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Leopold Schefer

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Leopold Schefer (* 1784 in Muskau in der Oberlausitz, † 1862 ebendort) war Sohn eines Landarztes und einer Pächterstochter, deutscher Dichter und Komponist.

Schefer war als Schriftsteller in den 1830er und 1840er Jahren ein hochberühmter Autor. Im Zuge der Popularität des griechischen Aufstandes gegen das Osmanische Reich machte ihn 1822 seine Griechennovelle "Palmerio" sofort weithin bekannt (sie überzeugte als authentisch, weil er selber bis 1819 England, Österreich, Istrien, Italien, Griechenland, Ägypten, Palästina, Syrien, Anatolien und Istanbul bereist hatte); als seine besondere Stärke galten bald seine "fressenden" Schilderungen von Naturkatastrophen. Sein "Laienbrevier" von 1834 (eine Lehrgedichtsammlung für jeden Kalendertag) wurde ein longseller (18 Auflagen bis 1897). Sein hohes Ansehen sank jedoch nach der verlorenen 1848er Revolution, bei deren literarischen Vorkämpfern er noch als kundiger, spannender, sozialkritischer und vorurteilsloser Älterer geschätzt worden war (er war erklärtermaßen kein Christ, sondern Pantheïst, kam deshalb auch nie in die Schullesebücher). Nach etwa 1910 geriet er völlig in Vergessenheit (Einflüsse jedoch auf den "Charon"-Kreis und vmtl. auf Jakob Wassermann und Franz Werfel). Erst ab 1961, als Arno Schmidt ihn in seinem "Belphegor" gerühmt hatte ("ein guter Meister zweiten Ranges"), kam er wieder zu kleinem Ansehen.

Er hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das ungedruckte (vor allem Gedichte, Tagebücher; Lieder, eine unvollendete Oper) übertrifft noch sein titelreiches gedrucktes Oeuvre (Romane, Novellen, Lyrik – insgesamt 12 Bände "Ausgewählte Werke", 1845-46).

Als Komponist (er war Salieri-Schüler), zumal von Liedern, blieb Schefer erfolglos, obwohl er nach heutigem Urteil als originell und bedeutend eingeschätzt wird und der Komponist von Ernst-Jürgen Dreyer höher als der Prosaautor gestellt wird .

Schefer war ein Jugendfreund des Landschaftskünstlers und Schriftstellers Fürst Hermann von Pückler-Muskau, der seine ersten englischen Park-Studien mit ihm gemeinsam machte, dessen Standesherrschaft Muskau er auch als "General-Inspector" während und in der Folgezeit des napoleonischen Russlandfeldzuges verwaltete: Durchmärsche, Plünderungen, eine mörderische Flecktyphusepidemie. Zeitlebens blieb er in in diesem Landstädtchen und lebte dort von einer Pücklerschen Pension (bis 1848), und zumeist von seiner Feder, zuletzt verarmend. Sein originell-durchdachtes. selbst erbautes Haus, wohl das einzige erhaltene eines deutschen Dichters des 19. Jahrhunderts, steht noch in Bad Muskau, in bedenklich 'renoviertem' Zustand, jedoch restaurierbar.

Werkauswahl

  • Ausgewählte Lieder und Gesänge zum Pianoforte, mit einem Vorwort hgg. von Ernst-Jürgen Dreyer, München (G. Henle) 2004

Literatur