Eupen
Eupen (altfranzösisch: Néau) ist die „Hauptstadt“ der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Ostbelgien.
Stadtwappen |
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Basisdaten | |
Land: | Belgien |
Provinz: | Lüttich |
Gemeinschaft: | DG |
Fläche: | 103,74 km² |
Geographische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Einwohner: | 18.248 (1. Januar 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 176 Einwohner/km² |
Höhe: | 250-350 m ü. NN |
Postleitzahl: | 4700 |
Stadtverwaltung: | Rathausplatz 14 4700 Eupen |
Website: | www.eupen.be |
Tourist: | www.eupen-info.be |
Politik | |
Bürgermeister: | Dr. Elmar Keutgen CSP |
Die Stadt liegt 16 km von Aachen und 45 km von Lüttich und Maastricht entfernt. Ihre Einwohner sind zu etwa 90 % deutschsprachig.
Geschichte
1213 erfolgte die erste Erwähnung des Ortes Eupen und der Nikolauskapelle im Herzogtum Limburg. 1288 durch die Schlacht von Worringen fällt das Herzogtum Limburg unter Johann I. an Brabant. 1387 gehen Brabant und Limburg an das Haus Burgund. Eupen wird im Krieg gegen Geldern niedergebrannt.
1445 bestanden in Eupen 156 Feuerstätten, in Nispert 25, und Stockem 16. 1477 kam Eupen mit Brabant und Limburg an die österreichischen Habsburger. 1544 verlieh Kaiser Karl V. dem Ort das Recht, zwei freie Jahrmärkte abzuhalten. 1554 wurde Eupen wegen seines Handels mit Tuchen und Nägeln bekannt. 1555 gelangte Eupen mit Brabant und Limburg an die spanischen Habsburger.
Von 1565 stammt die erste Erwähnung der protestantischen Bewegung in Eupen. 1582 wurde Eupen in der Nacht von niederländischen Söldnern zu 50 Prozent niedergebrannt. 1627 bestanden in Eupen 700 Haushalte und über 2000 erwachsene Gläubige. 1635 dezimierte eine Pestepidemie die Bevölkerung. 1648 wurde Eupen freie Herrschaft mit einem eigenem Gericht und erhielt 1674 durch Siegelverleihung Stadtrechte.
1680 erfolgte die erste Errichtung einer Feintuchmanufaktur in Eupen. Zum Beginn der Blütezeit erhielt Eupen 1688 das Recht, fünf freie Jahrmärkte abzuhalten. 1695 wurde Eupen zur Pfarre erhoben.
1713 fiel die Stadt nach dem Frieden von Utrecht mit Brabant und Limburg an die österreichischen Habsburger zurück. 1783 erfolgte die Einrichtung eines Kaufmannskollegiums, einer Art Handelskammer, und 1787 die Errichtung eines Gerichts erster Instanz.
1794 kam die Stadt unter französische Herrschaft und gehörte zum Ourthe-Département, Präfektur Lüttich, Unterpräfektur Malmedy. 1815 durch den Wiener Kongress wurde Eupen der Rheinprovinz des Königreiches Preußen zugeordnet, 1827 erschien die erste Zeitung in Eupen. 1864 wurde der Stadt Eupen ein Stadtwappen verliehen.
1872 erfolgte die Errichtung der St.-Josephs-Pfarre in der Unterstadt als zweite Eupener Pfarre. Durch den Vertrag von Versailles kam Eupen 1920 zu Belgien und war bis 1925 Teil des dem General Herman Baltia unterstellten General-Gouvernements Eupen-Malmedy.
Am 18. Mai 1940 erfolgte die Annexion der Gebiete Eupen, Malmedy und Sankt Vith durch das nationalsozialistisch regierte Deutsche Reich und im September 1944 zogen amerikanische Truppen ein.
Der 300. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte wurde 1974 gefeiert und 1975 begann die Städtepartnerschaft mit Temse.
1977 kam durch die Gemeindefusion die Gemeinde Kettenis zu Eupen. Die Verleihung eines neuen Wappens durch König Baudouin I. erfolgte 1983 und im selben Jahre wurde die Stadt Sitz der ersten Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Politik
Seit der Umwandlung Belgiens in einen Föderalstaat ist Eupen Parlaments- und Regierungssitz der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) und somit politisches Zentrum der rund 73.000 Einwohner umfassenden deutschsprachigen Minderheit in Belgien.
Tourismus
Eupen liegt am Rande des Naturparks Hohes Venn-Eifel, ist im Osten und Süden von Wäldern und im Westen von weitläufigen heckenumsäumten Wiesenlandschaften umgeben.
Die Innenstadt weist zahlreichen Patrizierhäusern aus dem 18. Jahrhundert auf; dahinter liegen die Tuchschererwinkel. Die St.-Nikolaus-Kirche auf dem historischen Marktplatz wurde 1722 nach Plänen des Aachener Baumeisters Laurenz Mefferdatis errichtet, der von 1744 stammende Hochaltar ist ein Entwurf von Johann Josef Couven.

Auf dem historischen Werthplatz befinden sich das Kriegerdenkmal mit dem drachentötenden St. Georg aus der preußischen Zeit und die Werthkapelle von 1699 mit ihrem klassizistischen Vorbau, sowie weiteren Patrizier- und Bürgerhäusern aus der Zeit zwischen 1650 und 1800. Sehenswert sind das Stadtmuseum in der historischen Gospertstraße und ein Schokoladenmuseum in der Industriezone. Ein Fabrikgebäude des großen Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun, das er für seinen Schwiegervater ausführte, befindet sich in der Unterstadt. Von der Moorenhöhe aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf diesen Stadtteil, das Wesertal und den Hertogenwald. In der näheren Umgebung befindet sich die Wesertalsperre, Belgiens größtes Trinkwasserreservoir. Eupen befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Hohen Venn, mit dem Naturparkzentrum Botrange und den dort vorhandenen vielfältigen Wander- und Skilanglaufmöglichkeiten. 10 Kilometer westlich der Stadt befindet sich die Gileppe-Talsperre, die bei ihrer Einweihung 1856 Europas größte Betonstaumauer war.
Wirtschaft
- Kabelherstellung im Kabelwerk Eupen
- Kunststoffverarbeitende Betriebe
- Herstellung von Trockenfilzen für die Papierindustrie
- Schokoladenherstellung
- Präzisionsmechanische Betriebe
- Belgischer Rundfunk (BRF): Deutschsprachiger öffentlich-rechtlicher Radio- und Fernsehsender.
- Ein ausgeprägtes Transportwesen durch eine zentrale Lage zu großen Wirtschaftszentren.
- Die Mehrsprachigkeit der Einwohner und die Nähe zu den Hochschulen RWTH Aachen, Fachhochschule Aachen, Universität Lüttich [1] und Universität Maastricht sind Standortvorteile.
Bildung
- Die Autonome Hochschule der deutschsprachigen Gemeinschaft.
Verkehr
- Stündliche SNCB-Eisenbahnverbindung über Verviers, Lüttich und Brüssel nach Ostende.
- Autobahnanschluss über die E40 in unmittelbarer Nähe der Industriegebiete.
Folklore
- Rheinischer Karneval mit u.a. Rosenmontagszug.


Stiftung Lions Club Eupen
Söhne und Töchter der Stadt
- Rudolf Fettweis, (1882–1956) Oberdirektor des Wasser- und Straßenbaus in Baden.
- Marie Hüllenkremer, (1943–2004) Journalistin und Politikerin
- Alfred Holler, (1888–1954) Kunstmaler.
- Herbert Laschet Toussaint, (1957) Lyriker und Herausgeber
- Carl de Nys, (1917–1996) Priester, Musikwissenschaftler und Kritiker
- Walter Ophey, (1882–1930) Kunstmaler, rheinischer Expressionist.
- Jasmin Schwiers, (1982) Schauspielerin
- Carl Bernhard Wilhelm Scheibler, (1827–1899) Chemiker
- Hubert Theophil Simar, (1835–1902) Erzbischof von Köln
- Henri Xhonneux, (1945–1995) Filmemacher
Siehe auch
Im etwa 30 Kilometer entfernten Eschweiler in Deutschland gibt es einen Stadtteil mit dem Namen „Klein Eupen“: Klee Oepe.
Literatur
- Viktor Gielen: Aus Eupens Vergangenheit. Heimatbuch der Stadt Eupen, Das Bild der Heimat Band 3, Raeren 1966
- August Tonnar, Wilhelm Evers, Wilhelm Altenburg: Wörterbuch der Eupener Sprache, Unveränd. Neudr. d. Ausg. von 1899, M. Sändig Reprint Verlag, Wiesbaden 1970
- Eupen 1974. Ein Beitrag zum Stadtjubiläum, Grenz-Echo Verlag, Eupen 1974
Weblinks
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Die Unterstadt
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Industrie im Wesertal
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Zentrum Oberstadt
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Parlament der DG
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Regierungsgebäude
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Frost im Hohen Venn
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Mefferdatis Haus
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Clown Denkmal