Zum Inhalt springen

Meditation

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. November 2006 um 21:21 Uhr durch Dennis.noll.ks (Diskussion | Beiträge) (Siehe auch). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Meditation (lat. meditatio = „das Nachdenken über“ oder lat. medius = „die Mitte“) ist eine religiöse oder spirituelle Praxis, die durch Achtsamkeits- oder Konzentrationsübung tiefe Entspannung und einen veränderten Bewusstseinszustand erreichen kann. Ziel vieler spiritueller Richtungen ist die Erleuchtung.

Dem Unbeherrschten fehlt Vernunft,
und auch Versenkung ist ihm fremd,
Wo gibt es Ruhe oder Glück,
für den, der nicht das Denken hemmt.

Bhagavadgita: Helmuth von Glasenapp, Reclam-Ausgabe, ISBN 3150078741
Meditierende Jainas

Begriffsbestimmung

Meditation ist:
a) eine spirituelle Praxis die zur Erleuchtung führen kann
b) eine Technik zur Erzeugung meditativer Zustände
c) ein Wort für einen meditativen Zustand

Ziel vieler Schulen ist Erleuchtung, „Eins-Sein mit dem Ganzen“.

Technik

Unter Meditation versteht man im Westen auch eine absichtslose Konzentration auf eine Tätigkeit oder einen Gegenstand. Die Konzentration wird dabei nicht durch den Verstand gesteuert, sondern ergibt sich als Folge der Versenkung. Die Tätigkeit kann aktiv manipulierend sein, es kann sich aber auch um innere Kontemplation eines Gegenstandes oder einer Idee handeln. Wesentlich ist in jedem Fall ein Zustand der „entspannten Aufmerksamkeit“, förderlich ist eine Umgebung ohne Störreize, bzw. die Fähigkeit, seine Sinne ruhen zu lassen. Dabei können vielfältige Ziele verfolgt werden. Der Gegenstand der Meditation kann beinahe beliebig sein, so dass auch Musizieren oder sogar einfache, d. h. nicht Aufmerksamkeit fordernde Arbeiten auf meditative Art ausgeführt werden können. Einige der bekanntesten Meditationstechniken beziehen sich auf den Atem, die Beobachtung des Atems (Zen Meditationstechniken, Yoga). Andere wiederum, wie in der christlichen Tradition verankerte, auf das „Gehen“ (z. B. Sankt-Jakobsweg in Spanien) oder das Arbeiten („ora et labora“). Eine Meditationstechnik kann allein oder in einer Gruppe unter Anleitung durchgeführt werden.

Meditativer Zustand

Der Begriff Meditation wird auch als Beschreibung eines Zustands benutzt. Je nach Art der Meditation handelt es sich dabei um Versenkung oder auch um Trance oder Ekstase.

Im älteren dt. Sprachgebrauch bezeichnet „Meditation“ einfach ein Nachdenken über ein Thema oder die Resultate dieses Denkprozesses.

Religiöse Wurzeln

Meditation ist wesentlicher Bestandteil vieler Religionen, in denen das Sich-Versenken als Übung zur Annäherung an ein höheres Wesen oder eine höhere Realität (Gott, Nirvana, Dao) oder einen höheren Bewusstseinszustand verstanden wird. Es gibt sowohl stille, passive, als auch eher bewegte aktive Formen.

Die stille (passive, kontemplative) Meditation ist vor allem im Hinduismus und Buddhismus, einigen Schulen des Daoismus sowie im Christentum verbreitet. Auch moderne, westliche Varianten folgen meist dieser Form. Eine Extremform der stillen Meditation bedient sich der Reizdeprivation, um eine Veränderung des Bewusstseinszustandes herbeizuführen.

Im Hinduismus und Buddhismus ist die Meditation (Sanskrit: Dhyana) ein zentrales Element. Sie wird traditionellerweise im Lotus-Sitz ausgeübt. Meditation hat vor allem als Bestandteil des klassischen Yoga Verbreitung gefunden.

In manchen Religionen wird die Meditation als eine besondere Form des Gebets betrachtet. Die Bhagavadgita, eine heilige Schrift des Hinduismus, nimmt mehrfach Bezug auf den Wert der Meditation (s. Zitat oben in der Einleitung).

Auch im klassischen Yoga werden mit der Meditation spirituelle Ziele verfolgt.

Vor der Entstehung einer differenzierten Aufgabenteilung überschnitten sich teilweise die Aufgaben von Heilern und Priestern bzw. fielen zusammen.

Meditationsarten

nach Aktivität

Man kann die Meditationstechniken grob in zwei Gruppen einteilen:

  • in die passive (kontemplative) Meditation und
  • die aktive Meditation.

Nach Reizen

Stille- oder Ruhemeditation

Bei der Stille- oder Ruhemeditation wird versucht, nicht nur die Wahrnehmung von Reizen sondern jegliche gedankliche Aktivität auf ein Mindestmaß zu reduzieren. In der Einsichtsmeditation, welche auch eine Kontemplation sein kann, wird der Geist auf ein Objekt gerichtet, um Erfahrungen oder Erkenntnisse über dieses Objekt zu erlangen.

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist oft nur die passive Form ohne äußere Reize mit dem Wort Meditation gemeint, andere Formen werden dann meist als Rituale, Übungen oder ähnliches beschrieben.

Entheogene Meditation

Manche Kulturen setzen auch bewusstseinserweiternde Drogen (entheogene Substanzen) bei der Meditation ein. Die Einnahme einer Droge allein führt im Allgemeinen nicht zu einem meditativen Zustand – hierzu ist auch eine spirituelle Haltung notwendig. Auch ist es bei vielen dieser Praktiken unklar, ob sie noch unter den Begriff der Meditation zu fassen sind.

Das Spektrum der verwendeten Substanzen ist sehr breit, und auch die erzielte Wirkung ist je nach Art und Dosis der Droge recht unterschiedlich. Es beginnt bei leichten Stimulanzien, wie zum Beispiel dem im Katholizismus verwendeten Weihrauch, über psychotrope Substanzen wie Cannabis, das vor allem bei den Rastafari zu religiösen und meditativen Zwecken eingesetzt wird. Auch bei dem Schwitzhüttenritual nordamerikanischer Indianer werden zum Teil psychoaktive Pflanzen angewandt. Starke Halluzinogene werden vor allem in schamanistisch geprägten Kulturen benutzt, um, meist in Verbindung mit einem Tanz oder ähnlichem Ritual, in einen Trance-Zustand einzutauchen. Siehe auch schamanische Technik, Psycholytische Psychotherapie.

Musik

Viele Schulen verwenden rhythmische Klänge und Musik, um die Meditation zu erleichtern. In der christlichen Tradition sind das insbesondere Choräle, aber auch das Rosenkranz-Gebet kann ähnlich einem Mantra meditativ sein. Im Hinduismus und Buddhismus werden sowohl Mantren entweder lautlos, leise gesprochen oder als Gesänge (Chanting) benutzt. Die Gospels der Christen sind im Allgemeinen keine musikalischen Meditationen, da sie zwar Gesang beinhalten, aber hauptsächlich der Bestätigung des eigenen Glaubens dienen und zur Aufhellung der Stimmung beitragen. In einigen Formen kann der Gospel-Gesang aber durchaus zu einem Trance-Zustand führen.

Körperliche Tätigkeit

Tanz

Eine der aktiven Formen ist die durch Tanzen unterstützte „Meditation“, die vor allem in der orientalischen Tradition (z. B. der Derwisch-Tanz und Dhikr im Sufismus, der islamischen Mystik) und bei vielen Naturvölkern zu finden ist (siehe Trancetanz). Hierbei werden meist sehr monotone Tanzbewegungen über lange Zeit ausgeführt, oft gestützt durch einen schnellen Trommelrhythmus oder durch Schellen oder Rasseln, die die Tänzer selbst tragen. Durch diese Technik ist es möglich, einen tranceartigen Bewusstseinszustand zu erreichen. Ob diese Techniken noch unter den Begriff der Meditation fallen entscheidet die Absicht der Tänzer. In diesem Sinne sind heutige Techno-Raves eher selten als Meditation zu betrachten. Die Musik besteht im wesentlichen aus schnellen, wiederkehrenden Rhythmen, und auch hierbei werden monotone Tanzbewegungen teils stundenlang ausgeführt.

Geh-Meditation

Häufig wird auch eine körperliche Tätigkeit benutzt, um einer Meditation einen Fokus zu geben. Die einfachste Tätigkeit, die so benutzt wird, ist wohl das Gehen, das sowohl in der christlichen Kultur (bei verschiedenen Mönchsorden, etc.) als auch in der fernöstlichen Kultur z. B. im Zen Anwendung findet.

Yoga

In der Tradition des Yoga werden verschiedene Körperhaltungen und -Übungen, Atemtechnik, sowie Fasten und andere Arten der Askese verwendet, um die Meditation zu unterstützen. Im Zen-Buddhismus hingegen können ganz unterschiedliche Tätigkeiten Gegenstand der Meditation sein, wie z. B. das Blumenbinden (Ikebana), die Kalligraphie (Shodō) oder das Bogenschießen (Kyūdō).

Kampfkunst

Auch Kampfkünste können Gegenstand und Vehikel der Meditation sein: Besonders in den daoistischen Traditionen der inneren Kampfkünste (z. B. Taijiquan) spielt der meditative Aspekt eine große Rolle. In manchen Stilen tritt dabei der kämpferische Ursprung fast völlig zurück. Auch in vielen der äußeren Kampfkünste werden meditative Praktiken geübt.

Tantra

Tantra hat seine Wurzeln in hinduistischen, daoistischen und buddhistischen Traditionenen und einige Richtungen des Tantra verbinden Spiritualität mit Sexualität. Eine spezielle innere Haltung sowie Atem und Energietechniken sollen über ekstatische Erfahrungen während der sexuellen Vereinigung von Mann und Frau zu spiritueller Entwicklung führen.

Aktive Meditation (Osho)

Bhagwan Shree Rajneesh hat in seinem Ashram in Poona (1970) auf den westlichen Menschen zugeschnittene Meditationstechniken entwickelt. Vor der eigentlichen Meditationsphase werden durch aktive Bewegung und verstärkte Atmung seelische und körperliche Spannungen abgebaut. Bekannt sind die Dynamische Meditation, die Kundalini-Meditation, die Nataraj-Meditation und die Nadabrahma-Meditation.

Weitere Meditationstechniken

Transzendentale Meditation (TM) ist im Westen verbreitet. Viele Organisationen die entsprechende Kurse anbieten sind umstritten.

Weitere Formen

Physiologische Wirkung

Regelmäßige Meditation wirkt beruhigend und wird in der westlichen Medizin als Entspannungstechnik empfohlen. Die Wirkung, der meditative Zustand, ist neurologisch als Veränderung der Hirnwellen messbar. Der Herzschlag wird verlangsamt, die Atmung vertieft, Muskelspannungen reduziert.

Abgrenzung

Meditation im klassischen spirituellen Sinne ist zu unterscheiden von reinen Techniken, mit denen "Entspannung" oder "meditative Zustände" erreicht werden sollen. Entscheidend ist das angestrebte bzw. erreichte Ziel.

Entspannungstechniken wie z. B. Autogenes Training wirken zwar meditativ (genauso wie Meditation auch entspannend wirkt), sie sind aber keine Meditation. Durch Übung und Auto-Suggestion werden medizinisch-therapeutische Ziele verfolgt.

Yoga in Form von Gymnastik und andere meditative Techniken als Mittel gegen Zivilisationskrankheiten sind ebenfalls keine Meditation im ursprünglichen spirituellen Sinne.

Meditative Techniken werden auch zur "Bewusstseinserweiterung" genutzt. Ebenfalls zur Unterstützung in der Psychotherapie und in Selbsterfahrungs-Gruppen.

Die christlichen Traditionen von Jesusgebet, Eucharistie, Kontemplation und Einkehr werden manchmal ebenfalls als Meditation bezeichnet.

Meditation in der Literatur: Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel

Hermann Hesse widmete der Meditation in seinem Werk Das Glasperlenspiel mehrere Passagen, die die überragende Bedeutung und Wertschätzung belegen, die Hesse der Meditation entgegenbrachte:

  • „Das ist alles schön und ist wichtig, aber eines ist wichtiger als alles andre: du wirst das Meditieren lernen.“ (Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel, S. 79, zitiert nach Suhrkamp Taschenbuchausgabe ISBN 3518365797)
  • „Je mehr wir von uns verlangen, oder je mehr unsre jeweilige Aufgabe von uns verlangt, desto mehr sind wir auf die Kraftquelle der Meditation angewiesen, auf die immer erneute Versöhnung von Geist und Seele. Und – ich wüsste noch manche Beispiele dafür – je intensiver eine Aufgabe uns in Anspruch nimmt, uns bald erregt und steigert, bald ermüdet und niederdrückt, desto leichter kann es geschehen, dass wir diese Quelle vernachlässigen, sowie man beim Verbohrtsein in eine geistige Arbeit leicht dazu neigt, den Körper und seine Pflege zu vernachlässigen. Die wirklich großen Männer der Weltgeschichte haben alle entweder zu meditieren verstanden oder doch unbewusst den Weg dorthin gekannt, wohin Meditation uns führt. Die andern, auch die begabtesten und kräftigsten, sind alle am Ende gescheitert und unterlegen, weil ihre Aufgabe, oder ihr ehrgeiziger Traum, so von ihnen Besitz ergriff, sie so besaß und zu Besessenen machte, dass sie die Fähigkeit verloren, sich immer wieder vom Aktuellen zu lösen und zu distanzieren. Nun, du weißt dies ja, man lernt es ja schon bei den ersten Übungen. Es ist unerbittlich wahr. Wie unerbittlich wahr es ist, sieht man erst, wenn man den Weg einmal verloren hat.“ (Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel, S. 109, zitiert nach Suhrkamp Taschenbuchausgabe ISBN 3518365797)
  • „Der Geist unserer Provinz und unseres Ordens ist auf zwei Prinzipien gegründet: auf die Objektivität und Wahrheitsliebe im Studium, und auf die Pflege der meditativen Weisheit und Harmonie. Die beiden Prinzipien im Gleichgewicht halten, heißt für uns: weise und unseres Ordens würdig sein. Wir lieben die Wissenschaften, ein jeder die seine, und wissen doch, dass die Hingabe an eine Wissenschaft einen Mann nicht unbedingt vor Eigennutz, Laster und Lächerlichkeit zu schützen vermag, die Geschichte ist voll von Beispielen, die Figur des Doktor Faust ist die literarische Popularisierung dieser Gefahr. ... Bei uns ist es die Meditation, die vielfach gestufte Yoga-Praxis, mit der wir das Tier in uns und den in jeder Wissenschaft hausenden Diabolus zu bannen suchen. ... Wir sollen nicht aus der Vita activa in die Vita contemplativa fliehen, noch umgekehrt, sondern zwischen beiden wechselnd unterwegs sein, in beiden zu Hause sein, an beiden teilhaben.“ (Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel, S. 253/254, zitiert nach Suhrkamp Taschenbuchausgabe ISBN 3518365797)

Meditationszentren

Es handelt sich um einen Begriff aus dem westlichen Kulturkreis. Ein Teil der in der 2.Hälfte des 20.Jhdts. gegründeten New Age-Zentren verfügt über ein Gemeinschaftsgebäude oder einen zentralen Versammlungsraum, der bei religiös und/ oder spirituell ausgerichteten Gemeinschaften und Gruppen bzw. im Falle von Ashrams entweder auch oder ausschließlich als Meditationszentrum genutzt wird. Für eine wechselnde Nutzung mit eingeschobenen Meditationszeiten steht beispielhaft die Universal Hall in der schottischen Findhorn Foundation, für eine ausschließlich meditative Nutzung in absoluter Stille steht der Matrimandir im südindischen Auroville.

Siehe auch

Nicht Meditation/meditieren/meditativ

Literatur

  • Naranjo, Claudio; Ornstein, Robert, E.: Psychologie der Meditation, Fischer 1976, ISBN 3-436-02388-4
  • Taisen Deshimaru-Roshi: Za-Zen. Die Praxis des Zen. 5. Aufl. Kristkeitz, Leimen 1991, ISBN 3-921508-11-8
  • Dalai Lama XIV.: Die Essenz der Meditation 1. Aufl. Heyn, April 2005, ISBN 3453700147
  • Kraft, Ulrich (2005): Meditation. Die neuronale Erleuchtung. Regelmäßiges Meditieren verändert das Gehirn - und damit auch, wie jemand denkt und fühlt. In: Gehirn & Geist, Nr. 10, S. 12–17. Online verfügbar unter http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/837043, zuerst veröffentlicht: 22.09.2005, zuletzt geprüft am 01.11.2006.
  • Sakyong Mipham (Vorwort von Pema Chödrön): Wie der weite Raum. Die Kraft der Meditation, dtv 2005
  • Piron, Harald: Meditation und ihre Bedeutung für die seelische Gesundheit. 2003 Oldenburg: Bis.
  • Wilfried Huchzermeyer: Das Yoga-Wörterbuch. Sanskrit-Begriffe, Übungsstile, Biographien. edition sawitri 2006, ISBN 3-931172-25-2
  • Paramhans Swami Maheshwarananda: Yoga im täglichen Leben - Das System. Ibera (2000) ISBN 3-85052-009-9
  • Jon Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation, 10. Auflage 2003, Verlag O.W. Barth, ISBN 3-502-62332-5
  • Jon Kabat-Zinn: Im Alltag Ruhe finden, Das umfassende praktische Meditationsprogramm, ISBN 3-451-05132-X
  • Jon Kabat-Zinn: Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit., 1. Auflage 1999, Arbor-Verlag, ISBN 3924195579
  • Al Habib, Andre Ahmed: „Sufismus - Eine Einführung in die islamische Mystik. Eine Einführung“, Verlag Hans Jürgen Maurer, ISBN 3-929345-24-2