Schabbtai Zvi
Zvi, Shabbetaj
geboren am "tish`a be´Av" (Av,9.) 5386 (hebräische Jahreszählung), 1626 christliche Zählung, in Smyrna als Zweiter von drei Söhnen eines Händlers. Der 9. Av 1626 (es gibt einige Unstimmigkeiten betreffs des Geburtsjahres, da der 9. Av 1626 aber ein Shabbat war nimmt man dieses Jahr als Geburtsjahr an) war ein Shabbat. Da es ein besonderes Zeichen war an einem Shabbat geboren zu sein, erhielten Kinder die an einem Shabbat geboren wurden, normalerweise den Name Shabbetaj.
Herkunft der Familie
Die Familie Zvi stammt wohl ursprünglich vom Pellopones und erst Shabbetajs Vater Mordekhaj (gestorben im Jahr 1653) zog nach Smyrna. Der Name Zvi deutet auf einen ashkenasischen Ursprungs der Familie.
Kindheit und Jugend
Es gibt keine gesicherten Informationen über seine Ausbildung, aber einige Hinweise, dass er eine traditionelle jüdische Bildung erhielt. Unter anderem hat er wohl unter Josef Eskapah, einem Kabbalisten gelernt und seine talmudischen Studien mit 15 Jahren abgeschlossen. 1642 begann er ein "asketisches" Leben und es wird von einem Rabbi Isaac berichtet der ihn dabei führte.
Prophet und Kabbalist
1648, dem Jahr das in der jüdischen Geschichte Polens eng mit dem großen Kosakenaufstand unter Chmelnicki verbunden ist, erlebte Shabbetaj eine Berufungsvision und einigen Berichten zufolge erklärte er Freunden gegenüber, er sei ein Prophet. Zwischen 1651 und 1654, das genaue Datum ist nicht bekannt, wurde er aus der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen und musste Smyrna verlassen. Danach zog er nach Saloniki, dort wurde später ebenfalls ausgewiesen. 1658 ist Shabbetaj in Konstantinopel, wo er weiter Kabbalah studierte. 1659 wurde er aber auch hier ausgewiesen. Er kehrt mit Rabbi David Chabillo einem Kabbalisten und Gesandten der jerusalemer Juden, den er in Konstantinopel kennenlernte nach Smyrna zurück.
Jerusalem - Kairo
1662 reist Shabbetaj Zvi über Kairo nach Jerusalem. Während seines Aufenthaltes in Jerusalem wurde die jüdische Gemeinde im Jahre 1663 zur Zahlung einer großen Geldsumme gezwungen, die sie nicht aufbringen konnte. Ein Gesandter sollte in der wohlhabenden jüdischen Gemeinde zu Kairo Geld sammeln, um die Summe zahlen zu können. Die Wahl fiel auf Shabbetaj Zvi. Er begann seine Reise gegen Ende des Jahres 1663. Am 5. Nisan 5424 (31. März 1664) heiratete Shabbetaj eine wohl aus Polen stammende Jüdin namens Sarah. Diese als "geistig verwirrt" geschilderte Frau scheint schon 1655 in Amsterdam von sich behauptet zu haben, sie werde den messianischen König heiraten. Ob es diese Aussage gewesen war, die Shabbetaj dazu bewog sie zu heiraten?
Nathan ben Elisha Chajjim Ashkenazi meGaza
Was Shabbetaj Zvi gegen Ende des Jahres 1664/Anfang 1665 bewog sich einen tiqqun von Nathan Ashkenazi, einem Kabbalisten der in Gaza lebte zu holen, wissen wir nicht genau. Einiges deutet darauf hin, dass er "Frieden für seine Seele" suchte. Doch was jetzt folgte war überraschend. Nathan teilte ihm mit, dass er keinen "tiqqun" benötige, er sei der Messias.
Messias
Am 31. Mai 1665 während eines Aufenthaltes in Gaza, erklärte sich Shabbetaj, ermutigt von Nathans Prophezeiungen und "Stimmen" die dieser empfangen hatte, zum Messias und ernannte 12 Mitglieder der Gemeinde zu Gaza zu Repräsentanten der 12 Stämme Israels. Dies war der Beginn der messianischen Bewegung die den Namen Shabbetajs tragen und die die ganze jüdische Diaspora erschüttern sollte, die aber auch manchen Christen erfasste: die sabbatianische Bewegung oder den Sabbatianismus.
Verbreitung
Zunächst erfasste die messianische Begeisterung Gaza und von dort ausgehend Hebron, Safed und Kairo. Überall dort wo die Vertreter der lurianische Kabbalah stark vertreten waren, wurde auch die Bewegung stark. Die Nachricht, dass der Messias erschienen sei, muss recht schnell um sich gegriffen haben. Zum einen sandte Nathan ben Elisha Chajjim Ashkenazi, der Prophet und maßgebliche Theologe der Bewegung, Briefe an andere Gemeinden, zum anderen verbreiteten Anhänger und andere Reisenden die "gute" Nachricht. Der dreißigjährige Krieg der Deutschland verwüstete und der große Kosakenaufstand unter Bogdan Chmielnicki, der das polnischen Judentum erfasste, bildeten einen guten Nährboden für eine "gute" Nachricht - die Ankunft des Messias. Während Nathan in Gaza blieb, zog Shabbetaj nach Palästina. In Jerusalem, wo er mit den von ihm ernannten zwölf Vertretern der Stämme Israels erschien, um auf dem Tempelberg ein Opfer zu verrichten, kam es zum Konflikt mit dem Jerusalemer Rabbinat. Die Mehrheit akzeptierte weder Shabbetajs Anspruch der Messias, noch Nathans Anspruch Prophet zu sein. Aber der Versuch Shabbetajs die muslimische Herrschaft herauszufordern gab dem ganzen den Rest. Shabbetaj musste wohl den Versuch aufgeben und Jerusalem verlassen. Über Safed, Damaskus und Aleppo kehrte er nach Smyrna zurück, wo er im Herbst 1665 ankam. Mittlerweile war er durch das Jerusalemer Rabbinat mit dem Bann belegt worden.
Smyrna und Konstantinopel
In Smyrna verhielt sich Shabbetaj zunächst zurückhaltend. Auch in seiner Vaterstadt waren die Juden wohl gespalten, wie man sich ihm gegenüber verhalten solle. Im Dezember tat Shabbetaj Zvi den nächsten Schritt. Er besetzte die sephardische Synagoge. Später ernannte er dann Könige und Vizekönige und vergab Königreiche. Am 30. Dezember 1665 zog er begleitet von vier Rabbis Richtung Konstantinopel. Hatten die türkischen Behörden bisher sehr ruhig reagiert, so schritten sie nun doch ein und setzten den "Messias" und sein Gefolge fest, als er Anfang Februar 1666 in Konstantinopel ankam. Er kam in Gallipoli in eine Art Ehrenhaft, wo er Gesandte empfangen und Audienzen erteilen konnte. Der Messias saß zwar fest, das scheint die Anhänger aber keineswegs abgeschreckt zu haben.
Konversion
Am 12. oder 13. September wurde Shabbetaj nach Adrianopel gebracht, wo er am 15. September ankam. Was genau am Hofe des Sultans geschah ist nicht bekannt. Berichten zu folge verneinte er die Frage, ob er der Messias sei. Ausserdem scheint er vor die Entscheidung gestellt worden zu sein, ein qualvollen Tod zu erleiden oder zum Islam überzutreten. Shabbetaj konvertierte und erhielt den Namen des Sultan. Ausserdem wurde Mehmed Effendi zum "Wächter der Palasttüren" (kapici bashi) ernannt. Seine Frau Sarah trat ebenfalls zum Islam über, wie viele enge Anhänger seiner Bewegung auch.
Ende
Ende des Jahres 1672 wurde Shabbetaj verhaftet. Die Anklage lautete auf Abfall vom Islam. Doch Shabbetaj hatte Glück. Er wurde nicht etwa zum Tode verurteilt, wie es bei Abfall vom Islam üblich war, sondern er wurde in die Verbannung nach Albanien geschickt. Er starb am 16. Semtember des Jahres 1676 im Exil.