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McLaren MP4/1

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McLaren MP4/1
McLaren MP4/1B

McLaren MP4/1B

Konstrukteur: Vereinigtes Konigreich McLaren
Designer: John Barnard
Steve Nichols
Vorgänger: McLaren M29F
Nachfolger: McLaren MP4/2
Technische Spezifikationen
Chassis: Monocoque aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff
Motor: Cosworth DFV V8
Reifen: Michelin
Statistik
Fahrer: Vereinigtes Konigreich John Watson
Italien Andrea de Cesaris
Osterreich Niki Lauda
Erster Start: Großer Preis von Argentinien 1981
Letzter Start: Großer Preis der Niederlande 1983
Starts Siege Poles SR
76 6
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Stand: Saisonende 1983

Der McLaren MP4/1 (anfänglich: McLaren MP/4) ist ein Formel-1-Rennwagen des britischen Motorsportteams McLaren, der 1981 debütierte und mit einigen Modifikationen als MP4/1B bzw. MP4/1C auch 1982 und 1983 an den Start ging. Er war der erste in einem Weltmeisterschaftslauf eingesetzte Rennwagen mit einem vollständig aus Kunststoffen hergestellten Monocoque. Mit diesem Konstruktionskonzept war der MP4/1 revolutionär. Die Bauweise wurde im folgenden Jahrzehnt von allen Teams übernommen und ist auch gegenwärtig noch der Standard. Eine Weiterentwicklung ist der McLaren MP4/1E von 1983, der mit einem Turbomotor von Porsche ausgestattet war und bis zum Erscheinen des neu konstruierten McLaren MP4/2 als Übergangsmodell fungierte.

Entstehungsgeschichte

Der MP4/1 war McLarens erstes Formel-1-Auto nach dem Zusammenschluss mit dem von Ron Dennis gegründeten Formel-2-Rennstall Project Four Racing. Die im Herbst 1980 vollzogene Fusion zwischen dem erfolgreichen Dennis-Team und dem von Teddy Mayer geleiteten Formel-1-Rennstall McLaren, der sich in einer schweren sportlichen Krise befand,[1] ging nach allgemeiner Darstellung auf den Tabakkonzern Philip Morris International zurück, der zu dieser Zeit beide Teams mit der Zigarettenmarke Marlboro sponsorte: Marlboro wollte angesichts des Umstandes, dass Dennis mit Project Four ursprünglich einen eigenen Formel-1-Rennstall etablieren wollte, die Ressourcen zukünftig bündeln.[2][3][Anm. 1] Die Bezeichnung MP4, die seit 1981 bei allen allen McLaren-Autos verwendet wird und die jedenfalls ursprünglich für Marboro Project Four stand,[4] macht diese Verbindung deutlich.

Die ersten Planungen für den MP4/1 begannen 1979 bei Project Four. Verantwortlicher Ingenieur war John Barnard. Nach der Fusion von Project Four und McLaren ersetzte der MP4/1 ab 1981 die bisherigen McLaren-Modelle M29 und M30, mit denen das Team 1979 und 1980 angetreten waren. Beide waren schwache Konstruktionen, wobei der M30 sogar noch schlechter war als der unmittelbare Vorgänger.[5]

Modellbeschreibung

Chassis

Vollmonocoque aus Kunststoff

Aufhängung

Das Fahrwerk des Autos gilt als konventionell.[4]

Antrieb

Cosworth DFV

Der McLaren MP4/1 wird wie die meisten früheren Rennwagen des Teams von einem 3,0 Liter großen Achtzylinder-Saugmotor von Cosworth angetrieben. 1981 sowie zu Beginn der Saison 1982 kam ein Cosworth DFV zum Einsatz, der in seiner Grundkonstruktion ungeachtet des Umstandes, dass viele Teams nach und nach auf Turbomotoren umstellten, zu dieser Zeit noch immer das am weitesten verbreitete Triebwerk war. McLaren verwendete exklusiv eine spezielle Version des DFV, die das von John Nicholson gegründete Unternehmen Nicholson-McLaren Racing Engines vorbereitete.[6] Die Leistung dieser Motoren lag mit 510 PS geringfügig über den herkömmlichen DFV-Einheiten.

Ab 1982 kam der Cosworth DFY zum Einsatz, eine von McLaren, Williams und Tyrrell finanzierte Weiterentwicklung des DFV, die nur diesen drei Cosworth-Kunden zur Verfügung stand. Die Leistung des DFY lag bei etwa 530 PS,[7] die maximale Drehzahl betrug 11.500 Umdrehungen pro Minute.

Die Kraftübertragung übernahm – wie bei fast allen Rennwagen dieser Generation – ein handgeschaltetes Fünfganggetriebe von Hewland (Baureihe FG400A).[8] Treibstoff und Schmiermittel bezog McLaren in allen drei Jahren von Valvoline.

Reifen

1981 begann McLaren die Saison wie alle anderen Teams mit Reifen des französischen Herstellers Michelin, der nach dem Rückzug von Goodyear im Spätherbst 1980 zunächst Alleinausrüster der Formel 1 war.[Anm. 2] Zum Großen Preis von Frankreich kehrte Goodyear in die Formel 1 zurück, rüstete zunächst aber nur Williams und Brabham aus. Später kamen weitere Teams hinzu. McLaren blieb allerdings bei Michelin und war zum Saisonende der einzige britische Rennstall, der noch Michelin-Reifen verwendete. Das Team behielt die Beziehung zu Michelin auch 1982 und 1983 bei.

Varianten des MP4/1

McLaren MP4/1B

McLaren MP4/1B

Für die Saison 1982 entwickelte Barnard den MP4/1 in Details weiter. Die Überarbeitung betraf in erster Linie die Aerodynamik und verfolgte vor allem das Ziel, den Abtrieb zu erhöhen.[9] Am Fahrwerk und beim Antrieb gab es – abgesehen vom Wechsel zu Cosworth-DFY-Motoren – keine Änderungen. Zwei bereits 1981 hergestellte Autos wurden im Rahmen dieses Prozesses zum MP4/1B umgebaut; im Laufe des Jahres kamen drei weitere Chassis hinzu, die neu hergestellt wurden und von Beginn an der B-Konfiguration entsprachen.

McLaren MP4/1C

Für die Saison 1983 setzte McLaren weiterhin auf John Barnards MP4/1.

Zu Saisonbeginn traten wesentliche Regeländerungen in Kraft. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren waren Flügelprofile in den Seitenkästen nunmehr verboten und die Unterböden mussten komplett glatt gestaltet sein, sodass sie keinen Saugeffekt mehr produzierten.[10] Um den neuen Regeln gerecht zu werden, erhielten alle MP4/1B glatte Unterböden. Änderungen bei der Antriebstechnik oder im Erscheinungsbild blieben auf Details beschränkt. Die so modifizierten Autos erhielten die Bezeichnung MP4/1C.

Produktion

McLaren produzierte von 1981 bis 1983 insgesamt acht Chassis der MP4/1-Familie.[11]

  • Vier Chassis mit den Bezeichnungen MP/4-1 bis MP/4-4 entstanden 1981. Zwei von ihnen (MP4/1-1 und MP4/1-3) kamen nur 1981 zum Einsatz, die beiden anderen wurden jeweils für die Saison 1982 zum MP4/1B und sodann für die Saison 1983 zum MP4/1C umgebaut.
  • Ergänzend dazu baute McLaren für die Saison 1982 noch drei weitere Chassis, die von Beginn der B-Konfiguration entsprachen (MP4/1-5, MP4/1-6 und MP4/1-7). Alle drei wurden für die Saison 1983 zu MP4/1C umgebaut. Die Chassis MP4/1-6 und MP4/1-7 erfuhren Ende 1983 nochmal tiefgreifende Modifikationen: Sie wurden für die Aufnahme des Porsche-Turbomotors umgebaut und gingen als McLaren MP4/1E an den Start.
  • Ein einzelnes Chassis (MP4/1-8) entstand 1983 schließlich unmittelbar in C-Konfiguration.

Lackierung und Sponsoren

Der MP4/1 war weiß-rot lackiert. Das Farbmuster entsprach dem, das die Autos aller Teams zeigten, deren Hauptsponsor Marlboro war. Der Marlboro-Schriftzug wurde auf den Seitenkästen, auf den Seiten der Motorabdeckung, auf der Fahrzeugnase sowie auf den Flächen des Heckflügels gezeigt. hinzu kamen Unipart, ein zu British Leyland gehörender Hersteller von Ersatzteilen für Automobile, und einige technische Ausrüster wie Michelin und Valvoline, die mit kleineren Aufklebern vertreten waren. Im Laufe der drei Jahre, in denen die MP4/1-Familie an den Start ging, änderten sich die Lackierung der Autos und das Sponsorenmuster nur geringfügig.

Renneinsätze

John Watson (1982)

1981

1981 startete McLaren mit dem britischen Rennfahrer John Watson und dem Italiener Andrea de Cesaris. Zu Saisonbeginn war der MP4/1 noch nicht einsatzbereit; das Team meldete stattdessen bei den ersten beiden Weltmeisterschaftsläufen für beide Fahrer den alten McLaren M29, der nach geringfügiger Überarbeitung die Bezeichnung M29F bekam. Watson erhielt den ersten MP4/1 zum Großen Preis von Argentinien, das Auto für de Cesaris war erst in Monaco einsatzbereit.

Beim ersten Rennen des MP4/1 war Watson im Qualifying 1,3 Sekunden schneller als de Cesaris im M29F. Im Rennen fiel Watson nach 36 Runden infolge eines Getriebeschadens aus. Beim anschließenden Weltmeisterschaftslauf in Imola kam der MP4/1 erstmals ins Ziel: Watson wurde mit zwei Runden Rückstand auf den Sieger (Nelson Piquet im Brabham) Zehnter. In Belgien kam er als Siebter ins Ziel und hatte dabei genauso viele Runden zurückgelegt wie der Sieger. In Monaco fielen beide MP4/1 vor Rennende aus, Watson nach einem Motorschaden und de Cesaris nach einer Kollision. Beim anschließenden Lauf in Großer Preis von Spanien 1981|Spanien erreichte Watson mit dem MP4/1 erstmals einen Podiumsplatz: In einem sogenannten Fotofinish, bei dem die ersten vier Fahrer innerhalb einer Sekunde ins Ziel kamen, wurde er Dritter. Damit fuhr er die ersten Weltmeisterschaftspunkte mit dem MP4/1 ein. In Frankreich wurde Watson, vom zweiten Startplatz aus ins Rennen gehend, Zweiter, und beim anschließenden Rennen in Großbritannien fuhr er den ersten Sieg für den MP4/1 ein. Watson kam 40 Sekunden vor dem zweitplatzierten Carlos Reutemann (Williams FW07C) ins Ziel. Im weiteren Verlauf der Saison folgten für Watson noch zwei sechste Plätze (Großer Preis von Deutschland 1981|Deutschland und Großer Preis von Österreich 1981|Österreich) und ein zweiter Platz (Kanada). In Italien hatte Watson einen schweren Unfall: In den Lesmo-Kurven verlor er die Kontrolle über sein Auto und schlug und derart heftig in die Leitplanken ein, dass der Motor aus dem Wagen herausgerissen wurde. Das Kunststoffmonocoque hielt den Belastungen stand, sodass Watson unverletzt entkam. Dieser Unfall trug maßgeblich dazu bei, die Akzeptanz des bis dahin vielfach kritisch betrachteten Kunststoffkonstruktion zu erhöhen.

1982

Mit Beginn der Saison 1982 wechselte de Cesaris zu Alfa Romeos Werksteam, das ebenfalls von Marlboro unterstützt wurde. An seiner Stelle kam der zweifache Weltmeister Niki Lauda ins Team, der nach einer zweijährigen Pause wieder in die Formel 1 zurückkehrte.

1983

1983 ging McLaren erneut mit der Fahrerpaarung Lauda und Watson an den Start.

Ergebnisse

Fahrer Chassis Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
Formel-1-Saison 1981 28 6
Vereinigtes Konigreich J. Watson McLaren MP4/1 7 DNF 10 7 DNF 3 2 1 6 6 DNF DNF 2 7
Italien A. de Cesaris 8 DNF DNF 11 DNF DNF 8 DNS 7 DNF 12
Formel-1-Saison 1982 69 2
Vereinigtes Konigreich J. Watson McLaren MP4/1B 7 6 2 6 1 DNF 1 3 9 DNF DNF DNF 9 13 4 2
Osterreich N. Lauda 8 4 DNF 1 DSQ DNF DNF DNF 4 1 8 DNS 5 3 DNF DNF
Formel-1-Saison 1983 34 5
Vereinigtes Konigreich J. Watson McLaren MP4/1C 7 DNF 1 DNF 5 DNQ DNF 3 6 9 5 9 3
Osterreich N. Lauda 8 3 2 DNF DNF DNQ DNF DNF DNF 6 DSQ 6
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Literatur

  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Motorbuch Verlag Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9
  • David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)
  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7
  • Hartmut Lehbrink, Rainer W. Schlegelmilch: McLaren Formula 1. Könemann Verlagsgesellschaft Köln 1999. ISBN 3-8290-0945-3
  • Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1, 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7
  • Doug Nye: Das große Buch der Formel-1-Rennwagen. Die Dreiliterformel ab 1966. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 1986, ISBN 3-481-29851-X.
  • Graham Robson: Cosworth: The Search for Power, J H Haynes & Co Ltd, 2017, ISBN 1-84425-015-6
Commons: McLaren MP4/1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: McLaren MP4/1B – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: McLaren MP4/1C – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Ron Dennis ergänzte drei Jahrzehnte später, Philip Morris habe die Formel-1-Ambitionen von Project Four nicht unterstützen wollen. Er habe das McLaren-Team notgedrungen aufkaufen müssen, um in den Genuss des Marlboro-Sponsorings zu gelangen. Vgl. Simon Taylor: Lunch with Ron Dennis: Interview in Motor Sport, November 2012.
  2. Mit Beginn der europäischen Saison wechselte Fittipaldi zu Avon, während Toleman einen Vertrag mit Pirelli schloss. Diese Verbindungen waren jeweils exklusiv.

Einzelnachweise

  1. Doug Nye: Das große Buch der Formel-1-Rennwagen. Die Dreiliterformel ab 1966. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 1986, ISBN 3-481-29851-X, S. 214.
  2. Hartmut Lehbrink, Rainer W. Schlegelmilch: McLaren Formula 1. Könemann Verlagsgesellschaft Köln 1999. ISBN 3-8290-0945-3 93.
  3. David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7, S. 226.
  4. a b David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7, S. 184.
  5. Hartmut Lehbrink, Rainer W. Schlegelmilch: McLaren Formula 1. Könemann Verlagsgesellschaft, Köln 1999, ISBN 3-8290-0945-3, S. 93.
  6. Tribut an John Nicholson (abgerufen am 10. Mai 2024).
  7. Dokumentation zum Cosworth DFV auf der Internetseite www.research-racing.de (Memento vom 6. Juli 2013 im Internet Archive) (abgerufen am 13. Mai 2024).
  8. Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Motorbuch Verlag Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9, S. 317.
  9. David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2, S. 161.
  10. Zum Verbot der Flügelautos und seinen Auswirkungen vgl. Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports. 1997, S. 327.
  11. Übersicht über die McLaren-MP4/1-Familie auf www.oldracingcars.com (abgerufen am 9. Mai 2024).