Wehrmachtsbordell
Die deutsche Wehrmachtsführung richtete während des Zweiten Weltkrieges in den besetzten Gebieten zahlreiche Wehrmachtsbordelle ein, um die eigenen Soldaten vor Geschlechtskrankheiten zu schützen. Bis 1942 gab es in Frankreich und Osteuropa bereits mehr als 500 dieser Bordelle. Auch innerhalb von Deutschland wurden von 1940 bis 1942 etwa 35.000 Frauen zur Prostitution in den Konzentrationslagern, Wehrmachtslagern- und Kasernen und Zwangsarbeiterlagern gezwungen, zumeist osteuropäische Frauen und Mädchen, aber auch Jüdinnen und deutsche Frauen.
Um die Wehrmacht mit Prostituierten zu versorgen, wurden die Möglichkeiten für Frauen und Mädchen, aus den Konzentrationslagern und anderen NS-Lagern herauszukommen, stark eingeschränkt und einer der wenigen Auswege bestand in der schriftlichen Einwilligung, stattdessen in den Wehrmachtsbordellen sexuelle Dienste zu leisten. Damit wurden die Wehrmachtsbordelle seit Dezember 1941 Teil des deutschen Lagersystems, die Wehrmacht bediente sich der Lager und KZs, um Zwangsprostituierte und Sexsklavinnen zu erhalten. Auch in den deutschen Konzentrationslagern wurden Zwangsbordelle errichtet, sowohl für die Wachmannschaften, als auch für einen Teil der Gefangenen.
Wenn die zur Prostitution gezwungenen Frauen krank oder schwanger wurden oder nicht mehr als sexuell attraktiv eingestuft wurden, mussten sie zurück in die Konzentrationslager oder wurden erschossen, vergast bzw. starben an Geschlechtskrankheiten oder bei erzwungenen Abtreibungen. Sie erhielten jedoch fast nie die versprochene Freiheit.
Die systematischen Vergewaltigungen fanden sowohl innerhalb als auch außerhalb der NS-Lager und NS-Bordelle statt, sie sind keine Neuheit und man kann die Nazis als die Erfinder systematischer Vergewaltigungen bezeichnen; sie waren Teil des bewussten Vernichtungsplans nichtarischer Völker. Daneben wurden zahlreiche nach Deutschland verschleppte Zwangsarbeiterinnen innerhalb und außerhalb der NS-Bordelle vergewaltigt, sowohl von Soldaten als auch von einheimischen Deutschen. Wenn die sogenannten Ostarbeiterinnen und Zwangsprostituierten schwanger wurden, wurden zumeist Zwangsabtreibungen befohlen, Anna Rosmus gibt allein für das Krankenhaus in Hutthurm mindestens 220 Fälle innerhalb von etwa eineinhalb Jahren an (Rosmus, A., 1993: Wintergrün - verdrängte Morde. Konstanz: Labhard-Verlag, S.11). Bereits geborene Kinder von Zwangsarbeiterinnen und -prostituierten tötete man. ([1])
Nach dem 2. Weltkrieg wurden diese staatlich errichteten Wehrmachtsbordelle und Lagerbordelle tabuisiert und totgeschwiegen, und waren der deutschen Öffentlichkeit zumeist unbekannt.
Zitate
- In einem Bericht des Feldkommandanturarztes aus dem französischen Angers vom November 1940 heißt es: „Die Bordelle wurden in 14 Tagen von 8.948 Soldaten besucht, von denen 2.467 den Geschlechtsverkehr ausübten.“
- „Für notwendig halte ich allerdings, daß in der freiesten Form den fleißig arbeitenden Gefangenen Weiber in Bordellen zugeführt werden.“ (Heinrich Himmler über die Errichtung von Bordellen in Konzentrationslagern, Brief an Oswald Pohl vom 23. März 1942, Bundesarchiv der Bundesrepublik Deutschland, Sig. NS 19/2065)
Weiterführende Informationen
Literatur
- Baris Alakus, Katharina Kniefacz, Robert Vorberg: Sex-Zwangsarbeit in nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Mandelbaum Verlag, Wien 2006 ISBN 3854762054
- Gabriele Czarnorwski: Frauen – Staat – Medizin. Aspekte der Körperpolitik im Nationalsozialismus. In: Frauen zwischen Auslese und Ausmerze. Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis. Nr. 14, 1985
- Reinhild Kassing, Christa Paul: Bordelle in deutschen Konzentrationslagern. In: K(r)ampfader – Kasseler Frauenzeitung. Nr. 1, 1991
- Hans-Peter Klausch: Das Lagerbordell von Flossenbürg. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Nr. 4, 1992
- Eugen Kogon: Bordelle im KL. In: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Bertelsmann, Gütersloh 1974, S. 206–208
- Insa Meinen: Wehrmacht und Prostitution im besetzten Frankreich.Edition Temmen, Bremen 2002
- Christa Paul: Zwangsprostitution. Staatlich errichtete Bordelle im Nationalsozialismus. Edition Hentrich, ISBN 3-89468-141-1
Filme
- Caroline von der Tann, Maren Niemeyer: Das große Schweigen. Bordelle im KZ.