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Rheumatoide Arthritis

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Die rheumatoide Arthritis (auch chronische Polyarthritis) ist die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke. Der Krankheitsbeginn ist oft plötzlich, mit Schmerzen in den kleinen Finger- oder Zehengelenken. Die betroffenen Gelenke schwellen an und sind überwärmt. Eine symmetrische (= beidseits auftretende) Synovitis der stammfernen Gelenke ist typisch aber nicht zwingend. Morgens sind diese Symptome zumeist am stärksten ausgeprägt; es handelt sich dabei um die symptomatische Morgensteife. Im Krankheitsverlauf werden immer mehr Gelenke befallen.

Abgekürzt wird die Krankheit mit RA (rheumatoide Arthritis), PCP (primär chronische Polyarthritis) oder CP (chronische Polyarthritis).

Die ICD-10-Nummer der Krankheit ist M05 und M06.

Epidemiologie (Häufigkeit, Geschlechts- und Altersverteilung)

Wenn man von der entzündlich aktivierten Arthrose absieht, dann ist die rheumatoide Arthritis die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung. Weltweit sind etwa 0,5–1 % der Bevölkerung betroffen; in Deutschland schätzt man die Zahl der Erkrankungen auf 800.000, wobei Frauen dreimal häufiger betroffen sind als Männer. An der rheumatoiden Arthritis können Menschen aller Altersgruppen erkranken, am häufigsten tritt sie jedoch zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr auf. Es können jedoch auch Kinder betroffen sein; dies nennt man dann eine "juvenile idiopathische Arthritis". Raucher haben ein deutlich erhöhtes Risiko für die Krankheit. Insbesondere bei Rauchern ist das Risiko gegenüber Nichtrauchern um das Achtfache erhöht. Auch der Verlauf der Krankheit ist bei Rauchern ungünstiger. Den Einfluss genetischer Faktoren schätzt man bei der RA auf über 50 %.

Ursache

Die Ursache für eine Erkrankung ist bislang ungeklärt. Es wird eine autoimmune Ursache angenommen, bei der körpereigene Substanzen, z. B. der Gelenkknorpel, von Zellen des Immunsystems angegriffen werden. Es wurde lange vermutet, dass beim Krankheitsbeginn auch Viren oder Bakterien eine Rolle spielen, jedoch sprechen neuere Daten dagegen. Außerdem gibt es einen genetischen Einfluss. So taucht die RA bei eineiigen Zwillingen häufiger als sonst in der Bevölkerung auf. Außerdem wird RA mit bestimmten MHC- bzw. HLA-Allelen assoziiert.

Pathogenese

  • Akkumulation von Entzündungsstellen im Gelenk
  • Ortsansässige Zellen sezernieren weitere Enzyme und Zytokine
  • Entzündungsprozess --> Wucherung von Synovialgewebe
  • Pannus: Durch die Entzündung rund um den Gelenkhohlraum entstehendes Gewebe, das durch eine unkontrollierte Vermehrung der Zellen, die die Gelenkflüssigkeit produzieren, gekennzeichnet ist. Der Pannus zerstört nach einer gewissen Zeit Knorpel, Knochen und Halteapparat des betroffenen Gelenks
  • Weiße Blutkörperchen versuchen abgestorbene Gewebeteile aufzulösen. Dabei setzen sie Zytokine frei, die: a) den Knorpel noch weiter schädigen b) ihn daran hindern, neue Knorpelsubstanz zu bilden

Diagnostik

Die Diagnostik erfolgt durch Labor, Klinik und bildgebende Verfahren.

  • Labor: Es wird nach Rheumafaktoren (RF) im Blut gesucht, die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und das C-reaktive Protein (CRP) getestet. Rheumafaktoren sind hierbei jedoch nicht beweisend, sondern nur hinweisend, da es auch andere Erkrankungen gibt, in denen Rheumafaktoren nachgewiesen werden können, und es auch Fälle von seronegativer Arthritis gibt.
  • In neuerer Zeit sind als weiterer Labortest die Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide (CCP) hinzugekommen. Sie sind bei etwa 75 % der Patienten erhöht.
  • Klinik: Zählung und Lokalisation schmerzhafter, geschwollener und überwärmter Gelenke, Patientenselbsteinschätzung
  • Bildgebende Verfahren: Zu Beginn und im Verlauf sind auch Röntgen- oder MRT-Untersuchungen erforderlich, um Schädigungen der Knochen (Erosionen) abschätzen zu können.
  • Im Knochenszintigramm kann das Verteilungsmuster der Entzündungsaktivität der verschiedenen Gelenke recht gut dargestellt werden.

Dabei werden für die Diagnose üblicherweise die folgenden Kriterien des „American College of Rheumatology (ACR)“ von 1987 herangezogen:

  • Morgensteifigkeit in mindestens einem Gelenk für mindestens eine Stunde
  • Gelenksentzündungen in mindestens drei verschiedenen Gelenkregionen
  • Gelenkentzündungen an Hand- oder Fingergelenken
  • Beidseitige Gelenkentzündungen der selben Gelenke
  • Rheumaknoten
  • Nachweis von Rheumafaktoren
  • Radiologische Veränderungen der Gelenke

Die ersten vier Kriterien müssen über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen vorliegen und mindestens vier dieser sieben Kriterien erfüllt sein.

Medikamentöse Behandlung

Bei der medikamentösen Therapie rheumatischer Erkrankungen werden traditionell 4 Hauptgruppen von Medikamenten unterschieden:

Die verschiedenen Medikamentengruppen haben unterschiedliche Wirkungen und damit auch unterschiedliche therapeutische Zielsetzungen. Ihre Anwendung erfolgt deshalb oft auch gleichzeitig, z. B. gibt man häufig neben langwirksamen Antirheumatika zusätzlich noch cortisonfreie Entzündungshemmer und/oder Cortison.

Moderne Konzepte der Rheumabehandlung zeichnen sich dadurch aus, dass verschiedene Methoden miteinander kombiniert werden. Der Erfolg der Behandlung hängt wesentlich davon ab, für die unterschiedlichen Krankheitsbilder und Krankheitssituationen die jeweils richtige Behandlungskombination zusammenzustellen. Für jeden einzelnen Patienten muss seine individuelle Therapie quasi "maßgeschneidert" zugeschnitten werden.

Neuere Basistherapeutika sind die "Biologicals", die in Form von Antikörpern, löslichen Rezeptoren oder Antagonisten gegen proinflammatorische Zytokine wie IL-1 oder TNF-alpha gerichtet sind. Zu den Biologicals, die gegen TNF-alpha gerichtet sind zählen die TNF-alpha-Antikörper Infliximab und Adalimumab sowie der lösliche TNF-alpha-Rezeptor Etanercept. Der IL-1-Rezeptor-Antagonist heißt Anakinra.

Eine Möglichkeit regulierend auf das Immunsystem einzuwirken, um so den Krankheitsverlauf und seine Symptome zu verbessern, bieten standardisierte Zubereitungen aus der Wurzel einer chemische Modifikante der südamerikanischen Heilpflanze Uncaria tomentosa, die auch unter dem Namen Katzenkralle bekannt ist. In Österreich ist ein Produkt aus dieser Pflanze nach wissenschaftlichen Untersuchungen der Uni-Klinik Innsbruck als Zusatz zur Basismedikation bei chronischer Polyarthritis als Arzneimittel zugelassen (KRALLENDORN®) [1]. (Anm: KRALLENDORN ist ein rechtlich geschützter Markenname und keine deutsche Bezeichnung für die Pflanze Uncaria tomentosa.)

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Radontherapie: Ein Wirksamkeitsnachweis der Radontherapie bei rheumatoider Arthritis (chronischer Polyarthritis) ist anhand doppelblind placebokontrollierter Studien (mit Radonbädern) erbracht. Behandlungsmöglichkeiten bestehen u. a. mit einer Radonthermalstollen-Behandlung, z. B. im Gasteiner Heilstollen oder mit Radonbädern.

Andere Gelenkentzündungen

Neben der rheumatoiden Arthritis gibt es eine Reihe weiterer ähnlicher Erkrankungen. Diese zählt man gemeinsam mit der Rheumatoiden Arthritis zum "Rheumatischen Formenkreis":

Siehe auch