Die Schatzinsel

Die Schatzinsel (Treasure Island) ist ein Roman des schottischen Autors Robert Louis Stevenson (1850-1894). Laut seiner eigenen Aussage im Vorwort des Werks fühlte er sich durch eine Skizze inspiriert, die ein Nachbarjunge zeichnete, als Stevenson wegen eines Beinbruchs mehrere Wochen unfreiwillig zur Ruhe gezwungen war und sich langweilte. Zusammen mit dem Jungen entwickelte er Stück für Stück die letztlich als Schatzkarte in die Weltliteratur eingegangene Zeichnung und schrieb parallel dazu sein Buch.
Die Schatzinsel ist einer der klassischen Abenteuerromane. Der Stoff, die Suche nach einem vergrabenen Piratenschatz auf einer Schatzinsel, ist ein beliebtes Thema von Legenden. Der Roman wurde mehrfach verfilmt.
Der Erstdruck erfolgte als Mehrteiler in der Zeitschrift „Young Folks“ in der Zeit vom 1. Oktober 1881 bis 28. Januar 1882. Die englische Erstausgabe in Buchform erschien 1883 in London. Eine ins deutsche übersetzte Ausgabe erschien erstmals 1897. Ursprünglich sollte der Roman „The Sea Cook: A Story for Boys“ heißen. Bei den Charakteren und Motiven hat sich Stevenson von dem Buch A General History of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pirates von Captain Charles Johnson aus dem Jahr 1724 beeinflussen lassen. Der Roman war Stevensons erster finanzieller Erfolg und auch einer bei den Kritikern.
Verschiedene Buchausgaben sind mit Zeichnungen aus dem Jahr 1885 des französischen Illustrators Georges Roux (1850 - 1929) versehen, der auch zahlreiche Zeichnungen für 22 Romane von Jules Verne verfasst hat.
Handlung




Im ländlichen englischen Gasthaus „Zum Admiral Benbow“ in der Nähe von Bristol quartiert sich ein alter Seemann ein, William „Bill“ Bones. Jim Hawkins, der Sohn des Gastwirtes, findet bald heraus, dass Bones Angst vor einem Einbeinigen hat und ihn irgend etwas Geheimnisvolles umgibt. Eines Nachts wird der trunksüchtige Bones von einem Seemann, genannt „Der schwarze Hund“, aufgesucht und bricht, nach einem Streit mit diesem, kurze Zeit später nach einem Schlaganfall tot zusammen. Als auch noch der blinde Bettler Pew mit seinen Spießgesellen das Gasthaus überfällt, kann sich Jim mit seiner Mutter nur im letzten Moment retten und nimmt dabei ein Päckchen aus der Seemannskiste von Bones mit.
In dem Päckchen befindet sich die Karte einer Schatzinsel, auf der der Schatz des berüchtigten Piraten „Captain Flint“ liegen soll. Jim Hawkins benachrichtigt Doktor Livesey und den Friedensrichter Squire Trelawney, die sich zur Ausrüstung einer Expedition entschließen. Hawkins wird ebenfalls angeheuert und soll als Schiffsjunge mitreisen. Als Expeditionsschiff dient die „Hispaniola“ unter Kapitän Smollett.
Im Weiteren wird offenbart, dass auch einige ehemalige Crew-Mitglieder von Captain Flint mit angeheuert wurden, allen voran der einbeinige Schiffskoch Long John Silver. Während der Überfahrt belauscht Jim Hawkins, in einem Apfelfass sitzend, die Verschwörer und deckt damit deren Pläne zur Meuterei auf. Sofortige Maßnahmen sind jedoch nicht möglich.
Bei der Insel angekommen, begibt sich Jim unbemerkt in ein Boot, mit dem die Piraten an Land fahren dürfen und beginnt, die Insel zu erkunden. Dabei trifft er auf einen ausgesetzten Matrosen namens Ben Gunn, einer Art verlottertem Robinson Crusoe, der auch einmal Mitglied von Flints Mannschaft war.
Bald jedoch spitzt sich die Lage dramatisch zu, da sich die ehemaligen Piraten bewaffnet haben und sich die Schiffsführer an Land in einem von Flint gebauten umzäunten Blockhaus verschanzen müssen. Bei einem Angriff auf das Blockhaus wird schon ein Teil der Piraten getötet, aber auch die Belagerten haben Verluste. Jim war auch schon reumütig zum Blockhaus gelangt und hatte dem Doktor, Squire Trelawney und Kapitän Smollett von seiner Begegnung mit Ben Gunn erzählt. Doch nach dem Angriff entfernt er sich erneut eigenmächtig vom Blockhaus und wird kurz von dem Schiffsmaat Israel Hands verfolgt, kann ihm aber entkommen.
Es gelingt Jim, unbemerkt von den an Land gegangenen Piraten an Bord der Hispaniola zurückzukehren, wo er wieder auf den im Streit mit einem Mit-Piraten verletzten Israel Hands trifft. Bei der Verfolgung klettert Jim in die Wanten des Schiffes und erschießt den hinterherkletternden Hands. Danach kappt Jim die Ankertrosse, und das Schiff treibt erst einmal außer Sichtweite der Piraten.
Mit sich zufrieden, kehrt Jim an Land zurück und schlägt sich wieder zum Blockhaus durch, wo ihn ein Schock erwartet: Im Blockhaus trifft er nur Silver und einige Piraten an – der Doktor, der Friedensrichter und Kapitän Smollett sind verschwunden.
Silver verhindert zwar, dass Jim sofort getötet wird, soll deshalb aber seines „Amtes“ enthoben werden. Doch als er zum Erstaunen von Jim Hawkins Flints Schatzkarte vorzeigt, machen sich alle auf die Suche zum Versteck. Jim wird gefesselt von Silver hinter sich hergeschleppt. Unterwegs finden sie das Skelett des von Flint ermordeten Seemanns Allardyce, der mit ausgestreckten Armen zum Lageort des Schatzes zeigt. Dort angekommen, beginnen die Piraten wie wild zu graben finden jedoch außer einem Zwei-Guineenstück überhaupt nichts. Als sie erbost über Silver und Hawkins herfallen wollen, fallen Schüsse. Die Schiffsführung hatte mit Benn Gunn im Hinterhalt gelegen. Ein Teil der Piraten flieht, doch Silver bleibt unverständlicherweise bei Jim zurück.
Ben Gunn hatte in den Jahren seiner Anwesenheit auf der Insel bereits den Schatz gefunden und einen Großteil in Sicherheit bringen können. Deshalb konnte der Doktor Silver auch einfach die Schatzkarte aushändigen. Die Expeditionsteilnehmer verladen den Schatz auf der wiedergefundenen Hispaniola und begeben sich mitsamt Ben Gunn und Silver auf die Heimreise.
Während der Heimfahrt stellt man fest, dass Silver nach einem Zwischenstopp mit einem Teil des Schatzes von Bord fliehen konnte. Ben Gunn hatte das zwar beobachtet, aber aus Angst vor Silver nichts gesagt. Der restliche Schatz wird zwischen den ehrbaren Teilnehmern aufgeteilt. Gunn verbraucht seinen Anteil relativ schnell in Spelunken. Jim Hawkins sichert sich mit seinem Teil eine Ausbildung. Ein Teil des Schatzes liegt aber immer noch auf der Insel, doch Jim schwört sich, niemals dorthin zurückzukehren.
Die Schatzinsel fasziniert vor allem durch die Charakterisierung des Piraten Silver. Indem der Leser immer wieder eingeladen wird, sich mit Silver zu identifizieren, wird er unfreiwillig zum Komplizen der Seeräuber. Diese wollen letztlich dasselbe Geld wie die "Guten" um Jim Hawkins, sie sind nur in der Wahl ihrer Mittel skrupelloser. Silver erscheint als die dunkle Seite von Jim Hawkins, der mehr als einmal kurz davor ist, den schmalen Grad, der ihn von Silver trennt, zu übertreten.
Verfilmungen (Auswahl)
Die erste Verfilmung stammt aus dem Jahre 1912.
- 1918 - Treasure Island, mit Elmo Lincoln (vor seiner Tarzan-Rolle)
- 1920 - Treasure Island, mit Lon Chaney sen. als Pew.
- 1934 - Treasure Island, mit Wallace Beery als Long John Silver und Lionel Barrymore als Capt. Billy 'Bill' Bones.
- 1934 - Die Schatzinsel - Regie: Victor Fleming (mit Jackie Cooper als Jim Hawkins)
- 1950 - Treasure Island, (von Disney) mit Robert Newton als Long John Silver
- 1954 - Long John Silver - (mit Robert Newton in der Titelrolle)
- 1966 - Die Schatzinsel, ZDF-Vierteiler mit Michael Ande als Jim Hawkins und Ivor Dean als Long John Silver. Bis heute die werkgetreueste Verfilmung.
- 1971 - Dobutsu Takarajima, japanischer Zeichentrickfilm von Hiroshi Ikeda
- 1972 - Treasure Island, mit Orson Welles als Long John Silver und Rik Battaglia als Captain Smollett.
- 1985 - Treasure Island - Regie: Raoul Ruiz, moderne Adaption mit Martin Landau als Old Captain.
- 1990 - Treasure Island (Fernsehfilm), mit Charlton Heston als Long John Silver, Christopher Lee als Blind Pew, Oliver Reed als Billy Bones und Christian Bale als Jim Hawkins.
- 1996 - Die Muppet Schatzinsel, mit Tim Curry als Long John Silver
- 1998 - Die Rückkehr zur Schatzinsel (Jim Hawkins Rückkehr nach Treasure Island) - Kinderfilm mit Stig Eldred als Long John Silver
- 1999 - Die Schatzinsel - mit Jack Palance als Long John Silver
- 2002 - Der Schatzplanet (Treasure Planet, Disney-Zeichentrickfilm), der die Geschichte in den Weltraum verlegt und Long John Silver als Cyborg darstellt.
- ProSieben gab im März 2006 bekannt, den Klassiker als Zweiteiler neu verfilmen zu wollen.
- Siehe auch: Der Schatz im All
Weitere Literatur
- Long John Silver (1995), eine erfundene Autobiographie von Björn Larsson, Goldmann - ISBN 3442437784
- Captain Charles Johnson, David Cordingly: A General History of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pirates, Lyons Press - ISBN 1585745588 (englisch)
- "Jim Hawkins und der Fluch der Schatzinsel" von Francis Bryan, ISBN 3-502-10080-2
Sonstiges
- Im US-Bundesstaat Georgia soll in einem Gasthaus in der Stadt Savannah, dem 1734 gebauten Pirate’s House Inn [1], der Pirat Captain Flint nach „mehr Rum...“ verlangend gestorben sein und als Geist herumspuken. Der Vorgang und der Ort werden im Buch erwähnt, die konkrete Gaststätte jedoch nicht.
- Eine der Inseln, auf die sich der Roman möglicherweise bezieht, ist „Norman Island“. Sie gehört zu den British Virgin Islands.
Andere Quellen vermuten, dass die Isla de la Juventud, eine Insel vor Kuba, als Vorbild für den Roman gedient hat. Sie war vom 16. bis 18. Jahrhundert beliebtes Rückzugsgebiet vieler prominenter Piraten wie z. B. Francis Drake, John Hawkins, Thomas Baskerville und Henry Morgan. [2] Auch die einsam im Pazifik gelegene Kokosinsel (Cocos Island), ebenfalls einst von Piraten besucht, könnte die Anregung zu Stevensons Roman geliefert haben. Stevenson selbst gab in seinen Memoiren allerdings keine bestimmte Insel als Vorlage für seine Schatzinsel an.
- In der Bucht von San Francisco gibt es eine künstliche Insel namens Treasure Island.
Medien
Diskografie
- Die komplette Musik aus dem ZDF-Vierteiler "Die Schatzinsel", CD 2002, BSC-Music, Prudence 398.6629.2
- Das Running Wild-Album Pile of Skulls von 1992 enthält den Song Treasure Island, welcher auf der Schatzinsel basiert.
DVD
- 2006 - Die Schatzinsel, Doppel-DVD mit dem ZDF-Vierteiler, Concorde Home Entertainment, Nr. 2289 (nur die deutsche Synchronisation ist enthalten)
Weblinks
- Originaltext von Treasure Island bei Project Gutenberg (englisch)
- Die Schatzinsel lateinisch: INSULA THESAURARIA
- Filmseite vom Verfasser des Buches "Seewolf & Co"
- ZDF-Vierteiler Die Schatzinsel
- Die Abenteuervierteiler-Homepage von Andreas Spieler
- Filmliste bei IMDB (englisch)
- Hintergrundanalyse auf Englisch
- ZDF Verfilmung von 1966