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Elisabeth Noelle-Neumann

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Elisabeth Noelle-Neumann (* 19. Dezember 1916 in Berlin) ist emeritierte Professorin für Publizistik an der Universität Mainz und Gründerin des Instituts für Demoskopie in Allensbach. Sie gilt als Pionierin der Demoskopie in Deutschland.

Leben

Elisabeth Noelle-Neumann legte 1935 in Göttingen das Abitur ab und studierte anschließend Philosophie, Geschichte, Zeitungswissenschaft und Amerikanistik u. a. in Berlin, Königsberg und in Columbia (Missouri).

1937/38 verbrachte sie ein Austauschjahr in den USA und lernte dort neueste Demoskopie-Methoden kennen. 1940 promovierte sie bei Emil Dovifat in Berlin über Meinungs- und Massenforschung in den USA. Anschließend absolvierte sie ein Volontariat bei der Deutschen Allgemeinen Zeitung. Ab 1940 schrieb sie für die von Joseph Goebbels herausgegebene Wochenzeitung Das Reich. Dort wurde ihr gekündigt, nachdem sie unvorteilhafte Fotos von Franklin D. Roosevelt durch objektivere ausgetauscht hatte. Danach kam sie bei der Frankfurter Zeitung unter. Goebbels berief sie 1942 zur Adjutantin. Eine längere Erkrankung hinderte sie jedoch daran, dieses Amt anzutreten.

Seit 1946 war sie mit dem Journalisten Erich Peter Neumann verheiratet, der 1973 starb. 1979 heiratete sie in zweiter Ehe Heinz Maier-Leibnitz. Nach dessen Tod im Jahr 2000 nahm sie ihren Geburtsnamen Elisabeth Noelle wieder an, publiziert aber weiter unter dem Namen Noelle-Neumann.

Beruf

1947 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Erich Peter Neumann das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) und leitete es. Dabei handelte es sich um das erste deutsche Meinungsforschungsinstitut. Das anfangs kleine Institut entwickelte sich, vor allem durch die in Deutschland neue Methode der Repräsentivumfragen, bald zu einem Begriff für Wirtschaft, Politik und Publizistik. Seit 1989 teilt Elisabeth Noelle-Neumann die Leitung des IfD mit der Diplom-Volkswirtin Dr. Renate Köcher.

Von 1961 bis 1964 war Frau Noelle-Neumann wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin. 1964 wurde sie als Professorin an die Universität Mainz berufen, wo sie das Institut für Publizistik aufbaute, das sie bis zu ihrer Emeritierung 1983 als Direktorin leitete.

Von 1968 bis 1970 war sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, von 1978 bis 1980 Präsidentin der World Association for Public Opinion Research (WAPOR), und von 1980 bis 1991 war sie Kuratoriumsmitglied der Studienstiftung des deutschen Volkes. 1978 bis 1991 las sie als Gastprofessorin an der Universität von Chicago, 1993/94 an der Universität München. Seit 1989 ist sie Mitherausgeberin des International Journal of Public Opinion Research (IJpor), das von der WAPOR herausgegeben wird.

Wissenschaftliche Leistungen

In der wissenschaftlichen Arbeit wurde Noelle-Neumann unter anderem durch die Theorie von der Schweigespirale bekannt: Die Vertreter der jeweils vermeintlich herrschenden Meinung vertreten diese offensiv; die Vertreter der vermeintlichen Minderheitsmeinung verstummen umso mehr, je mehr sie sich in der Minderheit glauben. Diese Theorie der öffentlichen Meinung ist eine der wenigen auch international breit rezipierten Arbeiten der deutschsprachigen Kommunikationsforschung. Bis heute ist das Buch über die Schweigespirale in über zwei Dutzend Sprachen übersetzt worden.

Kritisch vorgehalten werden ihr dagegen als antisemitisch wahrgenommene Passagen ihrer Doktorarbeit von 1940.

Sonstiges

"Pythia vom Bodensee" gilt als Spitzname von Elisabeth Noelle-Neumann; die Umfrage-Forscherin hat die Bedeutung der Intuition auch in der Wissenschaft nie gering geschätzt.

Ehrungen

Literatur

  • Elisabeth Noelle-Neumann. Eine Vision in Berlin. In: Michael Meyen, Maria Löblich: Klassiker der Kommunikationswissenschaft. Fach- und Theoriegeschichte in Deutschland. UVK, Konstanz 2006, ISBN 3-89669-456-1, S. 255–276
  • Elisabeth Noelle-Neumann: Die Erinnerungen. Herbig, München, 2006, ISBN 3-7766-2485-X
  • Elisabeth Noelle-Neumann: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung - unsere soziale Haut. 6. Aufl. Langen Müller, München 2001, ISBN 3-7844-2835-5

Quellen

  1. Gerhard-Löwenthal-Preis