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Oradour-sur-Glane

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Oradour-sur-Glane ist ein französischer Ort 200 Kilometer nordöstlich von Bordeaux und liegt im Limousin.

Traurige Berühmtheit erlangte der Ort durch das Massaker von Oradour am 10. Juni 1944, bei dem während eines kriegsverbrecherischen Einsatzes einer Kompanie der Waffen-SS-Panzerdivision "Das Reich" der ganze Ort zerstört und fast alle Einwohner auf grausige Weise ermordet wurden.

Am Nachmittag umstellen die SS-Leute die Gebäude und treiben mehr als 400 Frauen und Männer sowie 207 Kinder auf dem Marktplatz zusammen. Obersturmbannführer Adolf Diekmann hatte den Befehl des Regimentskommandeurs, 30 Geiseln vom Bürgermeister des Ortes benennen zu lassen, um diese gegen seinen Freund, Sturmbannführer Helmut Kämpfe, von der Résistance gefangen genommen, auszutauschen. Adolf Diekmann befehligte aber, den Ort niederzubrennen und ohne Ausnahme alle Personen zu töten.

Die SS-Leute teilten daraufhin die Menge auf dem Marktplatz in Männer, Frauen und Kinder auf. Die ca. 200 Männer wurden in Scheunen und Garagen gebracht und auf ein Signal hin erschossen. Die rund 500 Frauen und Kinder wurden in die kleine Kirche getrieben. Die SS-Leute zündeten daraufhin die Kirche an, sprengten den Kirchturm, der in das Kirchenschiff einschlug, warfen Handgranaten und schossen wahllos in die Menge.

An diesem Tag starben 642 Menschen in Oradour, von denen nur noch 52 zu identifizieren waren. Unter den Toten befanden sich 207 Kinder und 254 Frauen. Nur 36 Menschen überlebten das Massaker.

Von den Tätern konnten 1953 nur noch 65 Mann angeklagt werden, der Rest war entweder im restlichen Verlauf des zweiten Weltkrieges gefallen oder konnte nicht mehr festgestellt werden. Lediglich 21 Angeklagte, 7 Deutsche und 14 Elsässer, waren im Prozess anwesend, die Übrigen waren entweder nicht auffindbar oder wurden von der BRD nicht ausgeliefert. Da das französische Parlament ein Gesetz erliess, welches die gemeinsame Anklage von Franzosen und Deutschen verbot, wurden die Urteile für die beiden Gruppen getrennt verkündet. Zwei der Angeklagten wurden zum Tode, 18 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Urteil sorgte im Elsass für so große Unruhen, dass das französische Parlament ein Amnestiegesetz erliess. Das Urteil gegen die Elsässer wurde dadurch aufgehoben. Die Urteile gegen die Deutschen, wurden in Haftstrafen umgewandelt und die Verurteilten nach Verhandlungen mit der BRD an diese übergeben.

Nach dem Krieg wurde ein neuer Ort neben dem alten, zerstörten aufgebaut. Die Überreste des alten Dorfes sind heute eine Mahn- und Gedenkstätte mit angeschlossenem Dokumentationszentrum.

Literatur

  • Lea Rosh & Günther Schwarberg: Der letzte Tag von Oradour, Steidl Taschenbuch Nr. 5, ISBN 3-88243-092-3