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Gracchische Reformen

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Krise der Römischen Gesellschaft

In Folge des Zweiten Punischen Krieges geriet die römische Gesellschaft in eine Krise. Das römische Heer bestand damals aus Kleinbauern, die für den Kriegsdienst ausgehoben wurden und die sich selbst ausrüsten mussten. Die lange Dauer des 2. punischen Krieges führte dazu, dass viele Felder nicht bearbeitet werden konnten und die Bauern ruiniert wurden. Das wiederum führte zu Problemen bei neuerlichen Aushebungen. Viele Bauern flohen in die Städte, wodurch dort die Zahl der Proles stark zunahm. Die Gewinner dieser Entwicklung waren die Ritter, die durch den Handel und Investitionen in Betriebe reich wurden. Die römische Aristokratie versuchte, sie vom Senat fernzuhalten.

Tiberius Sempronius Gracchus

Der Volkstribun Tiberius Gracchus ließ um 133 v. Chr. zur Wiederherstellung des Kleinbauerntums Land aus dem Gemeindebesitz (Ager publicus) an Proletarier verteilen. Die Maßnahme diente zur Zurückgewinnung der Wehrkraft und zur Beseitigung der Proletarisierungsfolgen. Da sich die Opposition durch den Volkstribunen M. Oktavius meldete, ließ Gracchus ihn per Volksbeschluss absetzen und verstieß damit gegen den Grundsatz der Kollegialität. Gleichzeitig ließ er damit das Ackergesetz beschließen. Indem er die Volksversammlung als Machtinstrument nutzte, überging er den Senat. Ihm wurde vorgeworfen, dass er die Monarchie wiederrichten wolle, weshalb er bei dem Versuch, seine unzulässige (Grundsatz der Annuität) Wiederwahl zu erreichen, von einer Gruppe von Senatoren erschlagen wurde.

Sein Ackergesetz (Lex agraria) sah vor, das jeder Grundbesitzer nur 500 Joch Land aus dem Ager publicus behalten durfte, für jeden Sohn kamen noch einmal 250 Joch dazu, aber insgesamt durften nicht mehr als 1000 Joch Land in Familienbesitz verbleiben. Alles, was darüber hinaus ging sollte von einer aus drei Männern bestehenden Kommission verteilt werden. Der Adel boykottierte das Landverteilungsgesetz oder missachtete es, indem das Land an Strohmänner aufgeteilt wurde.

Tiberius Gracchus war ein Revolutionär wider Willen, da seine Ziele konservativ, aber seine Methoden revolutionär waren. Moderne Historiker sind zu dem Schluss gelangt, dass die Auflösung der Römischen Republik mit ihm begann.

Gaius Sempronius Gracchus

Der Volkstribun Gaius Gracchus hatte ähnliche, aber weitreichendere Ziele als sein Bruder Tiberius Gracchus. Zehn Jahre nach dem Tod von Tiberius begann er mit der Erneuerung des Ackergesetzes und mit der Versorgung der bedürftige Stadtbevölkerung mit billigem Getreide. Er ließ bestimmte Richterstellen von den Rittern besetzen (Lex iudicaria), um diesen Stand für seine Pläne zu gewinnen. Außerdem führte er eine geregelte Besteuerung der Provinz Asien ein und scheiterte wegen des Widerstandes der Senatspartei und der niederen Volksschichten mit seinem Antrag auf Verleihung des Vollbürgerrechtes an die Latiner und des römischen Bürgerrechtes an die anderen Bundesgenossen.

Gracchus und seine Anhänger besetzten 121 v. Chr. den Aventin, woraufhin der Senat den Notstand erklärte (SCU = Senatus consultum ultimum). Seine Gefolgsleute wurden erschlagen, G. S. Gracchus ließ sich von einem Sklaven töten.

Literatur

  • Karl Christ: Krise und Untergang der römischen Republik, 4. Auflage, Darmstadt 2000. Detailstudie mit zahlreichen weiteren Literaturangaben.
  • Dtv-Atlas Weltgeschichte, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000.