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Winterkrieg

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Der Winterkrieg war ein zwischen der Sowjetunion und Finnland ausgetragener Krieg zum Ende des Jahres 1939 bis Anfang 1940.


Ursachen und Ausgangslage

Stalin wollte 1939 die finnische Grenze zu sowjetischen Gunsten ändern. Sein Ziel war es u.a. den kompletten Ladogasee mit der Stadt Wyborg und die Karelische Landenge zu annektieren, sowie das nördliche Gebiet um den Hafen Hanko in das sowjetische Reich einzugliedern, um somit einen Anschluss an Norwegen zu schaffen. Um das Land auch nach einem Sieg weiter zu kontrollieren, sollte der finnische Kommunist Otto Kuusinen eine Volksregierung nach sowjetischem Vorbild proklamieren.
Die daraufhin folgende Forderung über Gebietsverhandlungen wurden von den Finnen abgelehnt, worauf die Sowjets am 29. November 1939 sämtliche diplomatische Beziehungen abbrachen, und den Nichtangriffsvertrag von 1932 aufkündigten.
Schon drei Tage zuvor behaupteten die Sowjets, dass eine ihrer Grenzpatrouillen von finnischer Artillerie angegriffen worden sei. Die finnische Regierung unter Ministerpräsident Risto Ryti bestritt dies, und wollte weitere Verhandlungen führen. Doch die zunehmenden Grenzzwischenfälle in dieser Zeit machten zusätzliche diplomatische Bemühungen zunichte.

Die finnische Armee war äußerst schlecht ausgerüstet. Nur knapp 30.000 Mann (später wurden insgesamt 160.000 einberufen) mit veralteter Kriegstechnik und unzureichenden Munitionsvorräten, standen einer sowjetischen Übermacht gegenüber.
Trozdem war jeder finnische Soldat ein ausgezeichneter taktischer Einzelkämpfer, der das Gelände genau kannte und sich mit seinen Skiern oft schneller und geräuschloser bewegen konnte als manch russischer Soldat. Hinzu kam, dass die Finnen als erste die tarnenden Schneeanzüge verwendeten, die in der Roten Armee noch nicht eingesetzt wurden.

Die Sowjets hatten für ihren Angriff 30 Divisionen mit schweren Kriegsgerät aufgeboten. Hinzu kamen rund 800 Flugzeuge und die bedrohliche Baltische Flotte an der Südküste Finnlands.

Kriegsverlauf

Der finnische Feldmarschall Carl Gustav von Mannerheim, der bereits im sowjetische Heer diente, wusste, dass man die Rote Armee längerfristig nicht stoppen konnte. Seine Taktik war es also, den Sowjets so lange wie möglich entgegenzutreten, um am Ende einen halbwegs akzeptablen Waffenstillstand zu erreichen.
Nachdem am 30. November die ersten Angriffe begannen, setzte die finnische Generalität alles daran, die Mannerheim-Linie an der Karelischen Landenge auszubauen. Da sie die stärkste Verteidigungslinie war, bissen sich die russischen Armeen, trotz starker Luftangriffe, die Zähne an ihr aus.

Die Angriffe im Norden des Landes, wurden durch eisige Kälte und starken Schneefall gestoppt. Die Russen schafften es nicht, zusammen mit ihren zahlenmässig überlegenen Lufteinheiten und Panzerwagen die zähen finnischen Patrouillen zu besiegen. Immer wieder steckten die sowjetischen Einheiten im Schnee fest, und wurden schließlich in zermürbenden Waldkämpfen aufgerieben.

Eine der größten Niederlagen der Roten Armee, bahnte sich im Raum Suomussalmi an. Bis Ende Dezember erweiterten die Finnen ihre Truppenstärke durch 5 zusätzliche Bataillone. Dabei traten sie nicht in großen Anhäufungen an, sondern verwendeten die Taktik der Nadelstiche (Motti-Taktik), wobei man immer wieder kleinere geschickte Angriffe durchführte. Bis zum 8. Januar 1940 gab es zwei große Schlachten in dem Gebiet, wobei die sowjetischen Verbände vollständig aufgerieben wurden. Sie hinterließen dabei eine erhebliche Menge an Kriegsmaterial, das nun die Gegenseite verwendete.
Ebenso wurden sämtliche Versuche die Mannerheim-Linie zu umgehen oder direkt durchzubrechen vereitelt. Angesichts solcher Fehlschläge waren sie Sowjets gezwungen, ihrer Panzerverbände weiter aufzustocken, um mit massiveren Attacken vorgehen zu können.

Der Luftkrieg war am Anfang hingegen von den Sowjets kontrolliert. Die Finnen hatten zu Beginn des Krieges weder gute Jagdflugzeuge noch wirkungsvolle Flugabwehr-Geschütze, wodurch die Hauptstadt Helsinki den Bombenangriffen fast schutzlos ausgeliefert war. Im Gegenzug setzten die wenigen finnischen Lufteinheiten (150 Flugzeuge) alles daran, russische Stützpunkte wie Murmansk und sogar Städte wie Leningrad anzugreifen.
Als sich im Januar 1940 mehrere Unwetter in Nordeuropa ausbreiten, war die Rote Luftflotte erheblich gestört. Trotzdem oder gerade wegen des schlechten Wetters, schafften es die Verteidiger den Sowjets erheblich Verluste an Bombern zu zufügen. Auch war die finnische Luftwaffe nun erheblich gestärkt, durch die zahlreichen Flugzeuge, welche aus Ländern wie Frankreich, Südafrika, Italien oder Großbritannien geliefert wurden.
Die Angreifer verwendeten wenig später zum ersten mal in der Geschichte der Roten Armee, Fallschirmspringer im finnischen Hinterland. Diese Versuche scheiterten jedoch, da man die Soldaten bereits in der Luft unter Beschuss nahm und dadurch große Verluste entstanden.

Im Februar versuchten die angreifenden Armeen zum wiederholten mal die Mannerheim-Linie zu durchbrechen. Bereits am 4. Februar kommt jedoch auch diese Offensive zum stehen.
Wenige Tage später, am 13. Februar, folgte eine zweite Offensive, die nun endlich einen ersten Durchbruch zur Folge hatte, worauf finnische Verbände sich nach Wyborg zurückziehen mussten. Bis zum 7. März erhöhten sich die Verluste der Verteidiger auf bis zu 24.000 Tote, worauf man beschloss Waffenstillstandverhandlungen mit Moskau zu beginnen. Der neue russische Befehlshaber Semjon Konstantinowitsch Timoschenko hatte gewaltige Artilleriekräfte aufgeboten, die mit 300.000 Granaten pro Tag, die Verteidigungslinien zusammenschossen. Am 12. März wurde der Krieg beendet.

Unterstützung durch das Ausland

Da man den russischen Angriff fast überall auf der Welt als Unrecht erachtete, wurde Finnland durch zahlreiche Waffenlieferungen, insbesondere durch Flugzeuge, unterstützt.

Das Deutsche Reich konnte keine Hilfe stellen, da man zu der Zeit wichtige Handelsverträge mit der Sowjetunion ausarbeitete. Hilfe von anderen Staaten, die durch Deutschland liefen, wurden hingegen toleriert.
Neben sehr vielen Flugzeugen, wurden auch freiwillige Militärspezialisten ins Land gebracht.

Folgen für Finnland und weiterer Verlauf

Der Krieg endete mit knapp 25.000 Toten Finnen und 49.000 Toten Sowjets. Im Waffenstillstandvertrag musste Finnland die Karelische Landenge mit der Stadt Wyborg, deren Bucht und ihre Inseln abtreten. Der Hafen Hanko wurde verpachtet, und Transitrechte im Norden Finnlands mussten gewährt werden.

In Deutschland entstand während des Winterkrieges eine fatale Fehleinschätzung was die Roten Armee anging, die man nun nicht mehr als ebenbürtigen Feind betrachtete. Man vergaß dabei, das Stalin kurz zuvor seine besten Generäle durch Säuberungsaktionen beseitigen ließ, und es der Roten Armee an taktischem Verständnis und guter Ausrüstung mangelte. In den folgenden Monaten machte man sich in Moskau daran diese Missstände zu beseitigen.

Im Juni 1941 sah Finnland seine Chance die verlorenen Gebiete zurückzuerobern, weswegen es sich am Angriffskrieg der Deutschen beteiligte. Nachdem es dieses Ziel erreicht hatte, blieben die Finnen defensiv. 1944, nachdem die Wehrmacht sich zurückzog, schloss Finnland wieder Frieden mit der Sowjetunion. Diesmal mit noch härteren Bedingungen.