Elektronischer Handel
Als Elektronischer Handel (auch Internetverkauf, Elektronischer Marktplatz, Virtueller Marktplatz) wird der virtuelle Einkaufsvorgang via Datenfernübertragung innerhalb der Distributionspolitik des Marketing bezeichnet. Hierbei wird über das Internet eine unmittelbare Handels- oder Dienstleistungsbeziehung zwischen Anbieter und Abnehmer abgewickelt. Im weiteren Sinne umfasst er jede Art von geschäftlicher Transaktion, bei der die Transaktionspartner im Rahmen von Leistungsanbahnung, -vereinbarung oder -erbringung elektronische Kommunikationstechniken einsetzen. Der in der Literatur hierfür häufig zu findende Begriff des Electronic Business wurde durch eine IBM-Werbekampagne Ende der 1990er Jahre populär.
Der elektronische Handel ist ein Teil der Internet-Wirtschaft (E-Commerce, E-Business).
Funktion im Marketing
Die Besonderheiten beim Elektronischen Handel der Distribution im Marketing-Mix gegenüber den traditionellen Vertriebskanälen sind die enorme Flexibilität auf der Angebotseite, sowie eine erhebliche Reduktion der Transaktionskosten mit Geschäftspartnern. Es werden beispielsweise auch Reise- oder Telefonkosten in der Kundenakquisition und Leistungspräsentation gesenkt. - Die räumlichen Distanzen sind bei physischen Leistungen dennoch zu überwinden und erfordern entsprechende Logistikkapazitäten.
Der Begriff des Onlineshop ist hierbei die eingedeutschte englische Bezeichnung für den Warenvertrieb durch die Internetpräsenz eines Händlers. Weitere Bezeichnungen für die organisatorische Umsetzung sind Webshop und E-Shop (für Elektronik-Shop) bzw. selten verdeutscht E-Laden.
Aufgrund der mittlerweile überaus hohen Marktdurchdringung von Internetanschlüssen in Deutschland, gerade auch unter Privathaushalten, hat sich der E-Commerce hier im C2C- und B2C-Markt zunächst über Online-Auktionsplattformen durchgesetzt. Bei institutionellen Geschäftspartnern im B2B-Markt werden Ausschreibungen und Geschäftsanbahnungen ebenfalls immer häufiger via Internet abgewickelt und einige Großunternehmen lassen bereits keine Lieferanten mehr zu, die sich nicht auf diesem Weg an der Vergabe beteiligen.
Im industriellen Bereich kann der Anbieter so im direkten Kontakt mit dem Kunden technische Spezifikationen, Lieferwünsche und nicht selten auch eine geforderte Kooperation mit anderen Anbietern abfragen, in seine Datenbank oder CAD/CAM/CAQ-Systeme zur Planung übertragen und in kürzester Zeit maßgeschneiderte Angebote, ohne Außendienstbesuch oder aufwändige erstellen.
Dieses Absatzmedium gewinnt aufgrund der hohen Verfügbarkeit des Internet in Europa zunehmend an Bedeutung für den Konsumgüterverkauf und wird ebenfalls punktuell für Folgegeschäfte im Investitionsgüterverkauf angewendet.
Heute versteht man unter Elektronischem Handel in der Regel alle Methoden der Abwicklung von Geschäften und administrativer Vorgänge über elektronische Kanäle, wobei das Internet oder zumindest die im Internet verwendeten Techniken und Protokolle eine wesentliche Rolle spielen und die Informationstechnologie gemeinhin als Voraussetzung angesehen wird. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die Aufhebung von Medienbrüchen, wie sie in der konventionellen Geschäftsabwicklung typisch sind. Zudem sollen die Eingriffe von Menschen in den Geschäftsablauf auf das notwendige Minimum reduziert werden. Man spricht in diesem Fall von Straight Through Processing. Dazu ist aber eine weitgehende Integration der Geschäftsfunktionen erforderlich.
Verknüpft man zu diesem Zweck Anwendungssysteme aus unterschiedlichen Funktionsbereichen oder über Unternehmensgrenzen hinweg, handelt es sich um ein klassisches Anwendungsfeld von Enterprise Application Integration (EAI). Enterprise Content Management (ECM) wird als eine der Basistechnologien für E-Business angesehen.
Ökonomische Grundlagen
Volkswirtschaftliche Grundlagen
Das Verständnis für die besonderen Eigenschaften von E-Business erwächst aus der Abkehr von der Neoklassischen Mikroökonomie. Diese setzt unter anderem homogene Güter, vollkommene Markttransparenz und die Abwesenheit von Präferenzen voraus und begibt sich damit auf ein hohes, aber realitätsfernes Abstraktionsniveau. Eine realitätsnähere Beschreibung des Wirtschaftslebens ermöglicht die Neue Institutionenökonomik (NIÖ).
Im Rahmen der Institutionenökonomik spielen die Transaktionskosten eine wichtige Rolle. Das Internet kann Kosten einer Transaktion in der Such- und Anbahnungsphase senken. Auch in der Abwicklungsphase bestehen Chancen zur Senkung der Transaktionskosten. Insgesamt sinken die Kosten für Markttransaktionen und die Koordination über Märkte wird vorteilhafter.
Dabei wird jedoch übersehen, daß es sich hierbei nur um Variationen der Neoklassik handelt, die zwar ausdifferenzierter sind als die ursprüngliche Neoklassik, aber wie diese Vereinfachungen und Fiktionen zur Basis haben. Ebenso wird übersehen, daß die bloßen Kostenvorteile sich nicht in Wettbewerbsvorteile übersetzen lassen, wenn im Prinzip jeder diese Vorteile realisieren kann. Unter dieser Bedingung werden die Kostenvorteile Wettbewerbsnachteile.Nicholas G. Carr, Does IT Matter? Information Technology and the Corrosion of Competitive Advantage, HBS Press 2004 oder sind bestenfalls in einem extremen Preiswettbewerb von kurzer Dauer (Frances Cairncross, The Death of Distance 2.0, Texere 2002)
Damit bleibt als einziges Alleinstellungsmerkmal die Fähigkeit, Werte zu schaffen. Als Beispiel für einen nachvollziehbaren und nachgefragten Mehrwert gegenüber der "old economy" dient vor allem die Internetwerbung, die zunehmend die Bezahlphantasien der content owners ablöst. Sie ermöglicht erstmals die Messung eines konkreten Werbeerfolgs.
Ökonomie der Aufmerksamkeit
Prof. Franck-Oberasbach geht in seinem Buch "Ökonomie der Aufmerksamkeit" davon aus, dass in der Gesellschaft Aufmerksamkeit einen zunehmend erhöhten Wert bekommt. Für Werbung muss heutzutage jeder Konzern enorme Mengen Ressourcen aufwenden, da Produkte über den Bekanntheitsgrad, Marke und Image verkauft werden. Firmen im E-Business haben zwar einerseits kostengünstige Möglichkeiten mit dem Kunden in Kontakt zu treten, leiden aber andererseits daran dass sie in der Informationsflut des WWW untergehen. Einige Netzkunst-Projekte (million dollar homepage, the senseless 1234567$ club) oder besonders ausgefallene E-Business-Ideen arbeiten genau mit dieser Thematik und erwirtschaften so enorme Gewinne.
Betriebswirtschaftliche Grundlagen
Ziel einer Umwandlung eines Unternehmens hin zu Elektronischen Handel ist die Senkung der Kosten im Unternehmen. Maßnahmen, um diese Senkung zu erreichen, umfassen vor allem die Optimierung bestehender und Schaffung neuer Geschäftsprozesse auf Basis der Internettechnologien. Durch diese Integration der Geschäftsfunktionen entlang der Wertschöpfungskette soll eine effizientere Geschäftsabwicklung erreicht werden. Ein weiterer Aspekt ist die Fixkostendegression. Damit ist die abnehmende Bedeutung der relativ hohen Fixkosten gemeint, da die variablen Kosten im Elektronischen Handel eine eher geringe Rolle spielen.
Die Vorteile für Unternehmen können sein:
- Neue Kommunikation mit Kunden
- Steigerung der Kundenzufriedenheit
- Erhöhung des Firmenimages
- Erschließung neuer Vertriebskanäle
- Gewinnung von Neukunden
- Umsatzerhöhung
- Effizienzsteigerung
"Digitale Spaltung"
Der Begriff "Digitale Spaltung" (oft auch engl.: "digital divide") bezeichnet die Teilung der Welt in einen bei der Nutzung elektronischer Medien weiter fortgeschrittenen und eine weniger weit entwickeltem Teil. Ökonomen gehen davon aus, dass die Nutzung von E-Business das Wachstum von Volkswirtschaften erhöht und so die bereits weiter entwickelten Länder ihren Vorsprung gegenüber den weniger entwickelten Länder weiter vergrößern. (siehe Digitale Kluft). Ob dieses Phänomen wirklich langfristig zu einer Vergrößerung des Abstandes zwischen Volkswirtschaften oder gar innerhalb einer Gesellschaft führen wird ist fraglich. Schließlich wurde bereits bei anderen Massenmedien ähnlich argumentiert z.B. unter den Stichworten "radio-divide" oder "television divide". Dabei wurde immer festgestellt, das diejenigen Gruppen/Volkswirtschaften, die angeblich ein Nachteil aus einem Nicht-Zugriff hatten mit dem Verfall der Preise und der Vereinfachung in der Handhabung auch zu Nutzern wurden.
Verschiedene Marktplätze
Abhängig von der Art der Geschäftspartner spricht man von B2B-, B2C-, C2B- oder C2C-Marktplätzen. Bei offenen Marktplätzen kann sich jeder Marktteilnehmer registrieren und teilnehmen, bei geschlossenen Marktplätzen werden nur bestimmte, ausgewählte Teilnehmer eingeladen bzw. zugelassen. Ein horizontaler Marktplatz bildet einzelne Geschäftsprozesse ab, zum Beispiel mit dem Fokus Beschaffung: An einem horizontalen Beschaffungs-Marktplatz nehmen Unternehmen auf der Einkäuferseite teil, die aus unterschiedlichen Branchen kommen können und auf eine gemeinsame Gruppe von Lieferanten zugreifen. Im Gegensatz dazu, bildet ein vertikaler Marktplatz verschiedene Geschäftsprozesse einer einzigen Branche oder Nutzergruppe ab.
Nachdem die große E-Business-Euphorie der 1990er Jahre, während der eine Vielzahl von Marktplätzen entstand, mittlerweile verflogen ist, geht man jetzt allgemein davon aus, dass nach einem Konzentrationsprozess nur wenige große Marktplätze überleben werden. Daneben dürften sich jedoch zunehmend auch noch spezialisierte Nischenanbieter etablieren.
Heute hat sich die Situation deutlich geändert: die Technologie, um einen elektronischen Marktplatz zu realisieren, ist sehr viel günstiger geworden. Hinzu kommt der Trend, verschiedene Angebote über genormte Schnittstellen (APIs) miteinander zu vernetzen, so dass ein gemeinsamer Marktplatz mit hoher Angebotsdichte entsteht (z.B. Amazon-Marketplace). Vormals eigenständige Marktplätze werden überdies zunehmend in übergreifende Portallösungen integriert.
E-Business nach Art der Teilnehmer
Der Elektronische Handel lässt sich nach Art der Teilnehmer kategorisieren
- Consumer (Kunde)
- C2C Consumer-To-Consumer, Verbraucher an Verbraucher
Auktionshandel z.B. über Ebay
- C2B Consumer-To-Business, Verbraucher an Unternehmen
Dienstleistungsangebote der Verbraucher an Unternehmen z.B. myHammer
- C2A Consumer-To-Administration, Verbraucher an Regierung
- Business (Verkäufer, Unternehmen)
- B2C Business-To-Consumer, Unternehmen an Verbraucher
Versandhandel z.B Amazon, Otto etc.
- B2B Business-To-Business, Unternehmen an Unternehmen
Handel zwischen Unternehmen und Lieferanten z.B. Katalogsysteme
- B2A Business-To-Administration, Unternehmen an öffentl. Verwaltung
Durchführung der Leistung von Unternehmen an den Staat/öffentliche Stellen
- B2E Business-To-Employee, Unternehmen an Mitarbeiter
- Administration (Regierung)
- A2C Administration-To-Consumer, Regierung an Verbraucher
elektronisch gestützte Steuererklärung z.B Elster
- A2B Administration-To-Business, Regierung an Unternehmen
Leistungsangebot öffentlicher Stellen an Unternehmen
- A2A Administration-To-Administration, Regierung an Regierung
elektronischer Verkehr zwischen Behörden, Austausch von Informationen
Logischerweise gibt es auch elektronisch gestützte Geschäftsprozesse von anderen Kategorien, beispielsweise Verbraucher zu öffentlichen Verwaltung in Form der elektronischen Steuererklärung, aber die Abkürzung A2C oder andere der oben aufgeführten Kombinationen sind (noch) nicht allgemein verbreitet.
Onlineshop
Der Onlineshop stellt Waren und digitale Produkte im Internet zum Verkauf bereit. Dabei handelt es sich bei einem Shopsystem grundsätzlich um Software mit einer Warenkorbfunktionalität. Der Käufer wählt das Produkt aus und legt es in den Warenkorb. Hinter einem E-Shop steht ein physisches Geschäft, das die Bestellung abwickelt. Es gibt diverse E-Shop-Software für diesen Verkaufskanal.
Moderne Onlineshops bieten dem User nicht nur die Möglichkeit das Produkt zweidimensional zu betrachten und ein paar technische Daten zu lesen. Im Bereich hochwertiger Konsumgüter werden mitunter auch dreidimensionale Produktabbildungen visualisiert. Die Wahrnehmung des Kunden soll möglichst nah an die Realität geführt werden. Hierzu finden häufig auch Sound-Animationen Anwendung sowie Konfigurationsprogramme, mit denen das Produkt in Farbe, Ausstattung und Design oft an die individuellen Vorstellungen des Kunden angepasst werden kann. Der Hersteller bzw. Anbieter gewinnt auf diese Weise zusätzlich wertvolle Informationen über Kundenpräferenzen.
Besonders bekannte Formen des Internethandels sind Buch- und Musikversand und Internetauktionen. Im Zuge des Internetbooms gegen Ende der 1990er Jahre des 20. Jahrhunderts gewannen Onlineshops mehr und mehr an Bedeutung. Internethändler haben den Vorteil, dass sie keinen physischen Verkaufsraum brauchen, dieser steht virtuell als Internetseite zur Verfügung. Auch brauchen Onlineshops häufig keinen oder nur wenig Lagerraum, da sie eine Lieferung oft direkt vom Erzeuger veranlassen können (Drop Shipping) bzw. die Waren je nach Bedarf bestellen können. Die eingesparten Festkosten können dann an den Verbraucher weitergegeben werden. Sogar Internetbuchhändler, die in Deutschland der Buchpreisbindung unterliegen, welche Rabattaktionen verbietet, haben den Vorteil durch die Übernahme der Versandkosten dem Kunden bei gleichem Preis den Gang zum Buchladen zu ersparen. Hier spricht man vom klassischen Versandhandel. Bei digitalen Produkten wie Musikdateien, Software oder Onlinebüchern kann der Kunde nach dem Kauf das Produkt direkt herunterladen. Der physische Versand entfällt in diesem Fall und der Kunde kann seinen Einkauf sofort nutzen.
Gewinner dieses Trends sind neben den Onlineshops vor allem Logistikunternehmen und Zustelldienste, während Klein- und Einzelhändler oft die Verlierer dieses Wandels sind. Auch die IT-Branche profitiert indirekt durch höhere Auftragszahlen für die technische Bereitstellung und Wartung der Onlineshops vom Wachstum des Internethandels.
Gebrauchstauglichkeit
Da im Internet kein persönlicher Verkauf stattfindet, muss die visuelle Kommunikation des Internetshops vielfältige Anforderungen an den Dialog zwischen Anbieter und Kunde erfüllen. Große Anbieter beobachten Testkunden in speziellen Labors zur Prüfung der Gebrauchstauglichkeit (usability) bei ihren Online-(Test-)Einkäufen. Die Erkenntnisse über Augenbewegungen auf dem Bildschirm, Schrift- und Bilderkennung sowie Verweildauer in einzelnen Bereichen der Internetseite sollen hierbei Aufschluss über mögliche Verbesserungen bei der Benutzerführung und Motivation des Kunden geben.
Shop-Architektur
Ein Shopsystem ist die Softwaregrundlage von Onlineshops.
Das Shopsystem kann sowohl Datenbank-basiert und dynamisch als Webanwendung auf einem Webserver installiert werden als auch durch statische HTML-Seiten. Derzeit gibt es ca. 200 Shopsoftwareanbieter allein in Deutschland. Dabei unterscheiden sich die Anbieter in der Ausrichtung ihres Angebotes in der Orientierung auf unterschiedliche Zielgruppen. Es gibt Software zum kleinen Preis für den Massenmarkt und Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben, Software individuell gezielt den Anforderungen entsprechend zu erstellen bzw. optimieren.
Die meisten E-Shop-Systeme besitzen folgende grundlegende Softwarekomponenten:
- Shop-Datenbank mit Produktinformation
- Administrationsdatenbank
- Präsentationssystem
- Recommendation Engine
- Payment Gateway
- Werkzeuge
Zunehmend werden E-Shops mit Live Support Systemen ausgestattet, um Absprungraten zur verringern bzw. die Beratung und den Verkauf zu unterstützen.
Neben der Zielgruppenorientierung einzelner Softwareanbieter unterscheiden sich Shopsysteme auch in der verwendeten Technologie. Hierbei wird unterschieden zwischen webserverbasierter Applikationen und solchen, die erst lokal statische Seiten erzeugen, welche dann auf den Web-Server geladen werden und mit Hilfe von Javascript auf Seiten des Users über den Browser die Warenkorbfunktion zur Verfügung stellen.
Eine zusätzliche Variante eines Online-Shops besteht in der Möglichkeit, den Betrieb zunächst einem Internet-Service-Provider zu übertragen. Vergleichbar mit großen Einkaufszentren, in denen Läden von einzelnen Betreibern gemietet werden, die dann die bereits bestehende Infrastruktur nutzen, wird diese Art von Angebot als ‘Shopping-Mall-Konzept’ bezeichnet. Jeder einzelne Shopbetreiber erhält sein Online Shopsystem, das im Hintergrund an eine Softwarequelle gekoppelt ist. Dies hat den großen Vorteil den ständig fortschreitende Anforderungen an die Softwarefunktionen durch dieses Source-Sharing-Prinzip zu begegnen.
Bezahlsysteme
Dem einfachen Verkaufsabschluss wird aus individualpsychologischer Sicht beim Internetverkauf eine besonders hohe Bedeutung beigemessen, weil der Kunde seinen Warenkorb ohne Angst vor Datenverlust und Spionage seiner Zahlungsdaten begleichen können soll. Die klassischen Zahlungsarten Vorkasse, Rechnung, Nachnahme und Kreditkarte machen in Deutschland weiterhin einen Großteil der Zahlungen aus. Häufig findet auch das bekannte Bankeinzugsverfahren Anwendung, da die Hemmschwelle zur Übermittlung der Kontoverbindung oft geringer ist, als die zur Anwahl einer Mehrwertnummer oder die Angabe der Kreditkartendaten. Proprietäre Micropaymentsysteme haben es dagegen schwer, sich zu etablieren. Ein anonymes Bezahlverfahren z.B. ist giropay. Der Zahlungspflichtige wird vom Online-Shop auf die Seite seines Kreditinstituts geleitet und tauscht die persönlichen Daten ausschließlich mit seiner Bank aus. Den höchsten Bekanntheitsgrad bei speziell für das Internet entwickelten Zahlungssystemen hat Paypal erreicht, eine Tochter von Ebay.
Kriterien zur Beurteilung von Shopsystemen
- Kundennutzen - Welchen Mehrwert können die Unternehmen durch den Shop ihrem Kunden liefern?
- Kundenanalyse - Wie und in welchem Umfang lassen sich Erkenntnisse über die Kunden gewinnen?
- Integrationsfähigkeit - Wie und in welchem Umfang werden bestehende betriebswirtschaftliche Systeme eingebunden?
- Administrationsfähigkeit - Wie einfach und flexibel lässt sich das System gestalten/administrieren?
- Zukunftssicherheit - Wie zukunftssicher sind die getätigten Investitionen, die weit über die Softwareanschaffung hinausgehen?
- Rentabilität - Wie teuer ist die Lösung im Sinne von Total Cost of Ownership?
Rechtliche Bestimmungen
Deutsche Bestimmungen
In den Vorlage:Zitat-dej ff. BGB (früher: FernAbsG) finden sich besondere Bestimmungen zu den sogenannten Fernabsatzverträgen. Unter anderem werden Fernabsatzverträge definiert, Ausnahmen vom Fernabsatzrecht angegeben und eine umfassende Informationspflicht für den Händler festgelegt. Der Verbraucher hat nun ein Widerrufs- bzw. Rückgaberecht.
Das Teledienstgesetz (TDG) legt in diesem Zusammenhang neben dem Herkunftslandprinzip (§ 4) sämtliche Pflichtangaben für Betreiber von, auch nur geringfügig gewerblich betriebenen Internetseiten fest (§ 6) und regelt diese Verantwortlichkeiten im Unternehmen (§ 8–11).
Bei online geschlossenen Verträgen ist oft nicht klar ersichtlich, welches Recht anzuwenden ist. Bei einem elektronisch geschlossenen Kaufvertrag könnten zum Beispiel das Recht des Landes, in dem der Käufer seinen Sitz hat, das des Landes, in dem der Verkäufer seinen Sitz hat oder das des Landes, in dem sich der Server befindet, in Frage kommen. Das Recht des E-Business ist ein sogenanntes "Querschnittsrecht". Die Rechtsunsicherheit bedeutet jedoch keineswegs, dass im Bereich des E-Business eine rechtsfreie Zone herrscht. Viel mehr finden Regularien des internationalen Rechts (IPR) (in Deutschland z.B. geregelt im EGBGB) Anwendung.
In der Bundesrepublik sind die europarechtlichen Bestimmungen zum e-commerce in das BGB integriert worden und finden sich dort im Allgemeinen Teil und bei den Vorschriften zum Verbraucherschutz. Die technische Seite des E-Commerce wird im Mediendienstestaatsvertrag (MdStV) der Länder und im Teledienstegesetz (TDG) des Bundes, die sich inhaltlich kaum unterscheiden, geregelt.
Österreichische Bestimmungen
Rechtlich geregelt ist die Materie E-Commerce in Österreich vor allem durch das E-Commerce-Gesetz (ECG), das Fernabsatzgesetz, das Signaturgesetz, das Zugangskontrollgesetz sowie das E-Geld-Gesetz, wobei die vertrags- und schadenersatzrechtlichen Bestimmungen des ABGB und des HGB, soweit sie nicht durch diese Sonderbestimmungen modifiziert sind, auch hier gelten.
Grenzüberschreitende Aspekte
Zur rechtlichen Vereinfachung des grenzüberschreitenden elektronischen Handels und zum Schutz der beteiligten Verbraucher wurden mit der EG-e-commerce-Richtlinie (Richtlinie 2000/31/EG) für Europa rechtliche Grundlagen und Mindeststandards vereinbart.
Um die Transaktionen zu vereinfachen, herrscht innerhalb der EU bei vertraglichen Schuldverhältnissen grundsätzlich Rechtswahlfreiheit der Parteien, vgl. Artikel 3 EVÜ bzw. in Deutschland Artikel 27ff EGBGB. Eine Ausnahme hiervon stellen u.a. Verbraucherverträge dar, für die festlegt ist, dass dem Verbraucher durch eine Rechtswahl nicht der Schutz zwingender Bestimmungen seines Aufenthaltsstaats entzogen darf, wenn dem Vertragsschluss z.B. ein ausdrückliches Angebot oder eine Werbung im Aufenthalts- und Handlungsstaat des Verbrauchers vorausgeht, vgl. Artikel 5 EVÜ bzw. Artikel 29 EGBGB.
Im B2B-Bereich wird zur Vereinfachung oft das Recht des Verkäufers vereinbart. Das Recht des Käuferlandes miteinzubeziehen erwiese sich als kompliziert, der Händler müsste sich somit in der EU mit 25 unterschiedlichen Rechtsprechungen auseinandersetzen, die obendrein zum größten Teil in fremden Sprachen verfasst sind. Doch auch das Herkunftslandsprinzip erweist sich nicht als ideal: der Käufer kennt meist nicht das Recht des anderen Landes und kann dadurch nicht ohne weiteres seine Interessen vertreten. Darüber hinaus sind die Rechtsprechungen der einzelnen Länder oftmals unterschiedlich und übervorteilen Händler einzelner Nationen gegenüber anderen. Theoretisch hat jedes Land die Möglichkeit seine Rechtsprechung entsprechend abzuändern, um die eigene Wirtschaft zu stärken. Um die Chancengleichheit zu wahren und die Transaktionen zu vereinfachen ist ein einheitliches europäisches Wettbewerbsrecht ein wichtiges Ziel.
Trotz dieser Schattenseiten bringt der grenzüberschreitende Internethandel natürlich viele Vorzüge. Viele Artikel beispielsweise werden nur in bestimmten Ländern angeboten. Mit Hilfe spezieller Suchmaschinen kann der potentielle Kunde nun die gesuchten Produkte aufspüren und sogar die Angebote der Händler in den verschiedenen Ländern vergleichen. Teilweise fallen nicht nur die Preise einzelner Produktgruppen unterschiedlich aus sondern auch die Mehrwertsteuersätze, so dass sich trotz der erhöhten Portokosten eine Bestellung im Ausland als sehr lohnend erweisen kann. Innerhalb von der EU wird der Käufer nicht mit Zöllen belastet, so dass die reellen Kosten transparent bleiben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der grenzüberschreitende Elektronische Handel zwar durch bestimmt rechtliche Unsicherheiten etwas gebremst wird, aber ein großes Entwicklungspotential bietet. Ein einheitliches europäisches Recht das die Interessen des Verbrauchers noch besser berücksichtigt wird langfristig sicherlich für ein weiteres Wachstum sorgen.
Das Online-Kaufverhalten
Laut der repräsentativen Studie "E-Commerce 2004" (in Auftrag gegeben von der Postbank) sind karriereorientierte Frauen die aktivsten Online-Shopper. Wichtig sind neben der schnellen Lieferung der Waren vor allem die Möglichkeit rund um die Uhr einzukaufen sowie bessere Preis- und Warenvergleichsmöglichkeiten.
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede, was das Einkaufsverhalten zwischen männlichen und weiblichen Kunden betrifft. Frauen verbringen demnach weniger Zeit im Internet, liegen aber beim Online-Kauf dennoch vorne. Männer kaufen dagegen häufiger bei Auktionen und ausländischen Online-Shops. Die größte Lust am virtuellen Einkaufsbummel haben einkommensstarke Frauen mit einem Einkommen von mehr als 3.000 Euro netto. Vor allem Reisen, Uhren, Schmuck und Mode stehen dabei in der Gunst ganz oben. Während für Männer günstige Preise wichtig sind, legen Frauen größeren Wert auf Qualität der Ware und Kundenservice. Eindeutig vorne liegen Männer beim Online-Banking, Online-Brokerage und der sonstigen Abwicklung von Aktiengeschäften im Internet. Bei der Untersuchung wurden 264 Online-Händler und 1020 Privatpersonen befragt.
Technische E-Business-Standards
- ebXML - XML für elektronische Geschäftsprozesse
- XBRL - XML für das Rechnungswesen
- BMEcat - XML für den Austausch von Katalogdaten/Preisinformationen...
- ETIM - Warengruppensystem der Elektroindustrie
- ECl@ss - Warengruppensystem des Maschinenbaus
- UNSPSC - Branchenübergreifendes Warengruppensystem der United Nations
- proficl@ss - Branchenübergreifendes Warengruppen- und Warenmerkmalssystem
- shopinfo.xml - Bereitstellung von Shop- und Produktdaten
Siehe auch
Literatur
- Stefan Bach und Georg Erber, Electronic Commerce: A Need for Regulation? in: Freer Trade in the Next Decade, Issues in the Millennium Round in the World Trade Organisation, eds. K. G. Deutsch und B. Speyer, Routledge, 2001, 125-137. [1] ISBN 0415238153
- Schwarz, Peschel-Mehner (Hrsg.): Recht im Internet. Kognos Verlag, Augsburg, ISBN 3-931314-04-9
- Daniel Amor: Dynamic Commerce. 1. Auflage. Galileo-Press, Bonn 2001, ISBN 3934358640
- Georg Erber, Peter Klaus und Ulrich Voigt, Verkehrliche Wirkungen des E-Commerce?, in: Logistik Management, Vol. 3, No. 2/3, 2001, S. 53-64.
- Brigitte Preissl, Georg Erber und Oliver Kreh, Arbeitsmarkteffekte und Electronic Commerce, Gutachten im Auftrag der Akademie für Technikfolgenabschätzung Baden Württemberg, Berlin, 2000.
- Jens Bölscher: E-Commerce in der Versicherungswirtschaft. Verlag Versicherungswirtschaft, Karlsruhe 2002, ISBN 3-8848-7977-4
- Martin Grieger: Internet-based Electronic Marketplaces and Supply Chain Management. Samfundslitteratur, Copenhagen, 2004
- Martin Grieger: An empirical study of business processes across Internet-based electronic marketplaces – a supply chain management perspective.Business Process Management Journal, 10(1), pp. 80-100, 2004
- Martin Grieger: Electronic marketplaces -A literature review and a call for supply chain management research. European Journal of Operational Research Vol. 144, nr. 2, S. 280-294, 2003.
- Herbert Kotzab & Martin Grieger: Supply Chain Management und elektronische Märkte Konsequenzen für klein- und mittelständische Unternehmen in Stache, Ulrich (ed.): 2. Siegener Forum für Logistik. Electronic Procurement. Anwendungspotenziale, Perspektiven und Grenzen, Siegen, Logisch 2002
- Peter Ludwig: Vertrauen beim Online-Shopping, Pabst: Lengerich u.a., 2005 ISBN 3899672305
- Tage Skjøtt-Larsen, Herbert Kotzab und Martin Grieger: Electronic marketplaces and supply chain relationships Industrial marketing management Vol. 32, no. 3, S. 199-210, 2003
- Katja Richter, Holger Nohr: Elektronische Marktplätze. Shaker, Aachen 2000, ISBN 3-8265-9890-3
- Knut Hildebrand (Hrsg.): Electronic Business. dpunkt.verlag, Heidelberg 2000 (HMD 215), ISBN 3-932588-80-0
- Michael Clasen: Erfolgsfaktoren digitaler Marktplätze. DUV, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8350-0029-2
- F. Migalk, R. Ganter, M. Hammerschmidt, A. Größler, M. Liehr: Elektronische Handelsplattformen - Möglichkeiten für den Mittelstand. von Loeper, Karlsruhe 2004, ISBN 3-86059-661-6
- Susanne Angeli: Der Online Shop - Handbuch für Existengründer. Markt und Technik, München 2006, ISBN 3-8272-4048-4
- Gerold Doplbauer: Vertrauen der österreichischen Verbraucher in Gütesiegel im B2C E-Commerce. Wien 2005
Weblinks
- Tipps Ihrer Polizei zum sicheren Online-Handel im Internet
- Infos zur Impressumspflicht und zu anderen Informationspflichten auf E-Commerce-Websites
- ec-basics.de - die rechtlichen Grundlagen des eCommerce
- Entscheidungsgrundlagen für oder gegen eCommerce Aktivitäten
- e-Business W@tch: Marktbeobachtungsinitiative der Europäischen Kommission zum Thema e-Business-Aktivitäten
- Informationen zu Umsatzvolumen in B2B- und B2C-Handel und zur Demografie der Online-Shopper (PDF)
- EG-e-commerce-Richtlinie 2000/31/EG (PDF)
- Leitfaden Internetvertriebsplattform (E-Government-Handbuch vom BSI Deutschland) (PDF)
- [Ein OnlineShop mit vielen Artikeln]