Eisbär
Eisbär | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ursus maritimus | ||||||||||||
Phipps, 1774 |
Der Eisbär (Ursus maritimus), auch (der englischen Bezeichnung folgend) Polarbär genannt, ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Er bewohnt die nördlichen Polarregionen und ist eng mit dem Braunbären verwandt. Er gilt neben dem Kodiakbären als das größte an Land lebende Raubtier der Erde.
Merkmale
Erwachsene männliche Eisbären erreichen eine Kopfrumpflänge von 2,40 bis 2,60, zuweilen sogar von bis zu 3,00 Metern; die Schulterhöhe beträgt bis zu 1,60 Meter, und das Gewicht variiert zwischen 300 und 800 (durchschnittlich 420 bis 500) Kilogramm. Bei Weibchen erreicht die Kopfrumpflänge 2,00 bis maximal 2,50 Meter und das Körpergewicht zwischen 150 und 300 Kilogramm. Das Gewicht hängt wesentlich vom Ernährungszustand der Tiere ab: im Sommer wiegen ausgehungerte Eisbären deutlich weniger als während der Zeit winterlicher Robbenjagd. Eine Rolle spielen auch regionale Größenunterschiede; so leben die kleinsten Tiere auf Spitzbergen und die größten in der Nähe der Beringstraße. Wie alle Bärenarten besitzen auch Eisbären nur einen Stummelschwanz von 7 bis 13 Zentimetern Länge.

Das Fell ist üblicherweise weiß gefärbt, kann aber im Sommer einen gelblichen oder sogar hellgrauen Farbton annehmen. Eine 5 bis 10 Zentimeter dicke Fettschicht darunter stellt eine Anpassung an den polaren Lebensraum dar. Im Körperbau unterscheidet sich der Eisbär von anderen Bären durch den langen Hals und den relativ kleinen, flachen Kopf. Im Gegensatz zu den nahe verwandten Braunbären fehlt ihnen der Muskelberg am Nacken. Die Augen sind verhältnismäßig klein. Die Ohrmuscheln sind nach vorne aufgerichtet und rund geformt. Wie die meisten Bären haben Eisbären 42 Zähne, und sie sind wie alle Bären Sohlengänger. Ihre Vorderbeine sind lang und kräftig, und die großen Vordertatzen sind paddelförmig ausgebildet und mit Schwimmhäuten versehen, was ein schnelles Schwimmen ermöglicht. Auf den muskulösen Hinterbeinen können sich die Eisbären zu maximaler Höhe erheben (etwa bei Kämpfen oder für bessere Aussicht); die Hintertatzen dienen beim Schwimmen als Steuerruder. Die Fußsohlen sind dicht behaart, was dem Kälteschutz dient und ein Ausrutschen auf dem Eis behindert. Die Pfoten sind mit fünf nicht einziehbaren Krallen bewehrt.
Eisbären haben in ihrer Leber so viel Vitamin A gespeichert, dass deren gehäufter Verzehr zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und trockener Haut (auch Schleimhäute) führen kann. Sogar von teratogener Wirkung bei andauerndem Verzehren wird berichtet.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Eisbären kommen ausschließlich in der Arktis vor und zwar zirkumpolar, also in der Polarregion rund um den Nordpol. Die meisten hocharktischen Eisbären halten sich das ganze Jahr über an den Küsten oder auf dem Meereseis auf, wo sie Robben jagen können. Sie bevorzugen dabei Gebiete, wo das Eis durch Wind und Meeresströmungen in Bewegung bleibt und immer wieder aufgerissen wird, also vor allem an Polynyas. Im Sommer halten sich die Eisbären überwiegend an den südlichen Rändern des Treibeises auf und wandern mit Wintereinbruch südwärts, den im Eis offen bleibenden Stellen folgend. An der Südküste der Hudson Bay (Kanada) sind die Eisbären allerdings gezwungen, während des Sommers an Land zurückzukehren und sich kilometerweit im Landesinneren mit dem zu begnügen, was Tundra und Taiga ihnen an wenigem Freßbarem bieten.
Lange Zeit nahmen die Zoologen an, die Eisbären seien ausgesprochene Wanderer, die der Bewegung des Eises rund um den Nordpol großräumig folgten. Neuere Tierbeobachtungen haben jedoch ergeben, dass es eine größere Anzahl standorttreuer Populationen gibt, so etwa die Eisbären des Wapusk-Nationalparks und des Ukkusiksalik-Nationalparks.
Es werden sechs Hauptpopulationen unterschieden:
- auf Svalbard und dem Franz-Joseph-Land
- im nördlichen Sibirien
- auf der Wrangelinsel und dem westlichen Alaska
- im nördlichen Alaska
- in Kanada, vor allem auf den arktischen Inseln, aber auch entlang der Hudson Bay und an der Nordküste der Labrador-Halbinsel
- auf Grönland
Die nördlichste geografische Breite, auf der Eisbären beobachtet wurden, beträgt 88°, die am weitesten südlich vorkommenden Tiere halten sich entlang der Hudson Bay und der Nordwestküste der sich etwas weiter südöstlich anschließenden James Bay auf. Vereinzelt wurden Eisbären auch auf Neufundland und Island gesichtet.
Lebensweise

Aktivitätszeiten
Eisbären sind tagaktiv, vor allem während des ersten Tagesdrittels. Etwa 66% ihrer Zeit verbringen sie in Ruhe, entweder schlafend, ruhend oder auf Beute lauernd. Fortbewegung, d. h. Wandern und Schwimmen, nehmen etwa 29% ihrer Zeit in Anspruch, und nur 5% sind dem Jagen und Fressen zuzurechnen.
Die Eisbären an der Südküste der Hudson Bay, die im Grenzbereich von Tundra und Taiga leben, legen sich zuweilen während des Sommers Erdmulden an, um den Permafrost zur Kühlung zu nutzen. Im Gegensatz zu anderen Bärenarten halten Eisbären keine Winterruhe: der Winter ist für sie die Zeit optimaler Jagdbedingungen auf Robben. Bei extremen Wetterverhältnissen lassen sie sich einschneien und können so auch starken Eisstürmen und Blizzards trotzen.
Einzig trächtige Weibchen ziehen sich von Oktober oder November bis März in eine Geburtshöhle zurück, die sie zuvor teils in den torfigen Boden gegraben haben, teils aus Schnee überwölbt haben. Der Eingang dieser Geburtshöhlen ist gewöhnlich als Kältefalle ausgestaltet. Die Höhlen bestehen aus einem 1 bis 3 Meter langen, oft steil nach oben gerichteten Tunnel und einer ovalen Kammer mit rund 3 Kubikmetern Raum. Da während des Aufenthalts in der Höhle die Atemfrequenz und der Herzschlag zwar deutlich zurückgehen, die Körpertemperatur aber nur leicht sinkt, kennzeichnet dieser Zustand nicht einen echten Winterschlaf, sondern nur eine Winterruhe. Sie dient im Gegensatz zu den Verhältnissen bei anderen Bären nicht einer Anpassung an verringertes Nahrungsangebot, sondern soll den neu geborenen Jungtieren größtmöglichen Schutz bieten.
Sozialverhalten
Eisbären sind wie alle Bären Einzelgänger, Mütter mit ihren Jungen ausgenommen. Das Jagdrevier eines Eisbären erstreckt sich zwar über einen Radius von rund 150 Kilometern, doch zeigen die Tiere kein ausgeprägtes Territorialverhalten, und die Reviere überlappen sich weitgehend. An Stellen mit reichem Nahrungsangebot jagt oft eine größere Zahl von Tieren in verhältnismäßig geringem Abstand.
Fortbewegung
Eisbären sind exzellente Schwimmer, obwohl sie üblicherweise nicht im Wasser nach Beute jagen. Sie können schwimmend in der Stunde mehr als 5 Kilometer zurücklegen und als Langstreckenschwimmer Entfernungen von 65 Kilometern und mehr überwinden. 2 Minuten zu tauchen bereitet ihnen keine Schwierigkeit; die Tauchtiefe beträgt aber selten mehr als 2 Meter.
An Land wandern Eisbären oft stundenlang über weite Strecken und bringen in der Stunde mehr als 6 Kilometer hinter sich. Kurze Sprints mit 30 Stundenkilometern sind ihnen leicht möglich; dabei erhitzen sie sich jedoch und sind deshalb nicht in der Lage, lange durchzuhalten. Rentieren oder Karibus sind die Eisbären in dieser Hinsicht unterlegen.
Ernährung

Im Vergleich mit allen anderen Bärenarten sind die Eisbären die am meisten ausgeprägten Fleischfresser, und sie nehmen in der Arktis die oberste Position der Nahrungskette ein. Den Hauptbestandteil ihrer Nahrung machen Robben aus, vorwiegend Ringelrobben, aber auch Bart- und Sattelrobben, Klappmützen und junge oder geschwächte Walrosse.
Im offenen Wasser sind die Robben kaum zu erjagen. Im Winter bieten sich dagegen auf den Packeisfeldern an Eisspalten beste Jagdbedingungen; mit dem Geruchssinn spüren die Eisbären Robben in mehr als 1 Kilometer Entfernung oder unter 1 Meter dicken Eis- oder Schneeschichten auf. Typisches Jagdverhalten des Eisbären ist das Ausharren an Atemlöchern von Robben. Er wartet dort oft stundenlang, bis eine Robbe zum Luftholen nach oben kommt, und erlegt sie dann durch blitzschnellen Zugriff mit Gebiss und Pranken. Allerdings verlaufen rund 9 von 10 Fangversuchen erfolglos. Durch sein helles Fell ist der Eisbär an die Umgebung angepasst; gut getarnt kann er vom Beutetier unter dem Wasserspiegel nur schwer wahrgenommen werden. Um den einzigen Hinweis auf seine Anwesenheit, die schwarze Schnauze, zu verbergen, lernt er früh, sie mit seiner hellen Pranke zu verdecken, um den Jagderfolg zu optimieren.

Wohlgenährte Eisbären fressen vom frisch erlegten Beutetier nur Haut und Speck; der Rest bleibt liegen. Schwächere Bären oder Polarfüchse, aber auch aasfressende Seevögel wie Möwen machen sich dann darüber her. Viele Polarfüchse haben sich regelrecht darauf spezialisiert, Eisbären zu folgen und deren Nahrungsreste zu konsumieren.
Neben Robben verzehren Eisbären auch Vögel, die sie am Wasser schwimmend erbeuten. Daneben zählen Kleinsäuger wie Erdhörnchen und Lemminge, Vogeleier und Fische zu ihrer Nahrung. Selten erlegen sie auch laufbehinderte Rentiere und noch seltener kleine Nar- und Weißwale. Kadaver oder sonst von Jägern zurückgelassene Fleischreste werden von den Eisbären vor allem im Sommer, wenn das Nahrungsangebot für sie gering ist, ebenso verzehrt wie pflanzliches Material (Beeren, Tang).
Zudem ist Kannibalismus nicht ungewöhnlich. Junge Eisbären laufen immer wieder Gefahr, von einem älteren männlichen Bären gefressen zu werden, weshalb Muttertiere mit ihren Jungen den Männchen ausweichen oder sie mit Drohgebärden verjagen.
Fortpflanzung



Die nur rund eine Woche dauernde Paarungszeit fällt in die Monate März bis Juni. Die Zeit von der Befruchtung bis zur Geburt beträgt etwa acht Monate. Allerdings kommt es erst Ende August, Anfang September zur Einnistung des Eis und damit zur zwei bis drei Monate dauernden eigentlichen Tragzeit. Dies ist ein natürlicher Schutzvorgang: Falls die werdende Mutter durch Nahrungsmangel im Sommer zu sehr ausgehungert ist, wird das Ei vor der Einnistung resorbiert und die Trächtigkeit abgebrochen.
Die Geburt der jungen Bären erfolgt dann zwischen November und Januar, also im tiefsten Winter. Wie im Abschnitt „Aktivitätszeiten“ erwähnt, halten trächtige Weibchen eine Winterruhe, wozu sie etwa einen Monat vor der Geburt Geburtshöhlen beziehen. Die Mütter verlassen diese Geburtshöhlen erst wieder vier Monate später (im März oder April) mit ihren Jungen. Die Gegenden, in denen die Weibchen ihre Jungen gebären, werden als „Denning Areas“ (Höhlengebiete) bezeichnet.
Das in seiner Ausdehnung größte Geburtshöhlengebiet der gesamten Arktis ist im kanadischen Wapusk-Nationalpark gelegen, der sich an der Südküste der Hudson Bay rund 70 Kilometer südöstlich der Stadt Churchill, zwischen dem Nelson River und Cape Churchill ausdehnt („Wapusk“ ist die Bezeichnung der Cree-Indianer für „weißer Bär“). Große kanadische Höhlengebiete erstrecken sich außerdem um die Mündung des Winisk River in die Hudson Bay (südöstlich des Wapusk-Nationalparks), um die Agu Bay an der Westküste der Baffin-Insel nahe dem westlichen Ende der Fury-und-Hecla-Straße und entlang der zum Ukkusiksalik-Nationalpark gehörenden Wager Bay in der Nordwestecke der Hudson Bay. Ausgedehnte Geburtshöhlengebiete außerhalb Kanadas befinden sich unter anderem auf Spitzbergen und der Wrangelinsel im Norden Sibiriens.
Der Wurf besteht aus einem bis vier, üblicherweise jedoch zwei etwa kaninchengroßen, bei der Geburt sehr fein behaarten, zunächst noch blinden und tauben Jungen von 400 bis 900 Gramm Gewicht. In den ersten beiden Monaten erreichen sie ein Gewicht von 10 bis 15 Kilogramm, und ihr weißes Fell wird immer dichter. Die Jungen werden 1½ bis 2½ Jahre gesäugt, lernen währenddessen das Jagdverhalten der Mutter und werden schließlich von ihr verlassen. Unter den harten arktischen Lebensbedingungen überleben nur etwa 50% der Jungen diese Anfangsjahre.
Eisbären werden mit etwa fünf bis sechs Jahren geschlechtsreif. Ab 20 Jahren geht die Fruchtbarkeit der Weibchen deutlich zurück. Das potentielle Höchstalter der Eisbären in freier Natur wird auf 25 bis 30 Jahre geschätzt, in menschlicher Obhut können sie 45 Jahre alt werden.
Eisbären und Menschen
Bedrohungen und Schutz
Schon vor der Berührung mit Europäern jagten die indigenen Völker Nordasiens und Nordamerikas Eisbären, insbesondere wegen ihres Fells und Specks. Im 20. Jahrhundert intensivierte sich die Bejagung aufgrund der kommerziellen Nutzung der Körperteile, aber auch zu reinen Vergnügungszwecken. Insbesondere die Nutzung von Flugzeugen zur Lokalisierung der Tiere ab den 1940er-Jahren hat zu einem drastischen Rückgang der Populationen geführt. Im Jahr 1973 beschlossen Kanada, die USA, Dänemark (für Grönland), Norwegen (für Svalbard) und die Sowjetunion ein Abkommen, das die Jagd einschränken, die Habitate schützen und die gemeinsame Forschung verstärken soll. Mit Ausnahme von Sonderregelungen für indigene Völker ist die Eisbärjagd inzwischen weitgehend verboten, sodass die weltweite Population heute auf 20.000 bis 30.000 Tiere geschätzt wird.
In jüngerer Zeit sind allerdings zwei weitere Faktoren für die Bedrohung der Eisbären maßgeblich geworden. Zum einen wird durch die verstärkte Förderung von Erdöl und Erdgas in den arktischen Regionen ihr Lebensraum eingeschränkt; insbesondere die Gebiete, in denen sich die Weibchen zur Winterruhe und zur Geburt zurückziehen, sind dabei in Mitleidenschaft gezogen. Zum anderen wird befürchtet, dass die Lebensräume der Eisbären durch die globale Erwärmung generell drastisch zurückgehen.
So berichteten Forscher der US-Wissenschaftsbehörde Geological Survey im Juni 2006 in der Zeitschrift Polar Biology, dass sie seit 2004 wiederholt Überreste von erwachsenen weiblichen Tieren gefunden hätten, die von männlichen Artgenossen getötet und teilweise aufgefressen worden seien. In einem Fall habe man Fußabdrücke eines Jungtieres neben dem toten Weibchen entdeckt. Das Jungtier habe entkommen können, weil das angreifende Männchen ihm nicht gefolgt sei. Die Forscher um Teamleiter Steven Armstrup werteten dieses Verhalten als Anzeichen dafür, dass Hunger die treibende Kraft für den Angriff war und nicht das Töten eines fremden Jungtieres. Alle Fälle ereigneten sich in Gebieten, in denen das Polareis mehr und mehr wegschmilzt. Die Tiere in diesen Regionen seien zudem auffallend dünn.[1]

Bedrohung des Menschen
Menschen werden von Eisbären nicht als Jagdwild angesehen. Als vorrangiger Fleischfresser ist der Eisbär aber dennoch für den Menschen prinzipiell gefährlicher als andere Bärenarten. Aufgrund der dünnen Besiedlung der Arktis kommt es zwar verhältnismäßig selten zu Konfrontationen, und doch wird immer wieder über für Menschen tödlich endende Begegnungen berichtet, überwiegend mit hungrigen, gerade von der Mutter entwöhnten Jungbären, wobei sich meistens die Menschen unvorsichtig verhalten haben. Die durch ihre hohe Dichte an Eisbären bekannt gewordene kanadische Stadt Churchill hat deshalb z. B. besondere Eisbärenwarndienste eingerichtet und zudem eine Reihe weiterer Menschen schützender Maßnahmen ergriffen, die zugleich das Leben der Bären nicht gefährden sollen.
Eisbären in der Kultur
In der Mythologie der Inuit spielt „Nanuq“ (englisch geschrieben: Nanook), das Inuktitut-Wort für Eisbär, generell eine bedeutende Rolle. Regional gab es sogar einen Mythos, wonach ein besonders hervorgehobener Eisbär „Herr der Eisbären“ sei und entscheiden könne, ob sich die Jäger den Regeln gemäß verhielten; erst danach sei eine erfolgreiche Eisbärenjagd möglich. Auch von anderen arktischen Völkern sind ähnliche Mythen bekannt. Bis heute ziert der Eisbär das Wappen Grönlands und andere Wappen und Flaggen nordischer Länder.
In Literatur und Film, vor allem für Kinder, kommen immer wieder Eisbären vor. Die Beliebtheit von Fernsehsendungen und Fotobüchern über Eisbären ist seit Jahren ungebrochen. Recht bekannt ist z. B. die Bilderbuchserie „Der kleine Eisbär“ von Hans de Beer.
Systematik
Äußere Systematik
Aufgrund der Unterschiede im Körperbau wurde der Eisbär zeitweise in eine eigene Gattung Thalarctos eingeordnet. Jüngere Systematiken ordnen ihn aber generell in die Gattung Ursus ein, zu der unter anderem auch der Braunbär und die Schwarzbären gezählt werden. Sein nächster Verwandter ist der Braunbär. Allerdings haben genetische Untersuchungen gezeigt, dass manche Braunbärpopulationen näher mit dem Eisbär verwandt sind als untereinander, sodass der Braunbär eine „paraphyletische Art“ darstellt. Diese Entdeckung gilt als ein Musterbeispiel, um das traditionelle Artkonzept infrage zu stellen. Eigentlich müsste man nämlich - was man aber nicht tut - den Eisbär als Unterart des Braunbären führen.
Hybridbildung zwischen Eis- und Braunbär
Eis- und Braunbären sind untereinander kreuzbar und können fertile Nachkommen zeugen, eine Hybridisation zwischen beiden Arten war bislang nur von Zootieren bekannt. Am 16. April 2006 erlegte jedoch ein Sportjäger, Jim Martell aus dem US-Staat Idaho, in der Nähe von Sachs Harbour auf Banks Island (Nordwest-Territorien, Kanada) einen vermeintlichen Eisbären, dessen Fell nicht richtig weiß oder gelblich war, sondern eher ein sehr helles Braun zeigte, wie es bei hellen Grizzlybären vorkommt. Eine DNA-Analyse durch Experten des Umweltministeriums der Nordwest-Territorien ergab, dass es sich bei dem erlegten Tier überraschenderweise um einen Hybriden aus Eisbär und Grizzlybär (eine Unterart des Braunbären) handelte. Normalerweise verhalten sich beide Bärenarten sehr feindselig, falls sie sich überhaupt in der Arktis begegnen, und eine Paarung galt bislang als eher unwahrscheinlich: Denn üblicherweise paaren sich Eisbären auf dem Eis und Grizzlys auf dem Festland.[2]
Literatur
- Douglas P. DeMaster und Ian Stirling: Ursus maritimus. In: Mammalian Species No. 145, S. 1-7
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
- Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben, Band 12 (Säugetiere 3), Bechtermünz, 2001 ISBN 3828916031
- Savva M. Uspenski: Der Eisbär: Thalarctos maritimus. Die Neue Brehm-Bücherei, Band 201. 2. unveränd. Aufl., Nachdruck d. 1. Aufl. v. 1979. Westarp Wissenschaften, Magdeburg, 1995. ISBN 3-89432-647-6
Quellen
- ↑ Spiegel-Online vom 13. Juni 2006 und Agentur AFP vom 15. Juni 2006
- ↑ Süddeutsche Zeitung Nr. 112 vom 16. Mai 2006, S. 22
Weblinks
- Commons: Eisbär – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Wiktionary: Eisbär – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- Der Eisbär im Natur-Lexikon
- Umfangreiche Bildergalerie
- Polar Bear Specialist Group - Umfangreiche Informationen zu Gefährdung und Schutz (Englisch)