Siebenjähriger Krieg
Im Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) kämpften mit Preußen und Großbritannien auf der einen Seite und Österreich, Frankreich und Russland auf der anderen alle europäischen Großmächte der Zeit, viele mittlere und kleine Staaten waren ebenfalls beteiligt (siehe unten). Der Krieg wurde in Mitteleuropa, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren ausgefochten und war damit in gewissem Sinne eigentlich der erste Weltkrieg.
Vorgeschichte des Krieges
Die in Nordamerika stattfindenden Konflikte, die sowohl vor 1756 begannen als auch nach 1763 noch weitergingen, werden in den USA als French and Indian War bezeichnet, da beide Seiten Indianervölker als Verbündete gewinnen konnten.
In den Schlesischen Kriegen, die Teil des Österreichischen Erbfolgekrieges waren, hatte Preußen unter Friedrich dem Großen Schlesien von Österreich gewonnen. Maria Theresia hatte dies innerlich nicht akzeptiert und strebte die Wiedergewinnung Schlesiens und die Beseitigung der preußischen Gefahr an. Im Österreichischen Erbfolgekrieg war Österreich mit Großbritannien, Preußen mit Frankreich verbündet gewesen. Die erfolgreiche Diplomatie des österreichischen Kanzlers Kaunitz erreichte die Verständigung mit dem habsburgischen Erbfeind Frankreich, was Großbritannien auf die Seite Preußens brachte. Dieser Umsturz der Bündnisse war für Österreich deutlich günstiger: Mit Österreich, Frankreich und Russland standen die drei stärksten Landmächte gegen Preußen, die Seemacht Großbritannien unterstützte ihren "Festlanddegen" praktisch nur durch Subsidien.
Der koloniale Konflikt zwischen Großbritannien und Frankreich reichte mindestens bis zum Spanischen Erbfolgekrieg zurück. Konkreten Anlass für den Übergang von kleineren Scharmützeln zum offenen Krieg bildeten einerseits die Einkreisung der britischen Nordamerika-Kolonien durch französische Besitzungen, die von Kanada über das Gebiet der Großen Seen und beiderseits des Mississippi bis New Orleans reichten, andererseits die sich überschneidenden Ansprüche beider Mächte in Indien.
Der Krieg in Europa
In Europa beginnen die Feindseligkeiten als Präventivschlag Friedrichs gegen Sachsen am 29. August 1756. Obwohl er nach der Eroberung Dresdens die Pläne zur Zerschlagung Preußens mit erbeuteten Dokumenten beweisen konnte, wird ihm der Überfall als Angriffskrieg ausgelegt, was 1757 zur Erklärung der Reichsexekution gegen Preußen führte, praktisch eine Kriegserklärung des Reiches. In der Schlacht bei Lobositz wird die zum Ersatz Sachsens eilende österreichische Armee geschlagen, Sachsen wird verwaltungsmäßig Preußen eingegliedert.
Friedrich marschiert im Frühjahr in Böhmen ein, nach der Schlacht von Prag wird die Stadt belagert. Nach der Niederlage bei Kolín muss die Belagerung aber aufgegeben werden. Hannover, in Personalunion mit Großbritannien, ist nur schwach verteidigt, und wird von Frankreich besetzt. In Ostpreußen siegen die Russen bei Großjägersdorf. Bei Roßbach und Leuthen kann Friedrich durch zwei glänzende Siege Entlastung finden.
Von Schlesien aus marschiert Friedrich in Mähren ein, kann aber keinen entscheidenden Sieg erringen (Sieg bei Zorndorf, Niederlage bei Hochkirch ). Herzog Ferdinand von Braunschweig kann die Franzosen bei Rheinberg und Krefeld schlagen.
Nach dem Sieg von Minden des Herzogs von Braunschweig über die Franzosen ziehen sich diese aus dem europäischen Krieg weitgehend zurück. Friedrich erleidet allerdings bei Kunersdorf eine schwere Niederlage. Nur die Erschöpfung der Gegner rettet Preußen vor dem Untergang.
Schwedische Truppen im preußischen Teil Pommerns (ein Teil Vorpommerns war seit dem Dreißigjährigen Krieg schwedisch), Russen in Berlin, Glatz in Schlesien von Österreichern erobert, preußische Niederlage in Landshut - nur das Feldherrengenie von Friedrich, der in Liegnitz und Torgau gegen die materielle Überlegenheit der Gegner triumphiert, retten den preußischen Staat noch einmal.
Das Ende der Kämpfe in Nordamerika macht Preußen für Großbritannien weniger wichtig, die Subsidien werden eingestellt. Preußen ist damit praktisch allein gegen drei Großmächte.
Das "Mirakel des Hauses Brandenburg" bringt Friedrich die benötigte Entlastung: Die Zarin Elisabeth stirbt am 5. Januar, ihr Neffe Peter III. (Russland) schließt einen Sonderfrieden mit Preußen. Bei Freiberg kommt es zur letzten großen Schlacht zwischen Österreich und Preußen.
Der Krieg in den Kolonien
Unter Robert Clive erobern die Briten die französischen Besitzungen in Indien (1757 Sieg von Plassey). In Nordamerika beginnen die Feindseligkeiten bereits 1754 (siehe Franzosen- und Indianerkrieg). Nach anfänglichen Rückschlägen (französischer Sieg in der Schlacht am Monongahela 1755) erobern die Briten erst das Ohiogebiet, stoßen dann zu den Großen Seen vor und starten schließlich die Invasion Kanadas. Durch die Vernichtung der französischen Flotte in zwei Seeschlachten wird Québec von Europa abgeschnitten, die Briten erobern 1759 Québec und 1760 Montréal.
Die Friedensverträge von 1763
Großbritannien und Portugal schließen am 10. Februar den Frieden von Paris mit Frankreich und Spanien. Spanien verliert Florida an Großbritannien (1783 im Vertrag von Versailles zurück an Spanien), Frankreich tritt als Entschädigung seine Gebiete westlich des Mississippi an Spanien ab (1800 an Napoleon I. zurück). Kanada, die Gebiete östlich des Mississippi und die Gebiete um die Großen Seen werden von Frankreich an Großbritannien abgetreten. In Nordamerika behält Frankreich nur New Orleans, die Westhälfte von Hispaniola (das heutige Haiti) sowie die Fischerinsel St. Pierre et Miquelon, die nicht befestigt werden darf. Die indischen Besitzungen Frankreichs gehen ebenfalls an Großbritannien, hier behält Frankreich nur einige Handelsstützpunkte (u. a. Pondichery, Karikal, 1954 indisch). Auch Senegambien (heute Senegal (1783 wieder französisch) / Gambia) und einige kleinere Besitzungen werden britisch.
Am 15. Februar wird auf der Hubertusburg im Frieden von Hubertusburg zwischen Preußen und seinen Gegnern Frieden geschlossen. Der status quo ante wird wiederhergestellt.
Folgen
Preußen ist als fünfte Großmacht im europäischen Mächtekonzert etabliert. Der mit den Schlesischen Kriegen begonnene Gegensatz zu Österreich bleibt, von der Phase der gemeinsamen Gegnerschaft zu Napoleon I. abgesehen, bis zum Krieg von 1866 für die deutsche Politik grundlegend. Frankreich misslingt der Erwerb der Österreichischen Niederlande (heute Belgien), die als Kompensation für die Hilfe bei der Wiedergewinnung Schlesiens durch Österreich zugesagt war.
Frankreich, das durch die Aufteilung seiner Kräfte auf zwei völlig unterschiedliche Kriegsschauplätze seine Ziele verfehlt, verliert fast sein ganzes Kolonialreich, brennt auf Revanche an Großbritannien und gerät in immer tiefere Staatsverschuldung. Ersteres führt zu der französischen Unterstützung der rebellierenden Kolonien im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der mit der Staatsverschuldung zu den wichtigsten Ursachen der Französischen Revolution wird.
Großbritannien wird durch den Krieg zur Weltmacht, zur See völlig unangefochten, kolonial führend. Der Sieg in Nordamerika wird zur Ursache des Konflikts mit den Siedlern in den älteren Kolonien. Zum Schutz der im Krieg mit Großbritannien verbündeten Indianern werden die neu erworbenen Gebiete zwischen Allegheny und Mississippi (Kentucky) zur Besiedlung nicht freigegeben, gleichzeitig soll die Kolonialbevölkerung durch verschiedene Steuern an den Kosten des Krieges beteiligt werden. Beides führt zu Konflikten. Gleichzeitig verfügen die Kolonisten über erfahrene Miliztruppen, die unter George Washington Erfahrungen sammeln konnten, die sie eineinhalb Jahrzehnte später gegen Großbritannien einsetzen.
Beteiligte Staaten
Preußen und Verbündete
Großbritannien, Preußen, Hannover (Personalunion mit Großbritannien), Hessen-Kassel, Braunschweig, Sachsen-Gotha (einer der thüringischen Kleinstaaten) und Portugal
Österreich und Verbündete
Frankreich, Russland bis 1762, Österreich, Schweden 1757 bis 1762, Frieden von Hamburg, Spanien ab 1761, Sachsen, Bayern, das Heiliges Römisches Reich und die meisten deutschen Staaten
wichtige Neutrale
Polen (trotz Personalunion mit Sachsen), Niederlande, Dänemark und die Eidgenossenschaft (Schweiz)
Wichtige Schlachten
Wichtiger als die Schlachten waren teilweise die sehr strapaziösen Märsche. Besonders Friedrich trieb seine Truppen immer wieder von einem Ende seines Reiches zum anderen, um den zahlenmäßigen Nachteil zumindest teilweise durch Beweglichkeit auszugleichen. Die Verluste bei diesen Märschen waren oft sehr hoch, vor allem auch, da viele der zwangsverpflichteten Söldner lieber desertierten als ihr Leben zu riskieren. Trotzdem hier eine (noch unvollständige) Liste der Schlachten.
Siehe auch: Liste von Kriegen, Liste von Schlachten, Geschichte Prags
Weblinks
- [1] Der siebenjährige Krieg