Zum Inhalt springen

Politische Korrektheit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. August 2003 um 00:08 Uhr durch 80.135.79.18 (Diskussion) (Der auf Binnen-I verlinkte UNESCO-Text findet die "gesplittete" Schreibweise PC. Ätschbätsch ;-)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Ursprünglich war der Begriff politisch korrekt eine positiv gemeinte Bezeichnung für die loyale Unterstützung einer politischen Partei, und wandelte sich später zu einer ironisch überspitzten Bezeichnung für "übertriebene Parteitreue".

Seit den 1980er Jahren wurde er dazu benutzt, die so genannten speech codes zu bezeichnen, die mit dem Ziel der Würdigung ethnischer, sexueller und kultureller Unterschiede an den amerikanischen Universitäten eingeführt wurden und in diesem Sinne wird er bis heute benutzt. Erst seit den 1990er Jahren wurde die Bezeichnung "politisch Korrekt" für alternative gesellschafliche Praktiken auch vermehrt in abwertender Weise von Kritikern zur Verteidigung des herkömmlichen Sprachgebrauchs verwendet.

Heute wird der Begriff "politisch korrekt" ("Political Correctness", "PC" ausgesprochen: "pie sie") von einigen ernsthaft, von anderen ironisch gebraucht und bezeichnet Bemühungen, vor allem über die Sprache einen kulturellen Wechsel herbeizuführen, die Benachteilung von Frauen (siehe auch Feminismus), ethnischen Minderheiten, sowie sexuelle Diskriminierungen (z. B. gegenüber Homosexuellen) zu unterbinden.

So hat sich z.B. als geschlechtsneutrale Formulierung im geschriebenen Deutschen das Binnen-I teilweise etabliert: (ArbeitnehmerIn)

Studenten werden aus dem gleichen Grund Studierende, "Zigeuner" werden Sinti und Roma genannt, da sie sich selbst so bezeichnen.

Mitunter haben die Bemühungen um politische Korrektheit neue, nicht nur sprachliche Probleme geschaffen. So werden im letzteren Fall durch das Herausheben zweier Gruppen der Zigeuner die anderen zahlreichen Gruppen neuerlich zurückgesetzt.

Slavoj Zizek weist darauf hin, dass sich politisch korrekte Begriffe "abnutzen", wenn sie mit einer gewissen Aggressivität weiter benutzt werden. So sei durch einen fortwährenden Ersatz "Negro - black people - coloured people - Afro-Americans" nichts gewonnen, wenn nicht den Worten eine tatsächliche Integration folgt. Der heutige "Exzess" der politischen Korrektheit enthülle die Unfähigkeit die tatsächlichen Ursachen von Rassismus und Sexismus zu überwinden. Er meint, dass die Geisteshaltung der politischen Korrektheit versucht, alle Spuren der Begegnung mit "dem Realen" zu beseitigen. Die Barbarei des Westens zeige sich seiner Meinung nach in der Gleichgültigkeit, mit der bei Polizeiaktionen der NATO tote Zivilpersonen als unvermeidliche Kollateralschäden in Kauf genommen werden.

Befürworterinnen und Befürworter argumentieren jedoch dahingehend, dass Sprache politisch nicht neutral, sondern gleichzeitig Ergebnis einer sozialen Konstruktion und Mittel gesellschaftlicher Praxis sei. Die Sprache tradiere und verfestige Hierarchien oder könne als als Mittel sozialen Protestes eben diese Hierarchien untergraben. Tatsache ist, dass die Sprache das Bewusstsein und die Vorstellungen der sprechenden/schreibenden und der zuhörenden/lesenden Personen beeinflusst. So haben zum Beispiel die Wissenschaftlerinnen Dagmar Stahlberg und Sabine Sczesny von der Universität Mannheim in mehreren Studien nachgewiesen, dass Frauen, wenn sie nicht explizit erwähnt werden (also das so genannte generische Maskulinum benutzt wird), auch nicht "mitgedacht" werden.


Siehe auch