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Emmerich Thököly

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Emmerich Thököly (* 25. April 1657 in Käsmark (slowakisch Kežmarok), Slowakei; † 13. September 1705 in Nikomedia (türkisch Izmit), Türkei; auch: T(h)ököly oder Tökölli, ungarisch: Thököly Imre, slowakisch: Imrich Tököli, in eigener Schreibweise: Emericq Thököly) war ein ungarischer Magnat, Staatsmann, Anführer eines Aufstands gegen die habsburgische Herrschaft und Fürst von Siebenbürgen.

Leben

Emmerich verlor seine Eltern noch während seiner Jugendjahre und studierte am evangelischen Kollegium in Eperies (slowakisch: Prešov) zu einer Zeit in der die habsburgfeindlichen Rebellen und Protestanten in fortwährende Kämpfe mit den kaiserlichen Truppen verwickelt waren. Nachdem sein Vater, Stephan Thököly, ein Teilnehmer der Magnatenverschwörung, am 23. November 1670 bei der Verteidigung seiner Burg Arwa (slowakisch: Orava) durch kaiserliche Truppen getötet worden war, floh er im Dezember des gleichen Jahres nach Siebenbürgen, wo er Unterschlupf bei seinem Verwandten Michael Teleki, dem Hauptminister von Michael Apafi I., Fürst von Siebenbürgen, fand. Hier kam er auch mit Flüchtlingen aus Oberungarn (in etwa die heutige Slowakei) in Kontakt, welche große Hoffnungen in den adeligen und reichen jungen Mann setzten, denn er war wie auch sie geflüchtet nachdem ein großer Teil seiner Güter durch den Kaiser konfisziert worden war. Die Unzufriedenheit erreichte ihren Höhepunkt, als am 27. Februar 1673 Kaiser Leopold I. die ungarische Verfassung aufhob, Johann Caspar von Ampringen als Zivil- und Militärgouverneur einsetzte, 450 protestantischen Geistlichen das Obdach wegnahm und weitere 67 zum Strafdienst auf den Galeeren verurteilte.

Ermutigt durch Hilfszusagen von Ludwig XIV. von Frankreich erhoben sich daraufhin die Habsburggegner unter dem Motto "pro libertate et justitia" und wählten den jungen Thököly zu ihrem Anführer. Der Aufstand begann 1678 und binnen kurzer Zeit waren die ost- und mittelslowakischen Bergbaustädte unter Thökölys Kontrolle. 1681 rang er dem Kaiser einen Waffenstillstand ab, nachdem er sein Heer mit 10.000 Siebenbürgerern aufgestockt hatte und ihn eine türkische Armee unter der Führung des Paschas von Großwardein (heute Oradea) unterstützte. Im Juni 1682 heiratete er Helena Zrinska, die Witwe des Fürsten Franz Rákóczy I.. Thökölys Missgunst gegenüber dem Kaiser brachte ihn dazu, um Hilfe beim türkischen Sultan anzusuchen, der ihn als Fürsten von Oberungarn anerkennen würde, wenn er von Thököly 40.000 Taler pro Jahr gezahlt bekommen würde. In der Folge eroberten seine Truppen viele kaiserliche Festungen und erweiterten somit das Herrschaftsgebiet bis an die Waag (slowakisch Váh), dennoch verweigerte er den Titel des Königs, den ihm die Türken anboten. Auf den zwei Landtagen, die er im Jahr 1683 in Kaschau (slowakisch Košice) und Tállya abhielt, brachten ihm die Stände, nicht unbeeindruckt von seiner Persönlichkeit, ein mangelndes Vertrauen entgegen, da sie fürchteten er würde die nationale Unabhängigkeit dem türkischen Bündnis opfern. So verweigerten sie ihm die Bewilligung von Hilfsgeldern und Steuern im größeren Maße und so musste er sich die nötigen Dinge mit Gewalt holen.

Bei der 2. Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683 unterstützte er die Türken materiell und teilte so auch das Schicksal des türkischen Heeres. Der türkische Großwesir Kara Mustafa jedoch gibt die Schuld an der Niederlage der türkischen Truppen Thököly, dieser eilt daraufhin nach Adrianopel (türkisch Edirne) um sich vor dem Sultan zu verteidigen. Kurz darauf, nachdem er gemerkt hatte dass die türkische Sache verloren war, suchte er die Vermittlung des polnischen Königs Johann III. Sobieski mit dem Kaiser über die Niederlage der Waffen, wenn dieser die religiösen Rechte der Protestanten in Ungarn anerkennen und Thököly als Fürsten Oberungarn (genauergenommen 13 nordöstlich gelegene Komitate des alten Ungarns) überlassen würde. Leopold wies diese Bedingungen zurück und forderte die bedingungslose Kapitulation und so begann der Krieg von Neuem. Aber der Feldzug endete in einer Serie von Niederlagen und als er um die Hilfe der Türken in Großwardein ansuchte, nahmen sie ihn gefangen und er wurde in Adrianopel eingekerkert (wahrscheinlich auf Grund seiner vorangegangenen Verhandlungen mit Kaiser Leopold), woraufhin die meisten seiner Anhänger sich dem Kaiser ergaben.

1686 wurde Thököly aber aus seinem Verließ entlassen und er wurde mit einer kleinen Armee nach Siebenbürgen geschickt, wo er aber wie auch in einer zweiten Unternehmung im Jahre 1688 scheiterte. Daraufhin wurden die Türken erneut mißtrauisch und ließen ihn wieder gefangen nehmen. 1690 jedoch entsandten ihn die Türken erneut mit 16.000 Mann nach Siebenbürgen und im September des gleichen Jahres führte er die vereinten Truppen von General Heister und Michael Teleki in Zernest. Nach seinem grandiosen Sieg wurde Thököly durch den Landtag zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt, er konnte aber seine Stellung nur mit äußersten Schwierigkeiten gegen die kaiserlichen Armeen verteidigen. 1691 verließ er Siebenbürgen letztlich, führte als Kommandant 1697 die türkische Reiterei in der Schlacht von Zenta und war in der Tat ein tapferer aber dennoch vergeblich kämpfender Soldat im Krieg gegen Österreich.

Im Frieden von Karlowitz wurde er namentlich von der Amnestie, die den ungarischen Aufständischen gegebenen wurde, ausgenommen. Nach einem weiteren erfolglosen Versuch die Fürstenschaft wiederzuerlangen (1700), setzte er sich mit seiner Frau in Galata (nahe Konstantinopel) zur Ruhe und erhielt vom Sultan große Ländereien sowie den Titel des Grafen von Widdin.

1705 starb er in Nikomedia.

Nachdem seine Gebeine dort auch begraben wurden, überführte man sie 1906 nach Käsmark in seine Geburtsstadt.

Eintrag ins AEIOU-Lexikon detaillierte Zeittafel dieser Zeit