Bernardo/Homolka-Fall
Karla Leanne Homolka (* 4. Mai 1970 in Port Credit, Ontario, Kanada) und Paul Kenneth Bernardo (* 27. August 1964) ist wohl das bekannteste Serienmörderpaar Kanadas. Beide waren sie als Ken und Barbie of Murder and Mayhem in Kanada bekannt und lieferten der kanadischen Presse einen spektakulären Gerichtsprozess.
Im Alter von 17 Jahren lernte Homolka 1987 ihren späteren Ehemann Bernardo kennen und lieben. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bernardo bereits mindestens eine Frau in Scarborough (jetzt Teil von Toronto, Ontario) vergewaltigt. Dies was der Anfang einer Serie von Vergewaltigungen, der dann unbekannte Täter wurde bald als "Scarborough Rapist" von der Presse bezeichnet. Im November 1990 wurde Bernardo als einer von hunderten von Verdächtigen von der Polizei befragt und es wurden Blut- und Speichelproben genommen, die jedoch nicht sofort untersucht werden konnten.
Bernardo machte ihr später die Vorwürfe, sie sei zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens nicht mehr Jungfrau gewesen. Homolka beschwichtigte seinen Ärger, indem sie ihm ihre 15-jährige Schwester Tammy als Ersatz anbot, die im Gegensatz zu ihr noch unberührt war. Bernardo sollte Tammy als "Weihnachtsgeschenk" im Dezember 1990 bekommen. Zu dieser Zeit lebte Bernardo bei Homolkas Familie in St. Catharines. Die als Tierarzthelferin tätige Homolka mischte ihrer Schwester am späten Abend des 23. Dezember 1990, nachdem alle anderen Mitglieder ihrer Familie bereits zu Bett gegangen waren, Schlaftabletten in den Drink. Sobald Tammy bewusstlos war, vergewaltigte Bernardo sie. Homolka nahm die Schandtaten auf Video auf. Um sicherzustellen, dass Tammy nicht während der Vergewaltigung aufwachte, hielt Homolka ihr ein Tuch, das mit dem Betäubungsmittel Halothane getränkt war, vor Mund und Nase. Auch Homolka verging sich an ihrer Schwester, was von Bernardo mit der Videokamera aufgenommen wurde. Doch noch während der Tat erbrach sich Tammy und erstickte. Dies war ihre erste, wenn auch unbeabsichtigte Tötung, die zunächst unentdeckt blieb, weil die Drogen in dem Körper nicht bemerkt worden waren.
Anfang 1991 zogen Bernardo und Homolka in ein gemietetes Haus in Port Dalhousie, einem Stadtteil von St. Catharines. Während der nächsten Monate lud Homolka eine Freundin ihrer verstorbenen Schwester Tammy ein, die auf dieselbe Art und Weise betäubt und vergewaltigt wurde, jedoch überlebte.
Am 15. Juni 1991 verschleppte Bernardo die 14-jährige Leslie Mahaffy aus Burlington zu sich nach Hause, wo sie mehrere Tage lang gefangen gehalten und von ihm und Homolka vergewaltigt und gefoltert wurde. Dies wurde auch mit der Videokamera aufgezeichnet. Als Bernardo ihrer überdrüssig wurde, erwürgte er sie und zerstückelte die Leiche im Keller mit Hilfe einer Kettensäge. Er goss die Leichenteile in Zement und warf sie in den Stausee Lake Gibson, wo sie später aufgefunden wurden.
Am 29. Juni 1991 heirateten Paul Bernardo und Karla Homolka und hatten eine aufwendige Feier. Zur selben Zeit wurden die in Zement eingegossenen Leichenteile von Leslie Mahaffy im Lake Gibson gefunden, weil inzwischen der Wasserspiegel gesenkt worden war.
Das zweite Mordopfer, die 15-jährige Kristen French, wurde am 16. April 1992 von dem Paar auf dem Rückweg von der Schule in St. Catharines entführt und gleichermaßen gefangen gehalten, vergewaltigt und gefoltert, was wieder auf Video aufgenommen wurde. Bernardo entledigte sich der Leiche des Teenagers in einem Straßengraben in Burlington, Ontario, nachdem er sie erwürgt hatte.
Über mehrere Jahre zeigte sich Bernardo gegenüber seiner Frau gewalttätig. Als die Handgreiflichkeiten unerträglich wurden und Homolka im Januar 1993 ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, verließ sie ihren Mann. Inzwischen waren DNA-Tests an Bernardos Blutproben vorgenommen worden, er wurde als Scarborough Rapist überführt und am 17. Februar 1993 verhaftet. Bei einer Durchsuchung seines Hauses wurden die Videobänder der Verbrechen zunächst nicht gefunden.
Homolka zeigte sich kooperativ, sagte bei der Polizei aus und erklärte sich bereit auch vor Gericht gegen ihn auszusagen. Sie gestand auch am Tod ihrer Schwester Schuld zu sein. Ohne die Videobänder gab es sonst zu diesem Zeitpunkt kaum Beweise gegen Bernardo für die Verbrechen gegen Leslie Mahaffy und Kristen French, so dass die Staatsanwaltschaft auf Homolkas Hilfe angewiesen war. Sie stellte sich als eine der vielen Sexsklavinnen ihres Mannes dar und soll gedemütigt und misshandelt worden sein. Im Gegenzug entkam sie einer Mordanklage und wurde am 5. Juli 1993 zu zwölf Jahren Haft für Totschlag in zwei Fällen verurteilt.
Im September 1994 wurden die Videobänder, die inzwischen aufgetaucht waren, an die Staatsanwaltschaft übergeben. In den Videos ist Homolka als aktive Täterin und nicht Sexsklavin und Misshandelte zu sehen. Eine erneute Verurteilung in der selben Sache war allerdings auch auf Grundlage der Beweise nach kanadischem Recht nicht mehr möglich.
Bernardo wurde für die Morde und Vergewaltigungen in einem spektakulären Prozess im Sommer 1995 in Toronto, in dem Homolka zwei Wochen lang aussagte und die Videobänder den Geschworenen gezeigt wurden, zu lebenslanger Haft verurteilt. Entlassung auf Bewährung ist nach frühestens 25 Jahren möglich. Allerdings wurde Bernardo vom Gericht als gemeingefährlich ("dangerous offender") eingestuft, was bedeutet dass er wahrscheinlich bis an sein Lebensende im Gefängnis bleiben wird. Bernardo gab zu, 14 weitere Frauen vergewaltigt zu haben. Die Polizei selbst geht auch von vielen anderen Morden aus, die aber nie nachgewiesen werden konnten.
Homolkas mildes Strafmaß war, besonders nachdem die Videobänder ans Licht gekommen waren, bei der Kanadischen Bevölkerung sehr umstritten. Sie musste ihre Haftstrafe bis auf den letzte Tag absitzen, was in Kanada eher ungewöhnlich ist, die meisten Gefangenen werden nach zwei Dritteln der Haftzeit auf Bewährung entlassen, bei guter Führung schon nach einem Drittel. Vor ihrer Freilassung beschloss das Gericht, dass sie ein Risiko darstellt wiederholt Verbrechen zu begehen, und legte ihr Beschränkungen auf, zum Beispiel sollte sie sich regelmäßig bei der Polizei melden und sollte den Behörden ihren Aufenthaltsort zu allen Zeiten bekanntgeben.
Am 4. Juli 2005 wurde sie aus dem Gefängnis entlassen, das von Journalisten regelrecht belagert war. Trotzdem gelangte sie unbemerkt in die Freiheit und gab ein Fernsehinterview mit dem französischsprachigem Sender der CBC. Sie lebt seitdem wahrscheinlich in der Nähe von Montreal, Québec und veränderte ihr Äußeres. Die vom Gericht beschlossenen Beschränkungen wurden in höherer Instanz wieder aufgehoben, eine offizielle Änderung ihres Names wurde ihr jedoch nicht genehmigt.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Homolka, Karla |
KURZBESCHREIBUNG | Serienmörderin |
GEBURTSDATUM | 4. Mai 1970 |
GEBURTSORT | Port Credit |