Adventskalender
Der Adventskalender (österr. Adventkalender; auch Weihnachtskalender) findet sich in den Dezembertagen bei vielen Familien, Kindergärten oder Schulen im deutschen Sprachraum und zeigt die verbleibenden Tage bis Weihnachten. Der Adventskalender ist heute meist ein "Dezemberkalender", das heißt er beginnt nicht am ersten Adventssonntag, sondern am 1. Dezember.

Historisches
Ursprünge
Zunächst stand die Funktion des Adventskalenders als Zählhilfe und Zeitmesser im Vordergrund. Die eigentlichen Ursprünge lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Die ersten Formen kamen aus dem protestantischen Umfeld. So wurden in religiösen Familien 24 Bilder nach und nach an die Wand gehängt. Einfacher war eine andere Variante mit 24 an die Wand oder Türe gemalten Kreidestrichen, bei der die Kinder täglich einen Strich wegwischen durften. Oder es wurden Strohhalme in eine Krippe gelegt, für jeden Tag einen bis zum Heiligen Abend. Weitere Formen waren die Weihnachtsuhr oder eine Adventskerze, die jeden Tag bis zur nächsten Markierung abgebrannt wurde.
Thomas Mann erwähnt in seinem Roman "Buddenbrooks" wie der kleine Hanno "das Nahen der unvergleichlichen Zeit" auf einem Abreißkalender verfolgt, den die Kinderfrau angefertigt hat.
Von 1900 bis zum Zweiten Weltkrieg
Der erste gedruckte Adventskalender wurde 1904 von dem Münchner Verleger Gerhard Lang aus Maulbronn auf den Markt gebracht. Es bestand aus einem Bogen mit 24 Bildern zum Ausschneiden und einem Bogen mit 24 Feldern zum Aufkleben. Jeden Tag in der Adventszeit durften die Kinder ein Bild ausschneiden und in ein Feld kleben. Bis in die 1930er Jahre hinein genoss die lithografische Anstalt von Reichold & Lang in München den Ruf, die kunstreichsten und fantasievollsten Werke auf diesem Spezialgebiet herauszugeben.
Im Dritten Reich rückten die "Vorweihnachtskalender" der Nationalsozialisten unterm Hakenkreuz die "Wintersonnenwende" statt der Christnacht in den Mittelpunkt.
Nachkriegszeit bis heute
Die heutige am meisten verbreitete Gestalt des konventionellen Adventskalenders geht vermutlich auf einen evangelischen Pfarrer zurück, der die Idee von Lang abgewandelt hat und hinter 24 Türchen Bilder mit Gestalten aus biblischen Geschichten versteckte.
Eine flächendeckende Popularität erhielt der Adventskalender ab den 1950er-Jahren, als er zum eigentlichen Massenartikel wurde und dementsprechend preisgünstig angeboten wurde. Als Motiv wurden hauptsächlich Szenen aus romantisch verschneiten Städtchen verwendet. Hinter dem größer gestalteten Fenster des 24. Dezember verbarg sich meist eine Krippenszene. Ab 1958 gab es dann die ersten mit Schokolade gefüllten Kalender.
Heute finden sich hinter den 24 Türchen eines typischen gekauften Produkts neben den Bildchen oftmals Schokoladenstücke in verschiedenen "weihnachtlichen" Formen und gar Spielzeug. Immer häufiger findet man selbstgebastelte Kalender mit 24 kleinen Geschenken, die auf verschiedene Weise verpackt sein können.
Globalisierung
Da Adventskalender mittlerweile weltweit vermarktet werden, müssen die Motive auch weltweit verstanden werden. Statt Maria und Josef findet man so inzwischen auch Bären oder Bambis. Ebenso finden sich Adventskalender im Internet. Diese sind jedoch häufig eher auf eine erwachsene Zielgruppe ausgerichtet.
Wissenswerte Fakten
In mehreren Städten werden regelmäßig die Fassaden bestimmter Gebäude, oft von Rathäusern zu großen Adventskalendern umfunktioniert.
Siehe auch
Weblinks
- Beitrag in der ARTE-Sendung Karambolage vom 4. Dezember 2005
- [1] der europäische Adventskalender der lothringischen Mittelschule "Collège Louise-MICHEL" in Etain (Frankreich), der alle offiziellen Sprachen der EU benutzt, sowie einige andere, unter denen das Lateinische, um die Brückensprache Esperanto herum.