Zum Inhalt springen

Friedhart Klix

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. November 2006 um 22:09 Uhr durch 217.83.86.173 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Friedhart Klix (* 13. Oktober 1927 in Friedersdorf; † 22. September 2004 in Berlin) war ein deutscher Psychologe. Er war der führende deutsche Theoretiker der Kognitionstheorie.

1949 begann Klix in Berlin sein Studium in Psychologie und Mathematik. Nach dem Diplom 1953 "Über die Wirkungsweise der Zielspannung im Handelsgeschehen" blieb er als Assistent und Dozent an der Humboldt-Universität, schloß 1957 seine Dissertation "Über die Größenkonstanz der Sehdinge bei Eigenbewegung des Wahrnehmenden" ebenfalls mit Auszeichnung ab und arbeitete bis zum Abschluss der Experimente seiner Habilitation "Elementaranalysen zur Psychophysik der Raumwahrnehmung" am Psychologischen Institut unter Kurt Gottschaldt. Aufgrund zunehmender Konflikte mit dem Institutsdirektor folgte er für zwei Jahre einem Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo er zusammen mit anderen "Berlinflüchtlingen" den Studiengang Psychologie neu aufbaute. Er habilitierte in Dresden bei Straub und kehrte 1962 wieder nach Berlin zurück, nachdem Gottschaldt nach Göttingen gegangen war. An der Humboldt-Universität wurde für ein Semester eine Interimsleitung unter der Führung von Friedhart Klix, Gerhard Rosenfeld und Hans Hiebsch eingesetzt.

Friedhart Klix war Mitglied der SED und nutzte seine Verbindungen zu hohen Parteifuntionären, um die Entwicklung der Psychologie voranzutreiben, versuchte sie und ihre zuweilen gesellschaftskritischen Protagonisten aber gleichzeitig auch vor Einflußnahmen zu schützen. Klix lebte über Jahrzehnte eine interdisziplinäre und international orientierte Forschungsweise vor, sein Team umfasste neben Psychologen beispielsweise auch Mathematiker, Ingenieure, Physiker, Biologen und Philosophen. 38 Professoren sind aus dieser Forschungsgruppe hervorgegangen. Im bahnbrechenden Lehrbuch „Information und Verhalten“ (1971) nutzte er kybernetische, informations- und spieltheoretische Modelle (WIENER, SHANNON, NEUMANN, SHARKOV, aber auch neuartige eigene Ansätze) um psychische Prozesse wie Begriffsbildung und Gedächtnis zu beschreiben. Klix verfasste 6 Bücher, über 200 Artikel und war an weiteren 30 Büchern als Mitherausgeber beteiligt. Er folgte Gottschaldt als Herausgeber der Zeitschrift für Psychologie über das Ende der DDR hinaus. Der evolutionspsychologischen Frage, wie sich allmählich das Denken entwickelt und den historischen Paradigmen (Wie wandeln sich Weltbilder in der Menschheitsgeschichte?) ging er bereits sehr früh (1980, "Erwachendes Denken") nach, publizierte auch nach seiner Emeritierung über diese Thematik. Seine visionären Anregungen für viele Forscher sind ähnlich bedeutsam wie seine wissenschaftlichen Brücken von Ost- nach Westdeutschland.

Friedhart Klix war maßgeblich an der Ausrichtung des XII. Internationalen Kongresses für Psychologie 1980 in Leipzig beteiligt und verhinderte eine ideologische Vereinnahmung dieser Veranstaltung weitestgehend. Als Präsident der Internationalen Gesellschaft für Psychologie (1980-1984) gelang ihm die Aufnahme der Gesellschaft als Mitglied der Vereinigung aller internationalen naturwissenschaftlichen Gesellschaften.