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Harran

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Reste einer Stadt in Harran
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Die berühmten Bienenkorbhäuser von Harran
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Innenansicht eines Bienenkorbhauses
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Wasserwerk in Harran
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Universität von Harran

Carrhae (griech. Karrhai, akkad. Harrânu, arab. حران, hebr. חרן) war eine antike Stadt im nördlichen Mesopotamien, am heute türkischen Teil des Flusses Belich (Provinz Şanlıurfa). Sie ist vor allem wegen der Schlacht bei Carrhae im Jahre 53 v. Chr. berühmt. Carrhae liegt 44 km südöstlich von Şanlıurfa. Die historische Stadt, die jedes Jahr von vielen in- und ausländischen Touristen besucht wird, wurde im Zentrum der Harran-Ebene gegründet. Ihr heutiger Name ist Harran.

Geschichte

Der Ort war schon im 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt und ist ab den Mari-Briefen des Zimri-Lim aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. auch in schriftlichen Quellen greifbar. Er war für seinen Tempel des Mondgottes Sin bekannt, der auch bereits zu dieser Zeit erwähnt wird. Dort befand sich der dem Gott heilige Stein, der im Rahmen des Steinkultes verehrt wurde. Eine Priesterin dieses Mondkultes war die Mutter des letzten babylonischen Königs Nabonid (556–539 v. Chr.), der ihr zuliebe den babylonischen Festkalender änderte und damit innenpolitische Konflikte provozierte, die letztlich zum Ende des babylonischen Reiches herbeiführten.

Der Ort befindet sich auf der Kreuzung der Handelsstraßen von Mesopotamien nach Westen und Nordwesten fahren. Wegen dieser Eigenschaft war sie Haltestelle der Asuren, die nach Anatolien für den Handel kamen. Der Handel zwischen Anatolien und Mesopotamien wurde jahrhundertelang über Harran abgewickelt.

Der Ort wurde schließlich Teil des Achämenidenreichs, kam dann unter die Herrschaft der Seleukiden und schließlich der Parther. Besondere Berühmtheit erlangte der Ort im Jahr 53 v. Chr., als der Triumvir Crassus in der Schlacht bei Carrhae zusammen mit fast 20.000 römischen Soldaten den Tod im Kampf mit den Parthern fand (Plutarch bietet einen eindrucksvollen Bericht über diese Schlacht, die eine der schwersten Niederlagen der römischen Geschichte darstellte). Unter Septimius Severus wurde der Ort am Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. Teil des Imperium Romanum. Kaiser Caracalla fand 217 in seiner Nähe den Tod, als er dem Heiligtum einen Besuch abstatten wollte und auf dem Weg ermordet wurde.

Im Jahre 260 n. Chr. fand in der Nähe von Carrhae die Schlacht zwischen dem Sassanidenkönig Schapur I. und dem römischen Kaiser Valerian statt, bei der letzterer geschlagen und gefangen genommen wurde. Valerian musste den Rest seines Lebens in sassanidischer Gefangeschaft verbringen. Der palmyrenische König Odaenathus eroberte die Stadt im Jahre 264 zurück; als das Reich von Palmyra wenige Jahre später von Kaiser Aurelian zerschlagen wurde, fiel Carrhae wieder an das römische Reich.

In der Spätantike war Carrhae lange Zeit ein Hort der alten Religion inmitten eines nun weitgehend christianisierten Reiches. Noch im 6. Jahrhundert gibt Prokopios von Caesarea an, dass in der Stadt, die die Christen vielfach Hellenopolis ("Stadt der Hellenen/Heiden") nannten, noch zahlreiche Altgläubige lebten. Nach einer umstrittenen Theorie war Carrhae der Ort, an dem der bedeutende heidnische Neuplatoniker Simplikios nach 532 eine Philosophenschule einrichtete, die vielleicht noch im 7. Jahrhundert Bestand hatte, als die muslimischen Araber die Stadt eroberten. Unter dem Namen Sabier konnten sich Reste der altbabylonischen Religion noch bis ins 12./13. Jh. in Harran halten.

Landwirtschaft

Die Flüsse Cüllab und Deysan sind ausgetrocknet. Dem damit verbundenen Problem des Wassermangels in der Harran-Ebene versucht man mit Hilfe des Atatürk-Staudamms Herr zu werden. So soll Wasser über zwei Tunnel bei Şanlıurfa in die Ebene fließen, um den Boden grün und fruchtbar zu machen.

Bedeutende Persönlichkeiten

Literatur

  • Daniel Chwolson: Die Ssabier und der Ssabismus. 2 Bde. Petersburg 1856.
  • Tamara Green: The City of the Moon God. The Religious Traditions of Harran. Leiden 1992. ISBN 9004095136