a b c d Wilhelm Wiegmann: Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe. Verlag von Heinrich Heine, Stadthagen 1912.
- ↑ a b c d e f g h i Gerd Steinwascher: Bückeburg – eine Einführung in die Stadtgeschichte. Verein Alter Adolfiner, Bückeburg 2002.
- ↑ a b Hans Thümmler: Bückeburg. Deutscher Kunstverlag, München 1976.
- ↑ Bückeburger Jäger: Blasorchester Bückeburger Jäger(Stand: 14. November 2006)
- ↑ Georg Wolffs Bückeburger Jäger: Bigband Bückeburger Jäger(Stand: 14. November 2006)
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 3. September 2004
- ↑ Helge Bei der Wiesen: Wilhelm Külz als Oberbürgermeister von Bückeburg; aus: Schaumburg-Lippische Mitteilungen, Heft 21. Schaumburg-Lippischer Heimatverein, Bückeburg 1971.
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgaben vom 23. August 2001, 4. August 2004, 23. Oktober 2004
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 12. Mai 2001
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 25. September 2004
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 13. Juli 2002
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 12. April 2003
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 23. November 2005
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 30. September 2006
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 9. Dezember 2002
- ↑ Kreisvolkshochschule Schaumburg (Hrsg.): Spuren jüdischen Lebens in Schaumburg. Publi Consult Verlag, Bückeburg 1989. ISBN 3-927435-01-5
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 11. Dezember 2002
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 11. Dezember 2001
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgaben vom 29. November 2001, 20. März 2003
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 6. November 2004
- ↑ Schaumburg-Lippische Landes-Zeitung: Landes-Zeitung Ausgabe vom 8. April 2004