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Prešov

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Prešov (deutsch: Eperies [seit 1939 auch Preschau], ungarisch: Eperjes, lateinisch: Fragopolis oder Eperiessinum) ist die zweitgrößte Stadt der Ostslowakei (drittgrößte Stadt in der gesamten Slowakei) und das Zentrum der traditionellen Landschaft Šariš. Sie liegt an den nordöstlichen Ausläufern des Šarišská vrchovina (Scharoscher Bergland), dem nördlichen Rand des Košická kotlina (Kaschauer Talbeckens) und dem Zusammenfluss von Torysa und Sekčov. Die Einwohnerzahl beträgt zirka 95.000.

Die Stadt ist Hauptstadt eines Landschaftsverbands (Presovsky kraj/VÚC) und eines Kreises (okres, siehe dazu auch Verwaltungsgliederung der Slowakei). Außerdem ist sie der einzige Bischofssitz der Griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei.

Sehenswürdigkeiten

Die Stadt hat eine historisch bedeutende Altstadt. Ein bedeutendes Baudenkmal ist die St.-Nikolauskirche, eine spätgotische Hallenkirche. Mit ihrem Bau wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen, aber erst 1515 konnte man sie vollenden. Die erste evangelische Kirche entstand 1647 und das evangelische Kollegium 1666-1668, beide im Renaissance-Stil.

Aufgrund seiner vielen historischen Bauwerke und seiner großen Bedeutung für die Kultur und Bildung wird die Stadt manchmal auch das Athen an der Torysa genannt.

Geschichte

Seit Urzeiten ist das Tal des Torysa-Flusses als wichtige Handelsroute zwischen Byzanz, Belgrad, Košice, Prešov und Warschau bekannt. In der Prešover Region teilte sich diese Route in östliche Richtung entlang der Topľa, nach Norden Richtung Bardejov, nach Westen in die Zips und in nordöstliche Richtung nach Sabinov und Plaveč.

Frühzeit

Prešov ist ein alter Siedlungsplatz (Altsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit, keltische Siedlung, germanische Siedlung, Siedlungen aus der Völkerwanderungszeit).

Mittelalter

Die Nordostslowakei zählt zu jenen Gebieten der Slowakei, die am Ende der Völkerwandeungszeit als erste von Slawen besiedelt wurden. Seit Ende des 5. Jahrhunderts ist in der Region um Prešov eine slawische Besiedlung mit Keramik des Prager Typs nachweisbar, nach neueren Forschungen ist in dieser Region sogar eine slawische Besiedlung aus dem 3. und 4. Jahrhundert wahrscheinlich. Seit dem Ende des 8. bis zum 12. Jahrhundert gab es hier mehrere nachweisbar kontinuierlich besiedelte slawische Siedlungen, einige Reste davon kann man heute noch in der Slovenská ulica sehen, die diesen Namen schon im Mittelalter trug (Platea Sclavorum, Sclauorum). Diese Siedlung war auch Bestandteil des Neutraer Fürstentums und dann (833 - etwa 907) von Großmähren.

Im Zuge der schrittweisen Übernahme der heutigen Slowakei durch die Ungarn wurde die Region um 1100 in das Königreich Ungarn eingegliedert und es kamen Ungarn und ihre militärische Präsenz in die alte slawische Siedlung. Im Laufe des 12. Jahrhunderts gründeten die Ungarn zwei weitere Siedlungen neben der bereits bestehenden slowakischen Marktsiedlung - die eine südwestlich der slowakischen Siedlung, die andere war die St. Ladislaus-Siedlung (so benannt nach einer Kirche) am Fuße des Villec hurka Berges.

Die ersten deutschen Kolonisten (Sachsen) siedelten sich südlich der slowakischen Marktsiedlung an. Sie kamen gleich nach den Verwüstungen durch die Mongoleneinfälle von 1241/1242 auf Einladung des Königs Béla IV., um die entvölkerten Landstriche wieder zu beleben. Sie erhielten wahrscheinlich bereits zu diesem Zeitpunkt die Stadtrechte, die dann 1299 bestätigt wurden. Die deutsche Siedlung breitete sich langsam in westlicher Richtung entlang der slowakischen Siedlung aus und im 14. Jahrhundert entstand zwischen den beiden Siedlungen ein Marktplatz - der heute als Hlavná ulica bezeichnete lange Zentralplatz der Stadt. Bereits im 14. Jahrhundert entstand auf diesem Platz die St. Nikolaus-Kirche, die Zentralkirche der Stadt.

Seit dem 13. Jahrhundert wurde Prešov von 3 verschiedenen Nationalitäten, den Slowaken, Ungarn und Deutschen bewohnt, welche im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder unterschiedlich starken Einfluss auf die Geschicke der Stadt hatten und zu ihrem Reichtum beitrugen.

Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über Prešov sind auf das Jahr 1247 datiert. In einem Dokument der Zisterzienser von Bardejov beschweren sich diese über die Zerstörung ihrer Grenzmarkierungen und dem Raub von Teilen ihres Eigentums durch Deutsche (Teutonen). Prešov wird als Epuries bezeichnet und diente damals zur Verteidigung der nördlichen Grenze des ungarischen Königreiches.

Salz wurde in diesem Gebiet seit Menschengedenken abgebaut: 1261 wird Solivar (dt. Salzburg, nicht zu verwechseln mit der Stadt in Österreich), seit 1973 Stadtteil von Prešov, als "Souuvar" zum ersten Mal erwähnt. In diesem alten Siedlungsplatz (Altsteinzeit, Wandalen) soll es aber bereits vorher zwei Burgen gegeben haben. Die eine noch übrig gebliebene Burg wurde 1715 total zerstört.

Vor der Erteilung der Stadtrechte war Prešov der Burg Šariš/Scharosch, d. h. dem Leiter des Šariš-Komitats (das wohl vor 1241 Bestandteil des Komitats "Novum Castrum" war) unterstellt. König Andreas III. verlieh/bestätigte aber Prešov 1299 das Stadtrecht (ebenso Veľký Šariš und Sabinov). Damit verbunden waren nun auch die Rechte auf eine eigene Stadtverwaltung, einen Bürgermeister und einen Stadtrat. Die Stadt bekam auch wirtschaftliche Unabhängigkeit, da die Einwohner der Stadt nun freie Bürger mit Land- und Grundstücksbesitz waren. Somit konnten sie sich ganz auf das Handwerk und den Handel konzentrieren und vor allem die deutschen Einwohner nutzen diese Rechte ausgiebig.

Im Jahre 1374 wurden der Stadt vom König zu einer königlichen Freistadt erhoben und erhielt somit auch das Recht auf eine Stadtmauer. Im selben Jahr wurde die erste Handwerkerzunft, die Schuhmachergilde begründet. Regelmäßige Markttage zeugten von der intensiven Entwicklung des Handels in dieser Zeit und die Prešover Bürger handelten vor allem mit Textilien und landwirtschaftlichen Erzeugnissen, wobei vor allem der Handel mit Wein am ertragreichsten war.

1455 wurde Prešov durch König Ladislaus Postumus ein Stadtwappen zuerkannt. Die Prosperität der Stadt in jener Zeit zeigt sich sehr gut an der sich schnell vergrößernden Einwohnerzahl von 2.000 im Jahr 1425 auf 3.300 im Jahr 1492. 1441 wurde die Stadt von den Polen belagert und angezündet. 1480 wurde die Stadt Mitglied des ostslowakischen Städtebundes Pentapolitana (Levoča, Košice, Bardejov, Sabinov, Prešov).

16. Jahrhundert

Das 16. Jahrhundert war gekennzeichnet durch die starken Veränderungen in Europa, welche auch an Prešov nicht spurlos vorbeigehen konnten. Im Speziellen sei hier auf die Reformationsbewegung und die türkische Expansion (Schlacht bei Mohács (1526), hingewiesen. Durch die Besetzung des heute bekannten Ungarns durch die Türken wurde die Slowakei zum Rückzugsgebiet der reichen ungarischen Bürger- und der Adelschicht aber auch protestantischer Flüchtlinge, vor allem aus Böhmen und Mähren. Die Reformation, welche von Deutschland und der Schweiz ausging, fand auch bei den Deutschstämmigen in Prešov einen großen Zuspruch. Infolge dessen entstand die erste evangelische Kirchengemeinde hier schon 1531. 1548 fand in Prešov die erste belegte Synode der Slowakei statt, auf der die Protestanten das Augsburger Bekenntnis akzeptierten . 1549 wurde nach dem Vorbild des Confessio Augustana von Leonhard Stöckel die Bekenntnisschrift (gemäßigte protestantische "Religion") Confessio Pentapolitana aufgestellt, um Vorwürfe der Ketzerei zu verhindern. Die herrschende Klasse jedoch förderte ab den 70er Jahren des 16. Jahrhundert die Gegenreformation bzw. die Rekatholisierung, die in vielen anti-habsburgischen Aufständen auf dem Gebiet der heutigen Slowakei mündete (1604-1711), in denen Prešov meist auf der Seite der Aufständischen stand.

Die Bevölkerungsvielfalt wurde Mitte des Jahrhunderts durch eine weitere Bevölkerungsgruppe, die der Zigeuner ergänzt. Sie siedelten im Gebiet des heutigen Námestie mieru (Friedensplatz), wo sie das so genannte neuägyptische Viertel begründeten. Zu dieser Zeit betrug die Zahl der Einwohner zirka 4.000 und die Bedeutung von Prešov als Handelszentrum überflügelte sogar angeblich die von Košice.

In Solivar/Salzburg wurde 1572 der Leopold-Schacht angelegt, 1573 wurde der Ort zur Bergbaustadt erhoben und 1592 wurde die Salzherstellung vom Staat übernommen.

17. Jahrhundert

Im 17. Jahrhundert waren die meisten Einwohner von Prešov überwiegend Protestanten. Die anhaltenden anti-habsburgischen Aufstände sowie die Präsenz der türkischen Besatzer an den Grenzen des Habsburgerreiches veranlassten die Habsburger vorübergehend zum Teil toleranter mit neuen Religionen im habsburgischen Königlichen Ungarn (d. h. in der Slowakei , in Burgeland und in Nordkroatien) umzugehen.

1667 wurde in Prešov ein evangelisches Kollegium, das ein wichtiges Bildungszentrum für Oberungarn (d. h. damals die Ostslowakei) darstellte, eröffnet. Die hier tätigen Gelehrten waren stark von den Lehren Johann Amos Comenius beeinflusst, welcher im Frühling 1650 in Prešov weilte. Zu der sich schnell vergrößernden wirschaftlichen Macht der Stadt kam auch die politische Stärke hinzu. So wurde 1647 des Verwaltungszentrum des Šariš/Scharosch-Komitats, das oft seinen Sitz wechselte, in die Stadt verlegt. Im 17. Jahrhundert hatten die Adeligen aus der Familie Rákóczi die Funktion des Komitatsvorsitzenden (Gespans) inne. 1671 ließen sich in der Stadt auch der Franziskaner-Orden nieder, 2 Jahre später auch der Jesuiten-Orden. Das Jahr 1687 wurde jedoch für Prešov zu einem Albtraum. Die Unterstützung seitens der Stadt für den anti-habsburgischen Aufstand unter Emmerich Thököly (1678-1687) hatte schwerwiegende Konsequenzen. Aufgrund einer Entscheidung von Kaiser Leopold I. wurde in der Stadt das sgn. Eperieser Blutgericht unter der Führung von Antonio Caraffa abgehalten, in dessen Verlauf (vom 5. März bis zum 12. September 1687) 24 prominente protestantische Bürger und Adelige zum Tode verurteilt und ihr Vermögen eingezogen wurde. Weitere Schäden verursachte der Stadt der Aufstand von Franz Rákóczi II. (1703-1711) und die Pestepidemie von 1696, durch die die Hälfte der Stadtbevölkerung ums Leben kam.

18. Jahrhundert

Das erste Viertel des 18. Jahrhunderts wirft die Stadt dann noch weiter zurück in den Schatten ihrer Geschichte. Zusätzlich zu den Belastungen durch die anti-habsburgischen Aufstände und anti-türkischen Kriege wird die Bevölkerung 1710 wieder durch die Pest und die Stadt durch Feuersbrünste heimgesucht. Dadurch sinkt die Einwohnerzahl auf unter 2.000. Das ehemalige Evangelische Kollegium wurde 1711 von den Jesuiten übernommen. Es brauchte einige Jahrzehnte bis sich die Stadt wieder von diesen Belastungen erholt hatte.

Das Handwerk und der Handel belebten sich langsam wieder, hinzu kamen auch Manufakturen. In dieser Zeit kam es auch zu wichtigen Entdeckungen durch ansässige Gelehrte. Die meistbeachtetste war die Herstellung einer Impfung gegen Pocken durch Jan Adam Rayman (Rajman).

Seit der Mitte des 18. Jahrhundert stieg die Bevölkerungsanzahl wieder an und erreichte 6.000. Ein für die in der Stadt ansässigen Juden wichtiges Jahr war 1780, als sich hier der erste holländische Jude, Markus Holländer, ansiedelte. Eine weitere Feuersbrunst im Jahr 1788 hält die Stadt abermals in seiner Entwicklung auf.

Im Februar 1752 wurde die Salzmine in Solivar überflutet und riss alle Bergarbeiter mit in den Tod. Seit dieser Zeit wurde Salz nur noch durch Verdampfung von Salzwasser (Lake) gewonnen.

19. Jahrhundert

Im frühen 19. Jahrhundert wurde die Stadt zum Sitz des Scharosch-Komitats erhoben (bis 1922); die Verwaltung des Komitats gab es hier aber bereits seit 1647. Diese Zeit war auch durch die Pionierarbeit des unterschätzten Wissenschaftlers Jan Gertinger gekennzeichnet, welcher als erster in Mitteleuropa Kristallzucker herstellte. Nachdem 1817 die griechisch-katholische Kirche in der Stadt ihre Diözese eröffnet hatte, kam es zu einer Zuwanderung von Ruthenen in die Stadt. Am Anfang des 19. Jahrhunderts machten die Slowaken durch Zuwanderung aus den benachbarten slowakischen Dörfern bereits die überwiegende Mehrheit der Stadtbevölkerung aus. 1831 beteiligten sich viele Einwohner am großen Bauernaufstand. 1849 wurde die Stadt im Zuge der Revolution vorübergehend von slowakischen Freiwilligentruppen besetzt. Am Kollegium studierten einige wichtige Vertreter der slowakischen Nationalbewegung (Pavol Országh Hviezdoslav, Jonáš Záborský u. a. ). Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleichs von 1867 begann das Königreich Ungarn mit einer systematischen Magyarisierung der nichtungarischen Bevölkerung in Ungarn. Infolge dieser Politik stieg der Anteil der Ungarn in der Stadt rapide.

Die Wirtschaft von Prešov fing wieder an zu stagnieren, dies konnte auch nicht durch den Bau von Eisenbahnstrecken nach Košice, Plaveč und Bardejov aufgehalten werden. Während dieser Zeit fiel die Wirtschaft der Stadt auch wieder hinter die von Košice zurück. 658 Bürger verließen zwischen 1870 und 1888 die Stadt. 79.182 Menschen wanderten innerhalb von 3 Jahrzehnten (1880 - 1910) aus dem gesamten Scharosch/Šariš-Komitat aus, was zirka die Hälfte der Bevölkerung ausmachte. Am 6. Mai 1887 kam es zu einem der schwersten Feuersbrünste in der Geschichte der Stadt, dem ein Großteil der Stadt zum Opfer fiel.

20. Jahrhundert

Nachdem in der Stadt 1919 die kurzlebige Slowakische Räterepublik (Slowakische Sowjetrepublik) ausgerufen worden war, wurde die Stadt 1919 definitiv Bestandteil der neu gegründeten Tschechoslowakei. Wieder kam es zu großen Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur. Tschechen (später Slowaken) besetzten nun die wichtigen Posten in der Verwaltung der Stadt. 1921 hatte die Stadt 17.577 Einwohner. Der größte Industriebetrieb, die Masaryk-Salzwerke, nahm 1925 in seinem neuem Werksgebäude in der Nähe des Bahnhofs die Arbeit auf. Die Einrichtung eines slowakischen Theaters 1944 gab der Stadt wichtige Impulse für das kulturelle Leben. Während des 2. Weltkriegs am 20. September 1944 wurde die Stadt bombardiert und ein Jahr später am 19. Januar 1945 durch die Sowjetarmee und den 1. tschechoslowakischen Armeekorps von deutschen Besatzungstruppen befreit. Der Krieg endete mit einer Katastrophe für die jüdische Bevölkerung, die vor dem Krieg 20% der Einwohner stellten, denn 90% der Juden wurden während des Krieges in Konzentrationslagern umgebracht.

Das Nachkriegs-Prešov entwickelte sich ab 1948 unter den Bedingungen des Sozialismus. Die nun einsetzende starke Industrialisierung der gesamten Slowakei bedeutete eine eindrucksvolle Entwicklung der Industrie, welche sich nun stark an den östlichen Märkten orientierte, und eine starke Mechanisierung/Automatisierung der Produktionsabläufe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verzeichnete die Stadt durch Zuzug von Bevölkerung aus den benachbarten, eher armen Regionen der Slowakei ein außerordentliches Wachstum der Einwohnerzahl: 1950 hatte die Stadt 27.846 Einwohner, 1970 schon 51.917 , 1991 87.765 Bewohner und 1999 schließlich 95.760. Somit ist Prešov die drittgrößte Stadt der Slowakei geworden.

1922 - 1938 war die Stadt kein übergeordenter Verwaltungsort, 1938 - 1945 war sie Sitz der Gau Šarišsko-Zemplínska župa, 1946-1960 und seit 1996 Sitz des Lanschaftsverbands Prešovský kraj.

Am 2. Juli 1995 wurde die Stadt mit dem Besuch Papst Johannes Paul II. geehrt.