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Hedychium

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Hedychium

Schmetterlingsingwer bzw. Girlandenblume (Hedychium gardnerianum)

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Unterfamilie: Zingiberoideae
Tribus: Zingibereae
Gattung: Hedychium
Wissenschaftlicher Name
Hedychium
J.Koenig

Hedychium, auch Zieringwer oder Ingwerlilie genannt, ist eine Pflanzengattung, die zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) gehört und etwa 95 Arten umfasst. Einige Arten werden in tropischen Parks und Gärten als Zierpflanzen verwendet[1]. Manche Arten wie bspw. der Schmetterlingsingwer können auch mit Winterschutz in Weinbergklimaten Mitteleuropas kultuviert werden.

Beschreibung

Rhizom und Habitus vom Schmetterlingsingwer (Hedychium gardnerianum)
Zygomorphe Blüte vom Schmetterlingsingwer (Hedychium gardnerianum) mit dem roten, langen Staubfaden mit Griffel
Fruchtstand vom Schmetterlingsingwer (Hedychium gardnerianum)

Erscheinungsbild und Laubblätter

Hedychium-Arten wachsen als immergrüne, ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden fleischige, knollig verdickte Rhizome aus. Sie wachsen meist terrestrisch, selten epiphytisch. Die Blattscheiden der Laubblätter formen sogenannte Scheinstämme, die Wuchshöhen von 1 bis 3 m erreichen.[2]

Die wechselständig und zweizeilig (distich) angeordneten Laubblätter sind nie zu grundständigen Rosetten vereinigt. Die Laubblätter besitzen eine Blattscheide und eine einfache, krautige Blattspreite mit erhabener Mittelrippe von der die Seitennerven parallel abzweigen. Im knospigen Stadium ist die Blattspreite der Länge nach eingerollt. Der Blattrand ist glatt. Es sind auffällige Ligulae vorhanden.[2]

Blütenstände und Blüten

Endständig an den Scheinstämmen werden die zapfenähnlichen, ährigen Blütenstände gebildet, die nur eine bis sechs (mehrere) Blüten, meist 4 bis 6 (2,5 bis 7) cm lange Tragblätter und kleine, röhrige, von den Tragblättern überdeckte Deckblätter enthalten.[3]

Die zwittrigen Blüten sind dreizählig und zygomorph mit doppelten Perianth. Die drei Kelchblätter sind zu einer relativ schmalen, zylindrischen Röhre verwachsen, die auf einer Seite offen ist und oben dreizähnig oder -lappig ist. Die drei Kronblätter sind an ihrer Basis zu einer langen, engen Röhre verwachsen mit drei linealen Kronlappen, die nach dem Aufblühen zurückgebogen sind. Von den ursprünglich sechs Staubblättern ist nur das mittlere Staubblatt des inneren Kreises fertil; es besitzt meist einen relativ langen, linealen Staubfaden. Alle anderen Staubblätter sind zu Staminodien umgebildet. Das mittlere Staminodium des äußeren Kreises fehlt immer. Die beiden seitlichen Staminodien des äußeren Kreises sind kronblattähnlich und größer als die Kronlappen. Die beiden seitlichen Staminodien des inneren Kreises sind zu einem sogenannten Labellum verwachsen; es stellt den auffälligsten Teil der Blüte dar und ist halbkreisförmig und am Ende meist zweilappig. Drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen (synkarpen) dreikammerigen Fruchtknoten verwachsen. In einer Furche des Staubfadens befindet sich der sehr dünne Griffel und die Narbe befindet sich oberhalb der Staubbeutel.[2] Die einzelnen Blüten verwelken schnell, meist sind sie weniger als einen Tag geöffnet.

Früchte, Samen und Chromosomensätze

Sie bilden dreifächerige, kugelige Kapselfrüchte, die viele Samen enthalten. Die Samen besitzen einen meist gefransten Arillus.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 17.[3]

Systematik,Verbreitung und Entymologie

Die Gattung Hedychium ist im tropischen bis warm-gemäßigten südlichen Asien und Südostasien (Himalaja) weitverbreitet, außerdem kommt sie in Madagaskar vor. Allein in China gibt es 28 Arten, davon 18 nur dort.

Blütenstand von Hedychium coccineum
Schmetterlingslilie (Hedychium coronarium)
Blüten von Hedychium cylindricum
Habitus, Laubblätter und Blütenstand von Hedychium flavescens
Illustration von Hedychium flavum
Hedychium flavum
Aufgesprungene Kapselfrucht mit Samen mit rotem Arillus von Hedychium horsfieldii
Laubblätter und Blütenstände von Hedychium longicornutum
Ähriger Schmetterlingsingwer (Hedychium spicatum)
Hedychium yunnanense

Die Gattung Hedychium wurde 1783 durch Johann Gerhard König in Anders Jahan Retzius: Observationes Botanicae, 3, S. 73–74 aufgestellt. Typusart ist Hedychium coronarium J.Koenig.[4] Der botanische Gattungsname Hedychium ist von den griechischen Wörtern hedys für „süß, angenehm“, womit der Duft der Blüten gemeint ist; und chion für „Schnee“, mit Bezug auf die weißen Blüten einer Art hergeleitet[3]; dies wird jedoch selten angezweifelt.[5] Synonyme für Hedychium J.Koenig sind: Gamochilus T.Lestib., Gandasulium Rumph. ex Kuntze, Brachychilum (R.Br. ex Wall.) Petersen.[6][7]

trägt x = 17.[3]

Arten und Hybriden

Hedychium-Arten

Es gibt etwa 100 Hedychium-Arten:[6][2][7]

Hedychium-Hybriden

Sonstiges

Hedychium gardnerianum wurde als Zierpflanze auf die Azoren-Insel São Miguel gebracht und breitet sich dort sowie den Nachbarinseln inzwischen dermaßen stark aus, dass sie auf den Azoren wie mittlerweile auch auf Hawaii und Neuseeland als Unkraut bzw. die heimische Flora (Gagelbaum, Lorbeer-Wacholder-Wald)[12] gefährdende invasive Art betrachtet wird.

Gleiches gilt für die ursprünglich im Himalayagebiet heimische[13], zur Zeit der Sklaverei nach Brasilien eingeführte Hedychium coronarium (dt. Schmetterlingslilie, seltener auch Weißer Ingwer), die dort inzwischen ebenfalls als aggressive, invasive Pflanze betrachtet wird, während sie andererseits als „Flor de Mariposa“ (wörtlich übersetzt „Schmetterlingsblume“)[1] die Nationalpflanze von Kuba ist.

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b Fritz Encke: Pareys Blumengärtnerei. Band 1. Parey, Berlin 1960, S. 399–400.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af Delin Wu, Kai Larsen: Zingiberaceae.: Hedychium, S. 370 – textgleich online wie gedrucktes Werk In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 24: Flagellariaceae through Marantaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2000, ISBN 0-915279-83-5.
  3. a b c d Alan T. Whittemore: Zingiberaceae.: Hedychium - textgleich online wie gedrucktes Werk In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae, Oxford University Press, New York und Oxford, 2000, ISBN 0-19-513729-9.
  4. Hedychium bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 2. Dezember 2014.
  5. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7).
  6. a b Hedychium im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  7. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx Hedychium. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 2. Januar 2017.
  8. a b Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  9. Feng-Juan Mou, Yu-Cheng Zhong, Xiu Hu, Hua Shan Wang: Hedychium wangmoense (Zingiberaceae), a New Species from Southwest Guizhou, China. In: Annales Botanici Fennici. Band 60, Nr. 12023, 26. Juni 2023, S. 145.
  10. a b c d e f g h Hedychium Hybrids. In: Pacific Bulb Society. Pacific Bulb Society, 10. Oktober 2021, abgerufen am 13. Februar 2024 (englisch).
  11. a b c d Jürgen Grießmeier: Ingwergewächse / ginger family. In: https://www.griessmeyer-bromelien.de/. Bromelien- und Raritätengärtnerei Griessmeier München, abgerufen am 13. Februar 2024.
  12. Steckbrief von Hedychium gardnerianum.
  13. T.K. Lim: Edible Medicinal and Non Medcinal Plants. Vol. 8, Flowers. Springer Netherlands, 2014. ISBN 978-94-017-8747-5, doi:10.1007/978-94-017-8748-2
Commons: Hedychium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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