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Geschichtenberg

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Eingang zur Kuppel

Das Germanengrab oder der Galgenberg liegt am Rand der Innenstadt von Itzehoe und ist einer der größten bronzezeitlichen Grabhügel Schleswig-Holsteins. Die Bezeichnung Galgenberg ist geläufig, aber ungenau. Es gibt im Stadtgebiet von Itzehoe vier sogenannte Galgenberge, die gleichzeitig als Hinrichtungsstätte genutzt wurden. Drei davon sind Grabhügel aus der Bronzezeit. Das Germanengrab wurde auf einer 72 Meter hohen Eiszeitmoräne errichtet; ohne die heutige Stadtbebauung wäre von dort ein weiter Blick über die flachen Marschen möglich. Als Galgenberg diente er dem Zisterzienserinnenkloster in Itzehoe.

Geschichte

Das Innere des Grabmals

Ausgrabung

1937 wurde der Grabhügel abgetragen und wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse zeigten eine Nutzung von über zweihundert Jahren (von ca. 1500 bis 1300 v. Chr.). Es wurden zwölf Gräber gefunden, in denen Männer und Frauen bestattet waren. Nur ein Grab enthielt die Überreste eines minderjährigen Kindes. Aus ursprünglich zwei nebeneinander liegenden Gräbern wurde im Laufe der Zeit ein einzelner Grabhügel. Die neuen Gräber wurden jeweils übereinander angelegt, so dass man heute ein Sippengrab vermutet. In einem Sippengrab wurde jeweils der älteste Sohn und seine Frau bestattet. Zwei der Gräber waren Brandbestattungen, bei zehn Gräbern wurden Baumsärge genutzt. Die ersten Gräber hatten eine Umrandung aus Feldsteinen und wurden zum Schutz auch damit bedeckt. Als Grabbeigaben wurden hauptsächlich Geräte aus Flintstein und Bronze gefunden. Eine blaue Glasperle gilt als ältester Glasfund in Schleswig-Holstein. Aus der Gesamtheit der Funde schließt man heute, dass das Grab von einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie aus der Gegend von Lüneburg genutzt wurde. Lüneburg und Itzehoe sind heute durch den Elbtunnel ca. 115 Straßenkilometer entfernt, eine damalige Reise dürfte beschwerlicher gewesen sein.

Nationalsozialismus

Durch den damals vorherrschenden nationalsozialistischen Ahnenkult wurde eine Weihestätte geplant, die aber nie vollendet wurde. Da diese Grabmäler ursprünglich einer Bauernsippe zugeordnet wurden, bekam der Hügel den Namen "Germanengrab". Er sollte damit auf die lange Geschichte der Germanen, der sogenannten "Herrenrasse", hinweisen.

Nach der Ausgrabung wurden die ersten drei Gräber wiederhergestellt. Eine vom Itzehoer Stadtbaurat Rudolph entworfene Steinkuppel über den Ruhestätten wurde gebaut, ein innen umlaufender Fries als Auschmückung kam nicht zur Ausführung. Dieser Fries wurde von Wilhelm Petersen, Elmshorn entworfen. Nach Fertigstellung der Kuppel wurde der Grabhügel mit Erde neu modelliert.

Zur 700-Jahr-Feier von Itzehoe im Jahre 1938 wurden die Außenanlagen des Germanengrabes fertiggestellt und als Aufmarschplatz genutzt.

Grabkammer aus Warringholz, Jungsteinzeit
Heute befindet sich auf dem Aufmarschplatz eine Gedenkstätte

Aktuell

Heute hat das Germanengrab als Hügel eine ähnliche Größe wie vor Beginn der Ausgrabung. Die monumentale Erdüberdeckung aus der Zeit des Nationalsozialismus wurde entfernt. Die Kuppel mit den Gräbern ist bei Voranmeldung (Kreismuseum) zu besichtigen, ein eingeschränkter Blick ist durch das vergitterte Eingangstor möglich. Vor dem Kuppeleingang im Außenbereich wurden die Überreste einer aus der Jungsteinzeit stammenden Grabkammer aus Warringholz aufgebaut. Die ehemalige Aufmarschfläche an der Frontseite des Grabes ist heute eine Gedenkstätte für die Toten und Vertriebenen der Weltkriege.

Galgenberge in Itzehoe

Bedingt durch die historisch gewachsene Verwaltungsstruktur gab es in Itzehoe von 1617 bis zum 19. Jahrhundert vier eigene Gerichtsbezirke mit jeweils eigenem Galgenberg.

Es galt das mittelalterliche Recht der Burg.

Dieses Archäologische Denkmal findet man heute im Stadtteil Wellenkamp, innerhalb der Ringstrasse "Galgenberg". Es ist ein bronzezeitlicher Grabhügel und diente bis 1856 als Richtstätte.

  • Adolf IV. von Schauenburg und Holstein gründete 1238 neben der Burg die Neustadt. Der Begriff "Neustadt" wird auch heute noch offiziell genutzt; er ist aber im historischen Zusammenhang zu sehen. Die "Neustadt" ist der älteste Siedlungsteil in Itzehoe.

Diese Kaufmannssiedlung wurde mit dem "Lübischen Recht" ausgestattet.

  • 1256 wurde in Itzehoe ein Zisterzienserinnenkloster gegründet. In der Reformationszeit wurde es 1541 in ein adliges, evangelisches Damenstift umgewandelt und existiert noch heute. Der noch bestehende "Klosterhof" neben der St. Laurentii-Kirche ist einer der ältesten erhaltenen Bereiche in Itzehoe. Das Kloster hatte ein eigenes Recht.

Der Galgenberg des Klosters war das hier beschriebene Germanengrab.

  • Die Herrschaft Breitenburg

Trivia

Zur Errichtung der nationalsozialistischen "Weihestätte" wurden Spendensammlungen veranstaltet, auch die Besichtigung der Kuppel war nicht kostenlos. Deshalb wurde der Name "Groschengrab" in der damaligen Zeit scherzhaft ebenfalls verwendet.

Literatur

  • Persönlichkeiten und Geschichten aus Itzehoes Vergangenheit, Dr. Rudolf Irmisch
Commons: Germanengrab Itzehoe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien