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Sussja von Hanipol

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Titelseite der Sprüchesammlung Menorat Zahav (Warschau, 1902). Der Titel bedeutet „Der Goldene Leuchter“ oder „Die Goldene Menora“,

Sussja von Annipole (gestorben 1800) war ein chassidischer Rabbiner und Bruder von Elimelech von Lyschansk.[1] In erster Linie durch Lehrgeschichten und Anekdoten bekannt, spielt die Figur Sussjas eine wichtige Rolle in der Lehre und Praxis des Chassidismus.

Leben

Sussja war ein jüngerer Zeitgenosse von Ba'al Shem Tov (1698–1760), dem Begründer des Chassidismus; ob er ihn jemals getroffen hat, ist unbekannt.[2] Sussja war Schüler von Dow Bär von Mesritsch und ermutigte seinen Bruder Elimelech dazu, ebenfalls dieser Schule beizutreten.[1]

Es gibt ansonsten wenige zuverlässige historische Informationen über seinen Lebenslauf, doch enthält die chassidische Literatur viele Anekdoten über die beiden Brüder, die zusammen als Asketen von Ort zu Ort zogen.[3] Sussja wird darin oft als heiliger Narr dargestellt, der in den Augen der anderen Opfer und Erniedrigter ist, aber dennoch fröhlich seinen hingebungsvollen Dienst für Gott fortsetzt, so als hätte er nie Leid erfahren.[4] Diese literarische Figur, ob sie nun ein getreues Bild der historischen Person vermittelt oder nicht, spielt eine wichtige Rolle im chassidischen Diskurs und der chassidischen Praxis.[2]

Im Gegensatz zu seinem Bruder und vielen anderen Mitgliedern des Mesritsch-Kreises schrieb Sussja kein Buch über seine Lehren.[1][4] Sein Ruf als Meister scheint eher auf seiner charismatischen Persönlichkeit als auf seinem spezifischen Wissen oder seinen Lehren beruht zu haben.[4] In vielen über ihn erzählten Geschichten vermeidet es Sussja, das Wort „ich“ zu verwenden, und nennt sich stattdessen selbst bei seinem Namen, Sussja.[2] Er soll einmal gesagt haben, nur Gott habe das Recht, „ich“ zu sagen – nur Gott habe wahre Selbstexistenz, alle anderen „Ichs“ seien illusorisch.[2]

Eine Sammlung von Sprüchen, die Sussja zugeschrieben werden, heißt Menorat Zahav (Warschau, 1902).[4][2]

Anekdoten

Die Legende besagt, dass Sussja, als sein Lehrer, der Maggid von Mesritsch, einen mit den Worten „Der Herr sprach zu Moses und sagte ...“ beginnenden Vers zitierte, bei der Vorstellung, dass Gott spricht, so in Erregung verfiel, dass er des Zimmers verwiesen werden musste.[4]

In mehreren Geschichten betritt Sussja das Haus einer sündigen Person und macht sich alsbald lauthals heftige Vorwürfe über all die Missetaten, die diese Person vollbracht hat, so als ob Sussja selber dieser Taten schuldig wäre.[2] Die sündige Person hört diese Geständnisse, erkennt sich selbst in ihnen wieder und kommt so zur Reue.[2]

In einer von Martin Buber nacherzählten Geschichte sagt Sussja auf seinem Sterbebett: „In der kommenden Welt wird man mich nicht fragen: ,Warum bist du nicht Mose gewesen?‘ Man wird mich fragen: ,Warum bist du nicht Sussja gewesen?‘“[3][5]

Bibliographie

  • Torat ha-Rabbi: Rabbi Zusha (Bene Beraq, 1994).

Einzelnachweise

  1. a b c Zusya of Hanipol. In: Oxford Reference. Oxford University Press, abgerufen am 21. Februar 2024 (englisch).
  2. a b c d e f g Tsippi Kauffman: Hasidic Performance: Establishing a Religious (Non)Identity in the Tales about Rabbi Zusha of Annopol. In: The Journal of Religion. Band 95, Nr. 1, 2015, ISSN 0022-4189, S. 51–71, doi:10.1086/678534, JSTOR:678534.
  3. a b David Biale, David Assaf, Benjamin Brown, Uriel Gellman, Samuel Heilman, Moshe Rosman, Gadi Sagiv, Marcin Wodziński: Hasidism: A New History. Princeton University Press, 2020, ISBN 978-0-691-20244-0 (google.co.uk [abgerufen am 21. Februar 2024]).
  4. a b c d e Adele Berlin: The Oxford Dictionary of the Jewish Religion. Oxford University Press, 2011, ISBN 978-0-19-973004-9, S. 816 (google.co.uk [abgerufen am 21. Februar 2024]).
  5. Martin Buber: Schriften zum Chassidismus. In: Werke. Band, Nr. 3. Kösel-Verlag, 1963, S. 720 (google.co.uk [abgerufen am 21. Februar 2024]).