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Milton Friedman

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Milton Friedman (* 31. Juli 1912 in Brooklyn, New York City; † 16. November 2006 in San Francisco) war ein US-amerikanischer Ökonom, bekannt für seine Arbeiten auf den Gebieten der Makroökonomie, Mikroökonomie, ökonomischen Geschichte und Statistik. Er war Professor an der Universität von Chicago und erhielt 1976 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Friedman gilt als Hauptvertreter der Chicagoer Schule und als bedeutender Ökonom des 20. Jahrhunderts. Seine liberale Grundhaltung kommt in seinem Bestseller Kapitalismus und Freiheit (1962) zum Ausdruck. Darin forderte er die Minimierung der Rolle des Staates, um somit politische und gesellschaftliche Freiheit zu fördern.

Friedman war Schüler von Frank Knight. Sein Sohn ist David D. Friedman.

Leben

Friedman wurde als Sohn ungarischer Einwanderer in New York City geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Rahway, New Jersey.

Bereits im Alter von 16 Jahren begann er ein Mathematik- und Ökonomiestudium an der Rutgers University, New Jersey. 1932 schloss er es mit einem Bachelor of Arts ab. Er entschloss sich, sein Studium an der Universität Chicago mit dem Fokus auf Ökonomie weiterzuführen. Dort erhielt er den Titel Master of Arts.

Friedman veröffentlichte in der Folgezeit mehrere Artikel in Fachzeitschriften, u. a. im Quarterly Journal of Economics der Harvard Universität. Die Columbia Universität bot ihm schließlich ein großzügiges Stipendium an, weshalb er sich dazu entschied, dort seine Dissertation zu schreiben. Der Arbeit mit dem Titel „Income from Independent Professional Practice“ beschäftigt sich mit der ökonomischen Situation von Angehörigen freier Berufe. 1941–1943 war er für die Steuerforschungsabteilung des US-Finanzministeriums (National Bureau of Economic Research) tätig. Zu diesem Zeitpunkt war seine Doktorarbeit bereits abgeschlossen, er musste sie aber bis 1946 wegen ihrer politischen Sprengkraft unter Verschluss halten.

1938 heiratete er die Ökonomin Rose Director. Ihre Tochter Janet wurde 1943 geboren, 1945 ihr Sohn David, der später ebenfalls Wirtschaftswissenschaftler wurde.

1946 begann er seine Lehrtätigkeit an der Universität Chicago, die er bis 1976 ausübte. In dieser Zeit bildete sich in der Ökonomie der Begriff Chicagoer Schule, den Friedman maßgeblich prägte.

In den 1950er Jahren beschäftigte er sich mit der Lehre der Nachfragepolitik von John Maynard Keynes. Seine Kritik derselben erschien 1957 unter dem Titel A Theory of the Consumption Function. In den 70er Jahren löste seine angebotsorientierte Wirtschaftstheorie das Modell des Keynesianismus ab.

Als sein Hauptwerk wird das 1963 erschienene A Monetary History of the United States, 1867–1960 angesehen. Darin beschrieb Friedman die großen Auswirkungen der Geldmengenänderung auf Konjunkturzyklen und bestritt damit die keynesianische Erklärung der Weltwirtschaftskrise. Diese ist nach Friedman nicht auf die Instabilität des privaten Sektors, sondern auf die Geldmengenreduktion des Federal Reserve Systems zurückzuführen. In der Folgezeit wurde Friedman durch populärwissenschaftliche Abhandlungen, insbesondere durch das 1963 erschienene Buch Kapitalismus und Freiheit, einem breiten Publikum bekannt. Zudem war er in den 1960er/1970er Jahren als Kolumnist für das bekannte Magazin Newsweek tätig. In den 1980er Jahren gestaltete Friedman zusammen mit seiner Frau unter dem Titel Free to Choose mehrere Sendungen über wirtschaftliche Themen, die im Fernsehen zu sehen waren.

Friedman war auch an politischen Entscheidungen beteiligt. So schaffte die US-Regierung 1971 nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems auf seinen Rat hin die feste Wechselkursbindung des Dollars an andere Währungen ab. Die von Friedman vorausgesagte konjunkturstabilisierende Wirkung stellte sich bald ein. Er unterstützte außerdem aktiv zahlreiche Volksabstimmungen zur Senkung von Steuern. 2005 befürwortete er, zusammen mit 500 anderen Unterzeichnern, in einem offenen Brief an die US-Regierung die Legalisierung von Marihuana.

1977, nach seiner Emeritierung in Chicago, wechselte Friedman zur Hoover Institution der Universität Stanford, für das er bis zu seinem Tod im November 2006 tätig war. Er starb an Herzversagen.

Wirken

Monetarismus

Friedman gilt als führender Vertreter des Monetarismus und einer weitgehend freien Marktwirtschaft.

Im Zentrum seiner geldtheoretischen Überlegungen steht die These, dass es eine feste langfristige Beziehung zwischen Geldmenge und Inflation (oder auch Deflation) gebe. Damit ist für ihn Inflation ein rein monetäres Phänomen, dem die Zentralbank durch eine strikte Kontrolle der Geldmenge begegnen könne. Er griff die Idee Walter Euckens auf, Kreditinstituten eine 100-prozentige Mindestreserve vorzuschreiben.

Zugleich lehnte er die Finanzpolitik als Instrument der Nachfragesteuerung ab. Inflation entsteht nach seiner Theorie immer dann, wenn die Geldmenge schneller wächst als die Wertschöpfung in der Realwirtschaft. Staatliche Ausgaben zur Ankurbelung der Wirtschaft würden mittelfristig verpuffen. Die von Keynes entwickelte antizyklische Fiskalpolitik zur Abfederung der Konjunkturschwankungen könne deshalb nicht funktionieren. Zwei seiner wesentlichen Beiträge zur ökonomischen Debatte sind „Die quantitative Theorie des Geldes“ und „The expectations-augmented Phillips Curve“.

Liberalismus

Als Vertreter des Liberalismus stand die Freiheit des Einzelnen im Zentrum der Argumentation Friedmans. Er hielt die freie Wahl des Einzelnen für nutzbringender als staatliche Regelungen. Daher unterstützt er eine Reduktion der Staatsquote, freie Wechselkurse, stetiges Geldmengenwachstum, den Wegfall staatlicher Handelsbeschränkungen, die Aufhebung der Zugangsbeschränkungen zu bestimmten Berufsgruppen und eine Reduktion staatlicher Fürsorge. Friedman stellte auch die Luxusguthypothese des Geldes auf.

Er griff in den 1960er Jahren die Idee der negativen Einkommensteuer von Juliet Rhys-Williams aus den 1940er Jahren auf. Danach würde das Finanzamt jedem Steuerpflichtigen, dessen Einkommenssteuerschuld unter einem festzulegenden Minimum liegt, die Differenz ohne weitere Prüfungen überweisen.

Neben den Kernbereichen der Wirtschaftswissenschaft trat Friedman auch für mehr Freiheit in anderen Bereichen ein. Er setzte sich stets für die Abschaffung der Wehrpflicht in Friedenszeiten ein, plädierte für die Legalisierung von Marihuana und kämpfte für ein Bildungsgutscheinmodell.

Theorie der natürlichen Arbeitslosigkeit

Auch die Theorie der natürlichen Arbeitslosigkeit stammt von Milton Friedman. Sie besagt, dass es ein bestimmtes Niveau an Arbeitslosigkeit gebe, welches auf friktionelle und strukturelle Faktoren sowie Unvollkommenheiten des Marktes wie Informationsmängeln, Mobilitätshemmnissen, Anpassungskosten und demografischen Veränderungen zurückzuführen sei, und welches deshalb kurzfristig nicht beseitigt werden könne. Langfristig lasse sich die natürliche Arbeitslosigkeit allerdings durch Strukturreformen reduzieren. Im Idealfall, also in einem vollkommenen Markt, gehe die natürliche Arbeitslosigkeit gegen null.

Zitate

Witz und Schlagfertigkeit machten Milton Friedman zu einem Lieferanten pointierter Zitate. Einige davon seien hier in freier Übersetzung wiedergegeben:

  • «Die staatliche Lösung für ein Problem ist gewöhnlich genauso schlecht wie das Problem selbst.»
  • «Die soziale Verantwortung eines Unternehmens besteht darin, seinen Profit zu erhöhen.»
  • «Wirtschaftsheorie in einem einzigen Satz zusammengefssst: man kann nicht essen, ohne zu bezahlen.»
  • «Regierungen lernen nie. Nur Menschen lernen.»
  • «Geldausgeben ist das Lebenselexier von Politikern. Und zugleich die Grundlage ihrer Macht.»
  • «Nichts ist so permanent wie ein temporäres Regierungsprogramm.»
  • «Die Macht, Gutes zu tun, ist auch die Macht, Schaden anzurichten.»
  • «Ich bin für Steuersenkungen unter allen Umständen, mit welcher Entschuldigung auch immer, mit welcher Begründung auch immer, wenn immer es irgendwie möglich ist.»
  • «Den meisten Argumenten gegen den freien Markt liegt der fehlende Glaube an die Freiheit an sich zugrunde.»
  • «Der Schwarzmarkt war ein Weg, um staatliche Kontrollen herumzukommen. Er war ein Weg, den freien Markt funktionieren zu lassen. Es war ein Weg der Öffnung.»
  • «Die Weltwirtschaftskrise wurde, wie die meisten anderen Perioden großer Arbeitslosigkeit, durch staatliches Missmanagement verursacht und nicht durch eine inhärente Instabilität der Privatwirtschaft.»
  • «Inflation ist Besteuerung ohne Gesetzgebung.»
  • «There is no such thing as a free lunch.» (Es ist nichts umsonst.)
  • «Niemand gibt fremdes Geld so sorgfältig aus wie eigenes Geld. Niemand geht mit fremden Ressourcen so sorgfältig um wie mit eigenen.»
  • «Es gibt eine und nur eine soziale Verantwortung eines Unternehmens: die Ressourcen so einzusetzen und die Aktivitäten so zu setzen, dass die Gewinne gesteigert werden, solange es sich dabei nur innerhalb der Spielregeln bewegt oder, anders gesagt, solange es sich ohne Täuschung oder Betrug dem offenen und freien Wettbewerb aussetzt.»
  • «The business of business is business.»
  • «Viele Leute möchten, dass der Staat die Konsumenten schützt. Dabei wäre es wesentlich dringender, die Konsumenten vor dem Staat zu schützen.»
  • «Der meiste Schaden, den Drogen anrichten, hat damit zu tun, dass sie illegal sind.»
  • «Eine Gesellschaft, die Gleichheit - im Sinne der Gleichheit der Ergebnisse - höher wertet als Freiheit, wird schließlich in einem Zustand landen, in dem weder Gleichheit noch Freiheit herrscht.»
  • «Die Geschichte lehrt, dass der Kapitalismus eine notwendige Voraussetzung politischer Freiheit ist.»

Werk (Auswahl)

Literatur

  • Geigant/Haslinger/Sobotka/Westphal: Lexikon der Volkswirtschaft. 1994, S. 55;

Siehe auch