Sexwelle
Sexwelle ist ein Begriff aus den 1960er und 1970er Jahren. Mit der Lockerung der Sexualparagrafen im Strafrecht in der Bundesrepublik Deutschland fand auch eine Liberalisierung der Sexualmoral im Umgang der Geschlechter, in der Auffassung von Sexualnormen bei der Jugend und insbesondere in der Kommerzialisierung der sexuellen Bedürfnisse in den Medien statt. Technische Medien wie Super 8 Film führten zur massenhaften Verbreitung von Pornografie. Daher der Begriff "Welle", weil sich diese Neuerung wie eine Flut über das Land ergoss. Die Einführung von Pornografie führte sicher auch zu einem Umdenken in den sexuellen Gewohnheiten (Partnertausch, offene Ehe, Gruppenehe), häufig noch versetzt mit ideologischen Beigaben aus der soziologischen und ethnologischen Fakultät. Mit dem Zusammenbruch der Studentenbewegung, die im Rahmen der sexuellen Revolution auch die Sexwelle als Liberalisierung teilweise befürwortete und dem Aufkommen des Feminismus, der den in der Sexwelle und Pornografie oft vertretenen Sexismus kritisierte, wich dieses Bild wieder grösserer Zurückhaltung im Ausleben und Darstellung von Sexualität, bis mit dem Aufkommen der Immunschwächekrankheit Aids vollends "Ebbe" - um in dem Bild zu bleiben - eintrat.
Dennoch sind Errungenschaften aus den 60er und 70er Jahren auch im heutigen Bild der Sexualität präsent geblieben, so etwa im Sinne des Feminismus die Thematisierung der weiblichen Sexualität oder im Sinne allgemeiner Liberalisierung die Thematisierung so genannter von der Norm abweichender sexueller Wünsche. Auch eine Entkoppelung der Sexualität als Lust- und Triebgeschehen von ihrer Funktion der Fortpflanzung ist in Zusammenhang mit Sexwelle und Sexueller Revolution zu sehen.