Hermaphroditismus
Hermaphroditismus in der Medizin
In der Medizin ist der Begriff Hermaphrodit ein alternativer Ausdruck für Menschen mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen. Die heute gebräuchlichere Bezeichnung ist "Intersexuelle Menschen".
Einige Menschen mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen lehnen die Bezeichnung Intersexuelle ab und bezeichnen sich selbst als intersexuelle Menschen, Hermaphroditen bzw. Zwitter. Diese Hermaphroditen nehmen für sich in Anspruch, ein drittes Geschlecht neben Mann und Frau zu bilden und wünschen die Anerkennung ihrer Geschlechtlichkeit durch Gesellschaft und Standesämter.
Dies sind vor allem Hermaphroditen, deren Identitätsgeschlecht ganz natürlicherweise hermaphroditisch ist.
Mit anderen intersexuellen Menschen treten sie vor allem gegen medizinisch nicht erforderliche Eingriffe an intersexuellen Kindern wie Kastration und die Anlage von zum Beispiel Neovaginen (siehe auch Kolpopoese) bei Kleinkindern ein, da hierdurch das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf Selbstbestimmung verletzt werden.
Hermaphroditismus in der Zoologie
In der Zoologie ist ein Hermaphrodit eine Spezies, deren Mitglieder in einem bestimmten Stadium ihres Lebens sowohl männliche, als auch weibliche Geschlechtsorgane besitzen. Ein bekannter Vertreter ist der gemeine Regenwurm. Aber auch bestimmte Fischarten wechseln im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht. Während des Wechselns besitzen sie Geschlechtsorgane beider Geschlechter.
Pseudohermaphroditismus
ICD-10-Code Pseudohermaphroditismus | ||
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Unter dem Begriff Pseudohermaphroditismus versteht man Zustände, bei denen das gonadale Geschlecht, d.h. die inneren Geschlechtsorgane nicht mit dem Aussehen der Genitalien, somit dem genitalen Geschlecht, sowie den sekundären Geschlechtsmerkmalen übereinstimmen. Klinisch kommt es zum Auftreten eines virilisierten weiblichen oder eines mangelhaft virilisierten männlichen Genitales. Es gibt zwei verschiedene Arten des P.H.: masculinus und femininus.
Andere Bereiche
Das Wort Hermaphrodit wird heutzutage in der Technik verwendet, wenn bei einem Stecker- oder Kupplungs-System die zusammengehörigen Teile gleich sind, zum Beispiel beim IBM Cabling System.
Eine literarische Bearbeitung des Themas findet sich in dem Roman "Middlesex" von Jeffrey Eugenides, der im Jahr 2003 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.
Etymologie und Literatur
Das Wort Hermaphrodit leitet sich von Hermaphroditos ab, einer Figur aus der griechischen Mythologie.
Ovid beschrieb in seinen Metamorphosen, wie aus dem Sohn Aphrodites und Hermes' durch die feste Umarmung der verliebten Nymphe Salmakis ein zweigeschlechtliches Wesen entstand, und deutet dies als "Ätiologie" der Zwitterbildung.
In der S.F.-Literatur wird Hermaphrodismus oft als Kennzeichnung aliener Species verwendet oder auch als (absichtlich hervorgerufener) "fremdartiger" Zustand zukünftiger Menschen(kulturen) eingeführt (z.B. die Herm vom Planeten Beta in: Barryar-Zyklus von Lois McBujold).
Siehe auch
- Smith-Lemli-Opitz-Syndrom (Typ II mit Pseudo-Hermaphroditismus)*
- Swyer-Syndrom
- Zwitter
- Heteronormativität
- Intersexualität
- Androgynität
- Futanari
- Karl M. Baer
Weblinks
- Intersex Society of North America (ISNA) - Interessenorganisation in den USA
- Das verordnete Geschlecht - Engagierter Dokumentarfilm