Indigene kleine Völker des russischen Nordens

Die zahlenmäßig kleinen indigenen Völker des Nordens, Sibiriens und des Fernen Ostens (Коренные, малочисленные народы Севера, Сибири и Дальнего Востока) sind eine Untergruppe der indigenen Völker der Russischen Föderation
Es handelt sich dabei um eine administrative Kategorie. Über die Zugehörigkeit einzelner ethnischer Gruppen zu dieser bestimmt das so genannte Einheitliche Register indigener kleiner Völker Russlands (Jedinyj peretschen' korennych malotschislennych narodow Rossii/Единый перечень коренных малочисленных народов России) vom 24. März 2000.
Unter diese Sammelbezeichnung fallen 44 indigene Völker mit jeweils weniger als 50.000 Angehörigen von den Samen der Kola-Halbinsel im Westen bis zu den Tschuktschen, Yupik (Eskimo) und Ainu im äußersten Fernen Osten. Weitere große Ethnien sind die Nenzen und Chanty Westsibiriens sowie die zwischen Westsibirien und Nordchina siedelnden Ewenken. Eines der kleinsten indigenen Völker Sibiriens sind die Enzen mit weniger als 200 Angehörigen.
Die Gesamtzahl der Angehörigen dieser Völker beträgt etwa 200.000.
Weitere Völker im asiatischen Teil Russlands, die sowohl über mehr Angehörige als auch über eigene Teilrepubliken innerhalb der Russischen Föderation verfügen, werden häufig ebenso als indigen bezeichnet, wobei dieser Status innerhalb Russlands umstritten ist. Zu den letzteren gehören Tuwiner, Jakuten, Chakassen und Burjaten.
Sprachen
Einige indigene Völker des russischen Nordens gehören der finnougrischen Sprachfamilie an, wobei Chanty und Mansi die einzigen lebenden direkten Verwandten der Ungarn sind.
Eine weitere Gruppe gehört der Familie der Turksprachen an, so etwa die Schoren, Teleuten, Kumandiner und Altaier.
Die Sprachen der Ewenen und Ewenken gehören zur tunguso-mandschurischen Sprachfamilie.
Die Sprachen der Tschuktschen, Itelmenen, Korjaken und einiger anderer Völker sind isolierte Sprachen, d. h. haben keinerlei Verwandtschaft mit anderen lebenden Sprachen, und werden gemeinsam als paläoasiatische Sprachen bezeichnet.
Politik
Wichtigste politische Vertretung der Indigenen Völker Sibiriens ist RAIPON mit Sitz in Moskau. Nominell sind alle Angehörigen der indigenen Völker des Nordens Mitglied dieser Organisation.
Ihr politischer Einfluss hält sich in engen Grenzen. Während noch im letzten Obersten Sowjet der Sowjetunion sowie in den ersten Staatsdumas der Russischen Föderation mehrere Vertreter der Nordvölker zu finden waren, so ist seit der Parlamentswahl von 2004 weder im Föderationsrat noch in der Staatsduma ein Angehöriger dieser Ethnien zu finden.
Vertreter RAIPONs fordern die Einrichtung einer Bundesbehörde, also etwa eines Ministeriums für indigene Völker. Der Erfolg ihrer Forderung ist jedoch sehr ungewiss.
Liste der kleinen indigenen Völker
Völker, die nicht im Register eingetragen sind
- Ingrier (Ingermanland)
- Komi-Ishemzen
- Woten
- Ebenfalls nach Anerkennung als indigenes Volk des Nordens streben die Pomoren, Nachfahren russischer Altsiedler im europäischen hohen Norden, deren Lebensweise große Ähnlichkeit zu denen der "kleinen Völker" aufweist.
Siehe auch
Weblinks
- RAIPON Assoziation der Indigenen Kleinen Völker des Nordens
- www.infoe.de/home/Sibirien/ Nachrichten zu den indigenen Völkern Sibiriens von infoe e.V.
- Liste der kleinen indigenen Völker Russlands mit weiteren Informationen verlinkt (in russischer Sprache)
- L'auravetl'an Indigenous Information Network by Indigenous Peoples of Russia
- UNESCO Red Book on endangered languages: Northeast Asia
- Endangered Uralic Peoples
- Minority languages of Russia on the Net
- The Red Book of the peoples of the Russian Empire
- Partnerschaft mit den indigenen Völkern Sibiriens
Literatur
- Yuri Slezkine: Arctic Mirrors. Russia and the Small Peoples of the North. Ithaca, London (Cornell University Press) 1994. ISBN 0-8014-2976-5
- James Forsyth: A History of the Peoples of Siberia. Russia's North Asian Colony 1581-1990. Cambridge (University Press) 1992. ISBN 0-521-40311-1
- Erich Kasten (Hrsg): People and the Land. Pathways to Reform in Post-Soviet Siberia. Dietrich Reimer, Berlin 2002. ISBN 3-496-02743-6. Online-Ausgabe: http://www.siberian-studies.org/publications/peopleland.html
Quellen
- ↑ Ergebnisse der Völkerzählung für die indigenen Völker des Nordens: Единый перечень коренных малочисленных народов Российской Федерации [1]
- ↑ В.А. Тураев, Р.В Суляндзига, П. В. Суляндзига, В.Н. Бочарников: Энцыклопедия коренных, малочисленных народов Севера, Сибири и Дальнего Востока Российской Федерации. Москва 2005, S. 143