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Rafael Correa

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Rafael Correa im Wahlkampf
Foto von Kacy Knight

Rafael Vicente Correa Delgado (* 6. April 1963 in Guayaquil) ist ein ecuadorianischer Wirtschaftswissenschaftler und Politiker. Er kandidierte bei den Präsidentschaftswahlen 2006, wo er im ersten Wahlgang mit 22,8 % der Stimmen den zweiten Platz erreichte und am 26. November die Stichwahl gegen Álvaro Noboa (PRIAN) gewann. Er ist damit designierter Präsident seines Landes. Die Amtseinführung wird am 15. Januar 2007 stattfinden.

Person und Ausbildung

Correa studierte zunächst an der Katholischen Universität Guayaquil Wirtschaftswissenschaften und schloss sein Studium 1987 ab. Während seines Studiums stand er verschiedenen Studierendenausschüssen vor. Anschließend arbeitete er ein Jahr lang als Freiwilliger in einer Missions- und Sozialstation der Salesianer in Sumbagua in der Provinz Cotopaxi. Er absolvierte anschließend vertiefende Master-Studiengänge an der Université catholique de Louvain in Louvain-la-Neuve (abgeschlossen 1999) und an der University of Illinois at Urbana-Champaign (abgeschlossen 1999). Im Oktober 2001 wurde er an der University of Illinois zum PhD promoviert. Zeitgleich und zwischenzeitlich war er als Lehrender an der Universität Guayaquil, der Universidad San Francisco in Quito und der University of Illinois tätig. Nach dem Erwerb des Doktorgrades lehrte er an verschiedenen Universitäten in Ecuador und war bis 2005 Professor und Direktor der Abteilung für Wirtschaftswissenschaften an der Universidad San Francisco. In dieser Funktion war er auch Berater für verschiedene wirtschaftspolitische Projekte, unter anderem des damaligen Vizepräsidenten Alfredo Palacio.

Correa ist mit einer Belgierin verheiratet, hat drei Töchter und lebt in Quito.

Wirtschafts- und Finanzminister (2005)

Nach dem Sturz von Präsident Lucio Gutiérrez berief ihn dessen Nachfolger, der bisherige Vizepräsident Alfredo Palacio, im April 2005 in das Amt des Wirtschafts- und Finanzministers von Ecuador. Correa versuchte, einen politischen Kurs der weniger entschiedenen Bedienung von Auslandsschulden und dementsprechend der stärkeren Opposition gegen Weltbank und Internationalen Währungsfonds durchzusetzen. Stattdessen strebte er eine stärkere Annäherung an Venezuela an und eine stärkere Beteiligung des Staates an den Einnahmen des in Ecuador geförderten Erdöls. Da er diesen Kurs nicht durchsetzen konnte, trat er bereits im August 2005 von seinem Amt zurück. Seitdem arbeitet er als freier Berater.

Präsidentschaftskandidatur

Bereits kurz nach seinem Rücktritt als Wirtschafts- und Finanzminister wurde Correa als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2006 gehandelt und zunächst mit der Indigena-Bewegung Pachakutik in Verbindung gebracht. Schließlich kandidiert er für die von ihm gegründete politische Bewegung Movimiento PAÍS und die Sozialistische Partei Ecuadors.

Seit Anfang September 2006 gewann er in Umfragen zunehmend an Wahlintentions-Stimmanteilen und belegte in den letzten Umfragen drei Wochen vor der Wahl den ersten Platz vor dem sozialdemokratischen Kandidaten León Roldós. Schließlich belegte er, wohl vor allem aufgrund des Stimmenzulaufs für den von den Umfrageinstituten völlig unterbewerteten Gilmar Gutiérrez, Bruder des gestürzen Präsidenten Lucio Gutiérrez, in ländlichen und städtischen Marginalgebieten, den zweiten Platz hinter dem ebenfalls bei Umfragen schlechter platzierten Noboa. Correa kritisierte daraufhin vor allem die Umfrageinstitute und die nationalen Fernsehsender, die sich mehrheitlich im Besitz Noboa-freundlicher Banken befinden.

Nach der Stichwahl am 26. November wiesen ihn erste Wahlprognosen nach Schließung der Urnen als Wahlsieger aus, was sich bei der Stimmauszählung bestätigte: Nach 85,19 Prozent ausgezählter Stimmen lag er am Morgen des 28. November mit 58,64 Prozent der Stimmen deutlich vor Noboa (41,36%).[1]

Politisches Programm

Correa wird als politisch linksgerichtet mit populistischem Einschlag angesehen. Seine politische Ueberzeugung lässt sich am besten mit dem Wort „linksnationalistisch“ umschreiben. Unter anderem trat er als Gegner der Dollareinführung in Ecuador (die er jedoch zunächst nicht abschaffen will) und eines Handelsabkommens mit den USA auf und zeigte sich als Befürworter beschränkter Bedienung der Auslandsschulden, sofern diese die produktive Entwicklung des Landes behinderten. Er selbst bezeichnet sich als „Humanist“ und „linksorientierten Christen“. Seine politische Richtung liegt daher möglicherweise näher an der christlichen Soziallehre und einer neokeynesianischen Wirtschaftspolitik als an tatsächlich sozialistischen oder bolivarianischen Ideen eines Hugo Chávez, als dessen politischer Freund er gilt.

In seinen Wahlkampfspots tritt er zudem entschieden gegen die von ihm „Partidokratie“ genannte bestehende Parteienlandschaft Ecuadors auf und kündigt die Auflösung des im allgemeinen Ansehen nicht sehr hoch stehenden Nationalkongresses und eine verfassunggebende Versammlung an. Sein meistverwendeter Wahlkampfspruch Dale Correa (dt. etwa: „Gibs ihm mit dem Gürtel“) ist ein Wortspiel mit Correas Nachnamen und deutet seinen Willen an, die Macht der Parteipolitiker zu zäumen.

Da sowohl seine politische Bewegung als auch die Sozialistische Partei in den politischen Institutionen des Landes gar nicht bzw. nur schwach vertreten ist (die Sozialisten stellen vier der 100 Abgeordneten des Nationalkongresses), würde Correa im Fall eines Wahlsieges mit der Position der „Partidokratie“ in der Legislative konfrontiert werden. Seine politische Bewegung trat nur in einigen wenigen Provinzen im Wahlbündnis mit der Sozialistischen Partei an und wird im Nationalkongress nicht vertreten sein. Die Sozialistische Partei errang über ein Wahlbündnis mit einer anderen Partei insgesamt einen Parlamentssitz.

Fußnoten

  1. http://www.n-tv.de/737339.html; Wahlauszählungsseite des Obersten Wahlgerichts (abgerufen am 28. November 2006, 12:40 Uhr)