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Bergrennen

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Bergrennen ist eine Disziplin innerhalb des Motorsports. Sie werden im Gegensatz zu Rundstreckenrennen grundsätzlich nur als Einzelzeitfahren auf einer genügend steilen Strecke bergauf durchgeführt. Die charakteristische Rückführung erfolgt im Konvoi bergab rollend mehrheitlich mit ausgeschaltetem Motor.

Unterscheidung

Man unterscheidet zwischen

  • Bergrennen für Automobile
  • Bergrennen für Motorräder und
  • gemischten Bergrennen sowohl für Motorräder als auch Automobile

In diesem Artikel hier, werden Bergrennen für Automobile näher erläutert. Wobei Bergrennen für Motorräder analog ablaufen, jedoch andere Marken und Fahrernamen zu erwähnen wären. Auch gibt es spezifische Bergrennenstrecken, auf denen ausschließlich nur Motorradwettbewerbe veranstaltet werden bzw. wurden.

Spezifisches

Durch die Steilheit und den meist kurvigen Verlauf der Bergrennstrecken (oft mit Spitzkehren) werden die Geschwindigkeiten begrenzt und somit die Sicherheit verbessert. Nachteil der Lage am Hang ist jedoch naturgemäß, dass weder auf Bergseite noch auf Hangseite weitläufige Auslaufzonen eingerichtet werden können. Durch den Charakter des Einzelzeitfahrens sind Bergrennen keine Wettrennen im eigentlichen Sinne, da es nie zu Überholmanövern kommt - was vom Reglement auch so vorgesehen ist. Mitunter stattfindende Ausfälle sind ausschließlich auf Fahrzeugdefekte oder Fehler der Fahrer zurückzuführen. Dies hat für die Fahrer mit ihren sehr teuren Rennfahrzeugen den Vorteil, dass sie keine Schäden durch die Fehler anderen befürchten müssen. Trotz des Wegfalls des direkten Konkurrenzkampfes ist die fahrtechnische Schwierigkeit höher als auf Rundstrecken, da meist nur einmal im Jahr in zwei bis maximal vier Durchgängen die jeweilige Strecke trainiert werden kann. Die Streckendetails von mehreren Kilometern Bergrenndistanz müssen sich die Fahrer während dieser Trainingsläufe verinnerlichen, um bei den wenigen Wertungsläufen erfolgreich zu sein.

Teil des sportlichen Reizes ist die Vielfalt der einzelnen Kurven, deren Charakteristik extrem verschieden sein kann. So tauchen (enger werdende) sog. Hundekurven und Kombinationen auf, die man auf modernen Rundstrecken vergeblich sucht. In der der Vergangenheit war u. a. die "Schloßbergkehre" beim Gernsbacher Schloßberg-Rennen eine der langsamsten. Die langsamsten Kurven im aktiven heutigen deutschen Bergprogramm sind die z. B. die „Steinbruchkurve“ in Trier und die „Bit-Kurve“ in Wolsfeld. Bekannte schnelle Passagen sind das „Brückchen“ in Homburg/Saar, sowie die letzten zwei Kurven vor der Zieldurchfahrt in Trier und der Zielkurve in Schleiz. Beliebte mittelschnelle Passagen sind die „Klinge“ in Eichenbühl, die letzten vier Kurven in Osnabrück und die leider nicht mehr gefahrene „Rutschkurve“ in Alzey. Aus Sicherheitsgründen sind nicht alle erwähnten Kurven für das Publikum zugänglich.

In den naturnahen Zuschauerzonen herrscht Picknick-Atmosphäre oder sogar Partystimmung, die bei der abendlichen Zusammenkunft im Fahrerlager durch die Aktiven verstärkt wird. Bei diversen Bergrennveranstaltungen steht jeweils sogar ein großes Festzelt. Viele dieser Bergrenn-Veranstaltungen gelten oft als der jährliche Veranstaltungshöhepunkt, in den ansonsten meist relativ provinziellen Regionen.

Geschichte

Vor dem 2. Weltkrieg wurden auf großen Alpenpässen wie dem Großglockner und vielen anderen Bergstraßen in den Mittelgebirgen Bergrennen mit Grand Prix-Rennwagen z. B. von Mercedes-Benz und Auto Union durchgeführt, mit berühmten Fahrern wie Bernd Rosemeyer, Rudolf Caracciola und natürlich dem Bergkönig Hans Stuck am Steuer.

Anfang der 1960er Jahre, im Rahmen der steigenden Massenmotorisierung, wurden die Bergrennen wieder aufgenommen oder neu eingeführt. Zudem wurden zeitweise einige Bergrennen zur Sportwagen-Weltmeisterschaft gewertet, somit also mit Klassikern wie den 24 Stunden von Le Mans, 1000km Nürburgring, Targa Florio gleichgesetzt. Bis in die 1970er Jahre hinein wurden speziell für die Berg-Europameisterschaft von Porsche, Ferrari oder Abarth teilweise extrem leichte Bergrennwagen wie der Porsche 909 oder Ferrari Dino konstruiert.

Danach verzichteten die Automobilwerke auf den reinen Aufwand für Nur-Bergrennen, so dass auch die Gesamtsiege seit dieser Zeit nur von Amateuren unter sich ausgemacht werden können. Der Popularität der sowohl volks- wie auch naturnahen Veranstaltungen tat dies aber keinen Abbruch, zumal weiterhin bekannte Profirennfahrer ihre sonst nur in Rundstreckenrennen eingesetzten Rennwagen vorführten. Auch ohne große Sponsorunterstützung bringen die Liebhaber des Bergrennsports von seriennahen Autos bis zu spektakulären Turbo-Boliden, reinrassigen Sportprototypen und Formel 3000 fast alles zum Einsatz, was auf Rundstrecken auch bewegt wird.

Pauschale Verbote

Noch bis in die 1980er Jahren hinein wurden in Deutschland zahlreiche Bergrennen durchgeführt. Neben einigen international bedeutenden wie etwa im Schwarzwald am Schauinsland bei Freiburg im Breisgau gab es eine Vielzahl kleineren Veranstaltungen auf regionaler Ebene.

Während andernorts die Genehmigungen von Fall zu Fall entschieden wurden und werden, verboten ab Mitte der 1980er Jahre die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Bergrennen komplett bzw. verweigern seither grundsätzlich die nötigen Ausnahmegenehmigungen laut § 29 der StVO (Übermäßige Straßenbenutzung). Dieser besagt zwar (1) Rennen mit Kraftfahrzeugen sind verboten, aber auch (2) Veranstaltungen, für die Straßen mehr als verkehrsüblich in Anspruch genommen werden, bedürfen der Erlaubnis.(...).

Bezeichnend dazu die Haltung des einstigen Stuttgarter Regierungspräsidenten Manfred Bulling, der 1984 befand: ... genauso, wie man nicht verkehrt herum in einer Einbahnstraße fahren oder im Halteverbot parken darf. An mir ist es nun, Ausnahmen zu genehmigen. Und in den Fällen Heilbronn und Neuffen sehe ich wenig Gründe dafür.. 1984 mussten somit ca. 30 geplante Bergrennen abgesagt werden, die in den Vorjahren noch genehmigt wurden. So z.B. das Rennen hinauf auf die Schwäbische Alb bei Neuffen. Dies wurde von Kritikern dieser plötzlichen und pauschalen Ablehnung aller Veranstaltungen als politischen Trick gedeutet, um im Landtagswahljahr 1984 dies als Maßnahme für den Umweltschutz darstellen zu können.

Dagegen demonstrierten am 17. Juni 1984 ca. 1.000 Motorsportanhänger auf der ansonsten als Fahrerlager genutzten Wiese für das Bergrennen um den Heilbronner Bergpreis zwischen Gronau bei Oberstenfeld und Prevorst vergeblich.

Aktueller Stand

Wie schon im Vorjahr wurde auch 2004 die Wiederaufnahme des Rennens im Sauerland bei Brilon vom zuständigen Regierungspräsidenten unterbunden: Der Antrag auf Durchführung des 21. Internationalen ADAC-Sauerland-Bergpreises 2004 wird von mir abgelehnt, da das öffentliche Interesse daran liegt, dass dieses Rennen nicht stattfindet und das (sic!) Interesse des ADAC an der Durchführung des Rennens überwiegt.

Bei den noch verbliebenen Bergrennen im Deutschland gilt die Sicherheit für Fahrer und Zuschauer als optimal. Der Umweltschutz ist nur insofern ein Problem als dass mitunter mehrere Tausend Zuschauer am Streckenrand inmitten der Natur unterzubringen sind. Durch die Sperrung für den normalen Verkehr verringert sich normalerweise bei Veranstaltungen die Abgasbelastung, sofern es sich nicht gerade um eine abgelegene, kaum befahrene Strecke handelt. Bei an Wochenenden stark befahrenen Strecken kann eine Veranstaltung wie ein Bergrennen sogar eine deutliche Entlastung bringen - im Falle des Trierer Bergrennens etwa wird dieselbe Strecke vom selben Veranstalter auch für einen Berglauf genutzt.

In den letzten zehn Jahren sind bei Bergrennen in Deutschland weder Fahrer noch Zuschauer tödlich verunglückt. Im Bereich der Posten am Streckenrand kamen leider drei Helfer bei EM-Bergrennen ums Leben. Verletzungen bei den Fahrern kommen gelegentlich vor, auch bei Presseotografen und Kameraleuten, welche sich mit Sondergenehmigung außerhalb der Sicherheitszonen, somit im unmittelbaren Gefahrenbereich, aufhalten können.

2004 verunglückte ein Fahrer in der Schweiz tödlich in seinem Tourenwagen. Als Konsequenz wurde eine zusätzliche Diagonalstrebe im Dach vorgeschrieben, also der Überrollkäfig verstärkt. Die größte Gefahr besteht aber für die Fahrer der offenen Rennwagen, deren Struktur leider nicht der der modernen Formel-1-Wagen entspricht.

Seit einigen Jahren ist es Amateurfahrern möglich im NAVC an der Amateur-Bergmeisterschaft teilzunehmen. Es finden im Rahmen dieser Rennserie noch weitere Rennen statt, z.B. der Heckmo-Cup oder Gleichmäßigkeitsfahrten.

In den letzten Jahren hat der Bergrennsport wieder an Popularität gewonnen.

Aktuelle Rennen

Früher wurden wesentlich mehr Bergrennen in Deutschland durchgeführt (siehe Deutsche Bergrennen). Es gibt auch heute noch in fast jedem landschaftlich dafür geeigneten Bundesland ein Bergrennen. Nur Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, genehmigen seit ca. 20 Jahren keine Bergrennen mehr, obwohl dort mehrere Automobil-Hersteller ihren Sitz oder ihre Werke haben. Ironischerweise war es die Volkswagen-Konzerntochter SEAT aus Spanien, welche im Jahr 2004 seine Markenpokalserie nicht nur wie üblich auf Rundstrecken austrug, sondern auch einen Bergrenn-Lauf ins Programm aufnahm.

Sogar Niedersachsen kann ein Bergrennen aufweisen, im Teutoburger Wald bei Osnabrück. Das Saarland ist Gastgeber des deutschen Laufes zur Berg-Europameisterschaft beim Trierer Bergrennen, zudem wird bei Homburg eine Veranstaltung auf saarländischem Boden ausgetragen, die Ländergrenzen überschreitet, da das Ziel im rheinland-pfälzischen Ort Käshofen liegt. Dieses Bundesland wiederum, als Eigentümer des Nürburgrings und Gastgeber für den deutschen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft, hat neben dem traditionellen Rennen in Wolsfeld bei Bitburg 2004 der Wiederaufnahme eines früheren Bergrennens mit Start im Tal der Ahr zugestimmt.

In Thüringen wird in Schleiz das Schleizer Dreieck entgegen der üblichen Rennrichtung befahren und der Iberg beim Heilbad Heiligenstadt bezwungen. Zudem darf sogar einmal im Jahr im Naturpark Kyffhäuser der sagenhafte Schlaf von Kaiser Barbarossa durch Rennmotoren gestört werden. In Hessen darf in Zotzenbach im Odenwald zwar kein Bergrennen mehr, aber immerhin noch ein Bergslalom mit Schikanen durchgeführt werden.

In Bayern wird sowohl in das Bergrennen am Hauenstein in Hausen/Rhön durchgeführt als auch eine Veranstaltung im „Dreiländereck“ in Eichenbühl/Unterfranken (bei Miltenberg am Main) sowie in Mickhausen bei Augsburg. Traditionelle Bergrennen am Alpenrand, wie das am Oberjochpass, das einst wegen Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs verboten wurde, gibt es nun zur Förderung desselben wieder, allerdings nur als Oldtimer-Veranstaltung. Dieser Ausweg wurde auch am Schauinsland, am Schloßberg in Gernsbach/Murgtal und anderen ehemaligen Strecken beschritten.

Im Ausland sind Bergrennen wesentlich weiter verbreitet, die Strecken sind meist länger, schneller und gefährlicher als die in Deutschland noch erlaubten. Die Schweiz, Frankreich und Italien sind bekannt für die anspruchvollsten Strecken. Zudem dürfen auch noch schnellere Fahrzeuge eingesetzt werden, bis hin zu ehemaligen Formel 1 Wagen.

So werden zwei Läufe des deutschen Berg-Cup im Luxemburg ausgetragen, zwei weitere im für Bergrennen prädestinierten Österreich. Sogar in der Schweiz, in der 1955 Rundstreckenrennen im Zuge des schweren Unfalls beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans grundsätzlich verboten sind, sind Bergrennen üblich. Frankreich hat mehrere Bergrennen alleine im Elsass, und auch hinauf auf den legendären Mont Ventoux. Läufe zur EM werden auch in Portugal, Spanien, Italien, Tschechien, der Slowakei und in Kroatien ausgetragen, also auch in Ländern, die von internationalen Rennserien meist ausgespart werden. In Ungarn wird ein Lauf im Mátra-Gebirge ausgetragen.

In Großbritannien kann Shelsley Walsh zwar eine nur 914 m kurze Strecke aufweisen, aber dafür aber eine 100 Jahre lange Tradition auf der unveränderten Streckenführung, die zudem mehrmals im Jahre befahren wird und somit „Mekka“ des Bergrennsportes gilt, zumindest des britischen.

Auf den Pikes Peak in den Rocky Mountains (USA) führt eine kehrenreiche Schotterpiste, auf der auch schon Rallye-Asse wie Walter Röhrl und Ari Vatanen aktiv waren, mit besonders leistungsstarken und spoiler-bewehrten Versionen ihrer turbogetriebenen Werksautos.

Ein ganze andere Variante des Motorsportes am Berg stellt das Hillclimbing dar, bei dem ein besonders steiler Hang mit Geländemotorrädern so weit hoch wie möglich erklommen wird.

Siehe auch

Bekannte Bergfahrer

An erster Stelle muss hier Hans Stuck genannt werden, der als „Bergkönig“ zwischen 1925 und 1960 zahlreiche Siege und Meisterschaften am Berg errungen hat. Als der heutige Bergrennspezialist gilt der „Berglöwe“ Herbert Stenger, welcher eine eindrucksvolle Bilanz von Rekorden und Meisterschaften seit Mitte der 1970er Jahr vorweisen kann. Weitere bekannte aktive Fahrer sind u.a. Georg Plasa, Norbert Handa, Horst Fendrich (der in Homburg einen schlimmen Unfall hatte) und Franz Weissdorn.

Zur wichtigen Kerntruppe, welche sich im Prinzip bei jedem deutschen Bergrennen wiedersieht, gehört u. a. der Streckensprecher Hannes Martin und die für die Fahrzeuggruppen „zuständigen“ Technischen Kommissare. Der Reifenlieferant Dieter Knüttel ist auch bei den Aktiven.

Selten „verirren“ sich Rennfahrer von der Rundstrecke an den Berg. Wolfgang Graf Berghe von Trips war 1958 ein damaliges prominentes Beispiel, sowie auch Hans Herrmann. Viele Fahrer begannen ihre Rennsportkarriere am Berg und wechselten dann zur Rundstrecke, wie Rolf Stommelen, Gerhard Mitter, Sepp Greger, Reinhold Joest, Claus Dupré und Roland Asch.

Schnittstellen zwischen Berg- und Rundstrecke

Spezielle Bergrennfahrzeuge sind für diese Kurzstreckensprints extrem optimiert und für die Rundstrecke kaum tauglich. Ein Fahrer mit einem seriennahen Tourenwagen-Fahrzeug kann dagegen im Prinzip an Slaloms, Bergrennen, Rallyes und Rundstreckenrennen teilnehmen.

Im Jahre 2003 führte Manuel Reuter seinen DTM-Opel beim Bergrennen in Mickhausen vor, da sein Team Holzer in den Nähe beheimatet ist. Solange Fahrer in der Formel 1 aktiv sind, werden solche Eskapaden kaum möglich sein. Ob etwa ein Michael Schumacher zum Karriereende diese Herausforderung annimmt, ist mehr als fraglich - Ferrari betreibt seit ca. 40 Jahren werksseitig keinen Bergrennsport mehr.