Zum Inhalt springen

Gemeinde Mirdita

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. November 2006 um 05:49 Uhr durch Thijs!bot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: fr:District de Mirditë, nl:Mirditë (district)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Im Tal des Fan bei Rubik
Versammlung von Mirditen

Die Mirdita (albanisch auch Mirditë) ist eine gebirgige Region in Nordalbanien. Ursprünglich war sie Siedlungsgebiet der Mirditen, eines der wichtigsten nordalbanischen Stämme.

Bedeutung und Herkunft des Namens

Mirdita kann man als das "Gut-Tag-Land" bezeichnen, da mirëdita auf Albanisch guten Tag heißt.

Die Legende besagt, dass ein Mann bei seinem Tod drei Söhne hinterließ. Sein ganzer Besitz bestand aus einem Sattel und einem Sieb. Der älteste nahm den Sattel (albanisch: Shala), der zweitälteste das Sieb (albanisch: Shosha). Dem jüngsten Bruder blieb nicht anders übrig, als den anderen Guten Tag zu wünschen. Und so seien die drei Stämme der Shala, Shosha und der Mirditen zu ihren Namen gekommen.

Eine andere Deutung sieht den Ursprung in der Lage der Region. Von der Küste aus liegt die Mirdita im Osten, dort wo die Sonne aufgeht. Mirdita ist also der Ort, wo der neue Tag beginnt.

Geographie

Das Gebiet der Mirdita wird nach Westen von der Küstenebene und dem Meer durch eine Gebirgskette (knapp 1000 Meter hoch) getrennt. Dahinter liegt eine stark zerfurchte und erodierte Hochebene, die heute eher als Hügelland zu bezeichnen ist und vor allem im Osten und Norden in höhere Gebirgszüge bis auf 2100 Meter übergeht. Die Durchschnittshöhe der Landschaft liegt auf rund 400 Meter über Meer.

Der Fluss Fan entwässert die ganze Mirdita. Ganz im Südwesten der Region fließt er in den Mat, der dort in einer Schlucht die Berge zur Küste durchbricht.

Die rote Erde weist auf das Vorkommen mineralischer Rohstoffe hin, die an verschiedenen Orten auch abgebaut wurden. Von Bedeutung ist insbesondere der Kupfer-Bergbau mit Bergwerken in Rubik und Kurbnesh. Das Einbrechen der Weltmarktpreise, vollkommen veraltete Technik und fehlende Investoren ließen diese Industrie nach dem Zusammenbruch des Kommunismus aber zum Stillstand kommen.

Die Mirdita ist schwach besiedelt. Es gibt lediglich drei größere Ortschaften: Der moderne Hauptort Rrëshen (9.240 Einwohner - 2001) sowie die kleinen Bergwerkstädte Rubik (2.300 Einwohner - 2005, Schätzung)) und Kurbnesh (1.400 Einwohner - 2005, Schätzung)). Die Dörfer verlieren sich in der hügeligen Landschaft.

Geschichte

Mirdite in traditioneller Tracht

Zentrum des Kanun

Die Mirdita war über Jahrhunderte ein Zentrum des gesellschaftlichen und spirituellen Lebens der nordalbanischen Stämme. Damaliges Zentrum war der Ort Orosh. Hier trafen sich einerseits die Familienoberhäupter der Mirditen zu Beratungen, einer Art Landsgemeinde resp. Thing. Von großer Bedeutung war auch die Abtei von Orosh, aus der das heutige Bistum Rrëshen hervorgegangen ist. Wie die anderen Stämme der Region waren auch die Mirditen katholisch (noch heute leben im Bezirk mehr als 90 Prozent Katholiken).

Obwohl die Nordalbaner keine zentrale Herrschaft anerkannten, gab es auch eine Art weltliche Autorität in Orosh. Der Kapedan ("Kapitän"), der jeweils vom Oberhaupt der Familie Gjonmarku gestellt wurde, war Anführer der Mirditen und letzte Instanz in Entscheidungen und Streitfragen. Die Rechte der privilegierten Familie und die Rolle des Kapedan waren im Kanun genau umschrieben. Jeder Mirdite, der jemanden tötete, musste den Gjonmarku eine Abgabe zahlen. Sogar die Osmanen, unter denen die Mirditen stark litten, anerkannten die Vorrangsstellung der Gjonmarku.

Republik Mirdita

Nach dem Ersten Weltkrieg kam es in der Mirdita zu einem inneren Machtkampf, nachdem der Kapedan ohne männliche Nachkommen gestorben war. Der unbeliebte und enterbte Neffe Gjon Marka Gjoni versuchte trotzdem, an die Macht zu kommen. Von den Jugoslawen erbat er sich (finanzielle) Unterstützung, die er auch erhielt, da Belgrad an einer Destabilisierung des jungen albanischen Staates interessiert war. Er forderte die Mirditen erfolglos auf, sich gegen die "türkische" (= muslimische) Regierung in Tirana zu erheben. In der Folge rief Gjon Marka Gjoni, der des Lesens und Schreibens nicht mächtig war, am 17. Juli 1921 in Prizren die Republik Mirdita aus, erklärte sich zu deren Präsidenten und verlangte vom Völkerbund die Anerkennung. Das aussichtslose Unternehmen wurde bald nicht einmal mehr von Jugoslawien unterstützt, das Gjoni aber trotzdem mit Waffen und Soldaten versorgte. Albanischen Regierungstruppen unter Bajram Curri gelang es, die fremden Truppen, zu denen nur wenige Mirditen gehörten, zurückzuschlagen. Im November 1921 floh Gjon Marka Gjoni wieder nach Prizren. Die Mirditen erklärten sich nach Verhandlungen unter der Leitung von Ahmed Zogu loyal zur albanischen Regierung.

Als Überrest der Republik Mirdita tauchen gelegentlich Briefmarken der Republik Mirdita im Handel auf.

Industrialisierung

In der Volksrepublik Albanien erlangte die Mirdita als rohstoffreiche Region an Bedeutung. Neben der Holzwirtschaft war insbesondere der Kupfer-Bergbau von Bedeutung. Hierzu wurden in den 60er Jahren die drei Städte Rrëshen, Rubik und Kurbnesh erbaut. In Rubik wurde ein metallurgische Fabrik errichtet. Später folgte dann noch der Bau der Eisenbahn-Strecke von Milot nach Rrëshen. Die albanische Eisenbahn hat die Strecke ab Rubik zwischenzeitlich wieder (teilweise) demontiert.

Ein Teil der Bergwerkarbeit wurde im sozialistischen Albanien von Strafgefangenen, politischen Häftlingen und Internierten vollbracht. So auch in der Mirdita. Das Bergwerk von Spaç im Norden der Mirdita gehörte zu den berüchtigtsten Arbeitslagern Albaniens. Die Häftlinge lebten dort unter primitivsten hygienischen Bedingungen, erhielten nur unzureichend Nahrung und hausten in Unterkünften, die sie kaum vor der winterlichen Kälte schützten. Die Arbeitsanforderungen waren extrem. Hinzu kamen Isolationshaft und oft auch Folter.

Kreis Mirdita
Kreis Mirdita

Kreis Mirdita

Der Kreis Mirdita (albanisch: Rrethi i Mirditës) ist einer der 36 Verwaltungskreise Albaniens. Der Kreis mit einer Fläche von 867 km² gehört zum Qark Lezha. Er hat ca. 37.000 Einwohner (2001). Hauptort ist Rrëshen.

Gemeinden

Städte: Rrëshen, Rubik.
Gemeinden: Fan, Kaçinara, Kthella, Orosh, Selita.

Wirtschaft

Die Wirtschaft liegt aktuell am Boden. Der Zusammenbruch des Kommunismus brachte das Ende für die Bergwerke und Industrie mit sich. Zehntausende von Personen aus dem Kreis Mirdita haben seit 1990 die Region verlassen, um entweder im Ausland oder den urbanen Zentren Albaniens Arbeit zu finden. Andere zogen in die Küstenebene, weil die kleinen Grundstücke in den wenig fruchtbaren Bergen sie nicht mehr zu ernähren vermochten. Viele Zurückgebliebene leben von den Überweisungen der Migranten.

Die Mirdita wird von der Hautpverbindungsstraße von Durrës nach Kosovo durchquert. Vom Ausbau dieser Straße könnte die ganze Region profitieren.