Eisenbahn in Thüringen
Dieser Artikel beschreibt die Entwicklung der Eisenbahn im deutschen Bundesland Thüringen.
Geschichte
Die Anfänge der Eisenbahn in Thüringen

Die erste Bahnstrecke, die durch thüringisches Gebiet führte, war die Sächsisch-Bayerische Eisenbahn im Jahre 1842. Sie führte von Leipzig über Hof (Saale) nach Nürnberg. In Thüringen bescherte sie der Stadt Altenburg, damals Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Altenburg, einen Bahnanschluss. Davon profitierte die Stadt derart, dass eine rasche industrielle Entwicklung in Gang kam.
Weitere Planungen für Eisenbahnlinien in Thüringen gestalteten sich äußerst schwierig, da es auf engstem Raum acht Staaten gab, von denen die meisten versuchten, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Die preußische Regierung war an einem raschen Bahnanschluss Berlins Richtung Frankreich interessiert, was vor allem militärische Hintergründe hatte. Es wurde erwogen, eine Bahnstrecke vorbei an den großen Machtzentren Thüringens durch den Norden des Landes zu bauen. Sie sollte von Halle durch das Thüringer Becken über Mühlhausen Richtung Osthessen führen. Jedoch wurde dieses Vorhaben nicht realisiert, da sich sowohl die Stadt Erfurt, als auch die thürigischen Staaten dagegen sträubten. Deshalb wurde 1846 die Thüringische Eisenbahn mit dem Bau einer Bahnlinie betraut, die von Halle über Naumburg entlang der Thüringer Städtekette nach Bebra zur Strecke Kassel - Frankfurt führen sollte. Die Strecke, die auch heute noch die wichtigste Thüringens ist, wurde 1846 bis Weimar, 1847 über Erfurt und Gotha bis Eisenach und schließlich 1849 von Eisenach über Gerstungen bis Bebra eröffnet. Damit war die Anbindung Berlins an Südwestdeutschland vollendet.
Die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft, an der sich auch die thüringischen Staaten beteiligt hatten, war die größte Bahngesellschaft im Land. Sie errichtete in der Folgezeit noch zahlreiche andere Bahnlinien in Thüringen.
Das Netz wächst weiter
Erst 1858 wurden auf thüringischem Boden wieder Gleise verlegt. Diesmal war die Werrabahn-Gesellschaft der Auftraggeber für die 150 Kilometer lange Werrabahn, die nun den Südthüringer Raum und insbesondere die Residenzstadt Meiningen erschließen sollte. Die Bahnlinie erhielt ihren Namen von der Werra, in deren Tal sie größtenteils verläuft. Beginn der Bahnlinie war die Stadt Eisenach. Als erstes Hindernis kurz hinter der Stadt war der Thüringer Wald zu überwinden, wobei dieser im Raum Eisenach noch relativ flach war. Dies wurde durch den 544 Meter langen Förthaer Tunnel realisiert. Weiter führt die Strecke über Bad Salzungen nach Meiningen und dann über Hildburghausen und Coburg nach Lichtenfels, wo sie wiederum auf die Bahnlinie von München nach Berlin trifft.
Nun verlangte auch die zweitgrößte Stadt im Thüringer Raum, Gera, nach einem Eisenbahnanschluss. Sie bekam ihn 1859 durch das Tal der Weißen Elster nach Zeitz, wo Anschluss nach Leipzig und Halle besteht. Bauherr war hier wieder die Thüringische Eisenbahn-Gesellschaft. Um den Bahnanschluss der Stadt zu verbessern, erfolgte bereits 1865 ein Anschluss in östlicher Richtung nach Gößnitz zur Säschisch-Bayerischen Eisenbahn.
Nachdem die Mitte, der Osten und der Süden Thüringens bereits durch eine Eisenbahnlinie erschlossen wurden, bekam nun auch der Norden der Region Anschluss an die Eisenbahn. Realisiert wurde sie in den Jahren 1866 bis 1872, als man Halle im Osten durch Nordthüringen mit Kassel im Westen verband. Durch die Halle-Kasseler Eisenbahn erhielten die Städte Nordhausen, Leinefelde und Heiligenstadt Bahnanschluss. Sie wurde 1869 durch die Bahnstrecke Erfurt-Nordhausen und 1870 durch die Bahnstrecke Gotha-Leinefelde mit der Thüringer Bahn verbunden. Ebenfalls 1869 wurde die Südharzstrecke eröffnet.
Ausbau und Verdichtung des Netzes nach der Reichsgründung
Nachdem Deutschland 1871 ein Staat geworden war, wurde die Ausrichtung des Eisenbahnnetzes von einem dezentralen zu einem zentralen mit Mittelpunkt Berlin proklamiert. Zu diesem Zweck war die Werrabahn ungünstig gelegen und es wurde nach einer neuen Verbindung von Berlin nach Württemberg, insbesondere Stuttgart, gesucht. Dafür musste zwangsläufig der Thüringer Wald in seinem zentralen Teil durchquert werden. Es bot sich an hierfür die bereits vorhandene Strecke Erfurt - Arnstadt einzubeziehen. Einerseits verlangte die Stadt Ilmenau nach einem Eisenbahnanschluss, andererseits war eine Trassierung entlang der Wilden Gera kostengünstiger, da hier ein kürzerer Tunnel benötigt wurde. So wurde nach 1880 mit den ersten Bauarbeiten begonnen. Schwierigstes Projekt war hierbei der drei Kilometer lange Brandleitetunnel, der den Thüringer Wald an seiner höchsten Stelle nahe Oberhof querte. 1884 konnte die Strecke über Arnstadt und Suhl nach Meiningen eröffnet werden. Der Anschluss von Meiningen Richtung Würzburg wurde bereits einige Jahre zuvor realisiert, sodass nun die Verbindung von Berlin nach Stuttgart vollständig ausgebaut war.
Ebenfalls im Sinne der Zentralisierung musste eine schnellere Verbindung von Berlin nach München geschaffen werden. Die Sächsisch-Bayrische Eisenbahn wurde einst nach den Vorstellungen Sachsens sehr umständlich durchs Vogtland trassiert. Außerdem hatte Jena noch immer keinen Bahnanschluss erhalten. Es wurde ein Konzept erstellt, nachdem der Verkehr von Berlin nach München über drei Achsen erfolgte. Zum einen über die alte Trasse durchs Vogtland, zum anderen über Leipzig und Gera nach Saalfeld und zum dritten über Halle und Jena nach Saalfeld. Zu diesem Zweck wurde einerseits 1871 eine Bahnstrecke von Gera über Weida und Pößneck nach Saalfeld errichtet, zum anderen wurde durch die Saalbahn-Gesellschaft eine Strecke von Naumburg über Jena nach Saalfeld gebaut. In Saalfeld begann dann die Frankenwaldbahn, eine Strecke, die das Thüringer Schiefergebirge überquert und bis ins bayerische Lichtenfels führt. 1885 war dann auch dieses Projekt vollendet und Berlin besaß eine schnellere Verbindung nach München.
Als letzte große Lücke im Thüringer Netz klaffte noch der östliche Teil der „Städtekette“. Die größte Stadt, Erfurt, war noch immer nicht mit der zweitgrößten Stadt, Gera, verbunden. Um diese Lücke zu schließen wurde 1876 die Holzlandbahn von Weimar über Jena nach Gera gebaut.
Aus Sicht der Militärs fehlte noch eine schnelle Verbindung von Berlin zur französischen Grenze. Deshalb wurde die Idee der so genannten „Kanonenbahn“ geboren, die bis 1880 eine eigene Trasse im Eichsfeld erhielt, nordöstlich von Silberhausen aber die bestehende Bahnstrecke Gotha-Leinefelde und die Halle-Kasseler Eisenbahn mitbenutzte. Damit war das Thüringer Hauptstreckennetz vervollständigt.
In den folgenden Jahrzehnten bis 1914 wurden noch zahlreiche Nebenstrecken eröffnet, die auch kleinere Städte und Dörfer mit einem Eisenbahnanschluss versorgten.
1939 gehörte die Thüringer Stammbahn mit elf täglichen Personenzugpaaren von Berlin über Erfurt nach Frankfurt sowie fünf von Berlin über Erfurt nach Würzburg zu den wichtigsten Strecken im Deutschen Reich.
Jahrzehnt | Neu eröffnete Strecken auf Thüringer Gebiet |
Stilllegungen auf Thüringer Gebiet |
Netzlänge |
---|---|---|---|
1840er | 166 km | 166 km | |
1850er | 182 km | 348 km | |
1860er | 227 km | 575 km | |
1870er | 526 km | 1101 km | |
1880er | 453 km | 1554 km | |
1890er | 396 km | 1950 km | |
1900er | 285 km | 2235 km | |
1910er | 199 km | 3 km | 2431 km |
1920er | 40 km | 2471 km | |
1930er | 15 km | 2486 km | |
1940er | 173 km | 2313 km | |
1950er | 54 km | 2259 km | |
1960er | 270 km | 1989 km | |
1970er | 89 km | 1900 km | |
1980er | 1900 km | ||
1990er | 207 km | 1693 km | |
2000er | 152 km | 1541 km |
Quelle: G. Fromm, Thüringer Eisenbahnstreckenlexikon
1945: Thüringen wird Grenzland
Einschneidende Veränderungen brachte das Jahr 1945 für die Eisenbahn in Thüringen mit sich. Da es im Süden und Westen an die Amerikanische Besatzungszone grenzte, wurden zahlreiche Eisenbahnlinien von dieser Zonengrenze durchschnitten. Deshalb wurden am 1. November 1946 alle Eisenbahnlinien im Grenzgebiet stillgelegt. Ausnahmen waren lediglich die Strecken Eisenach–Bebra und Saalfeld–Kronach, die für den Interzonenverkehr offen blieben; auf der Südharzstrecke war nur noch Güterverkehr möglich. Damit rückte Thüringen vom Mittelpunkt des Deutschen Reiches an den Rand der Sowjetische Besatzungszone bzw. späteren DDR und verlor seine Bedeutung für den Fernverkehr. Im Zuge der Reparationsleistungen an die Sowjetunion wurden viele Lokomotiven und Waggons aus Thüringer Bahnbetriebswerken entfernt und einige Streckengleise (meist das zweite Gleis von bedeutungslos gewordenen Strecken) abgebaut und eingeschmolzen.
Am 17. September 1945 wurde das sogenannte Wanfrieder Abkommen zwischen den USA und der Sowjetunion geschlossen. Es beinhaltete den Tausch mehrerer Grenzdörfer im Raum Eschwege/Heiligenstadt aus der Amerikanischen Zone in die Sowjetische und umgekehrt. Grund für den Abschluss des Abkommens war die wichtige Bahnstrecke Bebra–Göttingen (Linie Hamburg-Frankfurt), über die große Teile der Versorgung der ABZ mit Truppen und Gütern abgewickelt wurden. Sie verlief im Tal der Werra über etwa vier Kilometer im Thüringischen und damit im Sowjetisch kontrollierten Gebiet. Die russischen Truppen nutzten diese Abhängigkeit der Amerikaner zu allerlei Schikanen (z.B. Verzögerung der Zugweiterfahrten durch tagelange Kontrollen oder Beschlagnahmen von Gütern). Daraufhin wollten die Amerikaner den kleinen westthüringischen Gebietszipfel in ihre Besatzungszone integrieren. Nach Verhandlungen mit den Sowjets wurden die thüringischen Dörfer entlang der Strecke nach Hessen integriert und im Gegenzug einige Hessische Ortschaften an der thüringischen Grenze nach Thüringen integriert. Das Abkommen wurde nach dem Ort der Unterzeichnung benannt: nach der kleinen osthessischen Stadt Wanfried nahe Eschwege.
Die Eisenbahn in Thüringen zur DDR-Zeit
Zu DDR-Zeiten gab es wenig Veränderungen im thüringischen Eisenbahnnetz. Einige unrentabel gewordenen Nebenstrecken wurden stillgelegt und einige Hauptstrecken elektrifiziert.
Nach 1990: Thüringen ist wieder die Mitte Deutschlands

Mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 rückte Thüringen vom „verkehrstechnischen Abseits“ wieder in den Mittelpunkt Deutschlands. Die Deutsche Bahn verfolgte in den Folgejahren zwei Ziele:
- Ausbau und Sanierung des Fernverkehrsnetzes, z. B. durch Elektrifizierung, Verbreitern auf zwei Gleise und Sanieren von Nebenstrecken. Auch die Wiederherstellung von Verbindungen in die alten Bundesländer gehört hier dazu
- Stilllegen von unrentablen Nebenstrecken: Die Konsolidierung des Streckennetzes fand in den Jahren 1994 bis 2000 statt und ist heute weitestgehend abgeschlossen.
Des weiteren wurden zahlreiche Nebenstrecken an Privatbahnen wie die Erfurter Bahn oder die Südthüringenbahn verpachtet, die diese seit etwa 2002 betreiben.
Durch das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8“ ist der Neubau der Schnellfahrstrecken Nürnberg–Erfurt und Erfurt–Leipzig/Halle durch Thüringen festgelegt worden. Beide befinden sich im Bau.
Heutiges Streckennetz
Durch Stilllegungen in den 1990er-Jahren ist das einstmals sehr dichte Eisenbahnnetz Thüringens erheblich „entflochten“ worden.
Hauptbahnen
Strecke | Ausbau* | KBS-Nr. | Linien | Stationen gesamt |
Stationen- dichte (km) |
Taktdichte (min) |
Länge (km) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Northeim–Nordhausen | 1 | RB Northeim–Nordhausen | 15 | 6,0 | 60 | 90 | |
Leipzig–Altenburg–Plauen–Hof | E 2 | RE 8 Leipzig–Zwickau RE 16 Leipzig–Hof RB 130 Leipzig–Zwickau |
30 | 5,7 | 30 | 170 | |
Gera–Gößnitz | 1 | RE 1 Göttingen–Erfurt–Chemnitz/Zwickau RB 37 Gera–Altenburg |
8 | 4,4 | 60 | 35 | |
Gera–Weischlitz1 | 1 | VB 4 Gera–Greiz–Plauen–Weischlitz | 19 | 3,3 | 60 | 62 | |
Leipzig–Gera | 2 | RE 12 Leipzig–München RB Leipzig–Gera |
19 | 3,9 | 60 | 74 | |
Gera–Saalfeld | 1 | RE 4 Gera–Saalfeld RB 33 Gera–Saalfeld |
16 | 4,3 | 60 | 68 | |
(Naumburg)–Großheringen–Saalfeld –Kronach–Lichtenfels |
E 2 | 840 |
ICE Hamburg–Berlin–München RE Saalfeld–Lichtenfels–Bayreuth RB Naumburg–Saalfeld–Lichtenfels |
37 | 4,7 | ICE: 120 RV: 60 |
173 |
Arnstadt–Saalfeld | 1 | RE 2 Erfurt-Saalfeld RB 23 Arnstadt–Saalfeld |
10 | 4,8 | 60 | 48 | |
Weimar–Jena–Gera | 1/2 | RE 1 Göttingen–Erfurt–Chemnitz RE 3 Erfurt–Gera RB 21 Weimar–Gera |
13 | 5,2 | 30 | 68 | |
Erfurt–Grimmenthal–(Meiningen/Würzburg) | 22 1 |
RE 7 Erfurt–Würzburg RE 14 Erfurt–Meiningen STB 4 Erfurt–Meiningen |
17 | 4,9 | REs: 120 STB: 180 |
84 | |
Eisenach–Meiningen3 | 1 | STB 1 Eisenach–Meiningen–Sonneberg | 13 | 4,7 | 60 | 61 | |
(Halle)–Naumburg–Erfurt–Bebra | E 2 | 605 |
ICE Berlin–Frankfurt ICE Dresden–Köln IC Stralsund–Düsseldorf RB 20 Halle–Erfurt–Eisenach |
32 | 5,2 | RB: 60 | 165 |
Halle–Nordhausen–Eichenberg–(Kassel) | E 2 | 600 |
RE 9 Halle–Kassel RB 75 Halle–Nordhausen RB 41 Nordhausen–Eichenberg |
39 | 4,4 | 30 | 172 |
Sangerhausen–Erfurt | E 1 | RE 10 Magdeburg–Erfurt RB 50 Sangerhausen–Erfurt |
15 | 4,7 | 60 | 70 | |
Nordhausen–Erfurt | 1 | RE 5 Nordhausen–Erfurt RB 45 Nordhausen–Erfurt |
19 | 4,2 | 60 | 79 | |
Gotha–Leinefelde | 1 | RE 1 Chemnitz–Erfurt–Göttingen EIB 1 Erfurt–Kassel EIB 2 Gotha–Bad Langensalza |
15 | 4,5 | 60 | 67 | |
(Erfurt)–Grimmenthal–Schweinfurt–(Würzburg) | 1 | RE 7 Erfurt–Würzburg EIB UnterfrankenShuttle |
12 | 6,2 | 60 | 74 | |
Coburg–Sonneberg | E 1 | RE Sonneberg–Nürnberg RB Sonneberg–Lichtenfels |
8 | 2,5 | 60 | 20 |
*: Anzahl der Gleise; E steht für elektrifizierte Strecken
1: Betreiber: Vogtlandbahn
2: bis Plaue
3: Betreiber: Südthüringenbahn
Die am dichtesten befahrene Bahnstrecke Thüringens ist im Sommerfahrplan 2006 die Verbindung Erfurt–Weimar, wo zwischen 4:00 Uhr und 0:00 Uhr täglich in jeder Richtung 72 Personenzüge verkehren, woraus sich (rechnerisch) ein Viertelstundentakt ergibt.
Nebenbahnen
In Thüringen sind alle Nebenbahnen eingleisig und nicht elektrifiziert.
Strecke | KBS-Nr. | Betreiber | Nr. | Stationen gesamt |
Stationen- dichte (km) |
Taktdichte (min) |
Länge (km) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
(Plauen)–Schönberg–Schleiz | VB | 9 | 3,7 | 120 | 33 | ||
(Gera)–Weida–Mehltheuer | DB | 16 | 3,0 | 120 | 48 | ||
(Saalfeld)–Hockeroda–Blankenstein | DB | 14 | 3,7 | 60/120 | 52 | ||
(Jena)–Orlamünde–Pößneck | DB | 10 | 3,5 | 60/120 | 35 | ||
Rottenbach–Katzhütte | DB | 8 | 3,1 | 60 | 25 | ||
Sonneberg–Neuhaus | STB | 12 | 2,3 | 60 | 28 | ||
Erfurt–Ilmenau | EIB | 15 | 3,5 | 60 | 52 | ||
Meiningen–Eisfeld–Sonneberg | STB | 20 | 4,0 | 60/1201 | 80 | ||
Gotha–Gräfenroda | DB | 10 | 3,6 | 60/1202 | 36 | ||
Wernshausen–Zella-Mehlis | STB | 12 | 2,5 | 60 | 30 | ||
Weimar–Kranichfeld | DB | 13 | 2,0 | 60 | 26 | ||
(Artern)–Reinsdorf–Naumburgx | BLB | 15 | 3,9 | 60/1203 | 59 | ||
Sondershausen–Bretleben–(Artern)x | DB | 12 | 3,1 | 120 | 37 | ||
Straußfurt–Großheringen | DB | 14 | 3,9 | 1204 | 54 | ||
(Erfurt)–Kühnhausen–Bad Langensalza | EIB | 9 | 4,2 | 60 | 38 | ||
Fröttstädt–Friedrichroda | DB | 6 | 1,8 | 60 | 11 |
x:Stilllegung mit Fahrplanwechsel zum 10. Dezember 2006
1:Meiningen–Eisfeld: 60 min; Eisfeld–Sonneberg 120 min
2:Gotha-Crawinkel: 60 min; Crawinkel–Gräfenroda 120 min
3:Artern–Nebra: 120 min; Nebra–Naumburg 60 min
4:Taktverdichtung zwischen Sömmerda und Buttstädt auf 60 min
Quelle der Daten in der Tabelle: Sommerfahrplan 2006
RegionalExpress-Netz

Da in Thüringen nur auf zwei Strecken Fernverkehrszüge verkehren, spielen die RegionalExpress-Linien für den SPNV des Landes eine wichtige Rolle. Das Netz ist auf die Stadt Erfurt als Mittel- und Knotenpunkt ausgerichtet:
- RE 1 Göttingen–Erfurt–Chemnitz/Zwickau
- RE 2 Erfurt–Saalfeld
- RE 3 Erfurt–Gera
- RE 4 Saalfeld–Gera
- RE 5 Erfurt–Nordhausen
- RE 7 Erfurt–Würzburg
- RE 8 Leipzig–Altenburg–Zwickau
- RE 9 Kassel–Halle
- RE 10 Erfurt–Magdeburg
- RE 12 Leipzig–Gera–Hof–Regensburg–München
- RE 14 Erfurt–Meiningen
- RE 16 Leipzig–Altenburg–Plauen–Hof/Bad Brambach
- (EIB 1 Erfurt–Kassel)
Privatbahnen
Seit etwa 1998 gibt es in Thüringen zahlreiche Strecken, auf denen die Deutsche Bahn keine Regionalbahnen mehr betreibt. Der Regionalverkehr wird hier von den vier in Thüringen tätigen Privatbahnen übernommen, an denen die DB teils beteiligt ist. Oftmals besitzen auch Bundesländer oder Landkreise Anteile an diesen Bahnen.
Die Vogtlandbahn betreibt in Thüringen, Sachsen un Bayern mehrere grenzüberschreitende Bahnstrecken. Die Regionalbahnen auf den Strecken Plauen (oberer Bahnhof) - Schleiz und die Elstertalbahn von Gera über Greiz nach Plauen (unterer Bahnhof) und weiter bis nach Weischlitz werden durch sie betrieben. Durch die Vogtlandbahn wird Thüringen mit Sachsen und damit auch mit Bayern und der tschechischen Republik verbunden.
Die Unstrutbahn gehört zur Burgenlandbahn und betreibt die Strecke von Artern im Nordosten Thüringens bis nach Naumburg im Süden Sachsen-Anhalts.
Die Erfurter Bahn betreibt den Regionalbahnverkehr auf den Strecken Erfurt-Ilmenau (gemeinsam mit der STB), Erfurt-Bad Langensalza, und Gotha-Leinefelde.
Die Südthüringenbahn betreibt den Regionalbahnverkehr auf den Strecken Erfurt-Meiningen, Erfurt-Ilmenau (gemeinsam mit der EB), Meiningen-Eisenach, Meiningen-Sonneberg, Sonneberg-Neuhaus und Zella-Mehlis-Wernshausen.
Straßenbahnen
In Thüringen gibt es neben den Eisenbahnen nur die Straßenbahnen. Über U-Bahnen, S-Bahnen oder anderweitige schienengebundene Verkehrsmittel verfügt das Land nicht.
Zur Zeit gibt es in fünf Städten Straßenbahnbetrieb, diese sind: Erfurt (seit 1883), Gera (seit 1892), Gotha (seit 1894), Nordhausen (seit 1900) und Jena (seit 1901). Es gibt außerdem noch vier weitere Städte, die früher einmal eine Straßenbahn besaßen: Altenburg (1895 bis 1920), Eisenach (1897 bis 1975), Mühlhausen (1898 bis 1969) und Weimar (1899 bis 1937). Alle Straßenbahnen wurden und werden elektrisch betrieben und hatten bzw. haben 1000 mm Spurweite. Die Erfurter Straßenbahn wurde bis 1894 als Pferdestraßenbahn betrieben.
Ein der Straßenbahn ähnliches Verkehrsmittel, den Oberleitungsbus, gab es Mitte des 20. Jahrhunderts in vier thüringischen Städten: in Gera (1939 bis 1977), in Greiz (1945 bis 1969), in Weimar (1948 bis 1993) und in Erfurt (1948 bis 1975).
Besondere Bahnen

In Thüringen gibt es einige außergewöhnliche Eisenbahnstrecken. Die wohl bekannteste ist die Oberweißbacher Bergbahn, eine etwa zwei Kilometer lange Standseilbahn mit 1800 mm Spurweite, die vom Schwarzatal hinauf auf die Oberweißbacher Hochfläche führt. Sie wird heute als Museumsbahn betrieben. An der Bergstation beginnt eine ebenfalls etwa zwei Kilometer lange elektrifizierte Bahnstrecke, die die Bergstation mit Oberweißbach und Cursdorf verbindet. Heute wird die Oberweißbacher Bergbahn im Kursbuch der Deutschen Bahn als Kursbuchstrecke 563 geführt.
Etwas besonderes ist auch die Thüringerwaldbahn, eine Überlandstraßenbahn mit 1000 mm Spurweite, die von Gotha nach Tabarz direkt an den Rand des Waldes führt. Sie ist jedoch nicht im Besitz der DB, sondern sie gehört der Gothaer Straßenbahn.
Nordhausen-Nord ist der Beginn einer Linie der Harzer Schmalspurbahnen, die noch ein kleines Stück über thüringer Gebiet verlaufen.
Als Museumsbahn wird auch die Strecke von Ilmenau über den Rennsteig nach Schleusingen betrieben. Mit teilweise 6 % Steigung ist die Rennsteigbahn die steilste Strecke Deutschlands, die noch in Betrieb ist. Sie wird an Wochenenden von Dampfloks der Dampfbahnfreunde Mittlerer Rennsteig befahren.
Die steilste Bahnstrecke überhaupt in Deutschland war die Bahnstrecke Suhl-Schleusingen, die bis 1997 in Betrieb war und teils Steigungen von mehr als 6,5 % besaß.
Schmalspurbahnen
In Thüringen gibt es nur sehr wenige Schmalspurbahnen. Bis auf den kurzen Thüringer Abschnitt der Harzquerbahn sind diese alle stillgelegt.
Die mit 750 mm schmalste Spur Thüringens besaß die Trusebahn zwischen Werratal und Thüringer Wald. Sie war neun Kilometer lang und verband den Ort Trusetal mit der Werrabahn bei Wernshausen.
1000 mm Spurweite besaßen neben der Harzquerbahn insgesamt sechs Strecken in Thüringen. Die Feldabahn und die Strecke von Bad Salzungen nach Vacha wurden 1934 und 1906 von 1000 mm aus 1435 mm (Normalspur) umgebaut, um den Betrieb einfacher gestalten zu können. Zwei weitere Schmalspurbahnen gab es im Landkreis Hildburghausen, eine führte von der Kreisstadt nach Heldburg, sie wurde bereits 1946 stillgelegt und die andere führte von Eisfeld nach Schönbrunn. Sie wurde 1967 stillgelegt. Des weiteren gab es noch eine Schmalspurbahn von Weimar nach Großrudestedt bei Sömmerda (1946 stillgelegt) und eine von Gera nach Meuselwitz, die 1971 vom Netz ging.
Wichtige Bahnhöfe
Der größte und bedeutendste Bahnhof Thüringens ist der Erfurter Hauptbahnhof. Derzeit wird er umfangreich umgebaut. Dies geschieht im Rahmen des Nebaus der Hochgeschwindigkeitsverbindung von Berlin nach München.
Neben Erfurt besitzt der Hauptbahnhof Eisenach eine wichtige Rolle im Bahnverkehr. Er ist der Zentralpunkt für Westthüringen. Hier korespondieren die Fernlinien Dresden-Frankfurt/Wiesbaden und Düsseldorf-Berlin/Stralsund miteinander. Außerdem beginnen in Eisenach täglich Fernzüge nach Düsseldorf und Hamburg. Neben dem Fernverkehr ist Eisenach auch der Ausgangspunkt der wichtigsten Regionalbahn Eisenach-Halle/S. Ebenfalls spielt Eisenach im Güterverkehr eine wichtige Rolle. Der Bahnhof ist auch Standort des Thüringischen Traditionszuges.
Ein weiterer wichtiger Bahnhof ist der Bahnhof Saalfeld. Er ist das Zentrum des Schienenverkehrs im Südosten Thüringens. Hier befindet sich zum einen ein ICE-Halt an der Linie Berlin-München, zum anderen treffen hier weitere Bahnstrecken von Erfurt, Jena, Gera, Kronach, Bad Lobenstein und Katzhütte aufeinander.
Die Stadt Jena besitzt keinen Hauptbahnhof. Sie verfügt aber dennoch über vier größere Bahnhöfe. Zum einen der Saalbahnhof im Norden der Stadt, der früher der Halt der Fernzüge in Jena war. In den letzten Jahren hat er aber seine Bedeutung zu Gunsten des neu erbauten, zentrumsnahen Bahnhofs Paradies verloren. Der Bahnhof Jena West im Westen der Stadt liegt an der Holzlandbahn (Erfurt-Gera) und besitzt deshalb ebenfalls überregionale Bedeutung. Der Bahnhof Göschwitz liegt im Süden Jenas am Schnittpunkt der Saalbahn mit der Holzlandbahn. Er galt als „heimlicher Hauptbahnhof“ der Stadt, jedoch halten heute keine Fernverkehrszüge mehr hier. Für den Güterverkehr besitzt dieser Bahnhof aber noch Bedeutung.
Der Hauptbahnhof von Gera ist Knotenpunkt regionaler Bahnlinien in Ostthüringen. Er besitzt eine imposante Glasüberdachung aus dem Jahre 1911. Gera wurde unter anderem dafür bekannt die erste deutsche Großstadt ohne Anschluss an den Fernverkehr zu sein. Regionale Bahnlinien führen von hier nach Jena, Leipzig, Altenburg, Plauen, Hof und Saalfeld.

Wichtigster Bahnknoten Nordthüringens ist der Bahnhof Nordhausen, wo sich die Halle-Kasseler Eisenbahn, die Südharzstrecke und die Bahnstrecke Erfurt−Nordhausen treffen. Wenig entfernt am Bahnhof Nordhausen-Nord beginnt die Harzquerbahn-Schmalspurstrecke.
Während der Zeit der deutschen Teilung besaßen die Bahnhöfe von Probstzella an der Frankenwaldbahn und Gerstungen an der Bahnstrecke Erfurt-Bebra Bedeutung als Grenzbahnhöfe im Interzonenverkehr. Hier wurden Passkontrollen, Lokwechsel, Gepäckkontrollen und ähnliches durchgeführt. In Ellrich (Südharzstrecke) wurden nur Güterzüge kontrolliert.
Der höchst gelegene Bahnhof Thüringens ist der Bahnhof Neuhaus am Rennweg mit 830 m ü. NN. Der tiefst gelegene Bahnhof im Land befindet sich in Großheringen (Saaletal) in 123 m Höhe.
Den Zusatz „Hauptbahnhof“ tragen nur vier Bahnhöfe in Thüringen: Erfurt Hauptbahnhof, Gera Hauptbahnhof, Arnstadt Hauptbahnhof und Sonneberg Hauptbahnhof.
Triebfahrzeuge

Heute werden in Thüringen nur wenige verschiedene Triebfahrzeuge eingesetzt. Die DBAG setzt auf ihren Nebenstrecken meist die Dieseltriebwagen der Baureihen 641 („Walfisch“) und 642 (Siemens Desiro) ein. Letzterer kommt auch als Regionalexpress zum Einsatz. Die RE-Linien Erfurt–Würzburg und Chemnitz−Erfurt−Göttingen werden von der Baureihe 612, dem sogenannten „Regio-Swinger“, bedient, da diese Strecken für Neigetechnik ausgebaut sind. Lokbespannte Regionalzüge der DBAG bedienen die Regionalbahn Halle−Eisenach, Nordhausen–Heiligenstadt, Nordhausen–Halle („Kupfer-Express“) und den Regionalexpress Halle–Nordhausen–Kassel. Sie bestehen aus einem Gespann der Baureihe 143 und modernisierten Silberlingen oder „langer Halberstädter“ Wagen.
Die privaten Bahnen setzen in Thüringen ausschließlich Dieseltriebwagen ein. Am weitesten verbreitet sind hierunter die Stadler Regio-Shuttles der Erfurter|Bahn bzw. Südthüringenbahn. Bei der Erfurter|Bahn kommen außerdem vereinzelt Bombardier ITINOs zum Einsatz. Die Vogtlandbahn setzt auf der Strecke Plauen–Schleiz Dieseltriebwagen der Gattung RegioSprinter und auf der Elstertalbahn Fahrzeuge der Baureihe 642 ein. Fahrzeuge vom Typ Bombardier LVT/S kommen bei der Burgenlandbahn in Nordostthüringen zum Einsatz.
Literatur
- Günter Fromm: Thüringer Eisenbahnstreckenlexikon. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 1996, ISBN 3-929000-33-4