Huttenlocher


Huttenlocher ist ein hauptsächlich in Baden-Württemberg, darüber hinaus aber durch Auswanderung heute weltweit verbreiteter Familienname. In den deutschen Telefonregistern wird er mehr als zweihundertmal erwähnt, in den schweizerischen etwa zwanzigmal. Ursprünglich handelt es sich um ein Bauerngeschlecht aus der Stuttgarter Region, das dort seit sechshundert Jahren urkundlich nachweisbar ist.
Bedeutung des Namens
Hutten als erster Teil des Namens ist ein alter Familienname (vgl. Ulrich von Hutten). Der zweite Namensteil locher stammt von Lohe ab, was im Süddeutschen ursprünglich einen Auwald bezeichnete (von mittelhochdeutsch löch; Gebüsch, Gehölz). [2]
Ursprüngliches Auftreten und Verbreitung des Namens
Die erste urkundliche Erwähnung dieses Familiennamens findet sich im Lehensrevers des Klosters Maulbronn. Dort wird im Jahre 1406 ein Konrad Huttenloch erwähnt. Diese ursprüngliche Form des Namens ohne die Endung „er“ kommt heute noch in der Umgebung von Pforzheim vor.
Die in der Umgebung von Esslingen am Neckar lebenden Namensträger haben meist Heinrich Huttenloch als Ahnherrn, der von 1415 bis 1490 in Köngen lebte. Möglicherweise stellt er auch das Verbindungsglied zwischen den Linien des Pforzheimer und des Esslinger Raums dar, da 1442 und 1452 in Hirschlanden (Ditzingen) ein Heinrich H. urkundlich genannt wird. Sein Urenkel Dietrich (1497–1570) und dessen Sohn Michael (1529–1588) stiegen als Lehensbauern der Thumb von Neuburg zu Vögten des Dorfes Köngen auf. Michael Huttenloch immatrikulierte sich an der Universität Tübingen im Jahr 1546. 1559 wurde ihm auf dem Reichstag zu Augsburg von Kaiser Ferdinand I. ein Wappen verliehen, welches einen silberfarbenen Windhund auf einem blau-gold-blau gefärbten Schild zeigt. Sein Urenkel, ebenfalls Michael mit Namen (1624–1701), siedelte während des Dreißigjährigen Kriegs in das benachbarte Dorf Deizisau um. Damals änderte sich die Schreibweise des Namens in die heute am meisten vorkommende Form Huttenlocher. Durch die Nachkommen von Michaels einzigem Sohn Leonhard (1652–1729) fand der Name in Deizisau eine große Verbreitung. Heute stellt er dort den häufigsten Familiennamen dar.
Von Köngen und Deizisau ausgehend verbreiteten sich die Huttenlocher weiter im Esslinger Raum: Im 17. Jahrhundert nach Plochingen und Sulzgries (Esslingen), im 18. Jahrhundert nach der Reichsstadt Esslingen, nach Altbach und Vaihingen a. d. Fildern (Stuttgart). In der zweiten Hälfte des 18. und während des 19. Jahrhunderts erfolgten Auswanderungen in die USA. Dort wurden bei der Volkszählung im Jahr 1880 bereits 54 Familien Huttenlocher registriert. Zwei Huttenlocher-Familien aus Deizisau und Plochingen wanderten im Jahr 1817 nach Russland aus, wo sie die deutsche Siedlung Katharinenfeld (heute Bolnissi in Georgien) mitbegründeten. [3] [4]
Verwandte Namensformen
Außer den schon genannten Namensformen Huttenloch und Huttenlocher findet sich noch im bayerischen Raum der Familienname Huttenlochner. In den USA existiert der Name Hudlow. Dessen Träger sind Nachkommen des 1753 nach Philadelphia ausgewanderten Andreas Huttenloch. [5]
Ahnengemeinschaft mit anderen Geschlechtern
Als Nachfahren des oben erwähnten Leonhard Huttenlocher aus Deizisau und dessen Ehefrau Anna Margaretha geborene Wolff (1658–1708) besteht für zahlreiche Träger des Familiennamens Huttenlocher eine Ahnengemeinschaft mit mehreren europäischen Adelsfamilien. Anna Margaretha war eine Urenkelin des Carlin von Taxis (1565–1628), Postmeister in Deizisau und ein Abkömmling des ursprünglich aus den Bergamasker Alpen in Italien stammenden Geschlechts von Taxis (ital. de Tassis). Als sein Großvater gilt Johannes Baptista von Taxis (1470–1541), der nicht nur ein Stammvater des bayerischen Fürstengeschlechts Thurn und Taxis sondern auch ein Vorfahr weiterer europäischer Adelsfamilien wie zum Beispiel des heutigen englischen Königshauses ist. [6]
Bekannte Namensträger
- Britta Huttenlocher (*1962), schweizerische Malerin und Grafikerin, Manor-Kunstpreis des Kantons Zürich 1999, lebt in Amsterdam
- Daniel P. Huttenlocher, US-amerikanischer Professor für Informatik und Wirtschaft an der Cornell University in Ithaca, New York (USA)
- Ferdinand Huttenlocher (1856–1925), deutscher Bildhauer und Maler, Fachlehrer u. a. an der Kunstgewerbeschule Bern
- Friedrich Huttenlocher (1893–1973), deutscher Professor für Geographie an der Universität Tübingen
- Heinrich Huttenlocher (1890–1954), schweizerischer Geologe, Professor für Mineralogie und Petrographie an der Universität Bern
- Janellen Huttenlocher, US-amerikanische Professorin für Psychologie an der University of Chicago, Illinois (USA)
- Peter R. Huttenlocher, US-amerikanischer Professor für Pädiatrie und Neurologie an der University of Chicago, Illinois (USA)
- Philippe Huttenlocher (*1942), schweizerischer Konzertsänger (Bariton), Chor- und Orchesterdirigent
Quellen
- ↑ a b Verbreitungskarten der Familiennamen erstellt mit Geogen 2.0 Webdienst von Christoph Stoepel: [1]
- ↑ Bedeutung des Namens: [2]
- ↑ Ursprüngliches Auftreten und Verbreitung des Namens: Rudolf Huttenlocher (†), Plochingen, Familienarchiv
- ↑ Anzahl der Huttenlocher-Familien bei der US-Volkszählung 1880: [3]
- ↑ Verwandte Namensformen: [4]
- ↑ Ahnengemeinschaft mit anderen Geschlechtern: [5]
Weblinks
- Das Wappen des Köngener Vogts Michael Huttenloch
- Ferdinand Huttenlocher im Historischen Lexikon der Schweiz
- Heinrich Huttenlocher in der Deutschen Biographischen Enzyklopädie
- Philippe Huttenlocher in der englischsprachigen Wikipedia
- Britta Huttenlocher beim Verein für Originalgraphik (Zürich): Kurzbiographie und Werke