Benutzerin:Melly42/2
Pierre Marcel Vincent (* 5. März 1927 in Paris; † 14. April 2014 in Beaumont, Département Puy-de-Dôme) war ein französischer Geologe und Vulkanologe. Er war ein Spezialist für afrikanische Vulkane, insbesondere für den quartären Vulkanismus des Tibesti und des Ennedi-Massiv im Tschad.
Lebe
Vincent wurde in den Naturwissenschaften an der Sorbonne graduiert und absolvierte anschließend eine Zusatzausbildung bei Eugène Raguin an der École nationale des mines. Von 1948 bis 1949 nahm er als Glaziologe und Geologe an Bord der Commandant Charcot an der ersten französischen wissenschaftlichen Expedition nach Adélieland seit 1840 teil, die von André-Franck Liotard geleitet wurde. Eine Blockierung durch Packeis verhinderte jedoch einen Landgang der Crew. Später machte er eine Expedition nach Sabrina Island im Balleny-Archipel-Archipel, wo er seinen ersten Vulkan erforschen konnte.
Die erste Phase von Vincents Karriere war afrikanisch geprägt. Zunächst arbeitete er für das Ministère des Mines et de la Géologie an der Vermessung der Carte Géologique de l’Afrique im Maßstab 1:500.000, wobei ihn seine erste Mission in die Zentralafrikanische Republik und seine nächste in den Tschad führte. In der Sahelzone forschte er in einer geologischen Landschaft, die weitgehend von Graniten, Charnockiten und Sandsteinen dominiert wird. Nach sieben Jahren Arbeit im Tschad erstellte er die erste geologische Karte einer damals wenig bekannten vulkanischen Provinz, des Tibesti im Norden des Tschad.
Über Jean Jung, bei dem er während seiner Zeit im Tschad eine Doktorarbeit in Erwägung gezogen hatte, kam er in Kontakt mit Louis Glangeaud, der damals Professor an der wissenschaftlichen Fakultät in Paris war. Im Jahr 1960 verteidigte Pierre Vincent an der Sorbonne seine Doktorarbeit mit dem Titel Le massif granitique de Yedri (Tibesti septentrional, Tchad) über die Vulkane des Tibesti. Weniger als ein Jahr später wurde er vom Bildungsministerium an die französische Universität berufen. 1961 wechselte er auf eigenen Wunsch an die Universität von Brazzaville in Zentralafrika, wo er Direktor der Ecole supérieure des Sciences, der späteren Fakultät für Naturwissenschaften, wurde. 1965 wurde er nach Kamerun an die Universität von Yaoundé versetzt, einem Standort, der näher an den Tibesti-Vulkanen war. Zwei Jahre später wurde ihm der Titel eines Professors verliehen. Während der gesamten fünf Jahre in Kamerun setzte Vincent seine Forschungen am Tibesti fort. So stellte er eine neue Tibesti-Expedition zusammen mit bekannten Geologen wie Pierre Bordet, Giorgio Marinelli sowie Haroun Tazieff zusammen.
Vincent interessierte sich auch für die Vulkane Kameruns, darunter der Kamerunberg. Insgesamt verbrachte er mehr als zwanzig Jahre damit, die Geologie Afrikas von den Wüsten der Sahelzone und des Tibesti bis zu den äquatorialen Wäldern Kameruns zu erforschen.
Anfang der 1970er schloss sich Vincent einer Gruppe an, die von Maurice Roques, dem damaligen Leiter des geologischen Labors in Clermont-Ferrand zusammengestellt wurde, um die Entwicklung der Vulkanologie in der Auvergne zu erforschen. 1972 wird er zum Professor an der Universität Clermont-Ferrand ernannt, die einige Jahre später zur Universität Blaise Pascal Clermont-Ferrand II wird.
Von 1973 bis 1989 war er ununterbrochen Vorsitzender der Sektion Vulkanologie des französischen Nationalkomitees für Geologie und Geophysik gewesen. Er widmete sich dem Vulkanismus in der Auvergne und übernahm von 1974 bis 1989 die Leitung des Teams für Vulkanologie des CNRS-Labors Magmas et Volcans in Clermont-Ferrand. In Zusammenarbeit mit Guy Camus engagierte er sich für das Projekt einer vulkanologischen Karte der Chaîne des Puys, deren erste Ausgabe 1975 erschien.
Seit dieser Zeit interessierte sich Vincent auch für die aktiven Vulkane in den französischen Überseegebieten. Er arbeitete auf der Insel Réunion am Piton de la Fournaise und auf den Antillen am Soufrière auf Guadeloupe und am Montagne Pelée auf Martinique. Er wurde wissenschaftlicher Berater der französischen vulkanologischen Observatorien und leitete mehrere Dissertationen, insbesondere auf Réunion, wo eine unterseeische Rinne nach ihm benannt wurde.
Vincent war mit Anthropologin und Ethnologin Jeanne-Françoise Mulliez verheiratet, die im Dezember 2012 starb.
Pierre war Universitätsprofessor für Vulkanologie an der Universität Blaise Pascal in Clermont-Ferrand.Von 1974 bis 1989 war er Leiter des Teams für Vulkanologie des CNRS-Labors Magma & Volcan in Clermont-Ferrand. Von den Vulkanen hatte er sich später besonders für die Meteoriteneinschlagskrater interessiert. Das Magazin "Pour la Science" Nr. 384 vom Juli 2009 hatte seinen Entdeckungen einen großen Artikel gewidmet.
Dies war ein echter Wendepunkt für die Vulkanologie in Clermont-Ferrand. Es bildete sich eine Gruppe, die fest auf den Grundlagen der Feldgeologie, der Beobachtung von Ablagerungen und vulkanischen Strukturen verankert war. Pierre Vincent trug wesentlich zur Entstehung dieser Clermont-Ferrand-Schule der Vulkanologie bei, die zur heutigen Vulkanologie führen sollte.
Unter seiner Leitung werden neue Themen und neue Horizonte erforscht. Dies ist beispielsweise der Fall bei den Studien zum Phreatomagmatismus, d. h. zur Wechselwirkung von Magmen mit Wasser, bei denen das Team für Vulkanologie seine an den Vulkanen des Zentralmassivs gesammelten Erfahrungen bei der Untersuchung des aktiven Vulkanismus, wie auf den Azoren, nutzen kann. Dies gilt auch für die Untersuchung der Flankenrutschungen, die Vulkane betreffen und deren Bedeutung damals noch ungeahnt war. Kurz nach dem kataklysmischen Ausbruch im Mai 1980 reiste er zum Mount St. Helens in den USA. Dies wird zu einer Reihe von Studien über Flankenrutschungen führen, von denen die großen karibischen Vulkane, aber auch die Vulkane des Zentralmassivs wie der Cantal und die Monts Dore betroffen waren. Destabilisierungen von Unterwasservulkanen oder Vulkaninseln brachten ihn ganz natürlich dazu, sich mit dem Fall des Mururoa-Atolls zu befassen, das als Testgelände für französische Atomwaffen diente. Dieser ehemalige Vulkan soll eine Destabilisierung der Flanke erlitten haben. Es folgte eine Polemik, denn das Thema ist natürlich sehr "sensibel"! Pierre Vincent wird Gelegenheit haben, seinen Standpunkt auf internationaler Ebene in zahlreichen Konferenzen, zu denen er eingeladen wird, darzulegen.
Pierre Vincent wird auch in Indonesien arbeiten, insbesondere am Krakatau. Er wird eine neue Interpretation des großen Ausbruchs von 1883 vorschlagen. Der Tsunami sei durch ein Abrutschen der Flanke des Vulkans ausgelöst worden. Während seiner Zeit in der Auvergne schrieben viele von Pierres "Schülern" Doktorarbeiten und profitierten dabei von seinem Wissen und seiner Verfügbarkeit. Als Lehrer, der es verstand, seine Zuhörer zu fesseln, gelang es ihm auch, das Team der 70er und 80er Jahre auf die moderne Vulkanologie auszurichten.
Als Pierre Vincent in den Ruhestand ging, entdeckte er eine neue Leidenschaft, oder besser gesagt, er entdeckte eine alte Leidenschaft wieder: Meteoriteneinschlagskrater. Er wird wieder nach Afrika reisen, in den Tschad, nach Libyen und Ägypten. Pierre blieb übrigens immer in engem Kontakt mit der multidisziplinären Gemeinschaft der "Sahariens", die alle die Wüste lieben und von denen er kein Treffen verpasste.
Im Zentralmassiv entdeckte er eine neue Impaktstruktur. In den 1990er Jahren kehrte er auch zweimal nach Tibesti zurück.
Mit 87 Jahren war Pierre immer noch sehr aktiv und arbeitete auch im April, als er uns verließ, noch an Artikeln über Tibesti (eine Rückkehr zu seinen Wurzeln!) und die Periter von Gergovia. Die Arbeitssitzungen mit seinen Kollegen im Labor Magmas et Volcans waren immer noch zahlreich, aber Pierre vermied es geschickt, am Donnerstagnachmittag einen Arbeitstermin zu haben, da dieser Tag für das Tischtennistraining reserviert war, und das war ihm heilig! Er hatte auch mit dem Bogenschießen begonnen ...