Robert Oppenheimer

Julius Robert Oppenheimer (* 22. April 1904 in New York, NY, USA; † 18. Februar 1967 in Princeton, New Jersey) war ein US-amerikanischer theoretischer Physiker, der vor allem während des zweiten Weltkriegs für seine Rolle als wissenschaftlicher Leiter des Manhattan-Projekts bekannt wurde. Dieses im geheimgehaltenen Los Alamos National Laboratory in New Mexico stationierte Projekt hatte zum Ziel, die ersten Nuklearwaffen zu entwickeln. Robert Oppenheimer gilt als „Vater der Atombombe“, verurteilte jedoch nach dem Einsatz gegen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki deren verheerende Wirkung .
Nach dem Krieg arbeitete Robert Oppenheimer als Berater der neu gegründeten amerikanischen Atomenergiebehörde und nutzte diese Position dazu, sich für eine internationale Kontrolle der Kernenergie und gegen ein nukleares Aufrüsten zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten einzusetzen. Nachdem er mit seinen politischen Ansichten das Missfallen vieler Politiker während der McCarthy-Ära zugezogen hatte, wurde ihm 1954 die Sicherheitsberechtigung in einer stark politisierten Anhörung entzogen. Derart von direkter politischer Einflussnahme ausgeschlossen, fuhr Oppenheimer damit fort im Bereich der Physik lehrend, arbeitend und schreibend tätig zu bleiben.
Ein Jahrzehnt später wurde Robert Oppenheimer durch den US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy als Zeichen seiner politischen Rehabilitierung der Enrico-Fermi-Preis verliehen.
Leben
Julius Robert Oppenheimer wurde am 22. April 1904 in New York geboren. Die Vorfahren seines Vaters waren Juden und kamen ursprünglich aus Deutschland. Sie zogen allerdings in die USA um dort ihr „Glück zu machen“. Dort eröffneten sie nun ein Kleidergeschäft, welches sehr gut lief. Roberts Vater, Julius S. Oppenheimer, zog 1888 nach und wurde wohlhabender Geschäftsmann. Roberts Mutter, Ella Friedman, war „Kunsterzieherin“ und bis auf eine verkrüppelte Hand, die sie meistens in einem Handschuh versteckte, sehr schön. Sie hatte eine Maler-Ausbildung in Paris absolviert und hatte ein eigenes Atelier in New York. Paul Horgan, ein Freund der Familie, beschrieb die Eltern Roberts wie folgt: Roberts Mutter sei „eine sehr zarte, gefühlsmäßig stark verhaltene Frau (gewesen), die mit viel Takt und Anmut ihre Rolle ... meisterte. Mr. Oppenheimer war liebenswürdig, ein von Grund auf gütiger Mensch ... Der Haushalt wurde luxuriös und zugleich einfach geführt, mit allem Komfort, viel Sinn für Etikette, doch herrschte in den Räumen eine melancholische Atmosphäre.“ Robert wurde wohl eine Mischung aus den Eigenschaften beider Eltern. Er beschrieb sich später selbst als „abstoßend braver Musterknabe“. Robert war bis zu seinem achten Lebensjahr Einzelkind dann (1912) bekam er einen Bruder, Frank.
Studienzeit
Robert ging auf die „Ethical Cultural School“ in New York. Dort legte man auf freie, „liberale“ Ideen Wert. Robert war sehr fleißig, war allerdings eher ein Einzelgänger. Er bewies sehr schnell, daß er sprachlich und „gesellschaftlich“ seinen Mitschülern überlegen war, womit er sich nicht immer beliebt machte. Er war hochgewachsen und sehr schlank, und konnte manchmal seine Bewegungen schlecht koordinieren. Dies hieß aber nicht, dass er kein körperliches Geschick besaß. Er hasste Sport, denn er haßte es, zu verlieren. In der dritten Schulklasse war Julius Robert Oppenheimer der Meinung, daß Chemie in seiner Schule zu kurz komme, daher wurde ein privater Chemielehrer engagiert. Damals richtete sich der kleine Oppenheimer schon ein Labor ein und machte chemische Experimente. In der siebenten Klasse erlangte Robert den Ruf eines Wunderkindes, welches seine Lehrer und Lehrerinnen korrigierte. Während andere Teenager zu jener Zeit im Park ober am Hudsonufer spielten, beschäftigte sich Robert lieber mit seinem Lieblingsspielzeug: einem Polarisationsmikroskop. J. Robert Oppenheimer sagte später über seine Kindheit: „Meine Kindheit hatte mich in keiner Weise darauf vorbereitet, daß es grausame, bittere Dinge auf dieser Welt gibt“. Sein „behütetes Familienleben“ habe ihm nicht „die normale gesunde, Möglichkeit eingeräumt, jemals ein Lausbub zu sein“. Als Robert 18 war, bekam er auf einer Europareise eine schwere Darminfektion. Er braucht über ein Jahr um sich zu erholen. Nach einiger Zeit wurde das „junge, intellektuelle Sensibelchen“ zur Erholung auf einen Pferdehof in New Mexiko geschickt. Hier erwachten seine Lebensgeister wieder. 1921 ging Robert mit zehn Bestnoten von der Ethical Cultural School.
Harvard
Mit 18 war Robert nun ausgewachsen. Er war, mit 1,80 m hoch gewachsen aber erschreckend hager. Er hatte in seinem Leben bisher nie mehr als 57 Kilo gewogen. 1922 ging Robert Oppenheimer nun an die Harvard-Universität, um Chemie zu studieren. Er war bald der Beste des Jahrgangs in Chemie, er hatte super Noten in Physik und in vielen anderen Fächern. Doch er wusste noch immer nicht was er werden wollte. Erst im Dritten Studienjahr merkte J. Robert Oppenheimer dass sein Herz für die Physik schlug. Dies verdankte er vor allem seinem Physik Professor Percy Bridgman. J. Robert Oppenheimer war ab diesem Zeitpunkt versessen auf Physik. 1925 schloss Oppenheimer sein Studium in Harvard mit „summa cum laude“ (mit größtem Lobe) ab. J. Robert Oppenheimer fuhr nun, mit dem Schiff nach England. Dort bekam er einen Platz am „Cavendish Laboratory“. Oppenheimer fühlte sich dort allerdings nicht sehr wohl, denn er war der Meinung, dass er unterfordert würde. Er musste höchst alltägliche Arbeiten ausführen. „die Laborarbeit ist entsetzlich langweilig“, schrieb er „und ich bin so schlecht darin, dass es mir unmöglich erscheint, dabei irgend etwas zu lernen.“ Also beschloss Oppenheimer nach Cambridge zurück zu gehen und sich von einem Psychiater begutachten zu lassen. Dieser stellte auch gleich eine „dementia Praecox“ fest, eine psychische Störung die mittlerweile nicht mehr als Krankheit anerkannt ist.
Oppenheimers Forschungen
1926 hatte Oppenheimer, nach gründlicher Einarbeitung in das Thema, mehrere Arbeiten veröffentlicht, in denen er versuchte zu zeigen, wie Quantenmechanik eine Anzahl komplexer Fragen der Atomstruktur löst. Durch diese Arbeiten wurde Max Born auf Oppenheimer aufmerksam und bot ihm einen Platz als Doktorand in Göttingen an. Hier kam es zum „Gedankenaustausch“ zwischen Oppenheimer und den großen Atom-Wissenschaftlern der Zeit (Heisenberg, Bohr, Fermi). Schon sehr schnell wurde Oppenheimer einer der großen Wissenschaftler der Quantenmechanik. Von 1926 bis 1929 verfasste und veröffentlichte er ganze sechzehn bedeutende Beiträge zur Quantenphysik. 6 davon auf Deutsch (u.a. die wichtige „Born-Oppenheimer-Approximation“). Außerdem hatte er große Verdienste bei der Anwendung der Quantenmechanik auf das Konzept des Elektronenspins. 1927 promovierte Oppenheimer „mit Auszeichnung“ was in Göttingen ein großes Lob war. Nun wusste Oppenheimer auch, was er machen wollte, wieder nach Amerika zurück kehren und „sein Leben der Entwicklung der Quantenphysik widmen“. Also nahm er eine Assistenzprofessor-Stelle in Berkeley, San Francisco an. Es war kein Zufall, dass er eine Stelle möglichst weit weg von seiner Heimat angenommen hatte. Möglichst weit weg von seiner erstickenden und gezwungenen Erziehung. Ab diesem Zeitpunkt unterschrieb er auch nicht mehr mit „Julius Robert Oppenheimer“ sondern nur noch mit „J. Robert Oppenheimer“ da der Name Julius von seinem Vater (auch Julius) stammte. Wenn er nun gefragt wurde was das „J.“ bedeutete, antwortete er meist: „gar nichts“. Da Oppenheimer merkte dass seine Kenntnisse in Mathe und Physik nicht die besten waren, bewarb er sich um ein Forschungsstipendium in Europa. 1928 ließ er sich also nach Europa einschiffen und besuchte alle großen europäischen Forschungszentren. Als Oppenheimer zurückgekommen war, versuchte er sich auch als Lehrer von Studenten. Die Studenten, die ihn verstanden, hingen ihm bald an den Lippen. Er bekam den Spitznamen „Oppi“ und erreichte bald „Kultstatus“. 1927 starb Robert Oppenheimers Vater und hinterließ ein beachtliches Vermögen, welches nun Robert und seine Geschwister erbten. Bei einem Besuch am Institute for Advanced Study lernte Oppenheimer Einstein (E=mc²) kennen, der „Hitlerdeutschland“ den Rücken gekehrt hatte.

Manhattan-Projekt
Inzwischen wurden immer mehr Dinge über Uran und seine Beschaffenheit klar. Es gab Thesen, in denen behauptet wurde, dass wenn man ein Uran-Atom teilen würde unvorstellbare Kräfte freigesetzt würden. Das bedeutete, dass man durch die Kompression und Teilung von Uran eine unmenschlich kraftvolle Bombe erlangen würde. Derweil (1939) spitzte sich die Lage in Deutschland zu und die USA hatten Angst, dass Nazi-Deutschland als erste eine Atombombe, wie die Uran-Atom-Spaltungsbombe genannt wurde, bauen könnte und in der Lage wäre, diese auch zu benutzen. Also beschloss man, den Nazis zuvor zu kommen und eine amerikanische Atombombe zu bauen. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Projekt Atombombe-Bauen als „Manhattan-Projekt“ bezeichnet. In Oppenheimers Leben trat nun eine Frau namens Kitty Harrison welche er 1941 auch heiratete. Ab 1942 wurde Oppenheimer der Leiter des Manhattan Projekts, da er das Projekt technisch interessant fand und gefragt worden war. Es war Oppenheimers Aufgabe, die besten Wissenschaftler der Welt zu überreden beim Manhattan Projekt mitzumachen. Dies war sehr schwer denn die Wissenschaftler durften niemandem sagen wo, an was und wie lange sie arbeiten würden. Oppenheimer verlegte das Projekt bald in der Wüste von New Mexiko. Dort in 2000 Metern Höhe wurde „Los Alamos“ (Dt. die Pappeln) errichtet. Die Wissenschaftler, die Oppenheimer überredet hatte, mussten nun wie die Ölsardinen in vorfabrizierten, engen, strafkolonieartigen Baracken hausen ohne jeglichen Luxus. Am Anfang gab es, um Geld zu sparen, nicht mal Heizung und Klimaanlage, doch die Organisatoren wurden durch die extreme Hitze bei Tag und die Kälte im Winter und in der Nacht schnell eines Besseren belehrt. Außerdem mangelte es oft an Wasser, da die Wasserleitungen einfroren. Schließlich beherbergte das streng geheime „Camp“ Los Alamos 3000 (dreitausend) Menschen. Für die Organisation des Manhattan Projekts war ein General namens Groves zuständig und Oppenheimer war hauptsächlich dafür da, seine Ideen einzubringen und die Wissenschaftler zu leiten. Sowohl General Groves als auch Oppenheimer wussten, dass der jeweils andere dringend notwendig für das Gelingen des Projekts war. Denn ohne das Organisationstalent und die Führungsqualitäten von General Groves oder ohne das Wissen und den Tatendrang von Oppenheimer wäre das Projekt wohl nicht gelungen. Das Manhattan Projekt war die größte Ansammlung von Wissenschaftlern, die zusammen an einem Projekt gearbeitet haben, die es je gab. Die besten Professoren der Welt waren in Los Alamos unter größter Geheimhaltung versammelt. Und alle waren motiviert von dem Gedanken, dass Nazi-Deutschland weiter sein könnte als sie und sie deshalb schneller sein müssten. Oppenheimer geriet immer mehr in Verdacht ein Spion der Kommunisten zu sein, da er früher in einer Linkspartei sehr engagiert gewesen war. Daher wurde er stets überwacht. Seine Familie, Kitty und sein Sohn, zogen 1943 auch nach Los Alamos um bei Oppenheimer zu sein, doch Oppenheimer musste immer wieder nach Berkeley zurück um die Verladung von Geräten zu überwachen. Dabei wurde er immer von FBI ausspioniert. In Berkeley traf Oppenheimer sich immer öfter mit einer Frau namens Jean Tatlock und fing schließlich ein Verhältnis mit ihr an. Das FBI berichtete dies natürlich General Groves und forderte diesen auf Oppenheimer zu feuern, da „Kommunisten und Ehebrecher nicht geduldet werden konnten“. Dieser war dagegen, Oppenheimer zu feuern, zwang ihn aber das Verhältnis mit Jean Tatlock aufzugeben. 1944 beging Jean Tatlock Selbstmord. Als die Nachricht vom Selbstmord, einen Monat später, bei Oppenheimer ankam, war dieser zutiefst bestürzt, verließ das Labor schweigend und verschwand einige Stunden im Wald. Zu der Zeit fing Oppenheimers Frau Kitty an zu trinken. Die Wissenschaftler in Los Alamos bekamen nun immer neue Erkenntnisse über Uran und wurden vor neue Probleme gestellt. Es war klar, dass zum Auslösen der Bombe eine „kritische Masse“ an Uran Isotop 235 erreicht werden müsste. Ein Wissenschaftler fand heraus, dass dies durch Kompression möglich sei. Nun gab es zwei verschiedene Thesen, wie man dies am besten anstellte. Der leitende General Grooves bekam derweil die Nachricht, dass Deutschland nicht in der Lage sei eine Atombombe zu bauen. Er gab diese wichtige Nachricht allerdings nicht weiter. Somit glaubten die Wissenschaftler nach wie vor, dass Nazi Deutschland jeden Moment die Atombombe einsetzten könne. Außerdem kam das Gerücht unter den Wissenschaftlern auf, dass die Deutschen weiter in der Entwicklung der Atombombe waren als sie selbst. Diese Information setzte die Wissenschaftler in Los Alamos unter starken Druck. Nach endlosen Test-Explosionen (um Los Alamos sah es bald aus als wäre eine Atombombe eingeschlagen) war klar, dass die Methode, die funktionieren könnte, die „Gun-Methode“ war. Dabei nahm man zwei (oder mehr) Teile Uran Isotop 235, die durch eine Explosion auf einander gepresst wurden. Dadurch wurde die Kritische Masse erreicht und es kam zur Kettenreaktion (siehe Abb. 1). Diese Methode wurde später für „Little Boy“ verwendet. Doch es gab noch eine andere Methode, von der wesentlich mehr Wissenschaftler überzeugt waren. Die „Kugel-Methode“. Bei dieser Methode wurde nicht mit Uran Isotop 235 sondern mit Plutonium Isotop 239 hantiert. Es gab einen „spaltbaren Kern“ und rundum symmetrisch angeordnete „Sprengstoff-Keile“, die gleichzeitig gezündet wurden (siehe Abb. 2). Diese Methode wurde, da sie sicherer war für die Test-Bombe „Trinity“, Fat Man und alle späteren Atombomben genutzt. 1945 verlor Oppenheimer stark an Gewicht. Mit 1,80 m wog er nur etwas über 70kg. Das lag an dem extremen Druck dem er ausgesetzt war. Er war der Typ Mensch der dies mit sich selbst ausmachte. Nach außen blieb er der „coole Kettenraucher“.
„Erschütterer der Welten“
Die Forschungen in Los Alamos wurden abgeschlossen. Die erste Atombombe der Welt sollte Trinity heißen und in der Wüste von New Mexiko, am „Punkt Null“, gezündet werden. Neun Kilometer davon entfernt wurde ein „Bunker“ errichtet. Am frühen Morgen (um 5:30 Uhr) des 6. Juli 1945 wurde Trinity gezündet. Ein heller Blitz durchzuckte die Dunkelheit. Dann folge eine unheimliche, stille Hitzeexplosion. Einen Moment später „fetzte das Gebrüll der Schockwelle über den Bunker ... Die Menschen im Bunker sahen von Ehrfurcht ergriffen zu, wie ein riesiger geschmolzener Feuerball vom Horizont aufstieg ... Es bildete sich ein übergroßer Wolkenpilz...“. An Oppenheimers Gesicht war abzulesen, wie entsetzt er war. Ihm gingen Worte aus der „Bhagavadgita“, dem heiligen Buch der Hindus, durch den Kopf:
„Ich bin der Tod, der alles raubt, Erschütterer der Welten.“
Trinity hatte eine Kraft wie zwanzigtausend Tonnen TNT. Der Stahlturm auf dem Trinity angebracht gewesen war, war verdampft. Der Sand um den Turm herum war zu Glas verschmolzen. Die Menschheit war ins Atomzeitalter gekommen. Am 6. August 1945, also 21 Tage nach Trinity wurde „Little Boy“ (Dt. kleiner Junge) über Hiroshima abgeworfen. Drei Tage später, also am 9. August 1945 warfen die USA „Fat Man“ (Dt. dicker Mann) über Nagasaki ab. Insgesamt kamen durch die beiden Atombomben 126.000 Menschen sofort um und 90.000 Menschen starben offiziell an den Folgen. Wie viele Menschen wirklich an den Folgen und Spätfolgen umkamen ist unklar, doch es waren auf jeden Fall mehr als 100.000. Die „militärische Notwendigkeit“ ist extrem unklar. Es gab Hinweise dass der Japanische Kaiser schon vor dem Atom-Angriff zur Kapitulation bereit war.
Oppenheimer nach der Bombe
Oppenheimer kam immer mehr in Konflikt mit seiner Rolle als „Vater der Atombombe“. Zwar war er nach wie vor stolz der „Vater der Atombombe“ zu sein, doch er bekam starke Schuldgefühle. Während des Manhattan Projekts gab es ein paar Wissenschaftler, die erkannt hatten, an was sie da arbeiteten und eine Petition gegen die Bombe ausgearbeitet hatten. Oppenheimer hatte diese nicht unterschrieben. Jetzt fühlte er sich schuldig. Vorher hatten Wissenschaftler gesagt dass sie die Bombe nur entwickelt hätten und für deren Einsatz nicht verantwortlich seien. Doch Oppenheimer sah dies anders. Dem neuen Präsidenten, Truman, gegenüber bekannte er: „Mr. Präsident, an meinen Händen klebt Blut“. Truman soll ein Taschentuch gezückt haben und kühl geantwortet haben: „Wollen Sie es abwischen?“. 1947 nahm Oppenheimer einen Posten als Vorsitzender des Beratungskomitees des General Advisory Comittee der Atomic Energy Commission an. Er war dort sehr aktiv denn der Posten machte ihm Spaß. Es waren schwere Zeiten für Amerika. Denn es war die „kälteste Phase des kalten Krieges“. Amerikas Truppen kämpften gegen Kommunisten in Korea und Russland verkündete, dass auch sie eine Atombombe besitzen würden. Die Amerikaner überlegten eine Wasserstoffbombe zu bauen, welche, nach vorsichtigen Schätzungen, hundert mal kräftiger sei, als die normale Atombombe. Die von Oppenheimer geleitete Atomic Energy Commission riet der Amerikanischen Regierung davon allerdings ab. Vorerst. Denn bald hob der Vorsitzende der Atomic Energy Commission, Lewis L. Strauß, diese Entscheidung auf. Die Zeiten wurden immer schwieriger. Agenten wurden erwischt, den Russen „atomare Geheimnisse“ übermittelt zu haben und ein Senator namens McCarthy startete eine „Hexenjagd“ nach Kommunisten, die vielen Unschuldigen die Laufbahn zerstörte. Die McCarthy-Ära brach an. Oppenheimer fühlte sich ziemlich sicher. Er war zwar mal in einer Linkspartei gewesen und hatte Schwierigkeiten mit dem FBI, doch er hatte eine wichtige Rolle für die USA gespielt und hatte Freunde in ausgesprochen hohen Positionen. Oppenheimer war nie sehr nachsichtig mit weniger Begabten gewesen, doch jetzt wurde er richtig hochnäsig. Das zeigte er auch dem Vorsitzenden der Atomic Energy Commision, Lewis L. Strauß, der Oppenheimers zurückhaltende, behutsame Vorgehensweise, im Bezug auf die Wasserstoffbombe, nicht ausstehen konnte. Oppenheimer war gegen den Bau der Wasserstoffbombe, doch Lewis L. Strauß war total dafür. Strauß hatte den Grundsatz, wer nicht meiner Meinung ist, kann gehen. Daher ließ er Oppenheimer überprüfen. Da Oppenheimer sich 1953 bei einer öffentlichen Anhörung mächtig über Lewis lustig gemacht hatte, behauptete er dass sein Mitarbeiter Robert J. Oppenheimer mit großer Wahrscheinlichkeit ein Spion der Sowjetunion sei. 1954 wurde Oppenheimer zu einer Sicherheitsanhörung geladen. Er wurde des „Umgangs mit bekannten Kommunisten“(damit war sein Bruder gemeint) beschuldigt und der Untreue während des Manhattan Projekts. Außerdem beschuldigte man ihn gegen die Wasserstoffbombe zu sein, womit er seine Aufgabe nicht erfülle. Am Anfang der Anhörung war Oppenheimer fest davon überzeugt, unschuldig zu sein doch ihm kamen Zweifel. Er war zwar stets treu dem Militär, seinem Arbeitgeber, gewesen; doch bereitete ihm genau dies schlaflose Nächte. War es richtig Wissenschaft für das Militär zu betreiben? Wissenschaft sollte doch für die Menschen sein und nicht, wie im Falle einer Bombe, gegen die Menschen, oder? Oppenheimer sagte: Ich frage mich „ob wir Physiker unseren Regierungen nicht zuweilen eine zu große, eine zu ungeprüfte Loyalität gegeben haben. ...Wir haben die besten Jahre unseres Lebens damit verbracht, immer perfektere Zerstörungsmittel zu finden ... und ich habe in den Eingeweiden das Gefühl, dass dies falsch war. ...Wir haben die Arbeit des Teufels getan...“ Die Untersuchungskommission musste bald einräumen, dass Oppenheimer seine Meinung frei äußern durfte und des Verrats nicht schuldig sei. Doch man entzog Oppenheimer trotzdem seine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“. Dies bedeutete, dass Oppenheimer nicht mehr an Geheimunterlagen kam und aus dem Regierungsdienst entlassen wurde. Damit war Oppenheimer nicht mehr in der Lage „politischen Einfluss“ auszuüben. Die Öffentlichkeit war darüber empört. In einer großen Zeitung hieß es, dies sei der größte Rechtsirrtum des Jahres. Oppenheimer kehrte gedemütigt in das Institute for Advanced Studies zurück. Wieder wurden seine Wohnung verwanzt und seine Telefonate abgehört. Als ihn ein Kollege fragte warum er Amerika nicht verlasse, antwortete der sonst so gefasste Oppenheimer, Tränen überströmt: „Verdammt, ich liebe nun einmal dieses Land!“. In den Monaten nach der Anhörung veränderte Oppenheimer sich extrem. Sein Haar wurde grau, er wurde wieder mal dünn wie ein Skelett und entwickelte immer mehr Ticks. Außerdem pflegte er seiner Frau Kitty bei ihren allabendlichen „Alkohol-Exzessen“ Gesellschaft zu leisten. Erst neun Jahre nach der Anhörung wurde Oppenheimers Arbeit während des Manhattan Projekts gewürdigt. Im November 1963 schlug Präsident Kennedy vor, ihm den Enrico-Fermi-Preis zu verleihen und wurde am selben Tag in Dallas ermordet. Es sollte Oppenheimers „Rehabilitation“ sein. Schließlich kam der neue Präsident Johnson Kennedys Wunsch nach und verlieh dem verschrumpelten Oppenheimer den Enrico-Fermi-Preis für seine Leistungen während des Manhattan Projekts. Doch seine „politische Unbedenklichkeit“ bekam Oppenheimer nicht zurück. Knapp vier Jahre nach der Preis-Verleihung, am 18. Februar 1967 starb Oppenheimer an Kehlkopfkrebs. Der Krebs war wohl eine Folge der Strahlung, der er während den vielen Atomtests ausgesetzt war.
Auszeichnungen
1963 erhielt Oppenheimer mit dem Enrico-Fermi-Preis die höchste Auszeichnung der Atomenergiebehörde.
Schriften
Zu seinen Schriften gehören Science and the Common Understanding (1954, Wissenschaft und allgemeines Denken) und Lectures on Electrodynamics (1970 postum veröffentlicht).
Literatur
- Heinar Kipphardt: In der Sache J. Robert Oppenheimer, edition suhrkamp Nr. 64, ISBN 3518100645
- Paul Strathern: Oppenheimer & die Bombe, Fischer Verlag, ISBN 3-596-14119-2
- Klaus Hoffmann: J. Robert Oppenheimer, Schöpfer der ersten Atombombe, Springer-Verlag, ISBN 3-540-59330-6
Weblinks
- Vorlage:PND
- http://www.stern.de/wissenschaft/mensch/522990.html?nv=cp_L1_as
- 100. Geburtstag von Robert Oppenheimer - Der Mann, der die Bombe baute
Personendaten | |
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NAME | Oppenheimer, J. Robert |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 22. April 1904 |
GEBURTSORT | New York |
STERBEDATUM | 18. Februar 1967 |
STERBEORT | Princeton, New Jersey, USA |