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Johann Georg Adam von Hoheneck

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Johann Georg Adam von Hoheneck (* 29. Januar 1669; † 11. August 1754) war ein oberösterreichischer Genealoge, Historiker und Politiker, der vorwiegend auf seinen Gütern im Hausruckviertel (Schlüßlberg, Gallspach) lebte.

Sein Leben

Die Eltern

Der Vater Hans Adam von Hoheneck (1636–1682) hatte 1668 die Herrschaft Schlüßlberg erworben. In zweiter Ehe war er verheiratet mit Anna Franziska von Oedt (1645–1725), die ihm am 29. Jänner 1669 den Sohn Johann Georg Adam gebar. Von neun Kindern aus dieser Ehe erreichten nur Johann Georg Adam und eine Schwester das Erwachsenenalter.

Jugend, Studien, Kavalierstour

Seine ersten Jahre verbrachte er auf Schloss Schlüßlberg. Hier erhielt er auch den ersten Unterricht. Mit zwölf Jahren kam er zu den Jesuiten nach Linz und Steyr. Nach Beendigung des sechsjährigen Gymnasiums begab er sich, wie es in jener Zeit in adeligen Kreisen üblich war, auf Kavalierstour. Diese führte ihn über Besançon, Straßburg, Speyer, Heidelberg, Worms, Mainz, Frankfurt und Köln, Nijmegen in die Niederlande, wo er Utrecht, Amsterdam, Leiden, Haag, Delft und Rotterdam aufsuchte. Im Gegensatz zu Frankreich gefielen ihm die Niederlande ausgezeichnet. Über Middelburg, Gent, Antwerpen und Brüssel gelangte er schließlich am 7. September 1688 nach Paris. Hier wurde er ein Opfer der politischen Verstimmung zwischen Österreich und Frankreich. Als Gegenmaßnahme für die Verhaftung französischer Agenten in Ungarn ließ König Ludwig XIV. die in seiner Hauptstadt anwesenden Reichsangehörigen verhaften und in die Bastille einliefern. Darunter war auch Johann Georg Adam von Hoheneck. Zwar war die Haft nur eine Art Internierung – er durfte jeden Tag im Garten und im Hof des Gefängnisses spazieren gehen und täglich die Messe hören – die Festungstore öffneten sich für ihn erst am 11. Jänner 1689 wieder, unter der Auflage, binnen vier Wochen Frankreich zu verlassen.

Seine Familie

Nach der missglückten Kavalierstour drängte die Mutter auf eine baldige Vermählung. Die Wahl fiel auf die nicht unvermögende tüchtige Witwe Sabina Elisabeth Märck von Gneysenau zu Helfenberg und Piberstein (1655–1707), Witwe des 1683 verstorbenen Stände-Obereinnehmers Franz Friedrich von Stibar zu Kröllendorf. Hochzeit war am 5. Februar 1690. Trotz des Altersunterschiedes von 14 Jahren führen die beiden eine überaus glückliche und harmonische Ehe, aus der neun Kinder hervorgingen: Anna Sabina Elisabeth, Johann Georg Emanuel (1692–1770), Johann Georg Leo (1694–1763), Johann Georg Trojan, Maria Josepha Theresia, Johann Georg Brixius (1698–1765), Maria Anna Rosina. Die Gattin verstarb am 30. Jänner 1707 an einem hitzigen Stick-Catharr und wurde bei den Minoriten in Linz nächst deß Predig-Stuehls beigesetzt. Die Stelle der Mutter und Haushälterin nahm seine älteste Stieftochter Maria Sabina von Stibar (1681–1755) ein.

Hoheneck als Gutsherr

Er übernahm 1690 das verschuldete väterliche Erbe, das sich zusammensetzte aus der Herrschaft Schlüßlberg und dem adeligen Landgut Brunnhof in Niederösterreich sowie den bayerischen Stammlehen in den Gerichten Reischach, Eggenfelden, Reichenberg und Rosenheim. Einer Schuldenlast von 32.858 Gulden standen Vermögenswerte in Höhe von 38.860 Gulden gegenüber. Bereits 1694 konnte er den Besitzstand vergrößern durch den Kauf des Feyereckerischen Freihauses auf der Reitschule in Linz. 1700 folgte der Ankauf von Trattenegg, 1709 von Gallspach, 1713 von Rechberg und 1717 von St. Pantaleon in Niederösterreich. 1721 erwarb er die Häuser Hofgasse 20 und 21 in Linz, 1728 das Landgut Tröstelberg, 1732 die Waldämter Stampfegg und Weitersfelden sowie 1736 das Waizenkirchneramt. Um wenigstens einen Teil der Güter seinen Nachkommen ungeteilt zu erhalten, errichteten er 1713 einen Fideikommiss in Form eines Seniorates, der einen Wert von etwa 170.000 Gulden repräsentierte. Seinen Markt Gallspach erweiterte er beträchtlich durch die Anlage des Neumarktes und der St. Georgsgasse. Sein soziales Engagement für die Untertanen bewies er durch die Errichtung zweier Spitäler (Altenheime) in Schlüßlberg (1701) und Gallspach (1710).

Bekleidung öffentlicher Ämter

1696 Mitglied des Ständeausschusses; 1699 Raitrat; 1706–08 sowie 1718–20 Verordneter des oberösterreichischen Ritterstandes. Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde er 1702 zum Oberkommissär und Magazindirektor im Hausruckviertel. Unter seiner Führung zerstörten in der Nacht vom 3. auf den 4. April 1703 zweitausend mit Hauen, Hacken und Schaufeln versehene Arbeiter die Grenzbefestigungen der Bayern zwischen Peuerbach und Erlach. Zum Dank für die Verschonung seiner Güter in diesem Krieg errichtete er 1707 in Unterberg ein Dreifaltigkeitssäule, die sich heute in Grieskirchen befindet. Im Sommer und Herbst 1713 fungiert er während einer Pestepidemie als Sanitätskommissär in Wels.

Für seine Verdienste um das Vaterland wurde Johann Georg Adam von Hoheneck mit kaiserlichem Reskript vom 16. März 1716 von Kaiser Karl VI. in den Freiherrenstand erhoben. Die Immatrikulation bei den Landständen erfolgt im September 1722. Am 8. Juli 1730 erfolgt auch die Aufnahme in den niederösterreichischen Herrenstand.

Hohenecks Grabstätte

Nach seinem Tod am 11. August 1754 im 86. Lebensjahr wurde sein Herz in der Gruft der Schlosskapelle Schlüßlberg beigesetzt. Sein Körper fand in der Turmgruft unter dem Glockenhaus der Pfarrkirche Gallspach die letzte Ruhestätte. Dort erinnert ein Grabstein samt farbigem Portrait an diesen bemerkenswerten Mann. Er wählte den Ort seiner letzten Ruhestätte aus zwei Gründen. Einmal sah er sich nicht wert, innerhalb des Gotteshauses zu ruhen. Zum anderen wollte er jenen Untertanen, denen er zu Lebzeiten Unrecht zugefügt haben sollte die Gelegenheit bieten, ihn wenigstens nach seinem Tod mit Füßen treten zu können. Im Zuge des teilweisen Abrisses und Neubaues der Pfarrkirche Gallspach wurde die Gruft der Hohenecker 2005 im Auftrag von Dr. Georg Spiegelfeld archäologisch untersucht und die Gebeine des Freiherrn von Hoheneck identifiziert.

Hoheneck als Historiker und Schriftsteller

  • Annotationes: Jugendwerk’’ in dem er beginnend ab 1636 alle Familienereignisse und zwischen 1671 und 1688 auch sonstige Ereignisse festhielt.
  • Die löblichen Herren, Herrenständ deß Ertz-Hertzogthumbs Oesterreich ob der Ennß: Sein Hauptwerk. Erschienen in drei Bänden 1727, 1732 und 1747.
  • "Biographien aller römischen Kaiser bis Karl VI.": verfasst 1735
  • Das bekriegte und wiederum beruhigte Erzherzogtum Österreich ob der Enns: Beschreibung der Huldigung der Landstände an Karl Albrecht von Bayern und die Wiedereroberung des Landes durch die Truppen Maria Theresias.
  • Das Grabmal der ständischen Freiheit: Hat die weitgehende Ausschaltung der Stände durch Maria Theresia in den Jahren 1748 bis 1751 zum Inhalt.
  • "Schlüßlbergerarchiv": Bedeutendstes Privatarchiv des Landes Oberösterreich. Wurde 1834 vom Land angekauft.

Quellen und Literatur

  • Wolfgang Davogg: Johann Georg Adam Freiherr von Hoheneck (1669–1754). Das Lebensbild eines Oberösterreichers. Dissertation Universität Graz 1949. Maschinschrift.
  • Anton Ritter v. Spaun, Lebensbeschreibung des Johann Georg Adam Freiherrn zu Hoheneck, 6. Musealbericht über das Museum Francisco Carolinum, Linz 1842
  • Ferdinand Krackowitzer: Das Archiv von Schlüßlberg im oberösterr. Landesarchiv zu Linz. Linz 1899
  • Norbert Grabherr: Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Linz 1976 (3. Aufl.)
  • Georg Grüll: Burgen und Schlösser im Innviertel und Alpenvorland. Wien 1964
  • Alois Stocker: Die Edlen von Hoheneck. In: Oettinger Land. Band 10, Jahresfolge 1990
  • Wolfgang Klimesch: Pfarrkirche Gallspach. Archäologische und bauhistorische Forschungen vor Beginn des Kirchenneubaus. 2005
  • Wolfgang Perr, Bertram Scharinger, Helmuth Wansch: Gallspach. 550 Jahre Markt. Wernstein 1989 (Verlag Wiesner)
  • Wolfgang Perr: Archäologische Grabungen in Gallspach. In: Der Bundschuh 9 Ried 2006.