Dübener Heide
Die Dübener Heide ist eine Landschaft im Osten von Sachsen-Anhalt und Norden von Sachsen, zwischen Elbe und Mulde, am nördlichen Rand der Leipziger Tieflandsbucht.
Lage
Die Dübener Heide wird im Westen von Dessau, im Norden von der Elbniederung (Wittenberg, Pretzsch), im Südosten von Torgau, im Süden von Eilenburg und dem Verlauf der Mulde über Bad Düben und Bitterfeld begrenzt. Durch sie verlaufen die Bahnstrecken Halle–Cottbus, Halle–Berlin, Eilenburg–Pretzsch und Torgau–Pretzsch–Wittenberg-Pratau sowie die Bundesstraßen B 2, B 107 und B 183.
Geologie
Die Dübener Heide ist eine durch die Saaleeiszeit geprägte Endmoränenlandschaft (Hochfläche von Gräfenhainichen-Schmiedeberg) mit überwiegend sandigen Böden. Unter dieser pleistozäner Bedeckung lagern/lagerten braunkohleführende Schichten. Der überwiegende Teil der Dübener Heide ist mit Wald bedeckt.
Nutzung
Der östliche Teil der Dübener Heide mit dem Kurort Bad Düben ist als Naturpark Dübener Heide ausgewiesen. Im westlichen Teil um Gräfenhainichen und Bitterfeld wurde bis zum Ende der 1980er Jahre Braunkohle im Tagebau gefördert, wodurch die Waldlandschaft auf großen Flächen zerstört wurde. Inzwischen werden die Tagebaue saniert und die Restlöcher geflutet. In der Nähe von Gräfenhainichen entstand auf einer Halbinsel im gefluteten Tagebau „Ferropolis“, ein Technikmuseum, in dem Tagebaugroßgeräte und Schienenfahrzeuge gezeigt werden.
Mitte der 1930er Jahre begann in der Dübener Heide die industrielle Sprengstoffproduktion, und seit 1935/36 existierte dort ein Bereitschaftslager für ortsfremde Zivilpersonen, welches 1942 zum Zwangsarbeiterlager „Lager Heide“ umfunktioniert und erweitert wurde. Im Mai 1942 kamen die ersten 94 ukrainischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen an, und 1943 lebten dort 1347 Menschen, vorrangig aus der Ukraine, und mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen für die Deutsche Sprengchemie GmbH Moschwig Zwangsarbeit verrichten.[1] Die Ernährung der Inhaftierten war äußerst dürftig und bestand aus Wassersuppe mit etwas Gemüse- oder Kartoffelbeigaben zum Frühstück und Mittag, während sich am Abend fünf Personen einen Laib Brot teilen mussten, dazu gab es Tee. Die Unterbringung erfolgte in überfüllten Baracken, wo bis zu 20 Personen auf engstem Raum in Doppelstockbetten schlafen mussten. Anfangs konnten die Insassen und Insassinnen noch Postkarten mit vorgedrucktem Text an ihre Familien senden. Die Wachmannschaften hatten Anweisungen, die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen unmenschlich zu behandeln, was institutionell legitimiert war. Disziplinarmaßnahmen umfassten zusätzliche Arbeitsleistungen und für schwerere Vergehen die Einweisung in ein Konzentrationslager. Die Arbeit im Werk war mit erheblichen Gefahren verbunden, und viele Ostarbeiter*innen starben aufgrund der miserablen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Auflösung des Lagers im April 1945 erfolgte unter ungeklärten Umständen; Berichte deuten auf eine überstürzte Flucht der Lagerverwaltung und der Wachmannschaften hin, wobei die Insassen und Insassinnen ohne Informationen zurückgelassen wurden. Heute erinnert eine Gedenkstätte an die Geschichte des Lagers.[2]
Zu DDR-Zeiten wurde ein Betriebsferienlager des Lehrkombinats „Otto Grotewohl“ in der Alten Winkelmühle betrieben. Zur Offenhaltung der mit Heidekraut bestandenen Flächen wird seit 2014 jeweils am 3. Oktober ein Gebiet bei Bad Düben entkusselt.[3]
Mundart
In der Dübener Heide hat sich ein eigener Dialekt herausgebildet. Dabei handelt es sich um eine Unterart des Obersächsischen, welches zum mitteldeutschen Sprachraum gehört. Ein Verein Dübener Heide hat ein Wörterbuch der Dübener Heide herausgegeben.[4] Der Volksmund beschreibt die Dübener Heide wie folgt:
„Düben is ne arme Stadt,
in Schwemsal krein se’s Brot nicht satt,
in Tornau loofen se nackig un bloß,
in Söllche is de Armut groß,
in Räse, Bräse, Pouch
da schrein se himmelhoch,
da müssen se sich ernährn
von lauter Heidelbeern,
und wenn se die nicht find’n,
da müsse se Besen bind’n,
und wenn se das nicht könn’n,
da müssen se betteln geh’n,
und wenn se das nicht woll’n,
muß sie der Deiwel hol’n!“
Literatur
- Ernst Fritzsche: Die Dübener Heide – Reise und Wanderbuch. Düben 1922. (Reprint: Naumburger Verlagsanstalt. 2005, ISBN 3-86156-144-1.)
- Otto Kieser: Aus dem Volksmund der Heimat. Wörterbuch der Dübener Heide und der angrenzenden Gebiete. In: Verein Dübener Heide e. V (Hrsg.): Mitteilungen u. Berichte des Vereins Dübener Heide e. V. Streubel, Düben 1940, DNB 574303650.
- Manfred Wilde: Dübener Heide. In: Die Reihe Archivbilder. Sutton, Erfurt 1999, ISBN 3-89702-122-6.
- Hans-Joachim Böttcher: SAX-Führer Dübener Heide. Sax-Verlag, Beucha 2003, ISBN 3-934544-44-4.
- Hans-Joachim Böttcher: Still und voll herber Schönheit – Schlösser und ihre Gärten in der Dübener Heide. Verlagshaus Heide-Druck, Bad Düben 2006, ISBN 3-00-020880-1.
- Hans-Joachim Böttcher: Streifzüge durch die Dübener Heide. Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-243-8.
- Carsten Passin: Spindestube Dübener Heide. In: Sachsen-Anhalt-Journal, 2019, 29, Heft 4, S. 24–26
-
Burg in Bad Düben
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„Blaues Auge“ bei Bad Schmiedeberg
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Wasserschloss Reinharz
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Kaiser-Wilhelm-Turm bei Bad Schmiedeberg
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Der Wegweiser „Siebenarmsäule“ in der Dübener Heide
Weblinks
- duebener-heide.de
- naturpark-duebener-heide.com
- Landschaftsschutzgebiet 35. (PDF) Dübener Heide. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, 4. Mai 2012, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2017; abgerufen am 12. Januar 2016 (Gebietsbeschreibung, Landschafts- und Nutzungsgeschichte, Geologische Entstehung, Entwicklungsziele).
Einzelnachweise
- ↑ Vernetzungstreffen NS-Zwangsarbeit in Sachsen. Erfassung und Spurenlesen. In: sLAG. Abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ Das Lager Heide. Abgerufen am 7. April 2024.
- ↑ LVZ-Online: Auf zum Entkusseln! – Großer Andrang beim ersten Freiwilligen-Tag. 5. Oktober 2014, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. November 2017; abgerufen am 1. November 2017.
- ↑ Wörterbuch der Dübener Heide ( vom 25. Juni 2015 im Internet Archive)