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Politisches System des Vereinigten Königreichs

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Viele der folgenden Informationen sind veraltet! Die Verwaltungsgliederung ist jedoch aktuell!


Politische System des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland

Die Staatsform des Vereinigte Königreich ist die Parlamentarische Monarchie. Die Regierungsform ist ein demokratisches Parlamentarisches Regierungssystem. Auch wenn formal der Monarch alle Befugnisse besitzt gilt Großbritannien als eine der ältesten Demokratien der Welt, die eigendliche Regierungsmacht liegt beim Premierminister, der sich auf die Mehrheit der Abgeordneten im Unterhaus stützt. Im Gegensatz zu vielen anderen Demokratien besitzt das Vereinigte Königreich keine geschriebene Verfassung.


Staatsoberhaupt

Die Königin (oder der König) ist das Staatsoberhaupt Großbritanniens und damit auch das Staatsoberhaupt vieler Staaten im Commonwealth of Nations. Formal ist der Monarch gleichzeitig den Oberbefehl über die Streitkräfte, genießt volles Konsultationsrecht und schlägt den Premierminister vor. Traditionell nimmt der König keine Stellung zu politischen Themen. Zur Zeit regiert Königin Elizabeth II.

Regierungssystem

In erster Linie ist das Politische System die Parlamentarisch-Demokratische Erbmonarchie des Hauses Windsor. Es existiert keine geschriebene Verfassung. Die Verfassung beruht auf ungeschriebenem Recht und auf einzelnen Gesetzen. Das Parlament ist nach britischem Rechtsverständnis Souverän und darf im Prinzip Gesetze jedes beliebigen Inhalts erlassen. Beispielsweise hätte es auch das Recht, die Monarchie abzuschaffen.

Das Parlament Großbritanniens setzt sich aus zwei Kammern zusammen:

  • Im Unterhaus (House of Commons) werden die 659 Mitglieder spätestens alle fünf Jahre direkt gewählt. Das Unterhaus setzt sich wie folgt zusammen (leicht veraltet):
  • Das Oberhaus (House of Lords) kann Gesetze Vorschlagen und die Gesetze des Unterhauses für ein Jahr aufschieben, jedoch nicht verhindern. Es setzt sich wie folgt zusammen:
    • 793 Adlige, davon nur noch ganz wenige mit erblichem Titel; die meisten haben nichterbliche, wegen besonderen Verdiensten verliehene Titel
    • 26 anglikanische Bischöfe

Das Wahlrecht wird mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres erlangt.

Parteien

Es gibt drei große Parteien in Großbritannien, die Conservative Party, die Labour Party und die Liberal Democrats (hervorgegangen aus einer Fusion von Liberal Party und Social Democratic Party). Bis 1922 wechselten sich Konservative und die Liberale an der Macht ab, seither die Konservativen und die Labour Party. Obwohl die Liberal Party regelmäßig etwa 20% der Stimmen erreicht, wird sie wegen des Mehrheitswahlrechts stark benachteiligt.

In Nordirland hat keine der drei großen Parteien eine bedeutende Anhängerschaft; die Liberal Democrats und die Labour Party stellen nicht einmal Kandidaten für die Unterhauswahlen. Hier wird die Politik durch Parteien geprägt, die entweder für oder gegen die Union mit Großbritannien resp. für oder gegen den Anschluß an die Republik Irland sind. Pro-unionistisch sind die Ulster Unionist Party und die Democratic Unionist Party. Ganz klar pro-irisch ist die Sinn Féin, deren Parlamentarier nie an den Parlamentssitzungen teilnehmen, da sie sonst einen Eid auf die Königin ablegen müssten. Zwischen diesen Extrempositionen bewegen sich die Social Democratic and Labour Party und die Alliance Party, welche einen Ausgleich zwischen Katholiken und Protestanten zu finden hoffen.

In Schottland ist die Scottish National Party sehr bedeutend; sie hat sich die Unabhängigkeit Schottlands zum Ziel gesetzt. In Wales setzt sich Plaid Cymru für mehr Autonomie gegenüber England sowie den Erhalt der walisischen Sprache und Kultur ein.

Die letzte Wahl zum Unterhaus fand am 7. Juni 2001 statt. Die Resultate lauteten wie folgt:

  • Labour Party: 40.7% (413 Sitze, 6 weniger als 1997)
  • Conservative Party: 31.7% (166 Sitze, 1 mehr als 1997)
  • Liberal Democrats: 18.3% (52 Sitze, 6 mehr als 1997)
  • Ulster Unionist Party: 6 Sitze
  • Democratic Unionist Party: 5 Sitze
  • Scottish National Party: 5 Sitze
  • Plaid Cymru: 4 Sitze
  • Sinn Féin: 4 Sitze
  • Social Democratic and Labour Party: 3 Sitze
  • Unabhängig: 1 Sitz (Richard Taylor von der "Kidderminster Hospital and Health Concern" im Wahlkreis Wyre Forest)

Zwei Parteien haben keine Sitze im Unterhaus, jedoch mehrere Sitze im Europäischen Parlament, da diese Wahlen nach dem faireren Verhältniswahlrecht durchgeführt werden:

Gliederung Großbritanniens

Die territoriale Gliederung Großbritanniens ist seit dem späten 19. Jahrhundert mehrmals stark verändert worden, was zum Teil zu vollständig neuen Verwaltungsbezirken und später auch wieder zu Auflösungen solcher Bezirke führte. Dennoch werden bis heute zum Teil immer noch die Namen der alten Grafschaften im Alltagsgebrauch verwendet, wenngleich der Ort gar nicht mehr zu dieser Grafschaft gehört. Auch in Zukunft sind weitere Veränderungen in der Lokalverwaltung zu erwarten. Die folgende Übersicht gibt den Stand von 2004 wieder.

England

In England gibt es 35 Counties ("Grafschaften"), 40 so genannte Unitary Authorithies, 6 Metropoltan Counties sowie Greater London mit seinem Bürgermeister Ken Livingstone. Näheres hierzu siehe bei Verwaltungsgliederung Englands und Districts in England.

Wales

Die derzeitige Verwaltungsstruktur in Wales wurde am 1. April 1996 eingeführt und teilt Wales in 22 so genannte Unitary Authorities, d.h. sie sind für alle lokalen Verwaltungsaufgaben zuständig. Es gibt keine Verwaltungsstufe über oder unter ihnen ("einstufige Verwaltung"). In Deutschland könnte man diese Verwaltungseinheiten mit den kreisfreien Städten vergleichen. Die 22 Unitary Authorities haben somit zwar alle den gleichen Verwaltungsstatus, führen jedoch aufgrund ihrer Geschichte bzw. ihrer Größe unterschiedliche Bezeichnungen, so gibt es 3 Cities ("Städte"), 10 County Boroughs ("Grafschaftsbezirke") und 9 Counties ("Grafschaften"). Die Verwaltungsgebiete sind:

Datei:Vw-wales.png
Verwaltung
  1. Merthyr Tydfil (County Borough)
  2. Caerphilly (County Borough)
  3. Blaenau Gwent (County Borough)
  4. Torfaen (County Borough)
  5. Monmouthshire (County)
  6. Newport (City)
  7. Cardiff (City)
  8. Vale of Glamorgan (County Borough)
  9. Bridgend (County Borough)
  10. Rhondda Cynon Taf (County Borough)
  11. Neath Port Talbot (County Borough)
  12. Swansea (City)
  13. Carmarthenshire (County)
  14. Ceredigion (County)
  15. Powys (County)
  16. Wrexham (County Borough)
  17. Flintshire (County)
  18. Denbighshire (County)
  19. Conwy (County Borough)
  20. Gwynedd (County)
  21. Anglesey (County)
  22. Pembrokeshire (County)

Verwaltungsgliederung von Wales 1974 bis 1996

Zwischen 1974 und 1996 gab es in Wales insgesamt 8 Counties, die sich in Districts unterteilten ("zweistufige Verwaltung"). Die 8 (neuen) Counties waren bei der Neuorganisation der Kommunalverwaltung 1974 anstelle der 1888 eingerichteten 13 (alten) Counties sowie 4 County Boroughs (Cardiff, Swansea, Merthyr Tydfil und Newport) geschaffen worden. Den Counties wurden alle Walisische Bezeichnungen gegeben. Lediglich die Glamorgan-Counties erhielten auch englische Namen.

  1. Gwent
  2. South Glamorgan
    (De Morgannwg)
  3. Mid Glamorgan
    (Canol Morgannwg)
  4. West Glamorgan
    (Gorllewin Morgannwg)
  5. Dyfed
  6. Powys
  7. Gwynedd
  8. Clwyd

Die 8 Counties waren in folgende Districts unterteilt:

1996 wurden diese Verwaltungsstrukturen wieder aufgelöst. Es entstanden die heutigen oben genannten 22 Unitary Authorities, welche seither sowohl die Verwaltung der Counties als auch der Districts wahrnehmen ("einstufige Verwaltung").

Schottland

Schottland besteht heute aus 32 Unitary Authorities, darunter 3 Inselbezirke. Diese Verwaltungsgliederung wurde am 1. April 1996 eingeführt. Es handelt sich - wie in Wales - um eine "einstufige Verwaltung", d.h. die Verwaltungsbezirke sind für alle lokalen Aufgaben zuständig. Es gibt keine Verwaltungsebene über oder unter ihnen. Zwischen 1975 und 1996 war Schottland in die 9 Regionen (im Gegensatz zu England und Wales wurden sie nicht als Counties bezeichnet) Strathclyde, Dumfries and Galloway, Borders, Lothian, Central Scotland, Fife, Tayside, Grampian und Highland sowie die 3 Inselregionen Western Isles, Shetland und Orkney eingeteilt. Diese waren weiter in Districts unterteilt. Vor 1975 gab es in Schottland - wie in England und Wales - Counties, die 1889 eingerichtet worden waren. Vor 1889 gab es Cities, Burghs und Parishes.

Heutige Verwaltungsgliederung Schottlands

Die beiden Inselbezirke Orkney und Shetland sind in der Karte nicht dargestellt.

  1. Inverclyde
  2. Renfrewshire
  3. West Dunbartonshire
  4. East Dunbartonshire
  5. Glasgow
  6. East Renfrewshire
  7. North Lanarkshire
  8. Falkirk
  9. West Lothian
  10. Edinburgh
  11. Midlothian
  12. East Lothian
  13. Clackmannanshire
  14. Fife
  15. Dundee

  1. Angus
  2. Aberdeenshire
  3. Aberdeen
  4. Moray
  5. Highland
  6. Western Isles
    (Na h-Eileanan Siar)
  7. Argyll and Bute
  8. Perth and Kinross
  9. Stirling
  10. North Ayrshire
  11. East Ayrshire
  12. South Ayrshire
  13. Dumfries and Galloway
  14. South Lanarkshire
  15. Scottish Borders

Statistik

Hauptgebiet Fläche
(km²)
Einwohner
(2001)
Einwohnerdichte
(E/km²)
Aberdeen 182 212,125 1164
Aberdeenshire 6317 226,871 36
Angus 2184 108,400 50
Argyll and Bute 7023 91,306 13
Clackmannanshire 158 48,077 304
Dumfries and Galloway 6446 147,765 23
Dundee 55 145,663 2648
East Ayrshire 1275 120,235 94
East Dunbartonshire 176 108,243 617
East Lothian 666 90,088 135
East Renfrewshire 168 89,311 532
City of Edinburgh 260 448,624 1725
Falkirk 293 145,191 496
Fife 1340 349,429 261
Glasgow 175 577,869 3307
Highland 26119 208,914 8
Inverclyde 167 84,203 503
Midlothian 350 80,941 231
Moray 2237 86,940 39
North Ayrshire 888 135,817 153
North Lanarkshire 476 321,067 674
Perth and Kinross 5395 134,949 25
Renfrewshire 263 172,867 659
Scottish Borders 4727 106,764 23
South Ayrshire 1230 112,097 93
South Lanarkshire 1778 302,216 170
Stirling 2243 86,212 38
West Dunbartonshire 176 93,378 531
West Lothian 427 158,714 372
Hauptgebiet gesamt 73193 4,994,276 68
Inselgebiete      
Orkneys 1025 19,245 19
Shetland 1471 21,988 15
Western Isles (Na h-Eileanan Siar) 3070 26,502 9
Inselgebiete gesamt 5566 67,735 12
Schottland gesamt 78759 5,062,011 64

Verwaltungsgliederung Schottlands 1975 bis 1996

Zwischen 1975 und 1996 gab es in Schottland insgesamt 9 Regionen, die sich in Districts unterteilten ("zweistufige Verwaltung") sowie drei Inselbezirke (Shetland, Orkney und Western Isles). Die Regionen waren bei der Neuorganisation der Kommunalverwaltung 1975 anstelle der 1889 eingerichteten Counties geschaffen worden. Im Gegensatz zu England und Wales, wo es auch nach 1974 noch Counties gab, wählte man in Schottland den Begriff "Region".

Mir Wirkung vom 1. April 1996 wurden diese Verwaltungsstrukturen wieder aufgelöst. Es entstanden die heutigen 32 Unitary Authorities (inclusiv der 3 Inselbezirke), welche seither sowohl die Verwaltung der Regionen als auch der Districts wahrnehmen ("einstufige Verwaltung").

  1. Strathclyde
  2. Dumfries and Galloway
  3. Borders
  4. Lothian
  5. Central
  6. Fife
  7. Tayside
  8. Grampian
  9. Highland

Datei:200px-Scotland1974Numbered.png

Alphabetische Auflistung der ehemaligen Districts mit zugehöriger Region

District Region
Aberdeen Grampian
Angus Tayside
Annandale and Eskdale Dumfries and Galloway
Argyll and Bute Strathclyde
Badenoch and Strathspey Highland
Banff and Buchan Grampian
Bearsden and Milngavie Strathclyde
Berwickshire Borders
Caithness Highland
Clackmannan Central
Clydebank Strathclyde
Clydesdale Strathclyde
Cumbernauld and Kilsyth Strathclyde
Cumnock and Doon Valley Strathclyde
Cunninghame Strathclyde
Dumbarton Strathclyde
Dundee Tayside
Dunfermline Fife
East Kilbride Strathclyde
East Lothian Lothian
Eastwood Strathclyde
Edinburgh Lothian
Ettrick and Lauderdale Borders
Falkirk Central
Glasgow Strathclyde
Gordon Grampian
Hamilton Strathclyde
Inverclyde Strathclyde
Inverness Highland
Kilmarnock and Loudoun Strathclyde
Kincardine and Deeside Grampian
Kirkcaldy Fife
Kyle and Carrick Strathclyde
Lochaber Highland
Midlothian Lothian
Monklands Strathclyde
Moray Grampian
Motherwell Strathclyde
Nairn Highland
Nithsdale Dumfries and Galloway
North-East Fife Fife
Orkney Islands
Perth and Kinross Tayside
Renfrew Strathclyde
Ross and Cromarty Highland
Roxburgh Borders
Shetland Islands
Skye and Lochalsh Highland
Stewartry Dumfries and Galloway
Stirling Central
Strathkelvin Strathclyde
Sutherland Highland
Tweeddale Borders
Western Isles
West Lothian Lothian
Wigtown Dumfries and Galloway

Nordirland

In Nordirland gibt es 26 Bezirke (Districts). Es handelt sich - wie in Wales und Schottland um so genannte Unitary Authorities, d.h. sie sind für alle lokalen Verwaltungsaufgaben zuständig. Es gibt keine Verwaltungsstufe über oder unter ihnen ("einstufige Verwaltung"). Manche der Districts führen aufgrund ihrer Geschichte oder Bedeutung die Bezeichnung City. Dies ist in der folgenden Übersicht besonders gekennzeichnet.

Die heutige Verwaltungsstruktur wurde 1973 eingeführt. Sie löste die seit 1898 bestehende Gliederung ab, bei der es insgesamt 6 Counties und 2 County Boroughs gab. Die Counties waren in verschiedene Urban districts ("städtische Bezirke") und Rural districts ("ländliche Bezirke") unterteilt. Es handelte sich somit bis 1973 um eine "zweistufige Verwaltung".

  1. Antrim
  2. Ards
  3. Armagh (City)
  4. Ballymena
  5. Ballymoney
  6. Banbridge
  7. Belfast (City)
  8. Carrickfergus
  9. Castlereagh
  10. Coleraine
  11. Cookstown
  12. Craigavon
  13. Derry (City)
  1. Down
  2. Dungannon and South Tyrone
  3. Fermanagh
  4. Larne
  5. Limavady
  6. Lisburn (City)
  7. Magherafelt
  8. Moyle
  9. Newry and Mourne
  10. Newtownabbey
  11. North Down
  12. Omagh
  13. Strabane