Omdurman
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Omdurman (arabisch أم درمان Umm Durmān; Alternativschreibung Umm Durman) ist eine Stadt im Sudanesischen Bundesstaat Al-Chartum und ist größte Stadt des Landes.
Mit der Hauptstadt Khartum und der Stadt Bahri bildet sie getrennt durch den Nil, der hier zusammenfließt, eine mit Brücken verbundene sogenannte Dreistadt. Anders als in dem wirtschaftlich prosperierenden Khartum, wird in Omdurman vornehmlich gewohnt. Die Stadt hat seit ihrer Gründung durch den Mahdi Muhammad Ahmad ihre eigene Tradition. Sie fungiert als religiöses Zentrum des Landes. Unter anderem beherbergt sie die Islamische Universität und verschiedene Sufi-Bruderschaften (Tariqas) sind hier aktiv.
Lage
Geographisch liegt die Dreistadt zwischen der Wüste des Nordens und dem fruchtbar lehmigen Gebietes Gezira, das zwischen dem Blauen und dem Weißen Nil liegt, im Süden. Der aus Uganda kommende Weiße Nil und der aus Äthiopien kommende Blaue Nil fließen zwischen Omdurman, Khartum und Bahri zusammen und bilden den Nil der weiter nach Norden fließt. Omdurman liegt am Ufer des Weißen Nils und des sich vereinten Nils.
Bevölkerung
Omdurman ist die größte Stadt des Sudans mit 2.970.099 Einwohnern (Berechnung 2006).
Bevölkerungsentwicklung:
Jahr | Einwohner[1] |
---|---|
1909 (Zensus)[2] | 42.779 |
1956 (k.A.) | 113.600 |
1973 (Zensus) | 299.399 |
1983 (Zensus) | 526.284 |
1993 (Zensus) | 1.271.403 |
2006 (Berechnung) | 2.970.099 |
Entstehungsgeschichte
Omdurman liegt auf ursprünglich nubischem Grund. Als Siedlungsort ist Omdurman wesentlich jünger als das schon im Altertum besiedelte, jedoch erst in den 1820ern durch die ägyptisch-türkischen Besatzer zum Verwaltungszentrum ausgebaute Khartum. Während der Belagerung von Khartum beim Mahdi-Aufstand befand sich das Lager des Mahdi Muhammad Ahmad bei Omdurman, welches damals eine Befestigungsanlage auf der gegenüberliegenden Seite des Nils darstellte. Omdurman wurde durch den Mahdi-Aufstand zur Hauptstadt des Unabhängigen Sudans in den Jahren von 1885 bis 1898. Ihr Name war zu dieser Zeit Stadt der Gläubigen – im Gegensatz zum durch die Ägypter und Briten als Hauptstadt bestimmten Khartum, als Stadt der Ungläubigen. In der Herrschaftszeit des Kalifen Abdallahi ibn Muhammad (1885-1898), der nach dem Tode des Mahdi Muhammad Ahmad die Führung der Mahdisten übernahm, lebten dort 150.000 Menschen. Diese Phase der Stadtentwicklung endete 1898 mit der Niederschlagung des Mahdi-Aufstandes in der Schlacht von Omdurman. 1956 war die Einwohnerzahl, trotz allgemeiner Bevölkerungszunahme im Sudan, auf 113.000 Menschen gesunken.
Stadtbild
Erst 1928 wurde die erste Verbindungsbrücke nach Khartum gebaut. Heute ist die Stadt durch zwei Brücken mit Khartum verbunden. Die sogenannte "alten Brücke", eine Bogenbrücke, stand erst in Indien, ehe sie von den Briten in den Sudan gebracht und wieder aufgebaut wurde. Eine weitere Brücke, "Shambat-Brücke" genannt, verbindet Omdurman mit der Stadt Bahri.
Das Zentrum bildet der Suq Omdurman, der größte Markt des Landes, an dem auch die Hauptmoschee liegt. In Omdurman finden sich eine Reihe von Universitäten und Krankenhäusern und weiteren Märkten wie dem Suq Libia und dem Suq al-Shabi. Nicht weit von der "neuen Brücke" nach Khartum und der großen Parlamentshalle steht der moderne Bau der "Nilein Moschee". Die in weiß gehaltene "Moschee der zwei Nile" (so die wörtl. Übersetzung des Namens) hat eine prismaförmigen Kuppel und gilt auch als Wahrzeichen Omdurmans.
Daneben gibt es ein Repräsentationszentrum aus den Zeiten des Mahdi Muhammad Ahmad, als Omdurman Hauptstadt war. So findet sich ein großer für Versammlungen angelegter Platz vor der zweitürmigen Khalifa Moschee mit ihrer silbernen Kuppel und dem Grab des Mahdi, einem gelben kastenförmigen Gebäude mit ebenfalls versilberter Kuppel. Bereits im Vorfeld der Schlacht wurde Omdurman durch die Geschütze der Kanonenboote beschossen und dabei das Grab Muhammad Ahmads beschädigt. Direkt neben dem Grab steht das Khalifa House, ein Museum, in dem Relikte aus der Zeit des Mahdi-Aufstand und Besatzerzeit, u.a. eines der ältesten Automobile der Welt, zu sehen sind.
Eine Vielzahl von Moscheen prägt das Bild der weiten Fläche der Stadt. Im Viertel Al-Masalam nördlich des zentralen Marktes gibt es eine große zweitürmige koptische Kirche. In Al-Mulazmeen gibt es außerdem die Kirche einer amerikanischen Mission. Auch die Radio- und Fernsehstation des Landes findet sich in Omdurman, im reicheren Stadtteil Al-Mulazmeen, direkt am Nil. Anders als in Khartum und Bahri sind die Nebenstraßen in Omdurman meistens unbefestigt. Auf ihnen finden sich vornehmlich PKW, Busse und Minibusse, Esel- und Pferdekarren, motorisierte Rikschas, Fußgänger und wenige Fahrradfahrer.
Weiter gibt es u.a. ein paar Restaurants am Nil oder in den Stadtteilen der reicheren Bevölkerung und sogenannte Clubs, in denen Platz für die großen Hochzeitsfeiern und andere Feierlichkeiten ist. Es gibt zwei Fußballstadien und mindestens zwei Kinos. Überall finden sich diverse kleine Läden, Esslokale und mobile Teeküchen entlang der Straßen.
Je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt, kommen Obst- und Gemüsestände an der Straße dazu, auf weiten Flächen kann man Friedhöfe sehen. Die Ausläufer der Stadt bilden ärmliche Wohngegenden und Slums. An den Ufern des Nils wird in einem recht schmalen Streifen Ackerbau betrieben. Das Ufer des Weißen Nils wird von Omdurman aus als Strand für Spaziergänge genutzt.
Bildung
Hochschulen und Universitäten
Dies ist eine noch unvollständige Liste aller Hochschulen und Universitäten in Omdurman:
Söhne und Töchter der Stadt
- Sadiq al-Mahdi, zweimaliger sudanesischer Ministerpräsident
- Dschafar Muhammad an-Numeiri, sudanesischer Präsident
- Abdel Khaliq Mahgoub, sudanesischer Politiker
Quellen
Literatur
- Bernhard Streck: Sudan. Steinerne Gräber und lebendige Kulturen am Nil. Köln 1983