Apartheid

Als Apartheid (afrikaans, von apart „einzel, besonders“) wurde die Rassentrennung in Südafrika bezeichnet.
Geschichte der Apartheid
Der Konflikt der „Rassen“ (vgl. Rassismus zum Begriff der „Rasse“) im südlichen Afrika geht bis in die Anfänge des Kolonialismus zurück und verschärfte sich nach der britischen Eroberung 1806. Beginnend mit der Diskriminierung beim Anrecht auf Grund und Boden erfolgten mit der Entdeckung von Diamanten- (1867) und Goldvorkommen (1886) weitere Beeinträchtigungen der Schwarzen vor allem in der Bewegungsfreiheit.
Von 1903 bis 1905 sollte die South African Native Commission (SANAC) eine gemeinsame Ethnienpolitik für alle vier südafrikanischen Provinzen (Natal, Kapkolonie, Orange Free State und Transvaal) festlegen. Die Kommission schlug die Errichtung im Sinne der in Natal herrschenden Praktik der Native Administration vor. Mit dem Native Administration Act von 1927 wurde diesem Vorschlag Folge geleistet. Die Native Administration war somit auf die ganze Südafrikanische Union ausgeweitet worden.
Apartheid unter den Briten
1910 wurde die Südafrikanische Union durch den Zusammenschluss der vier Republiken gegründet. Die Union war von Anfang an in den Händen der weißen Minderheit. Schwarze wie auch Farbige und Asiaten erhielten kein Wahlrecht. Sie waren von der staatlichen Regierung ausgeschlossen. Nur an den Provinzregierungen durften sie partizipieren. Des Weiteren war jeglicher sexueller Kontakt zwischen den unterschiedlichen „Rassen“ verboten. Die Segregationspolitik wurde durch die weißen Machthaber mit einer Vielzahl von Gesetzen untermauert.
1911 wurde durch den Mines and Works Act die ungleiche Behandlung der Weißen und Schwarzen in der Wirtschaft festgelegt. Das wohl wesentlichste Gesetz der räumlichen Trennung, der Natives Land Act, wurde 1913 in Kraft gesetzt. In der Folge durfte die schwarze Bevölkerung nur noch in den ihnen zugewiesenen Reservaten Land erwerben. Die sog. Homelands umfassten rund 7,3 % des südafrikanischen Territoriums. Zehn Jahre später vollzog der Natives Urban Areas Act die räumliche Trennung auch in städtischen Gebieten. Der Native Trust and Land Act von 1936 weitete das bestehende Gesetz von 1913 aus. Einige Reservatsflächen wurden vergrößert.
Apartheid unter den Buren
Im Jahr 1948 gewann die Partei der Afrikaner Nationalisten die Wahlen überlegen. Damit kam eine burische Partei an die Macht, die bis 1989 regierte.
Die niederländischstämmigen Buren waren durch den Calvinismus geprägt, welcher Johannes Calvins Prädestinationslehre (die Lehre von der Vorbestimmtheit des menschlichen Schicksals) weiterentwickelten. Aus dieser Tradition heraus wurde die Rassentrennung gerechtfertigt.
Der Sieg der burischen Nationalisten war eng verknüpft mit dem Zweiten Weltkrieg. Unter dem zuvor amtierenden Premierminister Jan Christiaan Smuts beteiligte sich Südafrika an der Seite der Briten an militärischen Auseinandersetzungen. Die Nationalisten hingegen waren gegen eine Einmischung in das kriegerische Geschehen und sympathisierten offen mit dem deutschen Nazi-Regime. Das wahlberechtigte Volk stimmte mehrheitlich mit den Nationalisten überein.
Der Regierungswechsel stellte für viele Buren, die zuvor unter britischer Herrschaft kaum Anschluss an die führende Spitze des Landes gefunden hatten, den Ausstieg aus der Armut dar. Viele zogen in urbane Gebiete und fanden dort in der aufstrebenden Wirtschaft Arbeit. Die Nationalisten, welche sich im Übrigen von den Briten abzugrenzen versuchten, lenkten nun auch die Indigenenpolitik in neue Bahnen.
Die Nationalisten verfolgten drei Ziele: Erstens wollten sie die politische Macht konsolidieren, zweitens ihre Vision der Rassenbeziehungen umsetzen und drittens sollte der Status der Erziehung und der Ökonomie der Buren angehoben werden.
Vor 1948 waren die Schwarzen meist von der Politik und den guten Positionen in der Wirtschaft ausgeschlossen. Die Rassenordnung war zum Teil durch das Gesetz und zum Teil durch den inoffiziellen Brauch gegeben. Die Ordnung war jedoch nicht sehr strikt. Es gab durchaus Farbige, die neben Weißen wohnten, indische Händler, welche im Stadtzentrum ihre Geschäfte tätigten oder Schwarze, die außerhalb ihrer Reservate ihre Farmen bewirtschafteten.
Diese „Löcher“ in der Rassentrennung schlossen die Nationalisten mit diversen Maßnahmen. Als erstes teilten sie die ganze südafrikanische Bevölkerung in vier ethnisch differenzierte „Kasten“ ein: Weiße, Schwarze, Farbige und Asiaten (Siehe auch: Bevölkerung Südafrikas). Die Zuordnung zu einer dieser Gruppen geschah nach bestimmten Kriterien. Die Interpretation der Testergebnisse lag oft im Ermessen des Versuchsleiters. Dies betraf besonders die Einteilung in Schwarze und Farbige. Es kamen dabei verschiedene Tests zum Einsatz, wie zum Beispiel, ob ein in die Haare gesteckter Stift herunterfällt, wenn der Proband den Kopf schüttelt. Fiel der Stift heraus, so galt der Proband als Farbiger, blieb der Stift stecken, galt er als Schwarzer. Dies hatte zur Folge, dass Kurzhaarfrisuren populär wurden.
Die Rassenordnung bestimmte fortan das gesamte Leben. An öffentlichen Orten war eine strikte Trennung von Weißen und Nicht-Weißen vorgeschrieben. Mischehen waren verboten. Mit dem Group Areas Act vom 13. Juni 1950 wurde die Trennung der Wohngebiete festgeschrieben. In städtischen Gebieten wurden getrennte Wohnbereiche für die verschiedenen Rassen geschaffen; die Ausbildung richtete sich ebenfalls nach der entsprechenden Rasse. Schwarze mussten außerhalb ihrer Reservate einen Pass tragen. Damit sollten in städtischen Gebieten nur jene Schwarzen geduldet werden, die dort auch arbeiteten. Alle übrigen Schwarzen wurden als Ausländer angesehen. Die in den Städten arbeitenden Schwarzen wurden als Gastarbeiter akzeptiert. Diese Schwarzen lebten in so genannten Townships am Stadtrand. Nicht städtische Schwarze durften sich gemäß dem Native Laws Amendment Act von 1952 ohne Genehmigung nur 72 Stunden in Städten aufhalten. Die Apartheid war erschaffen. Dennoch war der Lebensstandard, die Bildungsmöglichkeiten durch Schulen und Universitäten sowie die medizinische Versorgung und somit die Lebenserwartung der Schwarzen höher als in allen anderen afrikanischen Ländern, weswegen Südafrika auch während der Apartheid mit illegaler Immigration aus den nördlichen Anrainerstaaten konfrontiert war.
Große und kleine Apartheid
Die Apartheid unterteilte sich in zwei Aspekte: die kleine Apartheid, auch 'Petty Apartheid' genannt, und die große Apartheid ('Grand Apartheid'). Die kleine Apartheid beinhaltete die rassische Trennung im Dienstleistungsbereich. Darunter fielen zum Beispiel das Verbot des Betretens von öffentlichen Parks für Schwarze, die separaten Abteile in öffentlichen Verkehrsmitteln oder die getrennten Schulen.
Die Apartheidsgesetze betrafen nicht nur Schwarze. Auch Farbige und Asiaten litten darunter. Die Betroffenen separierten sich ebenfalls von der jeweils anderen Gruppe. Farbige hielten, bildlich beschrieben, den gleichen Abstand zu Schwarzen wie Weiße zu Schwarzen.

Der gesamte Alltag der Nichtweißen wurde von der kleinen Apartheid geprägt. Unmissverständliche Regelungen wurden durch Schilder erreicht, auf denen, zum Beispiel am Strand, neben einem Verbot für Hunde, das Verbot für Non-Whites ausgesprochen war. Krankenhäuser, Postgebäude, Rathäuser, Banken und Toiletten hatten grundsätzlich zwei, durch Schilder gekennzeichnete Eingänge. Viele Lebensbereiche waren nicht klar definiert. Durch Mundpropaganda wurden Restaurants und Bars unter Nichtweißen genannt, in denen man bedient wurde oder nicht erwünscht war. Mutige testeten ständig die Grenzen der Akzeptanz durch die Weißen. Die Vorsichtigen scheuten sich, ihren sicheren Bereich zu verlassen. Dadurch lebten sie ruhiger und wurden nicht verjagt oder von der Polizei überprüft.
Die große Apartheid meint die räumliche Trennung im großen Maßstab, die eigentliche Segregations- oder Homeland-Politik.
Über die Homeland-Politik hinaus wirkte die Apartheid auch innerhalb Südafrikas. So bedeutete die gesetzlich verordnete Zugehörigkeit zu einer Rassenkategorie, entsprechend der Hautfarbe (Schwarze, Farbige/Asiaten):
- getrennte Wohngebiete in jeder Stadt, in jedem Dorf,
- getrennte Schulsysteme mit unterschiedlich qualifizierten Lehrern und
- ausschließliches Wahlrecht für Weiße.
Die Rassenkategorie wurde in die Ausweisdokumente durch Buchstabencodes, zum Beispiel -C- für Coloureds, eingetragen.
Die Wohngebiete der weißen Bevölkerung, auch Europeans genannt, lagen durchweg in den geographisch und strukturell angenehmsten Bezirken jeder Ortschaft. Wurden die festgelegten Bereiche für die Weißen zu eng, mussten die Farbigen, auch Coloureds genannt und Asiaten, Teile ihrer Wohngebiete räumen und in neu zugewiesenen Bereichen neu bauen. Ein berühmtes Beispiel war die Räumung des District Six im Herzen von Kapstadt und die Zwangsumsiedlung von etwa 60.000 Menschen in das etwa 30 km entfernt gelegene sandige Khayelitsha. Die schwarze Bevölkerung war in ihrem abgelegenen Wohngebiet so weit außerhalb der Gemeinden, oft hinter natürlichen oder künstlichen Hügeln sowie Müllkippen verbannt, dass sie nicht als Teil der Gemeinde angesehen werden konnte.
Die auch inhaltlich unterschiedlichen Schulsysteme, mit jeweils abgestufter Qualifikation des Lehrkörpers und Ausstattung, waren mit verantwortlich für ungleiche Berufschancen.
Der Ausschluss aller Nichtweißen vom aktiven und passiven Wahlrecht wirkte bis in den kommunalen Bereich.
Die Apartheid war Ausdruck eines irrationalen Gefühls einer weißen, christlichen Überlegenheit gegenüber den heidnischen Schwarzen. Dieses Gefühl basierte auf einer tatsächlichen technisch-zivilisatorischen Überlegenheit. Im Wesentlichen spiegelt die Apartheid das Denken der burischen Calvinisten wider.
Um die Pfeiler der Apartheid umsetzen zu können, war ein riesiger Verwaltungsapparat notwendig. Rund vier Millionen Schwarze sollen alleine aufgrund fehlender Aufenthaltsgenehmigungen verhaftet worden sein; allein dies forderte einen enormen administrativen Aufwand. Des Weiteren mussten Millionen Schwarze umgesiedelt werden. Rund 3,5 Millionen Schwarze mussten ihre bisherigen Wohnstätten aufgeben. Dies erfolgte nicht ohne Proteste, die zu unzähligen Verhaftungen führten. Die Regierungen zerstörten ganze Siedlungen, um so die Schwarzen zur Umsiedlung, welche auf dem Native Resettlement Act von 1952 basierte, zu zwingen.
Widerstand der Schwarzen
Auch nach der Unterwerfung der Bantu führte die diskriminierende Indigenenpolitik der Weißen zu massivem Widerstand. Siehe Steve Biko und die Black Consciousness-Bewegung.
African National Congress
Bereits 1912, nur gerade zwei Jahre nach der Errichtung der Südafrikanischen Union, gründeten der Anwalt P. Seme, die Geistlichen J. L. Dube, W. Rubusana sowie der Autor Sol Plaatje den African National Congress (ANC). Obwohl von Männern aus der elitären Gesellschaft gegründet, verstand sich der ANC durchaus nicht als elitäre Organisation. Er stand grundsätzlich allen offen, egal welcher Hautfarbe, und akzeptierte sowohl das Christentum wie auch die englische Sprache. Der ANC verstand sich als schwarze Widerstandspartei, die das volle Bürgertum forderte. Lange Zeit opponierte er friedfertig durch Boykotte und Streiks. So organisierte er in den 1920er-Jahren Streiks der Minenarbeiter, um die schlechten Arbeitsbedingungen der Schwarzen zu verbessern.
Der ANC wurde immer mehr zur Massenorganisation. Hunderttausende befolgten die Aufrufe zu Demonstrationen oder Streiks. Beispielsweise im Jahre 1946, zwei Jahre vor dem Beginn der Apartheid, streikten rund 70.000 schwarze Minenarbeiter. Insbesondere gegen das Passgesetz, wonach die städtischen Schwarzen jederzeit einen Pass mit sich tragen mussten, um sich als Arbeitnehmer ausweisen zu können, protestierte der ANC durch Demonstrationen und durch das Verbrennen der umstrittenen Pässe. Trotzdem standen keineswegs alle Nicht-Weißen, nicht einmal alle Schwarzen, hinter dem ANC. Etliche Schwarze sahen die Homeland-Politik der Regierung als Chance, den Rassismus endlich zu beenden und ihre Traditionen wieder zu leben.
In späteren Jahren sollten diese Meinungsverschiedenheiten insbesondere zwischen städtischen und ländlichen Schwarzen zu bewaffneten Auseinandersetzungen führen. So forderten Unruhen bei Pietermaritzburg zwischen 1987 und 1990 rund 4.000 Todesopfer. Bei diesem Konflikt handelte es sich um Streitigkeiten innerhalb der Zulu. Städtische Zulu vertraten andere Ansichten als die in der Inkatha Freedom Party vereinigten ländlichen Zulu. In den frühen 1990er-Jahren, also bereits nach dem offiziellen Ende der Apartheid, wendeten sich die Inkatha-Anhänger dann im Besonderen gegen die Xhosa. Leute von beiden Seiten verloren dabei ihr Leben.
Die Regierung versuchte, die Menschenrechtskämpfer des ANC immer wieder an ihrer Arbeit zu hindern, indem sie diese bannten. Gebannte waren eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit, sie durften ein genau definiertes Territorium nicht verlassen. Des Weiteren löste die Regierung häufig Treffen des ANC auf.
Militante Widerstandsorganisationen
Einigen Mitgliedern gingen die meist friedlichen Aktionen des ANC nicht weit genug. Sie gründeten 1959 eine weitere Widerstandsorganisation, den Pan Africanist Congress (PAC). Im Gegensatz zum ANC verwarf der PAC die offene Haltung gegenüber allen Rassen. Er positionierte sich als reine Schwarzen-Organisation und lehnte jegliche Zusammenarbeit mit den Weißen ab. Später gründete auch der ANC einen bewaffneten Flügel. Nelson Mandela selbst leitete diesen Flügel mit dem Namen Umkonto we Sizwe, was übersetzt soviel wie Speer der Nation bedeutet. Umkonto we Sizwe tat sich in den folgenden Jahren insbesondere durch Sabotageakte hervor.
Ein Jahr vor der Gründung des bewaffneten Flügels des ANC endete eine vom PAC organisierte Demonstration im Township Sharpeville in einem Blutbad, das die in Panik geratenen Polizisten anrichteten. 69 Afrikaner fanden dabei den Tod. Dieses Ereignis löste nationale Unruhen aus, welche die südafrikanische Regierung mit eiserner Faust bekämpfte. Rund 20.000 Demonstranten wurden verhaftet. In der Folge wurden sowohl der PAC wie auch der ANC verboten. Beide Organisationen operierten fortan aus dem Untergrund. Führende opponierende Köpfe wie Nelson Mandela oder Walter Sisulu wurden 1964 im sogenannten Rivonia-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht warf ihnen vor allem Beteiligung an Sabotageakten vor.
Neues Selbstbewusstsein
In den späten 1960er-Jahren entstand in Kirchen und Schulen, beeinflusst durch die Black Power-Bewegung in den USA, die so genannte Black Consciousness-Bewegung. Steve Biko gilt als Begründer dieser Bewegung. Hervorgerufen durch das neue Selbstbewusstsein der Schwarzen sahen sie die Kultur der Weißen nicht mehr als übermächtig, die zu kopieren sie versucht waren. Vielmehr verdammten sie die weiße Kultur nun; ihre eigenen Werte hingegen hoben sie heraus. Künstler, wie Miriam Makeba engagierten sich für einen weltweiten Boykott des Apartheid-Regimes. Die Folgen des neuen Bewusstseins waren zum Teil heftige Studentenunruhen. Am 16. Juni 1976 boykottierten Schüler in Soweto den Unterricht. Dies stand im Zusammenhang mit der versuchten, zwangsweise durchgeführten Einführung der bei Schwarzen verhassten Sprache Afrikaans. Durch brutale Polizeieinsätze verloren in wenigen Tagen 160 bis 1000 Schwarze ihr Leben und viele Kinder und Jugendliche wurden inhaftiert. Weltbekannt ist das Foto des sterbenden 12-jährigen Hector Pieterson in den Armen eines Mitschülers. Danach nahm der bewaffnete Widerstand sprunghaft zu. Die in den nächsten zwei Jahren folgenden Unruhen verunsicherten das Land. Hunderte von Schwarzen wurden von der Polizei getötet. Die Studenten fanden Unterstützung bei Hunderttausenden von schwarzen Arbeitern. Für die südafrikanische Wirtschaft nahm dies verheerende Ausmaße an. Einige unbedeutendere Gesetze der Apartheid wurden gelockert, um dem Unmut der Schwarzen zu begegnen.
Unterstützung aus dem Ausland für die Apartheid
Einige Länder (unter anderem die USA) unterstützen die Apartheid Regime. Zum Beispiel hat USA mit 21 Vetos (13% der Gesamtanzahl ihrer Vetos) das südafrikanische Apartheidregime unterstützt. [1]
Firmen wie IBM haben mit logistischen und technologischen Mitteln den Regime unterstützt[2]
Israel hat auch während der Waffenimbargo Zeit Waffenhandel mit dem Regime betrieben. [3]
Unterstützung aus dem Ausland im Kampf gegen die Apartheid
In vielen Ländern gab es Unterstützung für die Bevölkerungsmehrheit Südafrikas im Kampf gegen die Apartheid. Sowohl der ANC, die Schwarze Bewusstseins-Bewegung (Black Consciousness Movement) als auch kirchliche Organisationen hatten viele Kontakte, zum Beispiel zum Weltkirchenrat, den Vereinten Nationen und kleineren Organisation wie der Anti-Apartheid-Bewegung in Deutschland und der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland. Dazu kamen viele lokale Gruppierungen, die oft mit Dritte-Welt-Läden zusammen arbeiteten.
Um auf die Situation in Südafrika aufmerksam zu machen, wurde insbesondere zum Boykott südafrikanischer Früchte aufgerufen, aber auch viele Aktionen u. a. auf evangelischen Kirchentagen durchgeführt. Der Früchteboykott wurde von Südafrikanern angeregt und dann von den lokalen Gruppen in ihren jeweiligen Ländern propagiert. Neben dem Boykott der Früchte aus Südafrika wurde auch gegen die die Apartheid unterstützenden Geschäfte deutscher Großbanken protestiert.
Das Ende der Apartheid
Die Proteste der Schwarzen sowie andere Faktoren ließen die Apartheid ab 1974 immer mehr bröckeln. Die Vollversammlung der UN nahm am 2. Dezember 1973 eine Konvention an, nach der die Apartheid geächtet wurde und sogar als Verbrechen galt. Die burische Regierung näherte sich in langsamen Schritten den schwarzen Vorstellungen an. Die schwarze Opposition wurde immer stärker, obwohl ihre bekanntesten Führer im Gefängnis saßen. Höhepunkte des Widerstandes in den 1970er-Jahren waren Streiks in Natal (1973) sowie der Aufstand in Soweto 1976. Dem schwarzen Widerstand begegnete die Regierung mit Notmaßnahmen, die allerdings die staatlichen Kapazitäten sprengten. Die Kosten der Apartheid waren nicht mehr länger tragbar.
Der ANC wurde vom Westen während des Kalten Krieges als revolutionär und prokommunistisch angesehen. Trotz gewisser Sanktionen - die USA und Westeuropa stützten das weiße Apartheidregime als Bollwerk gegen den Kommunismus, auch weil Südafrika bedeutende Uranvorkommen hat. Besonders nachdem die portugiesischen Kolonien Mozambique und Angola unabhängig und zum Schauplatz blutiger Kriege wurden, erschien die Unterstützung Südafrikas noch wichtiger. Nach dem Kalten Krieg verlor dieses Element seine Bedeutung und das alte Regime Südafrikas wurde vom Westen fallen gelassen.
Weiteres Ungemach erfasste Südafrika 1983 mit Beginn des Verfalls des Goldpreises auf dem Weltmarkt. Die bereits durch die europäischen und amerikanischen Sanktionen geschwächte ökonomische Situation verschärfte sich somit weiter.
Die zunehmend verbesserte Organisation der nichtweißen Opposition, die in den 80er Jahren faktisch die Verwaltung der Townships übernahm, führte zur Konfrontation mit dem Regime, die im permanenten Ausnahmezustand von 1985-90 kulminierte. Ab etwa 1988 begannen zunächst geheimgehaltene Verhandlungen mit den Führern des ANC im Exil.
1989 trat Frederik Willem de Klerk die Nachfolge von Pieter Willem Botha als südafrikanischer Staatspräsident an. De Klerk nahm sofort Verhandlungen mit dem noch immer inhaftierten ANC-Führer Mandela auf. Er stellte Mandela die sofortige Freilassung in Aussicht, wenn dieser gewisse Konditionen, wie beispielsweise die Abkehr vom bewaffneten Widerstand, annahm, worauf Mandela jedoch nicht einging. De Klerk ließ Mandela aufgrund des steigenden Druckes zusammen mit den übrigen politischen Gefangenen im Jahre 1990 frei. Die beiden Widerstandsparteien ANC und PAC wurden wieder legalisiert.
Aufgrund dieser in ihrer Summe bedeutsamen Faktoren, also des Widerstandes der Schwarzen, des internationalen Druckes, der ökonomischen Krise, des Wechsels der Regierungsführung von Botha zu de Klerk sowie der Standhaftigkeit Mandelas bei den Verhandlungen mit de Klerk, brach die weiße Autorität in den frühen 1990er-Jahren schrittweise zusammen.
Der Protestantische Weltkirchenbund schließt die Niederländisch-reformierte Kirche Südafrikas aus und erhöht so den moralischen Druck auf einen Wandel.
De Klerk hob wesentliche Gesetze auf, die als Pfeiler der Apartheid galten. Darunter war der Population Registration Act, der Group Areas Act und der Land Act. Die Homelands existierten allerdings weiter; diesbezüglich änderte sich nur wenig.
Die Übergangsphase von der Apartheid zur Demokratie dauerte von 1990 bis 1994. Während dieser Zeit wurden die verbliebenen Gesetze der Rassentrennung beseitigt. Alle in Südafrika wohnhaften Menschen konnten sich frei und ohne Restriktionen bewegen. Viele Schwarze nutzten diese Chance und zogen in Städte. Des Weiteren war die Übergangsphase geprägt durch blutige Unruhen zwischen Mangosuthu Buthelezis Inkatha-Partei und dem ANC. Buthelezi, Führer des Homelands KwaZulu und der Inkatha-Partei, sah durch das neue Staatssystem seine Macht bedroht. Die Unruhen dauerten von 1989 bis 1994 und forderten insgesamt etwa 7.000 Tote. Nebst Buthelezi standen auch Lucas Mangope und Oupa Gqozo, die Führer der Homelands Bophuthatswana und Ciskei, dem neuen System negativ gegenüber. Andere Homeland-Verantwortliche kooperierten mit den Plänen des ANC und versuchten, opportunistisch eine gute Position in den neuen Machtverhältnissen zu ergattern.
Die neue Verfassung sollte 1994 in Kraft treten. Danach würden alle fünf Jahre Regierungswahlen stattfinden. Dazu sollte das Land in neun statt in vier Provinzen unterteilt werden.
Im letzten Moment schwenkte Buthelezi ein, nachdem ihm eine wichtige Position in der neuen Regierung zugesagt worden war. So kam es 1994 zu den ersten demokratischen Wahlen Südafrikas. Der ANC gewann mit 62,6 Prozent überragend, es folgte die National Party (NP) mit 20,4 Prozent und die Inkatha Freedom Party mit 10,5 Prozent. Mandela wurde zum ersten Präsidenten im neuen System ernannt. Ihm zur Seite standen zwei populäre Vizepräsidenten, de Klerk von der NP und Thabo Mbeki vom ANC. Buthelezi wurde Premier der Provinz Kwazulu-Natal, er konnte seine Macht also über die bisherige Homeland-Grenze ausdehnen.
Die neue Regierung sah sich vor große Probleme gestellt. Die vorausgegangenen Unruhen hatten Südafrika in eine ökonomische Krise gestürzt. Diese brachte eine hohe Verschuldung bei der Weltbank mit sich. Im Weiteren sollten die Ungleichheiten zwischen den Rassen beseitigt werden. Dies würde unter anderem bessere Schulen und eine bessere Gesundheitsversorgung für Schwarze bedeuten, beides war jedoch mit hohen Kosten verbunden. Unterschiedlichste Interessen führten zu verschiedenen Landstreitigkeiten. Schwarze, die während der Apartheid ihr Land aufgeben mussten und gezwungen worden waren, in die Homelands zu ziehen, forderten ihr Land zurück. Die nun dort ansässigen Weißen oder Industriebetriebe machten ihre neueren Rechte geltend.
1999 stieg Mbeki vom Vize zum Präsidenten auf. Er intensivierte in der Folge die Privatisierung von Staatsbetrieben. Dies hat zu Stellenabbau und zu teureren Strom- und Wassertarifen geführt. Immer mehr schwarze Arbeiter, die vor allem unter diesen Maßnahmen zu leiden haben, werden zunehmend unzufriedener mit der Politik des ANC. Sie werfen ihm vor, dass der ANC zwar von der linken Arbeiterklasse gewählt worden sei, dass er jedoch im Interesse der rechten Bourgeoisie regiere.
Mandela und de Klerk erhielten 1993 den Friedensnobelpreis.
In Anlehnung an das südafrikanische Regime wird heute eine systematische Rassendiskriminierung, insbesondere durch einen Regierungsapparat, als Apartheid bezeichnet. Durch eine UN-Konvention wurde Apartheid 1973 zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit erklärt. In Orania gibt es bis heute eine kleine Gemeinde von Buren, die sich als neue Keimzelle eines südafrikanischen Burenstaates sehen und offen für die Wiedereinführung der Apartheid einstehen.
Verbrechen
Trojan Horse Massacre
Im Juni 1985 fuhr in Athlone ein LKW immer die Straßen hinauf und runter. Nach einem Steinwurf stiegen mehrere schwerbewaffnete Polizisten aus dem Laderaum und erschossen drei Jugendliche. Offiziell wurde es als eine „Anti-Terror-Aktion“ bezeichnet. Heute erinnert ein fast schon verblichener Spruch (Remember the Trojan Horse Massacre) auf einer Wand an die Ermordung.
Gugulethu 7
In dem Township Gugulethu wollte eine Gruppe wütender Jugendlicher zu einer Polizeistation gehen. Ein erwachsenes Mitglied der Gruppe war ein Mitarbeiter der Geheimpolizei. Auf einer Kreuzung wurde die Gruppe von 25 Polizisten gestellt, die alle sieben Jugendlichen erschossen. Als Erinnerung gibt es heute ein rotes Band. Ein offizielles, staatliches Denkmal, das die Mütter der Ermordeten gefordert hatten, lehnte die Regierung ab, da die Täter in einem ersten Prozess freigesprochen wurden.
Wahrheits- und Versöhnungskommission
Die [Wahrheits- und Versöhnungskommission] (Truth and Reconciliation Commission (TRC)) wurde eingerichtet, um solche politisch motivierte Verbrechen zu verhandeln, die während der Zeit der Apartheid begangen wurden. Die Kommission wurde für 18 Monate einberufen und konnte um ein halbes Jahr verlängert werden. Der relativ kurze Zeitraum ihres Wirkens war bereits zur Einberufung umstritten, da die Fülle der zu behandelnden Fälle in dieser Zeit kaum zu bearbeiten schien. Allerdings galt es auch, die Folgen des Apartheidsystems schnell öffentlich zu machen. Sowohl um gegebenenfalls Entschädigungen nicht erst nach vielen Jahren zu zahlen, aber auch, um den schmerzhaften Prozess der Aufklärung nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Ihr Ziel war es, Opfer und Täter in einen "Dialog" zu bringen und somit eine Grundlage für die Versöhnung der zerstrittenen Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Vorrangig hierbei war die Anhörung beziehungsweise die Wahrnehmung des Erleben des jeweils anderen. Den Angeklagten wurde Amnestie zugesagt, wenn sie ihre Taten zugaben, den Opfern wurde finanzielle Hilfe versprochen. Ziel war die Versöhnung mit den Tätern sowie ein möglichst vollständiges Bild von den Verbrechen, die während der Apartheid verübt wurden, zu bekommen. Sämtliche Anhörungen waren deshalb öffentlich. Am 29. Oktober 1998 präsentierte die Wahrheits- und Versöhnungskommission ihren Abschlussbericht.
Siehe auch
- Friedrich Wilhelm Hopf
- Hendrik Frensch Verwoerd
- Christiaan Frederick Beyers Naudé
- Geschichte Südafrikas
Literatur
- Beinart, William & Dubow, Saul (Eds.): Segregation and Apartheid in Twentieth-Century South-Africa. 1995: Routledge, London.
- Bischof, Michael H. et al: Südafrika im Spiegel der Schweizer Botschaft. Die politische Berichterstattung der Schweizer Botschaft in Südafrika während der Apartheidära 1952-1990. Chronos, 2006. ISBN 3-0340-0756-6
- Mandela, Nelson: Der lange Weg zur Freiheit. Autobiographie. S.Fischer-Verlag Frankfurt am Main. ISBN 3-10-047404-X
- Birgit Morgenrath/Gottfried Wellmer: Deutsches Kapital am Kap. 160 S.
- Freimut Duve: Kap ohne Hoffnung oder die Politik der Apartheid. Rowohlt, 1965
- Gobodo-Madikizela, Pumla: Das Erbe der Apartheid - Trauma, Erinnerung, Versöhnung. Vorwort von Nelson Mandela. Nachwort von Jörn Rüsen. Verlag Barbara Budrich, Opladen 2006. ISBN 3-86649-025-9
- de Klerk, Frederik Willem: The Last Trek - A New Beginning. Autobiographie. St. Martin's Press New York. ISBN 0-312-22310-2
- de Klerk, Willem: Frederik Willem de Klerk - Eine Hoffnung für Südafrika. Verlag Busse Seewald Herford. ISBN 3-512-03072-6
- The Nelson Mandela Foundation: A Prisoner in the Garden. Viking Studio. ISBN 0-670-03753-2
Weblinks
- UN and the struggle against apartheid – Chronologie der Auseinandersetzung mit der Apartheid in der UNO (englisch)
- Das Apartheid Museum in Johannesburg mit interaktiver Lernmöglichkeiten
- Apartheid in Südafrika – Vom Aufkommen bis zur Abschaffung der Apartheid in Südafrika